Faksimile 0130 | Seite 122
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betten Um-Betten
Bétten, intr. (haben): das Bett, die Betten machen,
namentl. auch mit Dat.: Einem (ſich) ein Lager be-
reiten, und tr.: Einen (ſich) ins Bett, in ein Lager
legen; Etwas hinlegen. 1) intr.: ohne Zuſatz: Willſt
du unſern Haushalt verſehen, kochen, b., waſchen? Grimm M.
179; IP. 21, 118; V. Od. 4, 301; Sie kochen übel und
b. nicht wohl. Weidner 175 ꝛc.; Sanft auch bettet das Gras
[bietet ein ſanftes Lager]. V. Ov. 2, 188. 2) oft mit
hinzutretendem perſönl. Dat., vgl.: Wie man bettet, ſo
liegt man. Gotthelf U. 2, 330; Klinger F. 93 ꝛc.; Wie man
ſich bettet, ſo ſchläft man. HSmidt Devr. 37; Willt du wohl
liegen, ſo bette dir wohl. Schottel 1115b; Schlummere, wie du
dir ſelber gebettet. MBeer Ar. 95; Wem die Liebe bettet, ruhet
gut. Chamiſſo 6, 277; Ein Thor, wenn ich mir ſchlechter bet-
tete. Forſter Br. 1, 825; Nachzuſehn, | ob ihr gebettet wäre.
Simrock Gudr. 1324 ꝛc. Mit Ortsbeſtimmung, theils auf
die Frage ,,wo“: Laß im Kriegeszelt | mich b., dir zur
Nacht. H. 8, 334; Vögel, denen ſchlecht darin gebettet war.
Kohl J. 1, 315; Ich bette dir ſanft im luftigen Saal. Schmidt-
Phiſeldeck 7; Ward ihm ſanft | gebettet unter den Hufen ſei-
ner Roſſe? Sch. 395a; Auf ihrem Sarge mir zu b. 431a ꝛc.,
theils auf die Frage „wohin“, vgl.: Ich bette mir in
der Kammer, und: Ich bette mir aus der Stube in die Kam-
mer; Bettet’ ich mir in die Hölle, ſiehe ſo biſt du auch da
(ſ. 3). Pſ. 139, 8; Bett’ ihm unter die Stiegen. HSacho
3, 2, 48b ꝛc., ſ. 4 und 6. 3) Wie bei andern In-
tranſ. (einen Gang gehen; einen Kampf, eine Schlacht
kämpfen ꝛc.) auch: Ein Bett, Lager ꝛc. betten. So lau-
tet die unter 2 angeführte Stelle Pſalm 139, 8 bei Men-
delsſohn: Bettete ich mir die Unterwelt, machte, wählte ich
die Unterwelt mir zum Bett ꝛc. So: Ein Bette b.
[machen]. IP. 54, 24; Schweinichen 1, 260; Mit Fleiß
das wärmende Lager gebettet. V. Od. 23, 291 ꝛc.; Bett
ihm im kühlen Schatten | die ſtille ſanfte Ruh! | bett ihm
im kühlen Grabe | den letzten weichen Pfühl. Arndt 539;
Ein menſchliches Daſein, das ihm der Zufall ſanft genug
bettete. Gutzkow B. XXX; Nie bettete Demeter’s goldene
Saaten | der Pflug vormals die Furche hier. WHumboldt 1,
370; Sich darin ein Bette der Ehre b. IP. 33, 87 ꝛc.
4) Vollſtändig tr.: Einen, Etwas b., ins Bett, in ein
Lager (allgem.) legen. In einzelnen Fällen iſt der Unter-
ſchied in der Bed. von 2 nicht erheblich und kann z. B.
in folgenden auch durch die Form nicht unterſchiedenen
Sätzen fraglich bleiben: Wer ſich zu Hunden bettet, ſteht
mit Flöhen auf. Sprchw.; Da haben wir uns ſchön gebettet
[ſind wir in einer ſchönen Lage, ironiſch]. G. 19, 316;
Sie fühlten von dem Dornenpfühl auf Roſen ſich gebettet.
Rückert Roſt. 56b, ſiehe dagegen mit deutlichem Dat.:
Den Gefangenen [Mz.] bettet man nicht auf Roſen. Hebel
3, 445; und mit Accuſ.: Könnt’ ich mich auf Roſen b.
G. 6, 156; Das gräßliche Geſpenſt des Argwohns bettete
ſich neben ihm, wenn er ſchlafen ging. Sch. 711a; Zwar hat
euch hier der Zufall hart gebettet. W. 20, 189 ꝛc. In an-
dern Fällen iſt der Unterſchied ſtärker, vgl.: „Iſt der
Mutter Bett bereitet?“ .. Auch gebettet iſt der Mutter. Ger-
hard Wila 1, 88; Sie hatte dem Kranken ein neues Lager
gebettet; aber als ſie ihn in dies Lager b. wollte, war er be-
reits todt; Es braucht des dienſtbarn Stahls hier nur drei
Zoll, | ſo bett’ ich Dem auf immer [bereite ihm eine ewige
Ruheſtätte, das Grab]. V. Sh. 1, 48; Drum liegt mein
Sohn im Schlamm gebettet [begraben]. 76; Sich zu Einem,
mit Einem zuſammen, von Einem b. ꝛc., ſ. Zſſtzg. und 5
und 6. 5) In der Fügung 4 ohne Orts-Beſt.: um
ſie und alle Menſchen ſanft zu b. Claudius 6, 110; Wohl-
gebettet warſt du, und Stroh erwartet dich. G. 29, 224;
Bin ich doch wohlgebettet [geborgen]. 7, 58; Heine R. 3,
42; Prutz Muſ. 1, 208; Reithard 9; Als .. die Stürme ſich
gebettet [gelegt]. Rückert Mak. 1, 44; Mich zu b. blieb der
Pfühl des Mangels nur. 2, 175; 130 ꝛc. 6) Zu 4, mit
Orts-Beſt., durch Präpoſ. theils mit Dat., theils mit
Accuſ., vgl.: Daß er an ihre Seite unter dem Raſen ge-
bettet wurde [an die Seite der vor ihm verſtorbenen
Frau]. Scherr Graz. 1, 121; Er tödtete ſich mit ſeiner Braut
und ſein Wunſch war, daß er an ihrer Seite unter den
Raſen gebettet würde ꝛc., z. B. mit Accuſ.: Beck Arm.
315; Ich bett’ es auf weiches Gras. B. 48a; Chamiſſo 3,
154; 353; Freiligrath Garb. 30; Ins Sichere willſt du dich
b. G. 3, 54; H. R. 7, 18; IGJacobi 1, 83; Bettete ich
mich auf das harte Steinpflaſter. Muſäus M. 3, 87; Prutz
Woch. 125; Ruge Nov. 268; Ein Gehöft, das zwiſchen zwei
Obſtbaumgärten recht behaglich gebettet [gelegen] war. Scherr
Graz. 1, 68; Tſchudi Th. 270 ꝛc. Dagegen mit Dat.:
Nächtlich neben ihr gebettet | auf verfaulter Binſenmatte. Beck
Arm. 276; Laß im Irrthum ſie gebettet [ruhen]. G. 3, 54;
Nur weiß ich hier mich nicht bequem zu b. 2, 229; 4, 26;
Stein 1, 332; Gutzkow R. 8, 357; Körner 18b; Rückert
Morg. 1, 39; Erb. 1, 103; Nal. 36; 177; Roſt. 86;
101a; Sich in ſeinem Herzen gebettet [inſinuiert]. Seals-
Keld Leg. 2, 65; Simrock Gudr. 70 ꝛc.
Zſſtzg. meiſt tr., z. B.: Áb-: das Bette oder La-
ger entfernen: Der Doktor hatte ſich längſt weggebettet
unten hinab und vom Doktor ſich wieder weit abgebettet der
Brunnenarzt ... in einer geiſtigen Eheſcheidung. IP.; Zu
Alarich’s Begräbnis betteten die Gothen den Buſento ab [lei-
teten ihn in ein andres Bett]. Án-: das Lager
neben Einem aufſchlagen. Āūf-: 1) ein Bett auf-
ſchlagen. 2) Der Todte liegt aufgebettet, auf dem Pa-
radebett. 3) Verdammt hoch aufgebettet [aufgeſtapelt].
IP. 10, 166. 4) ſ. zu-b. Āūs-: Gäſte a., hin-
aus-b., ihnen außer dem Hauſe ꝛc. ein Lager bereiten.
Eīn-: hinein-b., in ein Bett oder Lager bringen,
eigentl. und übertr.: Die Gachet haſt du ſo warm in deine
Begeiſterung eingebettet. KBrentano Fr. 1, 201; Daß das
Meer ſie fortſchwemmte und in die neue Schicht einbettete.
Burmeiſter Gſch. 5; 165 u. v.; Himmliſches Nindiri, daß
du ſo treulich dich eingebettet unter das Dach deiner Bäume.
Scherr Nem. 2, 207. Fórt-: ſ. weg-b. Hêr-,
Hín- ꝛc.: Und bettete ihn ſanft in eine Krippe hin. Clau-
dius 5, 143; Des lang hinbettenden Todes. V. Od. 19, 145.
Er hat ſich zu mir hergebettet ꝛc. Ich bette mich in die
Stube nach dem Garten hinaus. Voigts H. 222. Nicht
tief genug kann ich mich in die Gruben ſeines tiefen Denkens
hinein-b. Brentano Fr. 1, 28. Nun die Theologie hinüber
ins philoſophiſche Klima ... gebettet iſt. Claudius 6, 85.
Jch habe mich ganz hinweggebettet [Drckf.: hingebettet].
G. 18, 122 ꝛc. Stréck-: auf ein Streckbett legen:
Die geſtreckbetteten Seminariſten. Goltz 3, 275. I. Über-:
ein Bette bildend überbedecken: Neue Schichten überbette-
ten die frühere und betteten ſo die ältern Organismen unter
(ein, umbetteten ſie). II. ūber-: ſ. hinüber-b.
I. Um-: ſ. I. überbetten. II. Úm-: Den Kranken
um-b., in ein andres Bett bringen. Lewald W. 1, 391 ꝛc.
Únter-: Etwas als Bett oder Lager unterlegen:
Daß ſie die Roſen zum Sybaritenpolſter unter-b. IP.; Daß
man der Fürſtenkrone ſchon früh die Dornenkrone unterbette.
Derſ.: auch Etwas tiefer betten, ſ. über-b. I. Wég-:
ab-, hinweg-b. Zū-: ein Bett, Lager zumachen,
ſchließen, vgl. ein-b.; Die Bienen betten zu, verſchließen
die Zellen, worin die ausgewachsne Made ſich verpuppt,
vgl. zudeckeln, Ggſtz.: auf-b., die zugedeckelten Zellen
öſſnen. Zuſámmen-: in ein gemeinſames Bett
legen ꝛc.