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besser
Béſſer, a.: Komparativ (wie ,,beſt“ Superlativ)
zu ,„gut“ (ſ. d.) und „wohl“ (ſ. d. und vgl. baß):
1) Hätten ſie von deinem Guten | freundlich dir erzählt | mit
verſtändig treuen Winken, | wie man Beſſres wählt: | o ge-
wiß! das Allerbeſte | blieb mir nicht verhehlt. G. 4, 42;
Es giebt Perſonen, denen ich wohl will und wünſchte ihnen b.
wollen zu können. 3, 179 ꝛc.; Das Beßre iſt des Guten
Feind; Reden iſtgut,ſchweigen iſt b.; „Wie geht’s?“ Es muß
gut ſein bis es b. wird; Einſt kann es b. werden, | dach nie-
mals wird es gut. Beck Arm. 85; Er befindet ſich, wenn
auch noch nicht wohl, doch b. als geſtern; „Jſt der Pfeffer
wohl [gehörig] geſtoßen?“ Nein, er muß noch b. geſtoßen
werden; Haſt du’s auch wohl überlegt? überleg’s noch b, ꝛc.
ſ. 4. 2) Von dem Ew. „gut“ bildet die hochd.
Sprache im Allgemeinen nur den Kompar. b., von,
wohl“ (ſ. d.) finden ſich aber, wenn es ſich um das
Befinden handelt, im Sinn des Behaglichen auch die
Steigerungsformen: „wohler, am wohlſten“, in der
Verbindung: Er iſt, befindet ſich, fühlt ſich, ihm iſt, wird
wohler ꝛc., Etwas thut, macht wohlerꝛc.: Es pird dir wohl|
auf dieſem Wege werden, wohler noch, wenn du das Heilig-:
thum erreichſt. G.; Nicht die Erſcheinung einer Gottheit hätte
ihm wohler thun können. Mörike U. ä. m., vgl.: Daß men
ſich ... lieber weniger wohl [behaglich] und wahrhaft beſſer
zu ſein ſehnte. Niebuhr Nachg. 262. Dagegen: Es geht
mir wieder b., oder wohler, Etwas bekommt, behagt, gefällt
mir b., am beſten ꝛc., in welchen Wendungen der Sprach-
gebrauchkein,,wohler“verſtattet. 3) Tritt,,gutund
„wohl“ als Beſtimmungswort in Zſſtzg., von Ewcna-
mentlich in Partizipien auf, ſo finden ſich, wenn die
Zſſtzg. nur loſe ſind, d. h. das Beſtimmungswort auch
ſelbſtſtändig aufgefaſſt und von dem beſtimmten ge-,
trennt werden kann, Doppelformen, vgl. z. B.: „Ich
meine es wohl (gut) mit dir.“ Er meint es b., am beſten.
Den redlichſten, wohlmeinendſten Mann. Forſter Br. 1, 110; -
Bei der wohlgemeinte ſten und wohlgeſprochen ſten Er-
mahnung. Immermann M. 4, 141;. Die b eſtgemeinte Ex-
mahnung; Die beſſer (beſt) erzogenen Arbeiter. Kohl, E. 2,
358 (357); Wohlgeordneter imInnern als es je war,,
Falmerayer Mor. 1, 28; Die Sachen ſind in dieſem Werke b.
geordnet. Einige nennen ſich die Beſſergebornen. Klinger
6, 89; Ich lerne mehr [von der Mißgeburt] als von dem,
wohlgeborenſten Mann. IP. Katzb. 1. 145; Der mohl-
gebildetſten Geſtalten. WHumboldt 3, 144, Von- dem
übelberathnen an den beſſerberathenen König appellieren;
Die beſſer unterrichteten Zuſchauer. L. 3, 343. Der beft
und reinlichſt gekleidete unter den Buben. Keller gH. 1, 230;
Der wohlklingendſte italiäniſche Dichter, W. 15 XIII.;
Die beſtklingende Entſchuldigung; Beſt-behaart, friſiert. G.
21, 190; eingerichtet. Bodenſtedt 2, 238; vergüldet. Hagedorn
3, 145; geartet. Immermann M. 2, 88; gedacht. Klinger 11,
250; montiert. Sch. 356b; bewacht. Stahr Weim. 435. So
auch: Des Geſchäfts b. kundig; Der Sache b. verſtändig:
Berlichingen 71 u. ä. m. Vgl.: Nirgend iſt .. das Gehölze
dichtverwachſener. Fallmerayer Or. 1, 55 [dichter verwach-
ſen]; Deſto tiefgebeugter. G. 31, 11 [tiefer gebeugt]; Für
den ſchwach denkendſten Theil. L. 12, 352[ſchwächſtdenken-
den]; Schwerſchmelzbarer als dieſes. Mitſcherlich 2, 2, 211
[ſchwerer ſchmelzbar] u. ä. m. Wo aber das Beſtim-
mungswort nicht ſo zu trennen iſt, kann die Steigerung
auch nur das Grundwort treffen, z. B. vgl.: Gut-
artiger; beſſergeartet; der gutmüthigſte Narr; Ich war
nie beſſer gelaunt, nie wohlgemuther; Der wohlhabendſte,
beſtbegütert e Mann; Ich kenne kein wohlthuenderes Ge-
fühl; Der bei dieſem Geſchäft immer noch b. thuende, „fah-
rende Kaufmann; Sie ſah das ihr am beſten gefallende Kleid
mit dem wohlgefälligſten Lächeln an. u. ä. m. Bei
andern Redetheilen kann natürlich im Allgemeinen von
Steigerung nicht die Rede ſein, doch finden ſich in ein-
zelnen Fällen Auflöſungen, vgl. z. B. zu ,,Wohlwollen“
Dies zog ihm nicht den beſten Willen ſeiner Kollegen zu. G.
39,-368; Das Wohl- (beſſre, beſte) Gedeihen der Pflanzen;
Ich wünſche dir Wohl- (das beſte) Ergehn; Nach Gutdünken;
nach beſtem Dünken (Wiſſen), u. ä. m. Sonſt können
hier leicht die Steigrungsgrade mit „gut, wohl“ zu-
ſammenſtoßen: Die beſte Wohlfahrt; Keiner hat ein beſſres
Gutachten abgegeben als er; Die beſte Gutthat. Rückert Mak.
1, 134; In beſſerem [größerm] Wohlſtand leben ꝛc. Vgl.:
B–e gute Freunde gefunden als ſeine Gläubiger. Gutzkow R.
2, 154 [gute Freunde, die es b. mit ihm gemeint].
Denn wir bäueriſch treues Blut | ſind doch immer Euer beſtes
Gut. G. 6, 43 u. ä. m., wie umgekehrt: Einem gute
Beſſerung wünſchen ꝛc. 4) In Bezug auf die Bedeu-
tungſ. ,,gut“und ,,wohl“ z.B.: Der b–e [klügere, ge-
ſcheitre, ironiſch] Herr Lange aber. L. 3, 358; Der beßre
Menſch tritt in die Welt | mit fröhlichem Vertrauen. Sch. 88b;
Du darfſt nur den Pelikan anſetzen. Oder b. und klüger: Du
gehſt ꝛc. 118a (vgl. kurz und gut); Der iſt vernünftiger
u. auch b. auf[gewöhnlich,,gegen“]die armen Leute. Kinkel
E. 416; B. iſt b. G. 5,20; L. 1, 533 u. o. Das Beßre
verdient den Vorzug vox dem Guten (ſprichwörtl. Ausruf
Derer, die, um ganz ſicher zu gehen, noch mehrals das
Ausreichendeanwenden) u.ä. m. Dem,,wohl“, im
Sinne von „gehörig, tüchtig, im hohen Grade“ ent-
ſpricht b. in der Volksſprache zuweilen = mehr, ſtär-
ker: Dem Blut der Beſprengung, das da. b. redet als Abels.
Hebr, 12, 24; .Jammerten ganz erbärmlich, Einer immer b.
als der Andre. Grimm M. 127; auch örtlich = weiter:
omm b. her. Auerbach Barf. 31; Wie Horaz b. unten ſagt.
W. Hor, Br. 2, 255, und ſo oft im brem. Wörterbuch,
z. B.: 1, 97 ꝛc. 5) mit perſönlichen Dat.: Ihm
wäre,| b., wär’ er nie zur Welt geboren. Chamiſſo ꝛc.; bei
ausgelaſſnem Zeitw. nur mit.,,für“: B. für ihn, er
wäre ꝛc. Abhängige Sätze mit „daß, wenn“ ꝛc.: B.
(daß) du ſtirbſt, als daß du die Wahrheit verleugneſt, oder
dafür auch der Jnfinitiv voraufgehnd ohne „zu
nachfolgend mit oderohne ,,zu“ oder auch das Partic.:
Sterben iſt.b. als die Wahrheit, (zu) verleugnen; Es iſt b.
(zu) ſterben als ꝛc.;.B, geſtorben, als die Wahrheit verleug-
net!; Es iſtb. freien, denn Brunſt leiden., Bibel; Daß esb.
iſt, zu ſterben, weil man lebte, als zu leben,. weil. man nie ge-
lebt. Hölderlin H, 1, 68; B., bewahrt, alsbeklagt!; B., in der
Achtals in der Hacht! ꝛc. Übertr.: Deſto, (um) ſovielb., u.
ä. m. wie bei jedem Kompar.. ſ. „deſto“ ꝛc. 6) als
Hw. von Perſ.: Ach, es giebt den B–n nicht auf Erden: Cha-
miſſa; Der König ſei der beßre Mann, | ſonſt ſeider Beßre Kö-
nig. Claudius ꝛc.; zuw. wie im Engl.: Eine reiche Erbin ..,
deren-Geld. ihn auf der Stelle | zu deinemB–n macht. W.
HB. 1 110, zu Einem, der b., d. h. vornehmer iſt als
du [your betters ]. Sachlich: Mein Gaul iſt ſo mir
gut genug, | ich will für Beßres danken.. Chamiſſo; Wenn’s
dir in Kopf und Buſen ſchwirrt, |was willſt du Beßres.ha-
hen? G.; Was hat der arme Menſch Beſſers als Worte. 10,
92; Nichts Beſſers weiß ich mir. 11, 38; Man muß das
B–e [Beſte] hoffen. Gotthelf G. 314; Schlechtes wählen und
dem B–n entſagen ꝛc. Namentlich beachte man den Ge-
nitiv: Belehrt und ermahnt ihn eines Beſſern. Claudius 5,
77; Eines Beſſern überzeugen. G. 39, 122, ſich beſinnen ꝛc.
Anm. Mundartlich in der Schweiz: Die Mehbeſſern
(mehr b., doppelter Kompar.), z. B.: Gotthelf Sch. 114;
307 ꝛc., wgl.: Beſſeer wird der Brei„ec. Strotſ. Kochb.
1, XXIII.