Faksimile 0126 | Seite 118
Faksimile 0126 | Seite 118
Faksimile 0126 | Seite 118
besser
Bésser, a.:
Komparativ (wie ,,best“ Superlativ) zu ,„gut“ (s. d.) und „wohl“ (s. d. und vgl. baß): 1) Hätten sie von deinem Guten | freundlich dir erzählt | mit verständig treuen Winken, | wie man Bessres wählt: | o gewiß! das Allerbeste | blieb mir nicht verhehlt. G. 4, 42; Es giebt Personen, denen ich wohl will und wünschte ihnen b. wollen zu können. 3, 179 etc.; Das Beßre ist des Guten Feind; Reden istgut,schweigen ist b.; „Wie geht’s?“ Es muß gut sein bis es b. wird; Einst kann es b. werden, | dach niemals wird es gut. Beck Arm. 85; Er befindet sich, wenn auch noch nicht wohl, doch b. als gestern; „Jst der Pfeffer wohl [gehörig] gestoßen?“ Nein, er muß noch b. gestoßen werden; Hast du’s auch wohl überlegt? überleg’s noch b, etc. s. 4. 2) Von dem Ew. „gut“ bildet die hochd. Sprache im Allgemeinen nur den Kompar. b., von, wohl“ (s. d.) finden sich aber, wenn es sich um das Befinden handelt, im Sinn des Behaglichen auch die Steigerungsformen: „wohler, am wohlsten“, in der Verbindung: Er ist, befindet sich, fühlt sich, ihm ist, wird wohler etc., Etwas thut, macht wohleretc.: Es pird dir wohl| auf diesem Wege werden, wohler noch, wenn du das Heilig-: thum erreichst. G.; Nicht die Erscheinung einer Gottheit hätte ihm wohler thun können. Mörike U. ä. m., vgl.: Daß men sich ... lieber weniger wohl [behaglich] und wahrhaft besser zu sein sehnte. Niebuhr Nachg. 262. Dagegen: Es geht mir wieder b., oder wohler, Etwas bekommt, behagt, gefällt mir b., am besten etc., in welchen Wendungen der Sprachgebrauchkein,,wohler“verstattet. 3) Tritt,,gutund „wohl“ als Bestimmungswort in Zsstzg., von Ewcnamentlich in Partizipien auf, so finden sich, wenn die Zsstzg. nur lose sind, d. h. das Bestimmungswort auch selbstständig aufgefasst und von dem bestimmten ge-, trennt werden kann, Doppelformen, vgl. z. B.: „Ich meine es wohl (gut) mit dir.“ Er meint es b., am besten. Den redlichsten, wohlmeinendsten Mann. Forster Br. 1, 110; - Bei der wohlgemeinte sten und wohlgesprochen sten Ermahnung. Immermann M. 4, 141;. Die b estgemeinte Exmahnung; Die besser (best) erzogenen Arbeiter. Kohl, E. 2, 358 (357); Wohlgeordneter imInnern als es je war,, Falmerayer Mor. 1, 28; Die Sachen sind in diesem Werke b. geordnet. Einige nennen sich die Bessergebornen. Klinger 6, 89; Ich lerne mehr [von der Mißgeburt] als von dem, wohlgeborensten Mann. IP. Katzb. 1. 145; Der mohlgebildetsten Gestalten. WHumboldt 3, 144, Vondem übelberathnen an den besserberathenen König appellieren; Die besser unterrichteten Zuschauer. L. 3, 343. Der beft und reinlichst gekleidete unter den Buben. Keller gH. 1, 230; Der wohlklingendste italiänische Dichter, W. 15 XIII.; Die bestklingende Entschuldigung; Best-behaart, frisiert. G. 21, 190; eingerichtet. Bodenstedt 2, 238; vergüldet. Hagedorn 3, 145; geartet. Immermann M. 2, 88; gedacht. Klinger 11, 250; montiert. Sch. 356b; bewacht. Stahr Weim. 435. So auch: Des Geschäfts b. kundig; Der Sache b. verständig: Berlichingen 71 u. ä. m. Vgl.: Nirgend ist .. das Gehölze dichtverwachsener. Fallmerayer Or. 1, 55 [dichter verwachsen]; Desto tiefgebeugter. G. 31, 11 [tiefer gebeugt]; Für den schwach denkendsten Theil. L. 12, 352[schwächstdenken- den]; Schwerschmelzbarer als dieses. Mitscherlich 2, 2, 211 [schwerer schmelzbar] u. ä. m. Wo aber das Bestimmungswort nicht so zu trennen ist, kann die Steigerung auch nur das Grundwort treffen, z. B. vgl.: Gut- artiger; bessergeartet; der gutmüthigste Narr; Ich war nie besser gelaunt, nie wohlgemuther; Der wohlhabendste, bestbegütert e Mann; Ich kenne kein wohlthuenderes Gefühl; Der bei diesem Geschäft immer noch b. thuende, „fahrende Kaufmann; Sie sah das ihr am besten gefallende Kleid mit dem wohlgefälligsten Lächeln an. u. ä. m. Bei andern Redetheilen kann natürlich im Allgemeinen von Steigerung nicht die Rede sein, doch finden sich in einzelnen Fällen Auflösungen, vgl. z. B. zu ,,Wohlwollen“ Dies zog ihm nicht den besten Willen seiner Kollegen zu. G. 39,-368; Das Wohl- (bessre, beste) Gedeihen der Pflanzen; Ich wünsche dir Wohl- (das beste) Ergehn; Nach Gutdünken; nach bestem Dünken (Wissen), u. ä. m. Sonst können hier leicht die Steigrungsgrade mit „gut, wohl“ zusammenstoßen: Die beste Wohlfahrt; Keiner hat ein bessres Gutachten abgegeben als er; Die beste Gutthat. Rückert Mak. 1, 134; In besserem [größerm] Wohlstand leben etc. Vgl.: B–e gute Freunde gefunden als seine Gläubiger. Gutzkow R. 2, 154 [gute Freunde, die es b. mit ihm gemeint]. Denn wir bäuerisch treues Blut | sind doch immer Euer bestes Gut. G. 6, 43 u. ä. m., wie umgekehrt: Einem gute Besserung wünschen etc. 4) In Bezug auf die Bedeutungs. ,,gut“und ,,wohl“ z.B.: Der b–e [klügere, gescheitre, ironisch] Herr Lange aber. L. 3, 358; Der beßre Mensch tritt in die Welt | mit fröhlichem Vertrauen. Sch. 88b; Du darfst nur den Pelikan ansetzen. Oder b. und klüger: Du gehst etc. 118a (vgl. kurz und gut); Der ist vernünftiger u. auch b. auf[gewöhnlich,,gegen“]die armen Leute. Kinkel E. 416; B. ist b. G. 5,20; L. 1, 533 u. o. Das Beßre verdient den Vorzug vox dem Guten (sprichwörtl. Ausruf Derer, die, um ganz sicher zu gehen, noch mehrals das Ausreichendeanwenden) u.ä. m. Dem,,wohl“, im Sinne von „gehörig, tüchtig, im hohen Grade“ entspricht b. in der Volkssprache zuweilen = mehr, stärker: Dem Blut der Besprengung, das da. b. redet als Abels. Hebr, 12, 24; .Jammerten ganz erbärmlich, Einer immer b. als der Andre. Grimm M. 127; auch örtlich = weiter: omm b. her. Auerbach Barf. 31; Wie Horaz b. unten sagt. W. Hor, Br. 2, 255, und so oft im brem. Wörterbuch, z. B.: 1, 97 etc. 5) mit persönlichen Dat.: Ihm wäre,| b., wär’ er nie zur Welt geboren. Chamisso etc.; bei ausgelassnem Zeitw. nur mit.,,für“: B. für ihn, er wäre etc. Abhängige Sätze mit „daß, wenn“ etc.: B. (daß) du stirbst, als daß du die Wahrheit verleugnest, oder dafür auch der Jnfinitiv voraufgehnd ohne „zu nachfolgend mit oderohne ,,zu“ oder auch das Partic.: Sterben ist.b. als die Wahrheit, (zu) verleugnen; Es ist b. (zu) sterben als etc.;.B, gestorben, als die Wahrheit verleugnet!; Es istb. freien, denn Brunst leiden., Bibel; Daß esb. ist, zu sterben, weil man lebte, als zu leben,. weil. man nie gelebt. Hölderlin H, 1, 68; B., bewahrt, alsbeklagt!; B., in der Achtals in der Hacht! etc. Übertr.: Desto, (um) sovielb., u. ä. m. wie bei jedem Kompar.. s. „desto“ etc. 6) als Hw. von Pers.: Ach, es giebt den B–n nicht auf Erden: Chamissa; Der König sei der beßre Mann, | sonst seider Beßre König. Claudius etc.; zuw. wie im Engl.: Eine reiche Erbin .., deren-Geld. ihn auf der Stelle | zu deinemB–n macht. W. HB. 1 110, zu Einem, der b., d. h. vornehmer ist als du [your betters ]. Sachlich: Mein Gaul ist so mir gut genug, | ich will für Beßres danken.. Chamisso; Wenn’s dir in Kopf und Busen schwirrt, |was willst du Beßres.hahen? G.; Was hat der arme Mensch Bessers als Worte. 10, 92; Nichts Bessers weiß ich mir. 11, 38; Man muß das B–e [Beste] hoffen. Gotthelf G. 314; Schlechtes wählen und dem B–n entsagen etc. Namentlich beachte man den Genitiv: Belehrt und ermahnt ihn eines Bessern. Claudius 5, 77; Eines Bessern überzeugen. G. 39, 122, sich besinnen etc.
Anm. Mundartlich in der Schweiz: Die Mehbessern (mehr b., doppelter Kompar.), z. B.: Gotthelf Sch. 114; 307 etc., wgl.: Besseer wird der Brei„ec. Strots. Kochb. 1, XXIII.