Faksimile 0124 | Seite 116
Berge
Bérge, f.; –n: das was Etwas in ſich hält, birgt,
ſchützend bewahrt, gewöhnl. nur in Zſſtzg., z. B.:
Bēīn-: Beinſchiene. Bǖcher-: Sack ꝛc., der
Bücher enthält: Ich muß eure dicken Bäuche ſprengen, ihr
ſchwergefüllten B–e. Arndt Ber. VIII. Erden-: der
Leib aus Erde, inſofern er die Seele in ſich birgt: Der
Greis, der jeden Augenblick aus ſeiner ſchon bröcklichen E.
herausgeſchüttelt werden kann. Arndt Ber. IX. Gáſt-:
ſ. Herberge: Der Hauswirth hat dem Gaſt G. zugeſagt. Rückert
Br. E. 341. Háls-: eine aus Ringen beſtehnde
Rüſtung vom Kopf bis unter die Knie, ſ. Benecke;
Friſch ꝛc.; ſo (die erſte Silbe vielleicht entſtellt aus
„alles“) oft in den Nibelungen bei Simrock, z. B.:
1463; 1858; 2131; Gudr. 250 ꝛc.; oft aber auch in
engrem Sinne, ſ. Ohr-B.: Die rothe Kappe mit Seiten-
klappe und H. Alexis Hoſ. 2, 1, 183; 2, 3, 187; und
ſcherzh. ſtatt Halstuch: Weiße H–e, wozwiſchen die rothen
Geſichter hervorguckten. Heine Sal. 1, 240. Hér-:
1) Ort zum Einkehren, wo Gäſte ſchirmendes Obdach
und Aufnahme finden; auch die gaſtliche Aufnahme
ſelbſt: H. und Speiſe finden. Luk. 9, 12; Bereite mir die
H. Philem. 22; Welcher iſt zur H. bei einem Gärber. Ap.
10; 6; Man bleibt forthin der Herberg treu. Ramler F. 3,
107; Der Todtengebeine H. [der Friedhof]. Rückert Mak.
1, 81; Schuf ihnen H. Simrock Gudr. 39; Einem H. geben,
H. nehmen, ſuchen ꝛc. Nib. 1373; 1119; 127; Nicht iſt
mir erlaubt die Herberg’ [Beherbergung, gaſtliche Auf-
nahme] oder Entſendung | eines Manns, den Rache der
ſeligen Götter verfolget. V. Od. 10, 73 ꝛc. So auch
Zſſtzg.: Jch werb’ um Gaſt herberg in dieſer Stadt. Rückert
Roſt. 4a; Die Nacht-H. bei ihm anzunehmen. Hebel 4,
21; Diebs-, Bettel-, Boten-, Huren-, Jeder-
manns-, Kranken-H. Spate, bei dem auch noch
Fürſten-H. verz. iſt, ſ. 2. 2) als öffentliches
Wirthshaus, jetzt gewöhnlich nur von der geringſten
Art: In den tannenbekränzten Wirthshäuſern und H–n.
Gutzkow 3, 271 ꝛc., namentl. aber bei den Handwerkern:
der Verſammlungsort des Gewerks, wo ſich die Lade
befindet, wo die wandernden Geſellen aufgenommen
und die kranken verpflegt werden. Wirth und Wirthin
heißen Herbergs-Vater, -Mutter. So auch Zſſtzg.:
Bäcker-, Schneider-, Schuſter-, Tiſchler-H. ꝛc.;
ferner: Heck- oder Winkel-H., eine verbotne, un-
erlaubte. Veralt.: Herberig. Berlichingen 196 ꝛc.; meiſt
gedeutet = Ort, der ein Heer birgt, ſ. Schmeller, doch
vgl. Benecke und engl. harbour, auch = Hafen und ſo
z. B.: Herbergende Bucht. V. Od. 10, 141. Öhr-:
O–n nach der Analogie von Halsberge, dem Theile der alten
Ruſtung, welcher den Hals in Sicherheit ſetzte ꝛc. L. 11, 351.
Rād-: ſ. Radbahre. Wínt-: Burgzinne.
Körner Sch. 4, 254, ſ. Benecke.