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Berg
Bérg, m., –(e)s; –e; –chen, lein, el, elchen; -:
1) eine anſehnliche Erhöhung der Erde im Ggſtz. der
Ebne und des Thals. a) Eine geringe Erhöhung des
Erdbodens heißt eine Anhöhe, eine etwas ſtärkere ein Hügel
und an einigen Orten ein Anberg, die ſtärkſte ein B., und eine
fortlaufende Reihe von B–en ein Gebirge. Adelung; Je höher
der B., je tiefer das Thal; Auf B–en und in Gründen;
In dem Berge, aus welchem nach unſerm Ammenmärchen die
kleinen Kinder geholt werden. Keller gH.1, 254; Legte ſich ein künſt-
lich Bergelchen an. Pz. 1, 15 ꝛc.; Da ſchleppen nun Titanen
.. | gar manches ſchöne B. und Thal | zuſammen. G. 7,
302, wo „B. und Thal“ zuſammengefaſſt als ein und
derſelbe Begriff wie ein Neutr. behandelt iſt, vgl. Hab
und Gut. b) mit beſtimmenden Ew.: Hoher, ragen-
der, ſteiler, jäher, abſchüſſiger, ſchneebedeckter, kahler —,
grasreicher, waldiger, bepflanzter, angebauter, fruchtbarer —,
feuerſpeiender (ſ. Vulkan) —, gold-, ſilberhaltiger, reicher
B. ꝛc. c) im Genit.: Spitze, Gipfel, Haupt, Schei-
tel —, Rücken, Seite —, Schwelle, Wurzel, Fuß des B–s ꝛc.
d) Objekt: B–e verſetzen. Hiob 9, 5, von den ſchwie-
rigſten ans Unmögliche grenzenden Werken; Der Dom
zu Mailand, wo man einen ganzen Marmor-B. mit unge-
heuren Koſten verſetzt. G. 31, 28, ſ. auch 6; B–e zu bewegen, |
mehr als wir vermögen, ſinnt er uns nicht an. Lichtwer 262;
Einen B. er-, überſteigen, auch übertr., von mühſam zu
überwindenden Schwierigkeiten: Die öffentliche Meinung
hat unüberſteiglich geachtete B–e erklimmt und geht thal-
wärts. Börne 2, 62; vgl.: Ich habe ſo manchen B. in der Welt
eben und gleich gemacht, und ſollte Euch nicht auf andre
Sinne bringen? Stilling 3, 65; Werden die B–e, die wir
zwiſchen uns ſehen, täglich niedriger und verſchwinden in Kur-
zem gänzlich. W. ꝛc., ſ. 3. e) abhängig von Präpoſ.:
Am B–e ſtehn, halten, auf eine Schwierigkeit ſtoßen,
nicht weiter können; Hier ſtehn die Ochſen am B–e,
ſprchw. Gen B., ſ. zu B. Hinter dem B. wohnen
auch noch Leute, ſprchw. Mahnung für Jemand, deſſen
beſchränkter Geſichtskreis ihn Weſentliches überſehn
läſſt; Hinter dem B–e halten mit Etwas, damit zurück-
halten, nicht damit heraus wollen. Wenn ich nur et-
was jünger wäre, aber ich bin jenſeits des B–es. Merck’s
Br. 2, 223, in der zweiten Hälfte meines Lebens, es
geht damit bergab. Sprecht nicht hui! ihr ſeid noch nicht
über den B. Luther 5, 90a, habt die Schwierigkeit noch nicht
überwunden; Über B. und Thal, über alle B–e ſein, auf
und davon, weit fort; Mit der „über den B. ſchwatzenden“
Orſina. Mauvillon Guhrauer Leſſ. 2, 54 = geiſtesabweſend,
verwirrt und ungehörig ſprechend. Du guckſt immer
unter dem B–e aus. Klencke Geſp. 2, 197, ſchlägſt die
Augen nieder. Wir fahren zu B. Sch. 516b, ziehen
auf die Bergweide, ſ. 2 und Stalder; Zu B. wandern
[Räuber werden]. Jahn M. 272; Zu B. fahren, ſtrom-
aufwärts, Ggſtz. zu Thal = ſtromab. Waldau N. 3, 7;
Das Haar ſteht, geht, ſteigt, fliegt, ſträubt ſich zu B.; Es
ſtellte mir die Haare zu B. ꝛc., veralt.: Gen B. ſteht das
Haar. Luther 6, 232a. 2) zuw. B. ohne Zuſatz für
beſondere Arten, z. B.: Einen neuen Ausbruch des B–s
[Feuerbergs, Vulkans]. Humboldt K. 1, 251; = Berg-
weide, ſ. 1e: zu B., namentl. = Weinberg: Den
übrigen B. bedeckten einzelne Stöcke | kleinere Trauben tra-
gend. G.; Der Wein war in der Leſe, auch kelterte man ſchon
in einigen B–en. Tieck; Er wird im Glaſe noch den B. und
Jahrgang nennen. Haller 111, und ſo auch übertr. auf
Wein vom B–e: Jch erwarte 75er Rüdesheimer B. König
Kl. 1, 28 ꝛc. 3) übertr., Dinge, die wie ein B.
emporragen, ſo ſchwer und drückend laſten, maſſen-
und haufenweiſe aufgethürmt, in großer Menge vor-
handen ſind: Wenn auch alle Teufel .. mit eiſern B–en
und ſtählen Bäumen daran hieltey. Luther 8, 318a. Die
aufgethürmten Fluthen, die in blauen B–en ſchäumend über
einander ſtürzten. Forſter R. 1, 140, dagegen: Der See hat
Keſſel und Löcher, B–e, wie die Schiffer, für welche die Waſſer-
klüfte umgekehrte Waſſergebirge ſind, ſich ausdrücken. Kohl A. 2,
406. B–e von Schutt ſind wegzuräumen. Börne 2, 134; Dem
Mahle, welches aus wahren B–en auf den Schüſſeln beſtand.
Immermann M. 1, 381; Sitze zwiſchen einem B–e von
Kompendien. Kerner Bild. 387; Ein Stoß aus Fichtenholz
zum B–e aufgerichtet. Sch. 28b; Welcher .. von dem B. der
aufgewälzten Jahre | hinabſieht. 508b; Der auf aufgewälz-
ten Thaten-B–n | in des Nachruhms Sonnentempel
fleugt. 6a; Dem Feigen wird das kleinſte Hindernis zum
B. W. 11, 182, und Zſſtzg.; Goldene B–e [Haufen
Goldes] verſprechen, zuſagen; Traum .., | wie er oft den
Armen ſegnet | und ihm goldne B–e regnet. B. 73 a,
und im Wortſpiel: Rühmte ihr das fröhliche Leben in der
Schweiz und die goldnen B–e darin, er meinte die Schnee-
B–e im Sonnenglaſte. Hebel3, 160; zuw. ohne Zuſatz: B–e
in einem Abend verſpielt. Gotthelf Sch. 229; ferner: Auf
meiner Seele, meinem Herzen liegt ein B., liegt es wie ein
B.; es fällt, gleitet, wälzt ſich (wie) ein B. von meiner Bruſt,
vgl.: Stein, Centnerlaſt ꝛc. 4) bei den Chiroman-
ten die erhabenen Stellen unter den Fingern in der
Hand, darunter z. B.: Liebes- oder Venus-B. ꝛc.
5) weidm.: die die tiefen Eindrücke der Klauen ſchei-
dende Erhöhung in der Fährte, Berglein, Bergel, Birgel,
Bürgel, Burgſtall, ſ. d. 6) Die Partei, die im Konvent
von der Erhöhung ihrer Sitze die Partei „des B–es“ hieß.
Rotteck; Triumph „des B–es“ über die Gironde (auch Ebene
oder Sumpf genannt). Derſ.; danach überhaupt Bez. der
entſchiednen Linken oder Volkspartei: Auf der rechten und
linken Seite, auf dem B. u. in der Mitten. G. 2, 257; Höhe der
Zeit iſt der B. Jenſeits keine Ultramontane, | aber die andern
Partein? Stehn wie die Ochſen am B. 7) bergm.:
das neben den Gängen brechende taube Geſtein, auf
dem Unterharz auch das kleine und gröbliche Erz, vgl.
Bergart: Berge hauen, fortſchaffen, zu Tage fördern; Ein
verſetzter B. (verſch. 1a), das nicht zu Tage geförderte,
auf alte Kaſten und Strecken geſtürzte Geſtein. Zuw.
n.: Nahm das B. heraus, wuſch es und fand viel Bröcklein
lauters Silbers darin. Münſter Kosm. 1012.
Anm. Ahd., mhd. berc, verwandt mit Burg, als das
Schützende, Deckende, ſ. Bergen und Urgebirg, und vgl. Barg.
Schwzr. Nbnf. Belch, wie Kilch zu Kirche u. ſ. w.
Als Beſtw. in Zſſtzg. oft bei naturgeſchichtlichen Namen, bei
Pflanzen den gewöhnlichen Standort, bei Thieren den gewöhnl.
Aufenthalt bezeichnend, zuw. auch bei Mineralien, ſ. Berg-
Alaun, -Butter, -Ei, -Kalk, -Kryſtall ꝛc.; in andern Fällen
Bezug auf den Bergbau bezeichnend, z. B.: B.-Älteſter, -Amt,
-Beamter, -Arzt, -Barte, -Bote, -Buch, -Eiſen u. v. a.
Zuw. auch, wo die Verbind. loſe iſt, in der Form des Genit.,
z. B.: Der Bergesalte. Sch. 50b, vgl.: Der Greis ge-
nannt des B–es. 508b; Auf hoher Bergesheide. 35b; Von
des Berges Heide. 43b; Berges-Fuß, -Gipfel, -Grotte u. ä. m.;
zuw. auch in der Form der Mz.: Bei bergehoher Fluth.
Böttger 4, 96; Bergetief. Sch. 64a; Bergeluſtiger Wanderer.
UHegner,4, 196; Die verdunkelte Berge- und Wolkenmaſſe.
Chamiſo 5, 91; Bergereiches Land ꝛc.
Zſſtzg. vgl. die von Gebirge und 3; ferner nach der
Form, z. B.: Kegel-, Nadel-, Spitz-, Wellen-B. (ſ. u.);
nach den Weſen, die darauf ihren Sitz haben: Götter-
(Olymp auch Himmels-B. Schlegel Haml. 2, 2), Hexen-
(Blocks-B.), Muſen- (Helikon), Teufels-B. ꝛc.; nach
dem Ort, wo ſie ſich finden: Schweizer-, Alpen-B. ꝛc.;
inſofern der Berg mit Eis, Schnee, Wald ꝛc. bedeckt,
oder eigens mit Wein, Hopfen, Olbäumen ꝛc. bepflanzt
iſt: Eis- (ſ. u.), Schnee-, Wald-, Fichten-, Kiefern-, Blu-
men- ꝛc., Wein- (Reb-; auch veralt.: Weingart-B. Stumpf
431a), Hopfen-, Öl-B.; ferner nach dem Stoff, woraus
er ganz oder hauptſächlich beſteht: Eis- (ſ. o.), Flöz-,
Glétſcher-, Glimmer-, Gneis-, Granit-, Kalk-, Kreide-, Mag-
net- (im Märchen. Platen 4, 287), Sand-, Schlamm-,
Waſſer-, Wellen-B. (ſ. o.); wohl auch, obgleich ſeltner,
nach den hauptſächlich dort gewonnenen Mineralien,
z. B. bei Spate: Gold-, Kupfer-, Silber-B. (gewöhnl. =
Bergwerk); oft ſo oder überhaupt in geogr. und andern
Eigennamen. Ferner: Ebenſo giebt es in den Alpen auch
„Morgen-“ und „Abendberge“, auf welchen für dieſes
oder jenes Hauptthal die erſten oder letzten Sonnenſtrahlen
ſchimmern. Hie und da kommen auch Elfer-, Zehner-
und Neuner-Berge vor ... Dieſe Spitzen ſind dann ſo
eigenthümlich geſtellt, daß ihre Gipfel von der Gemeinde aus,
welche ihnen ihren Namen gab, immer erſt um die Stunde,
nach der ſie benannt ſind, von der Sonne getroffen zu werden
ſcheinen ꝛc. Kohl A. 3, 216. Nach dieſen allgem. Bem.
genügt die Anführung folgender leicht zu mehrender
Zſſtzg.: Än-[1a]: Hügel: Dann ſchräge den ausgeregneten
A. | wo man ſo leicht umwirft. V. 2, 12; Amberg. Pröhle
J. 102. Bánk- [7]: das graulettige, ſchwere Ge-
ſtein unter den Kohlenflözen. Bérnhards-: in
der Schweiz, wie ſonſt allgem. der Blocksberg, der
Teufel- oder Herenberg. Zwingli 2, 2, 40. Blāū-:
ferne, blauſchimmernde Berge. Keller gH. 2, 23.
Blócks-: ſ. Bernhards-B.: Der B. iſt der lange Herr
Philiſter, er macht nur Wind wie Der. | Drum tanzen
auch der Kuckuck und ſein Küſter | auf ihm die Kreuz und
Quer. Claudius; Daß du auf dem B. wärſt! Lichtenberg.
Eīs-: 1) mit Eis bedeckt: Die hohen Eis- und Schnee-
berge. Kohl. 2) aus Eis beſtehnd, zumal im nördl.
und ſüdl. Eis-Meer. Fāūl-: Die „F–e“, ſo nennt
der Gebirgsbewohner die von der Auflöſung erweichten Ge-
ſteinſchichten. Volger EE. 249. Fēūer-: feuerſpeien-
der, Vulkan. Flámm-: ſ. Flamberg. Flám-
men-: Feuerberg. MBeer Arr. 36 ꝛc. Flūth-:
1) Wellen-, Waſſerberg. 2) [7] Haufe geringhaltiger
Zwittern in der Fluth oder dem Abfall des Waſſers vom
Herde. Frēī-: vgl. Freiſtätte: F–e, daß Niemand
darin Etwas ſchießen dürfte. Tſchudi Th. 375. Gál-
gen-: worauf ein Galgen ſteht. Gúck-, Gútz-:
ſ. II. Bergen 2c. Hêrings- [3]: große Maſſe
von Zugheringen. Lenz Nat. 3, 92. Hōch-: hoher
Berg, Mz. = Hochgebirge. Tſchudi Th. 398. Jn-
ſel-: ein iſoliert liegender Berg. Jámmer- [3]:
Jahre voller Kummer, | zum J–e aufgehäuft. Schubart 2, 55.
Knóchen [3]: Du haſt den Elephant aus Erden aufge-
thürmt | und ſeinen K. beſeelt. Haler 3. Līēbes- [4].
Lóch- [7]: ein unter dem mildern „Oberberg“
brechendes feſtes Geſtein, auch „Nachberg“, Kamm.
Míttel- [7]: zwiſchen andern liegende Erd- oder
Steinarten. Mōnd(s)-: Berge auf dem Mond.
Nāch-: ſ. Loch-B. Nādel-: ſchmale, mit faſt
lothrechten Seiten zu einer Spitze hinaufſteigenden
Klippen. Quêr-: ein Gebirge quer durchſchnei-
dend. Tſchudi Th. 14; 15 ꝛc. Rāūbe-: Pſ. 76, 5,
vgl. Luther SW. 64, 90; „Reißender Thiere Gebirge“.
Mendelsſohn. Rūfen- [7]: als Unart bei den
Zwittern gefundene Bergart, vgl. Ruffi. Rútſch-:
zum Herabrutſchen; zu Rutſchfahrten eingerichtet.
Gutzkow R. 4, 234; Zelter 5, 256. Schlóß-:
worauf das Schloß liegt. Rückert Roſt. 31b. Schúl-
ter- [3]: Höcker, Buckel. Böttger B. 8, 64. Són-
nen-: ſtrahlend helle: u. ſ. w.: Auf des Glaubens
S–e. Schiler 19b. Spítz-: 1) ſpitz zulaufender
15*
Berg, ſ. Pik: Ein Sp. wie die von Teneriffa, Piko. Forſter
A. 3, 177. 2) eine Art Schnecke, Nerita polita,
auch „,Alpengebirge“. Ür-: uralter, urſprünglicher
Berg. H. 9, 204. Vēnus- [4]. Vōr-: in Be-
zug auf die Hauptberge, den Kern eines Gebirgs, die
niedrigern der vorliegenden. Wáſſer- [3]: Woge,
Welle: Es wogen lebendig die weißen W–e. Heine Lied. 330.
Wéllen-: 1) berghohe Welle; die Waſſerhebung der
Welle im Ggſtz. zum Wellenthal. 2) wellenförmige
Berge: Der Apalachen W–e lohen | im Abendrothe. Grün
Sch. 131 ꝛc.