Faksimile 0108 | Seite 100
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bäumen Baumen) um-bäumen
I. Bǟūmen (Bāūmen), 1) tr.: mittels des Bau-
mes befeſtigen, namentl. das auf dem Rüſtwagen be-
findliche Heu, Getreide ꝛc. durch den Wiesbaum: Ein
Wagen Heu, den Veltens Hand | zu hochgebäumt. Gellert 1, 58.
2) tr.: auf den Baum winden: Die Weber b. das
Garn, die Wäſcherinnen die zu rollende Wäſche (auf), und
im Ggſtz.: das fertige Gewebe, die gerollte Wäſche ꝛc. ab,
nehmen es vom Baum, ſ. Um-b. 3) tr.: baum-
grade, baumhoch emporrichten, und demgemäß auch
refl. und intr. (haben): ſich emporrichten (vgl. thür-
men ꝛc.), allgem. beſ. aber von den ſich auf die Hin-
terbeine ſtellenden und ſo hoch emporrichtenden Thie-
ren, dann auch (vgl. ſich auf die Hinterbeine ſetzen)
ſich gegen Etwas zur Wehre ſetzen, ſich dagegen ſtäm-.
men, ſträuben ꝛc.: a) refl.: Die Pferde b. ſich; Wie die
Roſſe wider den Zügel ſich b. Sch. 1b; Raupe, die ſich gegen die
tückiſche Nadel bäumt. Börne 1, 210; Daß ich mich. ſträubte,
mich gegen mein Schickſal bäumte. Gutzkow R. 9, 241; Eine
ſich viele Fuß in die Höhe bäumende Springwelle. G. 25,
238; Ein toller Wildbach, | der ſich durch Felſen bäumte.
Hartmann Pet. 10; Locken, die ſich bäumten. Heine Rom. 135;
Seine Silberhaare b. ſich. Sch. 1b; Die Naſe ſtieg und
bäumte ſich ſo auffallend nach oben. Tieck N. 1, 171 ꝛc.
b) intr., nicht bloß im Partic.: Das b–de Thier. Beck
Arm. 71; Die b–den Wellen. Kinkel E. 102; Lallten mit
b–der [widerſtrebender] Zunge. JP. 1, 117; oder im In-
fin.: Gegen einen ſolchen Reiter hilft kein B. Freiligrath 1,
202; ſondern auch: Dem ſein Roß nie bäume. Rückert
Mak. 1, 44; Roſt. 14b; Lenau 2, 39; V. 4, 140 u. 0.;
Die Ziege ſpringt, bockt, bäumt. Immermann M. 2, 141 ꝛc.;
Wie das Waſſer aufſprudelt und bäumt. Bodenſtedt 2, 391 ꝛc.
c) tr.: Dem gebäumten Gaul. LHNicolai 2, 52; Bäumt
die ſchlanken Vorderfüße. Echtermayer 446; [Die Natter]
bäumte den Oberleib aufwärts. Waldau N. 3, 49; [Der Bär]
bäumt den ſchweren Leib. L. 1, 124; Bäume deine Wirbel
zum Himmel [Schlange]. Sch. 211b ꝛc.; Sanft in Wind-
ſtille ruht eben noch gebäumt der Strom. V. 3, 82; 66 ꝛc.;
Und ſo bäumt er den ſtarken Speer. Arndt 222; Der ſchlach-
tenfroh gebäumten Lanze. WHumboldt 1, 347; Sch. 1031b
ꝛc., ſ. Auf-b. 4) intr.: am richtigſten ohne Umlaut,
weidm.: auf einen Baum ſpringen, ſich ſetzen: Der
Luchs baumet, ſo er auf einen Baum vom Hunde gejagt wird.
Döbel; So baumen die Marder immer von einem Baum zum
andern in der Höhe weg. Derſ.; Die Haſelhühner fallen zu
Baume oder baumen. Derſ.; Daß ſie zerſtieben und aus ein-
ander baumen. Derſ.; Wo ſie ſich aufhalten und ordinär auf-
bäumen. 2, 176b; Abbaumen, vom Baum wegflie-
gen ꝛc.
Anm. Die Form ohne Uml., die für 4 Regel iſt, findet
ſich als Ausnahme auch z. B. für 3: Fangt es an | ſich brav
zu baumen. Göckingk 1, 104; ferner in Zſſtzg. wie: Be-
baumen, tr., mit Bäumen verſehn, meiſt im Partic.: Die
bebaumten Abhänge. Kohl E. 1, 200; Unbebaumte Land-
ſtriche. 3, 92; Bebaumung der Steppe. Südr. 1, 75, neben:
Bebäumung. Irl. 1, 316 ꝛc.; vgl.: Umbaumen, tr., mit
Bäumen umgeben: An großer Fläche fließt Peneios frei, |
umbuſcht, umbaumt. G. 12, 99 ꝛc., ferner in Herleitungen
von den Zſſtzg. von Baum, z. B.: Löchbaumen, tr., mit
Lochbäumen verſehn, die Grenze beſtimmen. Campe; Die
überall ſchlāgbaumenden [Schlagbäume aufrichtenden]
Zollſchranken. Stahr Par. 2, 175 ꝛc., und veralt., mundartl.:
Wer kürbaumen will, der fāūlbaumet gern [Wer hoch
hinaus will. muß ſich oft demüthigen]. Spate; Tappius 176a
ꝛc., vgl. ſprchw.: Kürbaum fällt auch wohl auf Fall-
baum, oder: Wer Kürbaum ſucht, Der Faulbaum
findt, = Wer lange wählt oder kürt (nam. beim Freien),
trifft es nicht immer am beſten, ſ. Frommann 4, 142 ff.; Die
Schuhe vernuſsbaumen. Garzoni 973b [dem maſerigen
Nußbaumholz an Ausſehen ähnlich machen, oder glätten?].
Zſſtzg. ſ. Anm., ferner z. B.: Ab- [ſ. 2 und 4].
Āūf-: 1) [2]. 2) [4]. 3) [3]: a) refl.: [Das
Pferd] ſpringt und bäumt ſich auf. Opitz 2, 252; Ein Hirſch, |
dem ein Pfeil im Herzen ſtecket, | bäumt ſich auf. Uhland 317;
Der Schlange, die ... ſich mit erhabener Bruſt aufbäumt.
Sch. 34a; Daß die Wellen ſich a. Kohl A. 1, 231; Hoch-
gebirge, wo die Erde ſich aufbäumt. 3, 209 ꝛc.; Daß ſich
hundert Speer a., hundert Klingen | erheben. Alxinger D. 120;
Derhalben ſich der Biſchof wider dieſe Bauren aufbäumet [zur
Wehr ſetzt]. Stumpf 428b; 603b ꝛc. b) intr.: Sein
Stolz bäumte wider das Ausfragen auf. Freitag Soll 3, 226
ꝛc. c) tr.: Das hochaufgebäumte Haar. Gutzkow R. 8,
280; Mit aufgebäumten [aufgethürmten] Leichen. Sch. 14b;
Der Pulsſchlag der aufgebäumten [empörten] Natur. Kühne
(Monatbl. 1, 362a); Eine hochaufgebäumte Landſpitze. Kohl
J. 2, 321 u. o., vgl. übertr.: Ein Hügel, der iſt eine
hoffährtige aufbäumte Erden. SClara EfA. 1, 48; Goliath.
dieſem aufgeb aumten Großkopf. Derſ. (Wackernagel 3, 1, 898
Z. 28). Aufbäumungen [Art Krampf]. Muſäus
Ph. 1, 103. Empōr-: aufbäumen 3, z. B.: refl.
Geibel 197; Kinkel E. 19; Kohl A. 1, 187; Scherr Pr.
154 ꝛc., und intr.: Bald bäumt er [der Drache] empor
wie ein ragender Balken. V. Ov. 1, 144. Entgêgen-
[3]: Ob auch der Strom ſich ziſchend mir entgegenbäumt.
Reithard IX. Er- [3], refl.: mundartl. = ſich wider-
ſetzen. Zwingli 4, 9. Fórt- [4]. Hervōr- [3]:
Eine Schlange windet ſich herum und bäumt ſich hoch hervor.
Geßner 2, 61; Brüſte, die ſich überreichlich hervorbäumten.
Heine Reiſ. 3, 128. Hinǖber- [3]: Die Schlange,
die ſich über den Fluß hinüberbäumte. G. 19, 327.
I. über-: hinüber-b. II. über- [3]: ſich bäumend
überſtürzen, vgl. Purzelbaum: Die Welle die zum Sturz
ſich überbäumt | und wieder hebt. Ruge Rev. 2, 29.
I. Um-, ſ. Anm. II. Úm-, tr. [2]: anders bäumen:
Die Leinwand wird abgebäumt, in entgegengeſetzter Richtung
wieder aufgebäumt, geſtampft und dieſer Wechſel von Stam-
pfen und U. noch zweimal wiederholt. Karmarſch 1, 279.
Wég- [4]. Zurück- [3]: Mein Jnnres bäumt zu-
rück | vor dieſer That. Geibel Rod. 66 ꝛc.