Faksimile 0098 | Seite 90
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Batzen
I. Bátzen, m., –s; uv.; Bätzchen, lein; -: 1) eine
zuſammenbackende, klebrige, ſchmierige Maſſe; Klum-
pen, ſ. namentlich Schmeller, ſo: Augen- [Augenbutter],
Dreck- (Fiſchart Garg. 40b), Eiter-, Grind- (Fiſchart Großm.
94), Koth-, Lehm-, Mehl-, Speichel-B. ꝛc. Namentlich:
a) Im Hochofen ein Stück Lehm zum Verkleiden des
im Tümpel befindlichen Lochs: Mit Lehmpatzen ver-
ſchloſſen. Mitſcherlich 2, 2, 84. Ferner: Ziegelformen, ihre
Patzen zu ſtreichen drin. Droyſen Ar. 3, 470; auch die Schuſſer
oder Schnellkügelchen aus Lehm ꝛc. b) Bergm.:
Mehl-B., ein weicher, mehliger Kalk- oder Speckſtein.
c) die innern weichen Theile zerquetſchter Thier- und
Pflanzenkörper. Schmeler. d) Raſenſtücke, Plaggen,
Raſen-B. e) ein grobaufgehefteter Flicken. f) ver-
ächtliche Bezeichnung eines plumpen großthuenden Men-
ſchen, z. B.: Handwerks-B. Schmeller. —g) Zinngieß.:
große abgedrechſelte, bei den Meſſingformen als Muſter
dienende Stücke Zinn. 2) eine oberdeutſche zumal
ſchweizr. Münze, gewöhnlich = 4 Kreuzer oder ¼s
Gulden. Schmeller u. Friſch: Anno 1500 hat man zu Bern
erſtlich angefangen, B. zu münzen, die wurden von des Bären
wegen, darauf geprägt, Bätzen genennt. Einsmals ſprach ein
gut Geſell zu dem andern in dem Spiel: Roll mir ein Bätzen
daher .. . Daher empfingen ſie den Namen Rollenbatzen ꝛc.
Stumpf 579a; Raben-B. mit einem Rabenkopf. Schätzt
man den Kreuzer nicht, kommt man nicht zum B. Gotthelf
Schuld. 158, und oft allgem. = Geld: Manch ſchönen
B. löſte Anne. 90; Der Alte hat B. Gutzkow R. 5, 57; Es ſteht
diesmal um unſere B. nicht gut. Hebel 3, 10; Beſſer als jetzt bei
B. 11; Halten ſich ſauber und führen B. Sch. 320a; Meine paar
B. Vogt Oc. 2, 10 u. o.; Wenn die Kuh einen B. gilt.
Auerbach D. 4, 184 [ſprchwrtl. = niemals]. Mund-
artlich: Geldſtücke, Schaumünzen u. ä. Zierrathe, als
Schmuck und Angehänge von Frauenzimmern.
Halb-B. = 2 Kreuzer; für die größern Münzen dienen
die Zſſtzg. v. Zahlw. mit Bätzler oder Bätzner: Ein ſchö-
ner Zehnbätzler. Gotthelf Schuld. 382 ꝛc.; Mit neuen Sechs-
bätznern. Zinkgräf 1, 248; Hebel 3, 191; Dein Dreibätzner
[Zwölfer]. 115 ꝛc. So auch: Dickbätzner. Volger EE.
404 ꝛc., ein größeres Geldſtück.
Anm. Siehe Butz und Butt, Anm., vielleicht auch zu-
ſammenhängend mit Backs, wie z. B. in Mecklenburg etwas
Zuſammenbackendes ein zuſammenhängender Klumpen heißt,
vgl. die Nbnf.: Freckſen zu Fretzen, Blickſen zu Blitzen, Platzen
zu Placken und Plagge. Dazu vielleicht lat. bacca, Beere
(ſ. d.), wie z. B. in Baiern die kleinere Art Stachelbeeren
Aiterbatzen heißt, vom alten eitan. brennen, ſtechen. Siehe
auch Patſch, Matſch und Quatſch. In Bed. 2 (ſ. oben)
nach Einigen vom ital. pezzo: Stück (frz. pidce), wodurch
es an die Bed. 1 herantritt, wie denn z. B. 1 g füglich auch
zu 2 gezogen werden könnte. Die Form wechſelt zwiſchen
Batz, –e, –en.