Faksimile 0092 | Seite 84
Faksimile 0092 | Seite 84
Faksimile 0092 | Seite 84
Faksimile 0092 | Seite 84
Faksimile 0092 | Seite 84
Faksimile 0092 | Seite 84
bären
III. Bǟren, bar, bäre; geboren; bierſt (bärſt),
biert (bärt); bier (bär), tr.: veralt, ans Licht der Welt
hervortreten laſſen, hervorbringen: Fromm’ Ehleut, die
gut Kinder bär’n. H. 13, 348.
Anm. Ahd. përan, mhd. bërn, noch mundartl. bären
= tragen, wie denn das Tragen, vgl. trächtig ꝛc. dem Hervor-
bringen vorangeht, vgl. lat. fero (trage) und pario (gebäre)
und nam. Bürde (ſ. d. 3). S. Benecke 1, 137 ff. und vgl.
veralt.: Die Weiber ſind fruchtbar und bärhaft. Stumpf
145a; Fruchtbar und bärhaft an Wein. 393b; Allweg jung
bleibend und unbärhaft. Schaidenraißer 51b (Odyſſ. 12, 130).
Dazu ganz veralt.: barm, Schoß; barn, Kind, ſ. auch
Barm u. Bar I. (herporgetreten, nackt, bloß ꝛc.). Das
Grundw. und die Zſſtzg. außer Ge-b. (ſ. d., nam. über die
Formen) veralt., doch ſ. Bärmutter.
Zſſtzg. z. B.: Er-: veralt.: Aus Rhea, der heidniſchen
Nonnen, erboren. Stumpf 311a; Auch hat dieſe Stadt ſo viel
gelehrter Männer aus ihr erboren. 430b u. v.; Eppendorf
11; 23 ꝛc. So noch: Will das Licht aus der Finſternis
ſich zum Licht e. (ſ. G. 40, 67 [Ao. 1724]); Erborne [an-
geborne] Häßlichkeit. Haler 156; Zauberinnen haben in Be-
gattung der Teufel ſie erboren. JvMüller 1, 511; O wie
würd’ er in dem Meere | deiner Liebe neu erboren. Tieck 10,
216 ꝛc. und in Doppel-Zſſtzg.: Den anerbornen Geiz.
Stumpf 403a. Ge-: 1) eigentl. von der die Kinder
zur Welt bringenden Mutter, wie „(er)zeugen“ vom
Vater: a) In allen Sprachen heißt Das geborn, da Fleiſch
und Blut, durch weiblichen Leib als ein Kind kommt. Luther
6, 317b; Der zum Vater ſagt: Warum haſt du mich ge-
zeuget? und zum Weibe: Warum gebiereſt du? Jeſ. 45, 10;
Sehet, ob ein Mannsbild g. kann. Jer. 30, 6 ꝛc., doch von
Männern ſtatt zeugen: 1. Chron. 2, 20 und, abgeſehn
vom komiſchen Gebrauch, wie z. B. Zwingli 2, 7 von
Päpſtinnen ſpricht, „d. i. Kardinälen, die g. ie [ja] einen
Papſt“ oder: Mein Vater, der mich erzogen und geboren.
Kurz Sonn. 391, was dort Lachen erregt ꝛc., übertr.:
Er wird aber einen Fehl g. Pſ. 7, 15; Hiob 15, 35; Du,
raſcher Sohn des Augenblickes, Wille, | gebäre raſch die
That. Chamiſo 4, 193, wo doch trotz der Ubertragung
die Verbindung mit dem offen hervortretenden masc.
ſtörend iſt (was zurückträte, wenn z. B. „Kind“ ſtatt
Sohn ſtände), obgleich ſonſt (ſ. 2) Stellen nicht un-
gewöhnl. ſind, wie: Der Zank (m.) gebar Schimpf, der
Schimpf gebar Schläge. Hebel 3, 850 ꝛc., vgl.: Das eben
iſt der Fluch der böſen That, | daß ſie fortzeugend Böſes
muß g. Sch. 357b; Dennoch iſt’s der erſte Kinderſtreit, | der,
fortgezeugt in unglückſel’ger Kette, | die neuſte Unbill die-
ſes Tags geboren. 493a ꝛc. b) Selten aufThiere aus-
gedehnt, die aus dem Ei ſchlüpfen: Der zweigeborene, |
der erſt als Ei, dann aus dem Ei geborene. Rückert Nal 12;
Ungeborne Hähnlein. Alexis H. 2, 3, 160 ꝛc., dagegen:
Das Kitzlein eſſen, ehe es die Geiß gebiert. Sprchw. (Schottel
1121a) und ſo von Gemſen und Hirſchen (Hiob 39, 1 u.
3) ꝛc., doch auch hier nur in gehobner Rede, vgl.: In
Fabeln ſpricht das Meer ..., der harte Fels gebiert. Lichtwer
117 ꝛc., da im gewöhnl. Leben von Thieren ſonſt meiſt
andre Ausdrücke gelten, z. B. Junge bekommen, brin-
gen, hecken, ausſchütten, ſetzen, werfen ꝛc., vgl. ferner:
Faſeln, ferkeln, friſchen, fohlen, kalben, lammen, wel-
fen, zickeln ꝛc. c) zumeiſt von Menſchen. 1. Moſ. 3,
16; Joh. 16, 21; Keiner, den je ein Weib gebar. Sch. 573a;
Meines G–s Frucht [Kind]. 236a; Starb ſchmerzvoll, noch
im G. Schlegel Cymb. 5, 4 ꝛc.; Das natürliche Verhältnis zu
ihrem Gebornen [Kind]. Waldau N. 3, 30 ꝛc.; Der muß,
ſoll noch geboren werden, iſt noch nicht auf der Welt vor-
handen, ſo Einen giebt’s nicht (ſ. finden 2). Alexis H.
2, 1, 184; Klinger F. 172 ꝛc.; als eine dem Lat. nach-
gebildete Fügung: Nicht fünf Jahre bin ich geboren [alt].
G. 5, 260. Mit begleitenden oder abhängigen Prä-
poſ., Kaſus, Partikeln (d—h): d) Noch eh der Mutter
Schoß uns an die Welt gebiert. Nicolai 1, 200; Zur
(Chamiſſo 6, 250; Schlegel Cymb. 5, 4), auf die (Hammer
RH. 406), in die (Zwingli 2, 10) Welt geboren. e) Mit
beigefügtem Dat. zur Bez. des (wirklichen oder ver-
meinten) Vaters, dem von der ihm verbundnen Frau
die Kinder als ihm gehörig gebracht werden (vgl. g):
2. Sam. 12, 14; Da gebieret (ſ. 2) das Glück dem Talent
die göttlichen Kinder. Sch. 76a; Dem Cerberus von ſchwarzer
Mitternacht geboren. V. 4, 146 (nach Milton: Of Cerbe-
rus and blackest Midnight born, wörtl. = vom C.
und der ſchwarzen M. geboren, ſ. a) ꝛc., dagegen
immer den wirklichen Erzeuger bezeichnend, doch
ohne Rückſicht auf eheliche Verbindung und die
darin begründete Fürſorge des Vaters für die Kinder:
Sie hat von einem durchreiſenden Handwerksburſchen Zwil-
linge geboren; Die die Unwiſſenheit vom Übermuth geboren.
Haller 121 ꝛc. und z. B. beide Wendungen zuſammen:
Alkmene gebar dem Amphitryon einen Sohn vom Zeus ꝛc.
Beim (paſſiven) Partic. findet ſich aus und von veralt.
ohne Unterſch., heute dies das Hervorbringende, die
Gebärende bez., jenes den Urſprung, das Woher (ſ. 4,
her-g.): Von Weibern geboren. Matth. 11, 11, dagegen
veralt.: Aus ſchlechten Eltern geboren. Schaidenraißer 14a;
42a ꝛc. Ein Phönix iſt der Ruhm, ein aus ſich ſelbſt Ge-
borner. Freiligrath 1, 276; Nicht etwas Erlerntes, ſondern
wirklich etwas aus dem Herzen Gebornes [ſ. 2]. Gutzkow 3,
172; 77 ꝛc., vgl. dagegen: Aus und: Von Gott ge-
boren. 1. Joh. 3, 9; 4, 7; Aus dem Waſſer und Geiſt,
vom Fleiſch, vom Geiſt geboren. Joh. 3, 5 und 6. f)
Unter einem (un)glücklichen Stern [ſ. d.] geboren, ſeltner:
In ſeltnem Stern geboren. Haller 141; Fiſchart B. 11a ꝛc.
g) Mit Angabe Deſſen, wozu, wofür die Geburt
Etwas beſtimmt ꝛc.: Zum Unglück geboren. Hiob 5, 7;
[Das alte Teſtament,] das zur Knechtſchaft gebieret. Gal. 4,
24; Zur Finſternis geboren. Klinger F. 34; Zu Königen
(Droyſen Y. 1, 80), zu Poeten (G. 39, 91) geboren ꝛc.;
Die du mich nur zu kurzem Leben gebareſt. B. 190a; Da du
mich nur auf wenige Tage geboren. Stolberg Il. 1, 352;
Dieweil du mich nur für wenige Tage gebareſt. V. ebd.; Was
glänzt, iſt für den Augenblick geboren. G. 11, 6; Wenn meine
Tochter, die für die Welt geboren iſt, ſich dort für die Welt
bildet. 15, 14; Für den Purpur geboren. Gutzkow R. 2, 377
ꝛc.; Hof und Thron, dem ſie geboren war. W. 20, 130; Sie
ſind dem Weh geboren. Klinger F. 257; Dich gebar ich dem
Jammergeſchick. V. Il. 1, 418 (vgl. e: ſo daß du dem
J. angehörſt). h) Verſch. von dem ,„zu“ (ſ. g) der
zukünftigen Beſtimmung iſt das „als“ (ſ. d. und
Herrig 20, 64) zur Angabe Deſſen, was Einer durch
ſeine Geburt iſt, nicht erſt werden ſoll: Als Krüppel ge-
boren; Niemand wird als Meiſter geboren, vielleicht aber
Jeder zum Meiſter (zur Meiſterſchaft) in Etwas; Nicht Alle
werden als Genies geboren, aber dazu wird Jeder geboren,
ſich ſein Schickſal zu machen. Immermann M. 1, 327.
Das „als“ bleibt zuw. neben Hw. fort: Die aus Pyr-
rha’s Stamme, | Sterbliche, geboren ſind. Sch. 54b; DaSie
ein Deutſcher geboren ſind. G. 1, 15; Hiob 15, 7; Zinkgräf
1, 209 ꝛ. und ſo in der Regel neben Ew., die dann
mit dem Partic. meiſt verſchmelzen, z. B.: Arm-, reich-;
blind-, ſtumm-, taub-, taubſtumm-, todt-; erſt-, zweit-, jüngſt-,
letzt-; frei-, gleich-, ſchöngeboren ꝛc., von Geburt arm ꝛc.,
vgl.: Die Landpaſtoren, die ja meiſt gleich alt [als Greiſe]
geboren werden. Danzel 245; Der Nieder-, Niedriggeborne.
Börne 2, 261; 360; Daß der Erſtgeborne der Weiſeſtgeborne
ſei. Kant Buchm. 11 ꝛc., und was auch als Titel gilt:
edel-, hoch-, wohl-geboren ꝛc. (ſ. 4), ungewöhnl.: Ein ge-
boren Tauber. Brentano Fr. 1, 165. i) Geboren (ſ. h),
Ggſtz. des Gewordnen, erſt ſpäter Angeeigneten ꝛc.:
Franzöſiſch ſprechen wie ein geborner Franzoſe; Die bürgerliche
Blödigkeit und Beklommenheit vor dem gebornen Edelmann.
Arndt; Geborene Narren [denen die Narrheit als weſent-
lich von der Geburt her anhaftet]. Zinkgräf 2, 72; Geborner
und geſchworner Feind aller Eitelkeit ꝛc.; Kartenſp.:
Geborenes 11½ (onze et demi), ein (= 11) und
ein Bild (= ½) in Ggſtz. des ,,gekauften“, z. B. 7
und 4 und ein Bild (¹). Geborene Textor, verehelichte
Goethe ꝛc., von Adelſtolzen zuw. auf Adlige beſchränkt:
„Was für eine Geborene ſeine Braut ſei?“ Gar keine Ge-
borene. Droyſen Y. 1, 69; Wie er .. von einer Geborenheit
[ſ. d.] ſprach, welches in Beziehung auf den damaligen
Sprachgebrauch von Geborenen (d. h. Adeligen) und Unge-
borenen (d. h. Unadeligen) nicht ohne ſarkaſtiſchen Seitenblick
war. Riemer G. 1, 405; Du Geborner ... Wir Ungebornen
[ohne Ahnen] | bieten dir den Kampf. V. 3, 191 ff. S.
4: Hochgeboren; Geburt 2b, Familie und Hidalgo.
2) übertr. (ſ. 1a) = hervorbringen: Die Luſt .. gebieret
. die Sünde, die Sünde aber gebieret den Tod. Jak. 1, 15;
Unnütze Fragen g. Zank. 2. Tim. 2, 23; Weil .. Salz und
Schwefel .. Bewegungen g. Brockes 9, 30; Mythos, den ſie
ſelbſt aus ſich gebar oder von außen her empfing. Burmeiſter
Gſch. 328; Perlen, die Perſia’s Fluth gebar. Freiligrath 1,
51; Auf kaum gebornem Klee. Göckingk Lieb. 147; Brand,
der keinen Rauch gebieret. Haller 149; Einſt gebar ein todtes
Pferd | einen Zwieſpalt zwiſchen Beiden. Lichtwer 105; Ihr
Auge gebar Thränen. Muſäus M. 3, 139; Dein Glück ge-
biert mir Todespein. Pfeffel Po. 3, 24; Als nun die Nacht
die Sterne hatte geboren [hervortreten laſſen]. Rückert
Mak. 1, 77; Weſen, die mein Traum gebar. Sch. 48b;
Dieſe Halle, die euch geboren. 493a; Mit Hängen und Wür-
gen ward ein Brief geboren. Sömmering (Merck’s Br. 1, 392);
Was Flur und Baum gebar. V. 3, 180 u. ä. m.
a) Dazu auch Zſſtzg. des Partic. Präſ.: Die all-g–de
Erde. Forſter A. 2, 315; Er belauſchte der Natur all-g–den
Einklang. Schubart 2, 315; Meer voll donner-g–der Flotten.
Sonnenberg D. 1, 464 ꝛc. 3) refl., ſelten eigentl.
(ſ. 1): Eine ſo ehrliche Seele als jemals eine ſich von einem
Weibe g. ließ. W. 16, VII ꝛc., oft übertr. (ſ. 2) =
ſich erzeugen, entſtehn, hervorgehn: In dieſer Zeit gebar
ſich der Kodex Friedrich’s. Brachvogel FB. 2, 80; Luſt, die ſich
unmittelbar in mir gebieret. Brockes 9, 338; In dieſen Stür-
men, aus denen ſich eine neue Weltordnung g. zu wollen
ſchien. Stahr Rep. 2, 256 ꝛc. S. Neu-g. 4) Zſſtzg.
ſ. 1b; h und 2a, ferner im paſſ. Partic. mit Hw. zu
1g einem „von“, „aus“ oder andern örtl. Präpoſ.
entſprechend, dann auch mit Vorſilben, ebenfalls mei-
ſtens, aber doch nicht ausſchließlich im Partic., vgl.
Zſſtzg. von Geburt: Án-g.: durch die Geburt anhaf-
ten machen: Nicht begreifen, was für Vorzüge die Götter
euch angeboren haben. G. 7, 366; Herrſchaft wird Niemand
angeboren. Lav. 110; Es hat mir die Natur die Herrſchaft
angeboren. Mühlpforth Leich. 190 ꝛc. Nam.: Das iſt ihm
angeboren, nicht anerzogen; Angeborene Talente, Neigungen,
Gaben ꝛc., auch geſteigert: Auch der angeborenſte gewal-
tigſte Muth. Arndt E. 166 ꝛc.; Verbeſſerte ſein halbange-
borenes Deutſch [ſeine Großtante war eine Deutſche].
Gutzkow R. 5, 253; Mitangeboren. Immermann M. 1, 397
ꝛc., ſ. Anerbären. Dazu: Alle Manieren gehen von An-
geborenheit aus. Grimm 1, 573. Āūf-g.: durch die
Geburt aufprägen ꝛc.: Das Allen ein- und aufgeborene
Vernunftgeſetz. Falk Goethe 28. Āūs-g.: 1) intr.:
zu Ende gebären. 2) tr.: zu Tage fördern, entſtehn
laſſen ꝛc.: Die Alle du [Erde] zum Leben ausgebierſt. H.
16, 87; Wie die ſchwangre Phantaſie Gebilde | von unbekann-
ten Dingen ausgebiert. Schlegel Sommernachtstr. 5, 1; Den
Geiſt, der ihn [den Brief] ausgeboren hatte. Stilling 4, 213; Dieſe
Vernunft dürfte immer nur Fabeln ausgeboren haben. Tieck
N. 5, 130. 3) refl.: entſtehn: Wie manch buntes
Kind ſich ausgebiert. G. 3, 140. Blūt-geboren:
aus dem Blut entſtanden. V. Ov. 2, 114 v. 256.
Dīēnſt-, Edel-geboren: ſ. Hochgeboren.
Eīn-g.: 1) tr.: in und mit der Geburt einprägen,
einpflanzen: Der Dichter hat ihm den Hang zu aller Ver-
wilderung eingeboren. Gervinus Sh. 2, 123; Faſſe die Kraft
auf, die ich dir eingeboren und eingelehrt habe. Klinger, 2,
51; In ſchöne Leiblichkeit Gedanken e. Rückert W. 3, 108,
zuw. auch refl.: Es ſei nun, daß in dir die Welt ſich ein-
gebar. 2, 76; am häufigſtenim Partic.: Allen iſt das Verlan-
gen zu wiſſen eingeboren. G.; So ſind Makarien die Ver-
hältniſſe unſeres Sonnenſyſtems gründlich eingeboren. Derſ.;
Die Fähigkeit war eingeboren, fleißig geübt. Derſ.; Einge-
boren auf dem Grund ſeines Herzens wächſt die ſchöne Blume
der Weisheit hervor. 16, 93; Hier bildeteſt in leichten Träu-
men | den eingebornen Engel aus. 11, 116; Die eingebo-
renen Farben. 39, 36 ꝛc. 2) im Partic.: einheimiſch:
Auf unſern Bergen, wo wir eingeboren und eingewohnt ſind.
10, 188; Wir die eingeborene Fürſtin. Paalzow Th. 1, 355
ꝛc.; Die Eingebornen, im Ggſtz. der Einwandrer: Au-
tochthonen. 3) im Partic.: a) wo,,ein“ das Zahlw.
iſt = einzig, von einem Kind: Alſo hat Gott die Welt
geliebet, daß er ſeinen eingeborenen Sohn gab. Joh. 3, 16;
Des Vaters Eingeborenen. WHumboldt 3, 63. b) Es woh-
nen ſo ein paar alte Erb- und Eingeborene [ſ. d. 2] von
und zu in der Nähe. Iffland 5, 1, 27, Altadlige.
Erd(e)-geboren: irdiſch. G. 13, 22; Sch. 50b ꝛc.;
auch: an der Scholle haftend. Immermann M. 1, 310.
Erſt-geboren: der älteſte eines Geſchlechts; auch
übertr.: Daß deine Hütte die e–e [urſprüngliche] iſt. G.
31,?6. Fêhl-g.: abortieren. Félsgeborne
Flüſſe. Geibel Rod. IX, felsentſprungen. Gótt-ge-
boren: göttlich: G–er Heiland. Heine Reiſ. 1, 336;
G–er Geiſt. Sch. 12a; Nur Göttern abgeborgt, nicht g.
18a ꝛc. Hêr-, Hin-g. ꝛc.: Sparta .., da die Seuch’
iſt hergeboren [von wo die verderbliche Helena ſtammt].
Opitz 2, 142; Meinem Herrn kann ich’s noch verzeihen, Der
iſt an das Geſchmeiß ſchon hingeboren [gehört ihm ſchon
durch die Geburt an]. Steub DTr. 1, 179; Was herab-
geboren von dort [vom Himmel] iſt. Rückert W. 3, 28;
Ein Gerneklug, der wenn der Geiſt ihn rührt, | itzt dieſes
Prahlewort, itzt jenes ’rausgebiert. Logau 257; In eine
künftige Welt hineingeboren. Enſe Denkw. 1, 421; Schubert
Nachtſ. 317 ꝛc. Hérzgeborner Gott [der Liebe].
Forſter Sak. 136, deſſen Geburtsſtätte das Herz iſt.
Hōchgeboren ꝛc.: von hoher Geburt: Gar h. iſt der
Mann, der ſeinem Willen leben kann. H. 8, 369 ꝛc. Als Titel,
die mit der Zeit gewechſelt und die man jetzt als über-
flüſſig auszumerzen oder doch zu beſchränken ſucht
gilt für die niedrigſten Verhältniſſe: edel- und dann in
ſteigender Reihe: hochwohledel-, wohledel-, hochedel-, wohl-,
hochwohl- (für Adlige), hoch-geboren (für Grafen): Wir
hochgebornen, hochwohlgebornen, wohlgebornen, edelgebornen
und dienſtgebornen [zur Dienſtbarkeit] Menſchen. Börne 3,
22; Hält den Rathsherrn von Straßburg auch für einen ..
Graduierten, tituliert ihn Hochwohlgeboren. G. 32, 250; Der
freireichshochwohlgeborne Narr. Zimmermann Nat. 87 ꝛc. ––
Auch als fem. zumal in Briefaufſchriften: Seiner
Wohlgeboren Herrn N. N. ꝛc. und ſonſt auch in Verbin-
dung mit der höfl. Mz.: Daß des Herrn Hofraths Wohl-
geboren mir Etwas zu ſagen haben. G. 10, 209; Seine
Hochgeboren, der Kommerzienrath, ſchienen ꝛc. Gutzkow 11,
295 ꝛc. Vgl.: Inmitten dieſer allgemeinen Hochgeborenheit
als ein Bürgerlicher aufzutreten. 3, 330; Habe ich das Licht
dieſer Welt erblickt und zwar als ein Wohlgeborner und Hoch-
geborner und als ein Glücklichgeborner .. Wie es nun aber
auch um alle dieſe Geborenheiten ſtehen mag. Arndt E. 1.
Das lánd-geborne Säugethier. Burmeiſter gB. 2, 25,
auf dem Land ꝛc. Ein Licht-gebornes, Ewiges.
Gutzkow R. 9, 65, das vom Licht herſtammt. Mǟr-
chen-geborene, traumbeglückende Unwahrſcheinlichkeit. 2,
186, deren Urſprung auf einem Märchen beruht.
Der meergebornen Erdgebieterin, Böttger B. 8, 241,
aus, im Meer ꝛc., ſ. Schaum-g. Miß-g.: fehl-g.,
namentlich auch: eine Mißgeburt zur Welt bringen:
Eine Schwangere erſchreckt zu m. H. 4, 32; Das mißgeborne
Kind. Rückert W. 2, 61; Daß ich euch bewahre vor dem
mißgebornen Sohn des hirnverrückten Vaters. Sch. 455b [in
der Geburt mißrathen]; übertr.: Mißgeborne Töne
[Mißtöne]. Raupach Iſ. 114 ꝛc. Mit-g.: zugleich ge-
bären: Mitgeborne Eigenſchaften. G. 40, 60 (ſ. an-g.);
Mitgeborne = Geſchwiſter. 13, 4; 16, 86; = Alters-
genoſſen ꝛc.; Der Poet giebt einem Gedanken nicht Form,
nein, mitgeborene Schweſter | des Gedankens iſt ſie, die
Form ꝛc. Nāch-g.: ſpäter gebären: Die Nachgebor-
nen, Nachkommen. G. 20, 5, vgl. Spätgeborene. V. Od.
1, 303, ſpäte Nachkommen; Die nachgebornen Geſchlech-
ter. Immermann M. 1, 4 ꝛc. Nachgeboren heißen z. B.
jüngre Geſchwiſter. Höſer V. 123; ein lang nach ſeinen
Geſchwiſtern (Lewald W. 2, 407), nach dem Fortgang
des ältern (Muſäus M. 1, 30) gebornes, das jüngre von
Zwillingen (3, 13) ꝛc., zumal aber ein erſt nach des
Vaters Tod gebornes Kind (Nachwaiſe). Nēū-g.-:
als neues, friſches Weſen entſtehn laſſen, ſ. wieder-,
um-g. und vgl. Gal. 4, 19: Werth an ihrem Buſen zu
fühlen, was den vergötterten Herkules neu gebar. G. 31, 13;
Ich war wie neugeboren. 4, 50 ꝛc.; Alles will neugeboren
werden, die Taufe des Geiſtes empfangen. Gutzkow R. 5, 77;
Oft hat die Liebe ſchon Tyrannen neugeboren. Gotter 2, 298;
Wird das Todte neugeboren von der Sonne Lebensblick. Sch.
55a ꝛc., oft refl. = ſich erneuen: Da ſich ein Quell
gedrängter Lieder ununterbrochen neugebar. G. 11, 10; Im-
mermann M. 1, 398; Knebel 3, 76 ꝛc. Oft im
Partic. = jüngſt, vor Kurzem geboren: Unſchuldig wie
ein neugebornes Kind ꝛc. Verwandt mit jenen Rāūch-
geborenen [aus dem Rauch von Pandorens Büchſe
Entſproſſenen]. G. 10, 302. Ein Rückwärts-G.
des menſchlichen Daſeins, wo der Sohn zum Erzeuger des
Vaters wird. Börne 3, 351. Schāūmgeboren:
Die ſch–e, meeres-ſch–e (Gutzkow R. 6, 24), wellen-ſch–e
(Heine Lied. 125) Göttin [Aphrodite]. Schlángen-
geboren: von einer Schlange geboren. V. Ov. 1, 185.
Stāūbgeboren: erdgeboren. H. 9, 23. Dem
tiefgeborenen Vaſallen. Tieck N. Kr. 2, 500; ſ. Ggſtz.
hoch-g. Um-g.: gebärend umgeſtalten, ſ. neu-g,:
Haſt du doch den Schmerz verloren, | den du ewig nannteſt,
Bruſt? | Nein, er ward nur umgeboren | durch die Lieb’ in
ew’ge Luſt. Rückert 1, 348; Zu Barbarenhorden | von Neuem
würden wir werden, | wo nicht uns um-g. | ihr Geiſt würd’.
6, 65; W. 2, 54 und refl.: Das ſich ſtets höher umgebiert.
4, 205, und namentlich im Partic.: So kam ich mir
jung, glücklich und wie umgeboren vor. Gutzkow R. 2, 131 ꝛc.
In úngeborne Zeiten Prophetenblicke that. Alxinger D.
253; Zerſtört | im Keim die ungebornen Geſchlechter. Sch.
539a, ſ. 1b und i. Ūrgeborne [uralte] Vorrechte
des Adels. Arndt Ber. 366. Wīēder-g.: neu-,
um-g.: zuweilen = wiederholen und wie dies als un-
trennbare Zſſtzg. mit dem Ton auf dem Grundw.: Zu
meinem Erſtaunen ſtammelte er nicht er wiedergebiert ſonſt
jedes Wort. JP. Palingen. 1, 69; dagegen: Erſt hat
die ſchwache Mutter mich, | die irdiſche, geboren, | doch nun
gebar die zweite Mutter, | das ſtarke Meer mich wieder.
Uhland 439, und meiſt in den untrennbaren Formen:
Die Liebe gebar die Welt, die Freundſchaft wird ſie w. Hölderlin
H. 1, 113; Man muß es ſo w., wie Gottfried von Straß-
burg dichten würde, wenn er heutzutage lebte (ſ. 5). Immer—
mann (MBeer’s Br. 258); In dieſem [Jubel-]Jahre ward cin
*jeder Iſraelit zu einem freien und freudigen Eigenthümer wic-
dergeboren. Möſer Ph. 1, 143; Da ich durch die fröhliche
Botſchaft deiner Geſundheit wiedergeboren bin. FSchlegel Luc.
251 ꝛc., und namentlich bibl. 1. Petr. 1, 3; 23, vgl. Joh.
3, 3 ff.; Unwiedergeboren. Stilling 4, 5; Weltmenſchen, die
ſich auf dieſe Art w. zu laſſen geneigt ſein möchten. W. 18,
287 ꝛc. Dem Wōhlgebornen tönt der Dank | der
Wohlgeburt. V. 3, 221, vgl. Hoch-g. Wūthgebo-
rene, ſchäumende Rache. Gutzkow R. 9, 456. Zū- g.:
durch Geburt hinzufügen: Sobald dem Tauſend zugeboren
war ein Stück. Rückert BrE. 26; auch: Dem Elemente, dem
ſein Volk zugeboren iſt [durch die Geburt zugehört]. Linck
Schl. 3; 79ꝛc. u. ä. m. 5) Dazu: Gebärer, ſelten
(ſ. 1a), doch übertr. z. B.: Homer, ein Fürſt und Ge-
bärer [Vater] aller Kunſt. Schaidenraißer IVa u. ſo: Deſſen
Wiedergebärer mehr als Überſetzer. IP. ꝛc., um ſo häufiger:
Gebärerin, Gebärende [Mutter]. Pſ. 48, 7 ꝛc.; G.31,
20 ꝛc., auch von Thieren: Der Löwin Gebrüll, der Gebä-
rerin. V. Th. 26, 21 ꝛc., und Zſſtzg. wie: Gottesgebärerin
[Mutter Gottes]. Fallmerayer Or. 2, 18 ꝛc.; Heldengebä-
rerin. Rückert Nal. 160 ꝛc. u. ä. m. Ferner: Des
freien Geiſtes Gebärung, Maltitz (Börne 2, 113), vgl.
Geburt.
Anm. Für: du gebierſt, er gebiert, in der heutigen
Proſa veralt. gebier e ſt, ſ. Sanders Orth. 69 auch mit
ä ſtatt „ie“: Sie gebärt. Heine Reiſ. 3, 389; Tieck NKr.
2, 236; Tſchudi Th. 323, und ſo auch im Imperat. neben:
Gebier (B. 293a; Sch. 526a, Schubart 3, 14 ꝛc.): Ge-
bäre! Forſter Sak. 88; Gutzkow 3, 30. Über den Konj.
Imperf.: Wohl ’wasHerrliches wahrlichgebäre ſie, glich’ es
der Mutter. V. Th. 18, 20, vgl. Sanders Orth. 26.
Un-: veralt., unfruchtbar ſein. Fiſchart Garg. 258.