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bären
III. Bǟren, bar, bäre; geboren; bierst (bärst), biert (bärt); bier (bär), tr.:
veralt, ans Licht der Welt hervortreten lassen, hervorbringen: Fromm’ Ehleut, die gut Kinder bär’n. H. 13, 348.
Anm. Ahd. përan, mhd. bërn, noch mundartl. bären = tragen, wie denn das Tragen, vgl. trächtig etc. dem Hervorbringen vorangeht, vgl. lat. fero (trage) und pario (gebäre) und nam. Bürde (s. d. 3). S. Benecke 1, 137 ff. und vgl. veralt.: Die Weiber sind fruchtbar und bärhaft. Stumpf 145a; Fruchtbar und bärhaft an Wein. 393b; Allweg jung bleibend und unbärhaft. Schaidenraißer 51b (Odyss. 12, 130). Dazu ganz veralt.: barm, Schoß; barn, Kind, s. auch Barm u. Bar I. (herporgetreten, nackt, bloß etc.). Das Grundw. und die Zsstzg. außer Ge-b. (s. d., nam. über die Formen) veralt., doch s. Bärmutter.
Zsstzg. z. B.: Er-: veralt.: Aus Rhea, der heidnischen Nonnen, erboren. Stumpf 311a; Auch hat diese Stadt so viel gelehrter Männer aus ihr erboren. 430b u. v.; Eppendorf 11; 23 etc. So noch: Will das Licht aus der Finsternis sich zum Licht e. (s. G. 40, 67 [Ao. 1724]); Erborne [angeborne] Häßlichkeit. Haler 156; Zauberinnen haben in Begattung der Teufel sie erboren. JvMüller 1, 511; O wie würd’ er in dem Meere | deiner Liebe neu erboren. Tieck 10, 216 etc. und in Doppel-Zsstzg.: Den anerbornen Geiz. Stumpf 403a.
Ge-:
1) eigentl. von der die Kinder zur Welt bringenden Mutter, wie „(er)zeugen“ vom Vater:
a) In allen Sprachen heißt Das geborn, da Fleisch und Blut, durch weiblichen Leib als ein Kind kommt. Luther 6, 317b; Der zum Vater sagt: Warum hast du mich gezeuget? und zum Weibe: Warum gebierest du? Jes. 45, 10; Sehet, ob ein Mannsbild g. kann. Jer. 30, 6 etc., doch von Männern statt zeugen: 1. Chron. 2, 20 und, abgesehn vom komischen Gebrauch, wie z. B. Zwingli 2, 7 von Päpstinnen spricht, „d. i. Kardinälen, die g. ie [ja] einen Papst“ oder: Mein Vater, der mich erzogen und geboren. Kurz Sonn. 391, was dort Lachen erregt etc., übertr.: Er wird aber einen Fehl g. Ps. 7, 15; Hiob 15, 35; Du, rascher Sohn des Augenblickes, Wille, | gebäre rasch die That. Chamiso 4, 193, wo doch trotz der Ubertragung die Verbindung mit dem offen hervortretenden masc. störend ist (was zurückträte, wenn z. B. „Kind“ statt Sohn stände), obgleich sonst (s. 2) Stellen nicht ungewöhnl. sind, wie: Der Zank (m.) gebar Schimpf, der Schimpf gebar Schläge. Hebel 3, 850 etc., vgl.: Das eben ist der Fluch der bösen That, | daß sie fortzeugend Böses muß g. Sch. 357b; Dennoch ist’s der erste Kinderstreit, | der, fortgezeugt in unglücksel’ger Kette, | die neuste Unbill dieses Tags geboren. 493a etc.
b) Selten aufThiere ausgedehnt, die aus dem Ei schlüpfen: Der zweigeborene, | der erst als Ei, dann aus dem Ei geborene. Rückert Nal 12; Ungeborne Hähnlein. Alexis H. 2, 3, 160 etc., dagegen: Das Kitzlein essen, ehe es die Geiß gebiert. Sprchw. (Schottel 1121a) und so von Gemsen und Hirschen (Hiob 39, 1 u. 3) etc., doch auch hier nur in gehobner Rede, vgl.: In Fabeln spricht das Meer ..., der harte Fels gebiert. Lichtwer 117 etc., da im gewöhnl. Leben von Thieren sonst meist andre Ausdrücke gelten, z. B. Junge bekommen, bringen, hecken, ausschütten, setzen, werfen etc., vgl. ferner: Faseln, ferkeln, frischen, fohlen, kalben, lammen, welfen, zickeln etc.
c) zumeist von Menschen. 1. Mos. 3, 16; Joh. 16, 21; Keiner, den je ein Weib gebar. Sch. 573a; Meines G–s Frucht [Kind]. 236a; Starb schmerzvoll, noch im G. Schlegel Cymb. 5, 4 etc.; Das natürliche Verhältnis zu ihrem Gebornen [Kind]. Waldau N. 3, 30 etc.; Der muß, soll noch geboren werden, ist noch nicht auf der Welt vorhanden, so Einen giebt’s nicht (s. finden 2). Alexis H. 2, 1, 184; Klinger F. 172 etc.; als eine dem Lat. nachgebildete Fügung: Nicht fünf Jahre bin ich geboren [alt]. G. 5, 260. Mit begleitenden oder abhängigen Präpos., Kasus, Partikeln (d—h):
d) Noch eh der Mutter Schoß uns an die Welt gebiert. Nicolai 1, 200; Zur (Chamisso 6, 250; Schlegel Cymb. 5, 4), auf die (Hammer RH. 406), in die (Zwingli 2, 10) Welt geboren.
e) Mit beigefügtem Dat. zur Bez. des (wirklichen oder vermeinten) Vaters, dem von der ihm verbundnen Frau die Kinder als ihm gehörig gebracht werden (vgl. g): 2. Sam. 12, 14; Da gebieret (s. 2) das Glück dem Talent die göttlichen Kinder. Sch. 76a; Dem Cerberus von schwarzer Mitternacht geboren. V. 4, 146 (nach Milton: Of Cerberus and blackest Midnight born, wörtl. = vom C. und der schwarzen M. geboren, s. a) etc., dagegen immer den wirklichen Erzeuger bezeichnend, doch ohne Rücksicht auf eheliche Verbindung und die darin begründete Fürsorge des Vaters für die Kinder: Sie hat von einem durchreisenden Handwerksburschen Zwillinge geboren; Die die Unwissenheit vom Übermuth geboren. Haller 121 etc. und z. B. beide Wendungen zusammen: Alkmene gebar dem Amphitryon einen Sohn vom Zeus etc. Beim (passiven) Partic. findet sich aus und von veralt. ohne Untersch., heute dies das Hervorbringende, die Gebärende bez., jenes den Ursprung, das Woher (s. 4, her-g.): Von Weibern geboren. Matth. 11, 11, dagegen veralt.: Aus schlechten Eltern geboren. Schaidenraißer 14a; 42a etc. Ein Phönix ist der Ruhm, ein aus sich selbst Geborner. Freiligrath 1, 276; Nicht etwas Erlerntes, sondern wirklich etwas aus dem Herzen Gebornes [s. 2]. Gutzkow 3, 172; 77 etc., vgl. dagegen: Aus und: Von Gott geboren. 1. Joh. 3, 9; 4, 7; Aus dem Wasser und Geist, vom Fleisch, vom Geist geboren. Joh. 3, 5 und 6.
f) Unter einem (un)glücklichen Stern [s. d.] geboren, seltner: In seltnem Stern geboren. Haller 141; Fischart B. 11a etc.
g) Mit Angabe Dessen, wozu, wofür die Geburt Etwas bestimmt etc.: Zum Unglück geboren. Hiob 5, 7; [Das alte Testament,] das zur Knechtschaft gebieret. Gal. 4, 24; Zur Finsternis geboren. Klinger F. 34; Zu Königen (Droysen Y. 1, 80), zu Poeten (G. 39, 91) geboren etc.; Die du mich nur zu kurzem Leben gebarest. B. 190a; Da du mich nur auf wenige Tage geboren. Stolberg Il. 1, 352; Dieweil du mich nur für wenige Tage gebarest. V. ebd.; Was glänzt, ist für den Augenblick geboren. G. 11, 6; Wenn meine Tochter, die für die Welt geboren ist, sich dort für die Welt bildet. 15, 14; Für den Purpur geboren. Gutzkow R. 2, 377 etc.; Hof und Thron, dem sie geboren war. W. 20, 130; Sie sind dem Weh geboren. Klinger F. 257; Dich gebar ich dem Jammergeschick. V. Il. 1, 418 (vgl. e: so daß du dem J. angehörst).
h) Versch. von dem ,„zu“ (s. g) der zukünftigen Bestimmung ist das „als“ (s. d. und Herrig 20, 64) zur Angabe Dessen, was Einer durch seine Geburt ist, nicht erst werden soll: Als Krüppel geboren; Niemand wird als Meister geboren, vielleicht aber Jeder zum Meister (zur Meisterschaft) in Etwas; Nicht Alle werden als Genies geboren, aber dazu wird Jeder geboren, sich sein Schicksal zu machen. Immermann M. 1, 327. Das „als“ bleibt zuw. neben Hw. fort: Die aus Pyrrha’s Stamme, | Sterbliche, geboren sind. Sch. 54b; DaSie ein Deutscher geboren sind. G. 1, 15; Hiob 15, 7; Zinkgräf 1, 209 ꝛ. und so in der Regel neben Ew., die dann mit dem Partic. meist verschmelzen, z. B.: Arm-, reich-; blind-, stumm-, taub-, taubstumm-, todt-; erst-, zweit-, jüngst-, letzt-; frei-, gleich-, schöngeboren etc., von Geburt arm etc., vgl.: Die Landpastoren, die ja meist gleich alt [als Greise] geboren werden. Danzel 245; Der Nieder-, Niedriggeborne. Börne 2, 261; 360; Daß der Erstgeborne der Weisestgeborne sei. Kant Buchm. 11 etc., und was auch als Titel gilt: edel-, hoch-, wohl-geboren etc. (s. 4), ungewöhnl.: Ein geboren Tauber. Brentano Fr. 1, 165.
i) Geboren (s. h), Ggstz. des Gewordnen, erst später Angeeigneten etc.: Französisch sprechen wie ein geborner Franzose; Die bürgerliche Blödigkeit und Beklommenheit vor dem gebornen Edelmann. Arndt; Geborene Narren [denen die Narrheit als wesentlich von der Geburt her anhaftet]. Zinkgräf 2, 72; Geborner und geschworner Feind aller Eitelkeit etc.; Kartensp.: Geborenes 11½ (onze et demi), ein (= 11) und ein Bild (= ½) in Ggstz. des ,,gekauften“, z. B. 7 und 4 und ein Bild (¹). Geborene Textor, verehelichte Goethe etc., von Adelstolzen zuw. auf Adlige beschränkt: „Was für eine Geborene seine Braut sei?“ Gar keine Geborene. Droysen Y. 1, 69; Wie er .. von einer Geborenheit [s. d.] sprach, welches in Beziehung auf den damaligen Sprachgebrauch von Geborenen (d. h. Adeligen) und Ungeborenen (d. h. Unadeligen) nicht ohne sarkastischen Seitenblick war. Riemer G. 1, 405; Du Geborner ... Wir Ungebornen [ohne Ahnen] | bieten dir den Kampf. V. 3, 191 ff. S. 4: Hochgeboren; Geburt 2b, Familie und Hidalgo. 2) übertr. (s. 1a) = hervorbringen: Die Lust .. gebieret . die Sünde, die Sünde aber gebieret den Tod. Jak. 1, 15; Unnütze Fragen g. Zank. 2. Tim. 2, 23; Weil .. Salz und Schwefel .. Bewegungen g. Brockes 9, 30; Mythos, den sie selbst aus sich gebar oder von außen her empfing. Burmeister Gsch. 328; Perlen, die Persia’s Fluth gebar. Freiligrath 1, 51; Auf kaum gebornem Klee. Göckingk Lieb. 147; Brand, der keinen Rauch gebieret. Haller 149; Einst gebar ein todtes Pferd | einen Zwiespalt zwischen Beiden. Lichtwer 105; Ihr Auge gebar Thränen. Musäus M. 3, 139; Dein Glück gebiert mir Todespein. Pfeffel Po. 3, 24; Als nun die Nacht die Sterne hatte geboren [hervortreten lassen]. Rückert Mak. 1, 77; Wesen, die mein Traum gebar. Sch. 48b; Diese Halle, die euch geboren. 493a; Mit Hängen und Würgen ward ein Brief geboren. Sömmering (Merck’s Br. 1, 392); Was Flur und Baum gebar. V. 3, 180 u. ä. m.
a) Dazu auch Zsstzg. des Partic. Präs.: Die all-g–de Erde. Forster A. 2, 315; Er belauschte der Natur all-g–den Einklang. Schubart 2, 315; Meer voll donner-g–der Flotten. Sonnenberg D. 1, 464 etc. 3) refl., selten eigentl. (s. 1): Eine so ehrliche Seele als jemals eine sich von einem Weibe g. ließ. W. 16, VII etc., oft übertr. (s. 2) = sich erzeugen, entstehn, hervorgehn: In dieser Zeit gebar sich der Kodex Friedrich’s. Brachvogel FB. 2, 80; Lust, die sich unmittelbar in mir gebieret. Brockes 9, 338; In diesen Stürmen, aus denen sich eine neue Weltordnung g. zu wollen schien. Stahr Rep. 2, 256 etc. S. Neu-g. 4) Zsstzg. s. 1b; h und 2a, ferner im pass. Partic. mit Hw. zu 1g einem „von“, „aus“ oder andern örtl. Präpos. entsprechend, dann auch mit Vorsilben, ebenfalls meistens, aber doch nicht ausschließlich im Partic., vgl. Zsstzg. von Geburt: Án-g.: durch die Geburt anhaften machen: Nicht begreifen, was für Vorzüge die Götter euch angeboren haben. G. 7, 366; Herrschaft wird Niemand angeboren. Lav. 110; Es hat mir die Natur die Herrschaft angeboren. Mühlpforth Leich. 190 etc. Nam.: Das ist ihm angeboren, nicht anerzogen; Angeborene Talente, Neigungen, Gaben etc., auch gesteigert: Auch der angeborenste gewaltigste Muth. Arndt E. 166 etc.; Verbesserte sein halbangeborenes Deutsch [seine Großtante war eine Deutsche]. Gutzkow R. 5, 253; Mitangeboren. Immermann M. 1, 397 etc., s. Anerbären. Dazu: Alle Manieren gehen von Angeborenheit aus. Grimm 1, 573. Āūf-g.: durch die Geburt aufprägen etc.: Das Allen ein- und aufgeborene Vernunftgesetz. Falk Goethe 28. Āūs-g.:
1) intr.: zu Ende gebären.
2) tr.: zu Tage fördern, entstehn lassen etc.: Die Alle du [Erde] zum Leben ausgebierst. H. 16, 87; Wie die schwangre Phantasie Gebilde | von unbekannten Dingen ausgebiert. Schlegel Sommernachtstr. 5, 1; Den Geist, der ihn [den Brief] ausgeboren hatte. Stilling 4, 213; Diese Vernunft dürfte immer nur Fabeln ausgeboren haben. Tieck N. 5, 130.
3) refl.: entstehn: Wie manch buntes Kind sich ausgebiert. G. 3, 140. Blūt-geboren: aus dem Blut entstanden. V. Ov. 2, 114 v. 256. Dīēnst-, Edel-geboren: s. Hochgeboren. Eīn-g.:
1) tr.: in und mit der Geburt einprägen, einpflanzen: Der Dichter hat ihm den Hang zu aller Verwilderung eingeboren. Gervinus Sh. 2, 123; Fasse die Kraft auf, die ich dir eingeboren und eingelehrt habe. Klinger, 2, 51; In schöne Leiblichkeit Gedanken e. Rückert W. 3, 108, zuw. auch refl.: Es sei nun, daß in dir die Welt sich eingebar. 2, 76; am häufigstenim Partic.: Allen ist das Verlangen zu wissen eingeboren. G.; So sind Makarien die Verhältnisse unseres Sonnensystems gründlich eingeboren. Ders.; Die Fähigkeit war eingeboren, fleißig geübt. Ders.; Eingeboren auf dem Grund seines Herzens wächst die schöne Blume der Weisheit hervor. 16, 93; Hier bildetest in leichten Träumen | den eingebornen Engel aus. 11, 116; Die eingeborenen Farben. 39, 36 etc.
2) im Partic.: einheimisch: Auf unsern Bergen, wo wir eingeboren und eingewohnt sind. 10, 188; Wir die eingeborene Fürstin. Paalzow Th. 1, 355 etc.; Die Eingebornen, im Ggstz. der Einwandrer: Autochthonen.
3) im Partic.:
a) wo,,ein“ das Zahlw. ist = einzig, von einem Kind: Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingeborenen Sohn gab. Joh. 3, 16; Des Vaters Eingeborenen. WHumboldt 3, 63.
b) Es wohnen so ein paar alte Erb- und Eingeborene [s. d. 2] von und zu in der Nähe. Iffland 5, 1, 27, Altadlige. Erd(e)-geboren: irdisch. G. 13, 22; Sch. 50b etc.; auch: an der Scholle haftend. Immermann M. 1, 310. Erst-geboren: der älteste eines Geschlechts; auch übertr.: Daß deine Hütte die e–e [ursprüngliche] ist. G. 31,?6. Fêhl-g.: abortieren. Félsgeborne Flüsse. Geibel Rod. IX, felsentsprungen. Gótt-geboren: göttlich: G–er Heiland. Heine Reis. 1, 336; G–er Geist. Sch. 12a; Nur Göttern abgeborgt, nicht g. 18a etc. Hêr-, Hin-g. etc.: Sparta .., da die Seuch’ ist hergeboren [von wo die verderbliche Helena stammt]. Opitz 2, 142; Meinem Herrn kann ich’s noch verzeihen, Der ist an das Geschmeiß schon hingeboren [gehört ihm schon durch die Geburt an]. Steub DTr. 1, 179; Was herabgeboren von dort [vom Himmel] ist. Rückert W. 3, 28; Ein Gerneklug, der wenn der Geist ihn rührt, | itzt dieses Prahlewort, itzt jenes ’rausgebiert. Logau 257; In eine künftige Welt hineingeboren. Ense Denkw. 1, 421; Schubert Nachts. 317 etc. Hérzgeborner Gott [der Liebe]. Forster Sak. 136, dessen Geburtsstätte das Herz ist. Hōchgeboren etc.: von hoher Geburt: Gar h. ist der Mann, der seinem Willen leben kann. H. 8, 369 etc. Als Titel, die mit der Zeit gewechselt und die man jetzt als überflüssig auszumerzen oder doch zu beschränken sucht gilt für die niedrigsten Verhältnisse: edel- und dann in steigender Reihe: hochwohledel-, wohledel-, hochedel-, wohl-, hochwohl- (für Adlige), hoch-geboren (für Grafen): Wir hochgebornen, hochwohlgebornen, wohlgebornen, edelgebornen und dienstgebornen [zur Dienstbarkeit] Menschen. Börne 3, 22; Hält den Rathsherrn von Straßburg auch für einen .. Graduierten, tituliert ihn Hochwohlgeboren. G. 32, 250; Der freireichshochwohlgeborne Narr. Zimmermann Nat. 87 etc. –– Auch als fem. zumal in Briefaufschriften: Seiner Wohlgeboren Herrn N. N. etc. und sonst auch in Verbindung mit der höfl. Mz.: Daß des Herrn Hofraths Wohlgeboren mir Etwas zu sagen haben. G. 10, 209; Seine Hochgeboren, der Kommerzienrath, schienen etc. Gutzkow 11, 295 etc. Vgl.: Inmitten dieser allgemeinen Hochgeborenheit als ein Bürgerlicher aufzutreten. 3, 330; Habe ich das Licht dieser Welt erblickt und zwar als ein Wohlgeborner und Hochgeborner und als ein Glücklichgeborner .. Wie es nun aber auch um alle diese Geborenheiten stehen mag. Arndt E. 1. Das lánd-geborne Säugethier. Burmeister gB. 2, 25, auf dem Land etc. Ein Licht-gebornes, Ewiges. Gutzkow R. 9, 65, das vom Licht herstammt. Mǟrchen-geborene, traumbeglückende Unwahrscheinlichkeit. 2, 186, deren Ursprung auf einem Märchen beruht. Der meergebornen Erdgebieterin, Böttger B. 8, 241, aus, im Meer etc., s. Schaum-g. Miß-g.: fehl-g., namentlich auch: eine Mißgeburt zur Welt bringen: Eine Schwangere erschreckt zu m. H. 4, 32; Das mißgeborne Kind. Rückert W. 2, 61; Daß ich euch bewahre vor dem mißgebornen Sohn des hirnverrückten Vaters. Sch. 455b [in der Geburt mißrathen]; übertr.: Mißgeborne Töne [Mißtöne]. Raupach Is. 114 etc. Mit-g.: zugleich gebären: Mitgeborne Eigenschaften. G. 40, 60 (s. an-g.); Mitgeborne = Geschwister. 13, 4; 16, 86; = Altersgenossen etc.; Der Poet giebt einem Gedanken nicht Form, nein, mitgeborene Schwester | des Gedankens ist sie, die Form etc. Nāch-g.: später gebären: Die Nachgebornen, Nachkommen. G. 20, 5, vgl. Spätgeborene. V. Od. 1, 303, späte Nachkommen; Die nachgebornen Geschlechter. Immermann M. 1, 4 etc. Nachgeboren heißen z. B. jüngre Geschwister. Höser V. 123; ein lang nach seinen Geschwistern (Lewald W. 2, 407), nach dem Fortgang des ältern (Musäus M. 1, 30) gebornes, das jüngre von Zwillingen (3, 13) etc., zumal aber ein erst nach des Vaters Tod gebornes Kind (Nachwaise). als neues, frisches Wesen entstehn lassen, s. wieder-, um-g. und vgl. Gal. 4, 19: Werth an ihrem Busen zu fühlen, was den vergötterten Herkules neu gebar. G. 31, 13; Ich war wie neugeboren. 4, 50 etc.; Alles will neugeboren werden, die Taufe des Geistes empfangen. Gutzkow R. 5, 77; Oft hat die Liebe schon Tyrannen neugeboren. Gotter 2, 298; Wird das Todte neugeboren von der Sonne Lebensblick. Sch. 55a etc., oft refl. = sich erneuen: Da sich ein Quell gedrängter Lieder ununterbrochen neugebar. G. 11, 10; Immermann M. 1, 398; Knebel 3, 76 etc. Oft im Partic. = jüngst, vor Kurzem geboren: Unschuldig wie ein neugebornes Kind etc. Verwandt mit jenen Rāūchgeborenen [aus dem Rauch von Pandorens Büchse Entsprossenen]. G. 10, 302. Ein Rückwärts-G. des menschlichen Daseins, wo der Sohn zum Erzeuger des Vaters wird. Börne 3, 351. Schāūmgeboren: Die sch–e, meeres-sch–e (Gutzkow R. 6, 24), wellen-sch–e (Heine Lied. 125) Göttin [Aphrodite]. Schlángengeboren: von einer Schlange geboren. V. Ov. 1, 185. Stāūbgeboren: erdgeboren. H. 9, 23. Dem tiefgeborenen Vasallen. Tieck N. Kr. 2, 500; s. Ggstz. hoch-g. Um-g.: gebärend umgestalten, s. neu-g,: Hast du doch den Schmerz verloren, | den du ewig nanntest, Brust? | Nein, er ward nur umgeboren | durch die Lieb’ in ew’ge Lust. Rückert 1, 348; Zu Barbarenhorden | von Neuem würden wir werden, | wo nicht uns um-g. | ihr Geist würd’. 6, 65; W. 2, 54 und refl.: Das sich stets höher umgebiert. 4, 205, und namentlich im Partic.: So kam ich mir jung, glücklich und wie umgeboren vor. Gutzkow R. 2, 131 etc. In úngeborne Zeiten Prophetenblicke that. Alxinger D. 253; Zerstört | im Keim die ungebornen Geschlechter. Sch. 539a, s. 1b und i. Ūrgeborne [uralte] Vorrechte des Adels. Arndt Ber. 366. Wīēder-g.: neu-, um-g.: zuweilen = wiederholen und wie dies als untrennbare Zsstzg. mit dem Ton auf dem Grundw.: Zu meinem Erstaunen stammelte er nicht er wiedergebiert sonst jedes Wort. JP. Palingen. 1, 69; dagegen: Erst hat die schwache Mutter mich, | die irdische, geboren, | doch nun gebar die zweite Mutter, | das starke Meer mich wieder. Uhland 439, und meist in den untrennbaren Formen: Die Liebe gebar die Welt, die Freundschaft wird sie w. Hölderlin H. 1, 113; Man muß es so w., wie Gottfried von Straßburg dichten würde, wenn er heutzutage lebte (s. 5). Immer— mann (MBeer’s Br. 258); In diesem [Jubel-]Jahre ward cin *jeder Israelit zu einem freien und freudigen Eigenthümer wicdergeboren. Möser Ph. 1, 143; Da ich durch die fröhliche Botschaft deiner Gesundheit wiedergeboren bin. FSchlegel Luc. 251 etc., und namentlich bibl. 1. Petr. 1, 3; 23, vgl. Joh. 3, 3 ff.; Unwiedergeboren. Stilling 4, 5; Weltmenschen, die sich auf diese Art w. zu lassen geneigt sein möchten. W. 18, 287 etc. Dem Wōhlgebornen tönt der Dank | der Wohlgeburt. V. 3, 221, vgl. Hoch-g. Wūthgeborene, schäumende Rache. Gutzkow R. 9, 456. Zūg.: durch Geburt hinzufügen: Sobald dem Tausend zugeboren war ein Stück. Rückert BrE. 26; auch: Dem Elemente, dem sein Volk zugeboren ist [durch die Geburt zugehört]. Linck Schl. 3; 79etc. u. ä. m. 5) Dazu: Gebärer, selten (s. 1a), doch übertr. z. B.: Homer, ein Fürst und Gebärer [Vater] aller Kunst. Schaidenraißer IVa u. so: Dessen Wiedergebärer mehr als Übersetzer. IP. etc., um so häufiger: Gebärerin, Gebärende [Mutter]. Ps. 48, 7 etc.; G.31, 20 etc., auch von Thieren: Der Löwin Gebrüll, der Gebärerin. V. Th. 26, 21 etc., und Zsstzg. wie: Gottesgebärerin [Mutter Gottes]. Fallmerayer Or. 2, 18 etc.; Heldengebärerin. Rückert Nal. 160 etc. u. ä. m. Ferner: Des freien Geistes Gebärung, Maltitz (Börne 2, 113), vgl. Geburt.
Nēū-g.-:
Anm. Für: du gebierst, er gebiert, in der heutigen Prosa veralt. gebier e st, s. Sanders Orth. 69 auch mit ä statt „ie“: Sie gebärt. Heine Reis. 3, 389; Tieck NKr. 2, 236; Tschudi Th. 323, und so auch im Imperat. neben: Gebier (B. 293a; Sch. 526a, Schubart 3, 14 etc.): Ge- bäre! Forster Sak. 88; Gutzkow 3, 30. Über den Konj. Imperf.: Wohl ’wasHerrliches wahrlichgebäre sie, glich’ es der Mutter. V. Th. 18, 20, vgl. Sanders Orth. 26. Un-: veralt., unfruchtbar sein. Fischart Garg. 258.