Faksimile 0075 | Seite 67
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Bad
Bād, n., –(e)s; Bäder; –e-: 1) das Eintauchen
u. einige Zeit währende Verweilen eines Körpers,
zumeiſt des menſchlichen od. eines Theils deſſelben
in einem ihn allſeitig umgebenden zunächſt flüſſigen,
dann auch luftförmigen od. ſtaubartigen Stoff u.
dieſer zum Baden dienende Stoff: a) eig.: Es lächelt
der See, er ladet zum B–e. Sch. 516a ꝛc.; Wann einſt der
Fiſch vom B–e ſpringt [aus dem Waſſer, vgl. Wogen-B.].
Platen 2, 17 ꝛc.; Ins (aus dem) B. gehn, ſteigen; Im B–e
liegen, ſich ſchmiegen, ſitzen; Ein kaltes, friſches, kühlendes,
ein warmes, laues B. nehmen; Ein örtliches B., wo
man einzelne Körpertheile, ein halbes Bad, wo man
nur bis zum Gürtel badet (vgl. Fuß-B.); Ein ruſſiſches
B. .. Nichts iſt wohlthuender als dieſes B., die Glühhitze u.
die härtende, kalte Begießung. Chamiſſo ꝛc. Einem ein B.
rüſten, bereiten, (an-, zu-) richten, heizen, es ihm geſegnen,
oft iron. = etwas Schlimmes bereiten, z. B.: Ber-
lichingen 103; G. 9, 6; 16, 190; Luther 6, 332b; 349b;
361a; Sch. 517b; Uhland 415 ꝛc. Ebenſo: Das B. aus-
tragen (-gießen, -ſchütten, -trinken, -ſaufen); es (als der Letzte)
bezahlen müſſen = für Andre (mit-) büßen, vgl. aus-
baden. Immermann M. 2, 178; L. 2, 150; Günther
1063; Das B. wird über Einen ausgegoſſen 88 ꝛc. Auf
das B. des neugebornen Kinds (Vom erſten B. bis zum
Begräbnis. G. 12, 277) beziehen ſich die ſprchw. Wen-
dungen: Das Kind mit (ſammt) dem B–e [das Gute mit
dem Schlechten] aus-, verſchütten. B. 39b; G. 39, 123 ꝛc.;
ferner: Wenn der Mann geht ins (iſt im) Mahd, | ſoll die
Frau liegen im Bad. Aventin Chr. 17b; Spate 1208; ſie ſoll
ſoviel jünger ſein, geboren werden, wenn er ſchon zum
Mähen geht, vgl. Bademutter. b) Bibl.: Das B. der
Wiedergeburt. Das heilige B. der Chriſten zu empfangen. W. 20,
148, ſ. Taufe. c) v. unwillkürlichem Naßwerden in
einer Waſſerfülle ꝛc.: Aus eines Schiffbruchs B–e | gerettet.
Freiligrath Garb. 112; Von einem in die Pfütze fallenden
Beſoffnen: Da kommt die Sau zu ihrem B. (ſ. 3) Zinkgräf 1,
273. 2) v. Dem, was Einen, Etwas, wie ein B., all-
ſeitig umgiebt ꝛc. a) in Bezug auf Menſchen, ſ. z. B.: Lich-
tenberg 5, 182, wo er v. Luft-, See-, Fluß-, Erd-, Licht-
Bädern handelt, je nach Dem, worin man badet, ſ. fer-
ner die Zſſtzg. u. z. B.: Im B. des Schlummers | den
matten Leib erfriſcht. Geibel Rod. 48; Das B. der Früh-
lingslüfte. Müllner 4, 81 ꝛc. b) Chem.: Die Auflöſung
von Chlorzink .. eignet ſich .. gut als B., um darin Sub-
ſtanzen allmählich zu erhitzen und bei derſelben Temperatur,
ſolange wie man will, zu erhalten. Sie iſt für viele Verſuche
dem B–e von leicht ſchmelzbaren Metallen u. von Chlor-
kalcium vorzuziehen. Mitſcherlich; Da ward ein rother Leu, ein
kühner Freier, | im lauen B. der Lilie vermählt. G. 11, 44 ꝛc.,
ſ. Zſſtzg. c) Färb.: die Flüſſigk., in der die Zeuge
eingeweicht werden. d) Maur.: In B. ſetzen, ſoviel
Mörtel nehmen, daß die Steine gleichſam drin ſchwim-
men, ſ. Kalk-B. u. vgl. Blut-B. ꝛc. e) Wachs-
bleicher: Das warme Waſſer, wodurch der gröbſte
viel ſchwarzes Wachs enthaltende Honig zum Fließen
gebracht wird ꝛc. 3) der Ort, wo man badet, mit
ſeiner ganzen Einrichtung: a) In Bädern u. in Schenken.
G.; Verändert Barbier u. B. W.; Bunt am Bach ein B. zu
weben, | bauen Büſche, Baldachine. Platen ꝛc. b) nam.
ein Ort, wo ſich Heilquellen zum Baden befinden:
Die Reiche kutſchiert in die Bäder. Beck; Deßwegen er im
nahen B. | in den ſogenannten Salon eintrat. G. ꝛc., ſo oft
in geogr. Eigennamen: Das Karls-B. preiſen. Sch.; Ins
Wild-B. will er reiten. Uhland. ꝛc., meiſt ohne Artikel:
Marien-, Karls-, Schlangen-, Wild-B. ꝛc.: ſo auch: Baden,
Wießbaden ꝛc., vgl. Aachen.
Anm. Lat. balneum, gr. λννīoν mit l ſtatt d,
entw. mit bähen zuſammenhängend (dann urſpr. das warme B.)
od. mit waten (ſ. d. u. baden). In Nordd. mit geſchärf-
tem Vokal in den einſilbigen Formen.
Zſſtzg. vielfach, ſ. nam. 2u. 3, z.B.: Āmeiſen-:
aus Ameiſenhaufen zubereitet: Aus einem Ameiſen- u.
Schneckenbad. JP. 1, 174. Áſchen- [2b]. Blēī-:
das ſchmelzende Blei beim Treiben der Bleiglätte, auch
Metall-B. genannt. Karmarſch. Blūt- [2]: ſtrom-
weis vergoßnes Blut; Gemetzel: Müſſen All in dieſem
B. ſterben? Böttger; B. 405a ꝛc. Chlōr- [2c]: zum
Bleichen. Dámpf-: 1) [2b]. 2) ruſſiſches od.
Schwitzbad. 3) [2a], örtliches Bad, wonach Kör-
pertheile dem Dampf von Arzneien ausgeſetzt werden.
Donnerwétter-: überſtrömende Flüche, Schelt-
worte. JP. 37, 16. Fárbe- [2c]: Wird ein ſo ge-
beizter Stoff in die Auflöſung eines Pigments, ein F. getaucht.
Karmarſch. Fēūer-: ſ. Gluth-B.; bei Spate auch:
die Ausgießung des heil. Geiſts. Flúß-: Ggſtz.
See-B. Flūthen-: in den Fluthen, Wogen ꝛc.
Gottſchall Gött. 6. Fūß-: örtliches für die Füße.
Gās- [2a]: G. 40, 245. Gīēß-: Tropf-, Regen-,
Spritz-B., Douche. Glūth-: Tauche dich in ihr
lder Leidenſchaften] G. Scherr. Hēīl- [3b]: Für das
Zipperlein | dies warme H. brauchen. Blumauer.
Jüngel-: verjüngendes. Luther 6, 24a, ſ. Jungbrun-
nen, Zauber-B. Kálk- [2d]: Jm K. pflaſtern, ſ.
Kalkbett. Kōth-: vgl. Schlamm-B., auch [1c]:
In Gefahr ein unfreiwilliges K. zu nehmen. Bodenſtedt.
Krǟūter-: wobei heilſame Kräuter mit ins Waſſer
kommen. W. 11, 192. Kǖhl-: kühlendes. G. 31,
15. Kūhmiſt- [2c]: zur Beſeitigung der überflüſ-
ſigen Beize u. Befeſtigung der Farbe aufs Zeug.
Lāūgen-: in laugehaltigem Waſſer. Lícht- [2a]:
Die Seele wurde anfangs dadurch geblendet, ſtärkte ſich aber
unvermerkt durch das L. [Lichtfülle] ſelbſt, worin ſie zu
ſchwimmen glaubte. W. 16, 43. Lúft- [2a]: wobei
der nackte Körper eine Zeitlang der freien Luft aus-
geſetzt wird. Ip. 3, 60 ꝛc. Málz-: wobei Malz ins
Badewaſſer kommt. Mármor-: mit Marmorbecken
fürs Waſſer. w. 12, 27. Metáll-: 1) ſ. Blei-B.
2) [2b]. 3) [3] Bad, deſſen Waſſer metallhaltig
iſt, ſ. Stahl-B. Minerāl-: ſ. Metall-B. 3.
Nêbel- [2a]: Die feurige Scheherazade | ſteigt lockend
aus dem N–e. Gottſchall. Phyſīk- [2b]: bei der
Seidenfärberei, aus Farbſtoffen mit einer Auflöſung
v. Zinn in Königswaſſer oder Salzſäure beſtehnd.
Rêgen-: Douche. Gutzkow R. 1, 5; auch der durch-
näſſende Regen ſelbſt, ſ. Schauer-B. Sánd-:
1) [2b]. G. 21, 157. 2) [2a] Das S. der Hühner ꝛc.
Sāūer- [2c]: Bad in verdünnter Säure.
Schāūer-: Regen. Sealsfield Tr. 1, 61. Schlámm-
[2a]: Ein Sch., um meine Nerven zu ſtärken. Börne 2, 485.
Schnécken-: ſ. Ameiſen-B. Schwêfel-[3b]:
deſſen Waſſer ſchwefelhaltig: Ein Sch., wo man die
Krätzigen kuriere. Gotthelf. Schwēīß-, Schwítz:
ein heißes, das ſchwitzen macht, ſchweißtreibend wird;
figürl. Angſtſchweiß erregende Lage. Sēē-: in der
See; auch [3b]: Ort für ſolche Bäder. Sítz-:
wobei man ſitzt, Wannen-B. Sónnen- [2a]:
vgl. Licht-B. Goltz 1, 349. Sōōl- [3a]: in
einer Salzquelle [3b]. Spīēgel-: ſpiegelglatte
Fluth, vgl. Wellen-, Wogen-B.: In des Meeres Sp–e.
Grün Sch.120. Stāhl-[3]: deſſen Waſſer ſtahlhaltig:
Börne’s Schriften ſind ein St., in das man entnervt durch
Abſtraktion .. niedertaucht u. zu neuer Lebensfriſche ſich ſtärkt.
Gutzkow. Stä́rkungs- [3; auch 2a]: Der Schlaf,
das St. der erſchlaffenden Arbeit. B. 294b. Strāhl-:
Douche. G. 20, 71. Stúrz-: wo das Waſſer mit
Heftigkeit auf den gebadeten Theil herabſtürzt, z. B.
auf den Kopf, bei Verrückten ꝛc.: Wirkte wie ein abküh-
lendes St. auf ihn. Ruge; Regen. Heine Tr. 1, 113.
Trópf-: Douche. Goltz 1, 6. Wánnen-: in
einer Badewanne. Wáſſer-: Kinkel E. 418 ꝛc.
Wéllen-: Bad mit Wellenſchlag; auch [2a]: Die
Brüſte [der Schlangen] ſteigen aus dem W–e, | hoch aus den
Waſſern. Sch. 30b, ſ. Wogen-B. Wíld- [3b]:
eigentl. ein wildes, im Ggſtz. des künſtlichen Mineral-
bads. Berlichingen 176; Mattheſius Sar. 2b ꝛc. Wō-
gen-, ſ. Wellen-B.: Gleich dem Fiſch im W–e. Platen
2, 6. Wúrm-: ſ. Wermuth. Würz-: mit
würzigen Kräutern ꝛc. Reithard 271. Zāūber-:
von zauberkräftiger Wirkung: Damit das Z. dieſes Lebens
ſeine altersſtarren Glieder verjünge. Immermann U. . m.