Faksimile 0073 | Seite 65
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Backe
II. Bácke, f.; –n; Bäckchen, lein, elchen; –n-:
1) der innre und äußre zu beiden Seiten der
Naſe bis zu den Ohren liegende fleiſchige Theil des
Geſichts, deſſen Oberfläche gewöhnlich nur beim
Menſchen und zwar zunächſt nur der unter den Augen
liegende Theil „Wange“ heißt, welcher Ausdruck
wo beide ſtehn können der edlere iſt, doch z. B. nur
Kinn-B. (ſ. d.) und ſo auch: So geb’ ich denn euren zwei
tüchtigen B–n | zur Kurzweil drei artige Nüſſe zu knacken.
B. 66a; vgl. auch: Deine Wangen rund wie die [von
innen aufgeblaſenen] B–en eines Trompeters. W. 13,
34 ꝛc.; Rothe, friſche, blühende, volle, runde, ſtrotzende, dicke,
fette B–n; Weh Dem, der mir mit vollen, feurigen B–n
unter die Augen tritt. Sch.; Aufgebauſchte, rothe B–n. Tieck
(vgl. Baus-B.); Eine dicke [angeſchwollne] B. haben.
Bleiche, blaſſe, hagre, magre, eingefallne B–n; Mager
und zuſammengefallen, man würde ſeine Zähne durch ſeine
B–n zählen. G.; Man kann ihm ein Vaterunſer durch die
B–n blaſen. Einem die B–n ſtreicheln, klopfen, in die
B–n kneipen, die B. küſſen. Einem, ſich ſelbſt auf (in)
die B–n [vgl. ins Geſicht] ſchlagen, hauen. Die B–n
voll nehmen, füllen, aufblaſen, dick tragen; aus (mit) vollen
B–n rühmen, in die Poſaune (Trompete) ſtoßen, poſaunen ꝛc.
= in übertriebnen Ausdrücken ſprechen. Bäcklein =
Kuß (vgl. Mäulchen). Spee Tr. 50; 188; 189; 205
(veralt.). 2) übertr. auf andre ähnlich hervor-
ragende Theile, z. B.: a) Die rechte B. des Hintern. B.
221a; Dem Afſen ſehr gleich, hat .. Flecken oder Maſen am
B–n [Anm.]. Ryf Th. 84 (ſ. Gebäck Anm.). b) bei
Pferden: der große Schenkel, das Dickbein: Nemnich 3,
501; Welch Roß vor allen ſtark er ſah von Bug und B–n.
Rückert R. 13 b. c) an Früchten: Der Apfel war .. ſo
künſtlich, daß der rothe B–n allein vergiftet war. Grimm M.
183; B–n einer Kirſche, die durch die Furche geſonderten
Theile ꝛc. 3) Seitenflächen mancher Ggſt., nam.
wo die menſchliche Backe drauf ruht ꝛc.: B. am Gewehr,
der Ausſchnitt unten am Anſchlag. Lehnſtuhl mit B–n.
Laube DW. 5, 162; Haube .., die mit B–n, die ſteif be-
tüllt waren, faſt bis zum Halſe reichten. Paalzow Th. 1,
115. 4) An 2 und 3 reihen ſich techn. Anwendun-
gen, z. B.: a) Anat.: Erhabenheiten des Gehirns.
b) Bergb.: die ſtehnden Wände eines Gerinns auf
beiden Seiten der Spundſtücke. c) Feſtungsb.:
die innern Seiten der Schießſcharten. d) Glaſer:
die beiden oberſten runden Hölzer an den Wänden des
Bleizugs. e) Klavier: die den Wirbelbalken tra-
genden Seitenleiſten. f) Meſſerſchm.: die Be-
ſchläge oben auf der Meſſerſchale gleich unter der Klinge.
g) Salzſied.: die ſchräg hinaufgemauerten Steine,
d. Feuer näher an die Pfanne zu leiten.— h) Schmied.:
B–n des Hammers, ſeine Seitenflächen. i) Schriftg.:
Bäckchen, im Gießinſtrument ein auf dem Bodenſtück be-
feſtigtes Meſſingſtück. k) Seem.: B–n des Schiffs
(veralt.), die beiden Seiten des Vorſchiffs; B–n des
Bugſpriets, die Klampen an beiden Seiten des vordern
Endes, die Violinen; B–n des Maſtes, die knieförmigen
Hölzer an beiden Seiten des obern Endes ꝛc. 1) Sei-
denmanuf.: die ovalen Bretter, wozwiſchen die
Spuhlen der Seidenzwirnmühle ſtecken; die Klötzchen,
worin ſich die Fußtritte des Stuhls auf einem Bolzen
bewegen. m) Waſſerb.: kleine zum Abſtecken einer
Linie dienende Pfähle. n) Weidm.: die durch ein
Gewinde verbundnen Theile einer eiſernen Falle ꝛc., ſ.
Quartierbaum. 5) ſt. Wake (ſ. d.), z. B.: B–n,
Löcher am Ufer, worin ſich Krebſe und Fiſche aufhalten. Zink
1, 215; vgl. auch Back II.
Anm. S. Back I. Anm. Neben B. als fem., das
z. B. ſchon Schottel 1282 als das alleinige aufführt und das
ſo nam. in Nordd. gilt, findet ſich zuweilen das einſilbige
Back z. B. L. 6, 510. vgl. Zſſtzg. und oft Backen
m., –s; uv. z. B. Matth. 5, 39; Das Darbieten des zweiten
B–ns. Forſter B. 2, 177; G. Stein 3, 249; König Kl. 2,
362; L. 1, 268; 11, 386; Merck’s B. 2, 102 ꝛc. 2a
und b vielleicht andern Stamms.
Zſſtzg. Sie gehn aufBack (ſ. Anm.) aus und ſind
masc., wenn ein Weſen (Perſon) mit ſo oder ſo be-
ſchaffnen Backen bezeichnet werden ſoll, z. B.: Der
Baus-, Dick-, Dünn-, Hänge-, Roth-Back ꝛc.: Der ziegen-
gefüßete Pausback. G. 1, 275; dagegen ungewöhnl. fem.
von einer Frau: Geh fort, triefäugige Pausbacke. Hermes
Soph. 3. 661. S. auch Kinn-B. Arſch-, Ārs-
[2a]: Berlichingen 241; Fleming J. 208b. Vgl.: Ihr
[Hochdeutſche] ſitzet auf Arsbacken, wy [die Plattdeutſchen]
ſitten up de Billen. Laurenberg 84. Bāūs-: auf-
geblaſene, aufgebauſchte Backe; auch Perſon mit ſol-
cher [ſ. v.]: [Fröſche] quakſen, indem ſie die B–n auftreiben.
Lenz N 3, 40; oft mit P als Anlaut: Der Wind, wenn
er noch ſo ſehr aus ſeinen Pausbacken blies. Alexis H. 2, 1, 2;
Mit Pausbacken und kleinen Augen. G. 24, 218; Hebel 3,
141; Geſichter ſchneidend und Pausbacken machend. Tieck N.
4, 125 ꝛc. Vgl.: Die Backen aufzupauſen. O. 34, 312.
Anm. Dazu: B–n: die Backen aufblaſen und: Etwas
ſo mit vollen Backen herſagen ꝛc.; Pausbackend mit dem klei-
nen Munde. Baggeſen 4, 73; Du .. pausbackſt | ſchwer-
reimende Lehr-Oden her. B. 348a ꝛc.
Hänge-: herabhängende, fleiſchige Backe. Mügge
Afr. 169; Waldau N. 3, 192; ſ. o. Hínter-
[2a und 2b]: Ein armer Eſel ... zerfleiſcht an Vor- und
H–n. Rückert BE. 32. Kérn-: von kernhaftem Fleiſch:
Die braunrothen K–n. Möſer Ph. 1, 118. Kínn-: ge-
wöhnlich Kinnback(en), m.: Kiefer, Kinnlade, die
Knochen, worin die Zähne befeſtigt ſind: Ober-, Unter-
K–en; Noch reicht ein alter Eſels-Kinnback, | den Philiſter-
ſchwarm zu erſchlagen. Scheffel Tr. 261; ſ. Richter 15, 15 ꝛc.
Übertr.: Die ganze Sach’ ohne Weiteres beim K–en an-
gefaſſt und ihr den Kopf in die Höh gerichtet. Rank Arm.
21. Schiff.: Kinnback des Kiels = Kinn (ſ. d.).
Lêder- [3]: Die L. des alten Stuhls. Alexis H. 2, 1, 4.
Ober-: 1) der obre Theil der äußern Backe: Deſſen
kupferichte Naſe und Oberbäckchen den Zecher verriethen. König
Kl. 2, 203. 2) Oberkinnbacken: Mit zerſchlagnen
Unter- und O–n. G. 12, 246. Pāūs-: Baus-B.,
niederd.: Pluſterbacke. Schwárz- [ſ. o.]: Schwarz-
back, Perſon, Weſen mit ſchwarzer Backe, ſo nam. der
große Baumfalke. Unter-: ſ. Ober-B. Vōr-:
ſ. Hinter-B. ꝛc. u. vgl.: Backig.