Faksimile 0072 | Seite 64
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Bach
Bách, m., –(e)s; Bäche; Bächlein, elchen; -
1) kleines fließendes Waſſer, Quelle (ſ. d., u. Anm.):
Der B. fließt, rinnt, ſtrömt, ſchleicht, windet ſich, ſchlängelt
ſich, fällt, ſtürzt nieder ins Thal, fällt einem Teich zu, rauſcht,
brauſt, plätſchert, murmelt, rieſelt, klingt, tönt; iſt hell, klar,
trübe, ſchlammig, tief, ſchnell, reißend, ſeicht, langſam,
ſchleichend, reuſenvoll ꝛc.; Ein naher Bach plauderte. Eichen-
dorf Lärm 30; ſingt. Freiligrath 1, 346; Bäche ſchmiegen |
ſich geſellig an [dem Quell] ... Und die Flüſſe von der
Ebne | und die Bäche von dem Berge. G. ꝛc. Sprchw.:
Da .. wo der Bach gebrannt hat und iſt mit Stroh gelöſcht
worden [im Märchen ꝛc.]. vHorn Schmj. 33; 219 ꝛc.;
Das hieße das Geld in B. geworfen. Gotthelf U. 2, 344;
Das Pfund, wie man ſagt, in die B. [ſ. Anm.] zu werfen
[ſeine Mühe verſchwenden]. Zinkgräf 1, 250; Fiſchen gern
im trüben B. Fiſchart B. 62 b ꝛc. und zuw., wie Waſſer,
als Stoffname ohne Artikel: Der Geld hat wie B. vHorn
Schmj. 265; Bach darunter thun. Opitz ꝛc. 2)
übertr., ſo: a) von rinnenden Thränen: Der B. der
Heldenaugen floß zu lange nicht. Gleim 4, 70; Quoll der
ſchmerzentſprungene B., | der ihr aus beiden Augen brach.
Rückert N. 279; Augen-B. 207; Thränenbäche 222;
G. 4, 229; Mendelsſohn Pſ. 119, 136; Opitz 2, 44;
Dieſe rinnenden Perlenbäche, die aus den Augen floſſen.
Gutzkow R. 6, 401 ꝛc. b) von ſtrömendem Blut: In
ſchwarzen Güſſen | ſtrömt hervor, ihr Bäche des Bluts. Sch.
511b; Simrock N. 2225; Weckherlin 626 ꝛc.; Bezeichnet
iſt der Weg mit einem Purpur-B. Alxinger D. 163.
c) auch ſonſt von Dingen, die wie ein B. hinfließen,
ſich verbreiten, ſich ergießen ꝛc., z. B.: Unterdeſſen lauft
die B. [ſ. Anm.] unſres Lebens.. hin. Opitz 1, 348 (ſ. e).
Fließe mir jetzt ein rieſelnder B. in den Strom des Ge-
ſanges. Kl.; Folgt ihm ein Harmonieen-B. Sch. 24b,
vgl.: Sein Geiſt zerrinnt im Harmonieenmeere. ebd. ꝛc.;
Strömten die Einzelbäche der Unterhaltung in ein rauſchen-
des Meer zuſammen. Auerbach Leb. 2, 183ꝛc.; Wo die Feuer-
bäche [die von den Bergleuten getragnen Lichter] ſich
zum Flammenſe eum einen wohlerleuchteten Inſelraum ergoſſen,
G. 18, 316; Gleich dem Feuer-B–e, | der, aufgejagt vom
Sturme, | hineilt von Dach zu Dache. Hartmann Pet.9; Der Him-
mel droht in Feuerbächen ſich | herabzugießen. Sch. 480aꝛc.
d) ſo auch ähnliche Streifen auf Schmetterlingsflügeln,
z. B.: Der gemeine Bär, Bombyx Caja, Vorderflügel
kaffebraun mit weißen Bächen. Lenz ꝛc. e) Das, wodurch
Einem Etwas zuſtrömt, der Urſprung desſelben (vgl.
Quelle): Wo die Lebens-B. [ſ. Anm.] | und Ströme vor
den Durſt gequälter Sehnſucht fließen. Günther 546, vgl.
Joh. 4, 14; Wo ew’ge Lebensbäche fließen. Gottſchall G. 12;
Man ſehnt ſich nach des Lebens Bächen, | ach, nach des Lebens
Quellen hin. G. Bäche, die mich zum Theil zu den Quel-
len [meines Themas] gewieſen. L. 6, 287.
Anm. Früher und noch mundartl., nam. in Schleſien,
f.; ſ. L. 5, 306, doch vgl. das m. 281. Verkl. neben
Bächelchen (z. B. Rückert W. 1, 118 ꝛc.) zuw. Bächchen,
nach ältrer Schreibw. Bächgen ſ. Boas SchJ. 1, 61; ſüdd.
Bächel S.Clara EfA. 1, V; 2, 655. Meiſt etymologiſch
mit Becken (ſ. d.), Flußbecken zuſammengeſtellt, von Grimm
(wie gr. ππγ mit πννμμ) mit backen, vgl. Brunnen und
brennen, Sot und ſieden, Welle und wallen, Quelle und
Qualm. In Bezug auf die ſinnverwdt. bez. Fluſs ein
größres fließendes Waſſer, Strom ein ſchnellfließendes, vgl.:
Berg-, Wald-, Wetter-Bach und -Strom, auch: Bachſtrom
FMüller 2, 339. „Verſchiedene Quellen bilden den B.,
mehrere Bäche den Fluß, mehrere Flüſſe den Strom.“ Daniel
Geogr.; Verſchwindet wie ein B. im Ocean. G. 13, 283,
wo das Kleine dem Großen als Ggſtz. gegenüberſteht. Vgl.
auch: In den Fluſsbeeten jenerBáche. Forſter R. 1, 18 ꝛc.
Als Bſtw. bei Pflanzen- und Thiernamen, den Ort ihres
gewöhnlichen Vorkommens zu bez.
Zſſtzg. unerſchöpflich, nam. a) nach dem Urſprung
oder Ort des Fließens; b) nach den drin zu fangenden
Thieren ꝛc.; c) nach den am Ufer wachſenden Pflanzen;
d) nach der Art und Weiſe des Fließens ꝛc., z. B.:
Áb-: (ungewöhnl.) Abfluß, ſ. Zu-B. Álpen-
[a]. Tſchudi Th. 13. Aūgen- [2a]. Bérg- [a].
Heutner gR. 226, vergl. Runs. Blūmen- [c].
Búr- [c]. Falmerayer Or. 1, 152. Eīn-
zel-: ein Bach, inſofern er mit andern zu einer
Waſſermaſſe zuſammenſtrömt; übertr. [2c]. Eīs-
[a]. Tſchudi Th. 247. Elſen- [c]. Alexis H. 1, 1, V.
Erlen- [c]. Matthiſon 29. Félſ(en)- [a]. Frei-
ligrath Garb. 35; 60. Fēūer- [2c]. Fíſch-
[b]. G. 12, 64. Foréllen- [b]. Schubart 2, 94.
Gīēß- [d]: aus zuſammengelaufnem Regen- und
Schneewaſſer gebildet: Ein G. nur ſein junger Wittwen
Thränen. Alxinger D. 39 [reich fließend, bald verſiegend];
Der G. ſchäumt und brauſet. Chamiſſo ꝛc. Glétſcher-
[a]. Reithardt X. Harmonīē(e)n- [2c].
Hímmels- [2c]: himmliſch erquickend: Wonne ..,
die unergründlich labt | mit milden Himmelsbächen. Arndt
551. Höllen-: der in der Hölle fließt, Styr. W.
12, 168. Krêbs- [b]: Da iſt der Rhein ein Krebs-
bächelchen dagegen. vHorn Schmj. 71. Lêbens- [2c].
Mêêres-: Die [nach der Fluth]zurückbleibenden Mee-
resbäche. Willkomm Wald 105: Mōōr- [a]. Burmeiſter
Gſch. 11; Moorland-B. Freiligrath Garb. 148. Mǖhl-:
eine Mühle treibend. Heine Lied. 251; Platen 1, 161 ꝛc.
Múrmel- [d]. Gutzkow R. 1, 138. Nêben-
(vgl. Nebenfluß). G. 2, 57. Orángen- [c]. Fall-
merayer O. 2, 3. Páppel- [c]. G. 1, 93. Pér-
len- [b]; übertr. [2a]. Platānen- [c]. Fal-
merayer O. 2, 25. Plä́tſcher- [d]. Schwab 61.
Púrpur- [2b]. Quéll(en)-: woraus ein Fluß
entſteht: Die drei Quellenbäche der Rhone. Tſchudi Th. 235;
auch im Ggſtz. des verſiegenden Regenbachs ꝛc. Körner
Sch. 4, 50. Rêgen- [a]: ſ. Gieß-B.: Der bren-
nende Sommer trockne nicht die tiefern Quellen, nur den ſeich-
ten R. aus. Hölderlin H. 2, 116; 79; Zinkgräf 1, 210;
311 ꝛc. Rīēſel- [d]. Platen 1, 132. Rōhr-
[c]. Matthiſſon 134. Róß-: berühmter Schlachtort,
ſcherzh. Übertrag. v. Hippokrene (ſ. d.). Schmér-
len- [b]. B. 475b; Pfeffel Po. 3, 5. Schnēē- [a].
Knebel 3, 121, ſ. Gieß-B. Sílber-: ſilberhell.
G. 11, 46; Sch. 11a. Stāūb- [d]: im Fall zer-
ſtäubend: Staubbäche ſtürzen von den Felſen. 533a.
Stēīn-: mit ſteinigem Grund. Stúrz- [d]:
von einer Höhe herabſtürzend: Von dem St. windver-
ſtreut. Lenau A. 239; V. Ov. 1, 144 ꝛc. Thāl- [a].
Körner Sch. 3, 302. Wáld- [a]: Längs dem rieſeln-
den, rauſchenden und plätſchernden W. Forſter B. 1, 417.
Wétter-: Gieß-B.: Wetterbäche ſtürzten herunter. G.
14, 61; Sch. 32a; 39b ꝛc. Wīēſen- [a]. Hölty 24;
Putlitz Wald 40. Wíld- [d]: Ich war ein toller W., |
der ſich durch Felſen bäumte, | es ſtürzte meine Woge, | die
mit Getöſe ſchäumte. | Jetzt bin ich wie die Quelle, | die
ſinnige, die ſanfte. Hartmann; Den W. ſeines Lebens in ein
fortan friedliches Bette geleitet. Kurz. Zū-: Zufluß
(ſelten): Wie ſeine Fläche | Abflüſſe niedern hier und ſtei-
gern dort Zubäche. Rückert BE. 218 u. ä. m.