Faksimile 0069 | Seite 61
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außen
Āußen, adv.: Ggſtz. innen bez., der Frage ,,wo?“
entſprechend ein Nicht-Miteingeſchloſſnes, Nicht-Inn-
res, nam. alleinſtehnd die äußre am Ggſt. haftende
Fläche: A. und innen vergoldet; A. iſt der ganze Handrücken
gefärbt. Burmeiſter gB. 2, 114; Er kennet von der Welt, was
a. ſich bewegt | und nicht die innre Kraft. Haller 78; Schlecht
a., koſtbar innen. Schlegel Cymb. 5. 1 U. o. Zuw. als
ſächl. Hw.: Weder das A. vom Innen, noch das Oben vom
Unten, noch den Ärmel vom Leibſtück zu unterſcheiden. Kohl
J. 1, 90; Haben weder A. noch Jnnen gefunden. G. 3, 98.
Ferner abhängig von nach und von, zur Bez. einer auf
das Außre, auf das nicht in uns Liegende, oder von
dem Außern ꝛc. ausgehenden Wirkung: Eine Beſtim-
mung von a. und ein Verhältnis nach a. G.; Das Ver-
brechen, wie es nach a. gewirkt, muß von a. gerichtet und
beſtraft werden. Waldau; Nach a. hin; von a. her;
ſeltner: Sucht .. a.-her die Ruh. Haller 140. Seem.:
Seewaſſer von a. Bords heraufziehen. Bobr. 12a ꝛc.
Selten dagegen in dem Gebrauch der heutigen Proſa
zur Bez. eines außerhalb unſres gewöhnlichen (um-
ſchloſſnen oder begränzten) Aufenthalts gelegnen Or-
tes, ſo nam. im Ggſtz. unſrer Wohnung, des Hauſes,
der Stadt, der Heimath ꝛc. Hier gilt nämlich gewöhn-
lich das aus der Verbindung von da und a. entſtandne
draußen, das alſo in den folgenden Stellen als das heute
in d. Proſa gewöhnlichere zu bez. iſt: Und a., horch! ging’s
trap! trap! trap! B. 14a; Die Sonne iſt [ſcheint]gar herrlich
a. Mörike N. 396. A. am Geländer. Geßner 1, 15; A. am
Garten. G. 16, 51; vgl. 1. Moſ. 38, 21; 4, 35, 5 ꝛc.; A.
vor der Stadt 1, 19, 16 ꝛc.; Setzte ſich a. vor die Thüre hin.
G. 26, 219; Ich wollt’ ſie wäre hier a.! 5, 279; Möchte
gerne was Rechts hier a. [in der Fremde ] lernen. 11,76;
Ihr, ihr dort a. in der Welt. Sch. 12a ꝛc. Vgl. z. B. noch:
Sollſt ihn gürten a. auf dem Leibrock. 2. Moſ. 29, 5; Die
a. [draußen] auf den Dörfern waren. Neh. 11, 25 ꝛc.; Doch
ſtammen ſie nicht von a. her, | das Herz nur giebt davon
Kunde. Sch. 88a; Wenn man von draußen in die Stube
kommt ꝛc.; Hier draußen iſt’s beſſer als in der Stube; Was
hör’ ich draußen vor dem Thor, | was auf der Brücke ſchal-
len? G. 1, 138; Laß die Beſtie draußen! 3, 20; Draußen
zu Wenig oder zu Viel, | zu Hauſe nur iſt Maß und Ziel.
27; Da draußen auf den Felſen. 14, 158; Treff’ ich dich
draußen im Freien. Sch. 491a. S. auch Heraus, Anm.
Anm. Veralt. iſt a. als Präpoſ. mit Genit. oder Dativ
Arzenei ſo a. des Leibes gebraucht werden. Forer Fiſchb.
195a; A. dem Zaun. Waldis Eſ. 4, 78, vgl.: Draußen
[außerhalb] der Pforte. H. 9, 100. Ferner nach „von“ mit
Dativzeichen: Zeucht an ſich von außem und ferrem [fern]
hineinwärts. Ryff Sp. 144b ꝛc., ſo noch: Von außem her.
Muſäus Ph. 2, 7. Zuw. findet ſich verkürztes Auß’ z. B.:
Durchs Gedräng von auß und innen. Zſchokke 1, 345, und ſo
auch drauß: Wer ſchoß dadrauß? G. 2, 234 ꝛc., nicht zu
verwechſeln mit dra us, das dem „aus“ entſprechend auf
die Frage woher? antwortet wie drauß(en) auf wo?: Es iſt
ſo ſchwül, ſo dumpfig hie | und iſt doch eben ſo warm nicht
drauß. G. 11, 118; 204 ꝛc. Unüblich iſt die gedehnte
Form: Daraußen. Luther 1, 266b u. ö., wie auch das
mundartl. veralt.: daußen. Uhland V. 248 ꝛc., vgl. Grimm
2, 856 ff. Als mundartlich gilt auch das aus „hie(r)“ ä. ent-
ſtandne haußen. obgleich es ſich nicht nur oft in der Bibel
(5. Moſ. 24, 11; Spr. 7, 12 ꝛc.), ſondern auch bei G. findet:
Was will er da haußen ſtehn? 8, 140; 14, 109; Bleibet
haußen 11, 52; Hier haußen. Stein 1, 98; 100; 190,
231 ꝛc. (vgl. 118 hoben = hier oben) und verkürzt:
Bindt’s Pferd hauß an. G. 1, 145 ꝛc., vgl. Fouqué 8, 65;
Willkomm Sag. 1. 6; Zelter 3, 55 ꝛc. In Nordd. gilt dafür
dem binnen entſprechend das plattd. Buten (baußen). Clau-
dius 1, 82; Höfer V. 194 ꝛc., vgl. engl. das die Ausſchlie-
ßung bezeichnende but. Andre mundartliche Zſſtzg. z. B.: Wo
man die Roſſe vor-a. [draußen vorm Wirthshaus] ſtehen
läſſt. Gotthelf Sch. 96. Veralt., mundartlich Fortbildun-
gen: Außig a.: fremdländiſch, exotiſch. Schottel 615: Spate
2, 189, vgl.: Der draußige Direktör [öſtr. = außerhalb
der Stadt]. L. 13, 276; ferner: Der Außner (ſchwzr.),
Ausbürger.