Faksimile 0067 | Seite 59
Faksimile 0067 | Seite 59
augeln
Āūgeln: 1) intr. (haben):
a) sehen (bes. weidm., s. äugen); nacheinem Zielblicken: Äugelte keck nach uns| durchs lange [Seh-] Rohr. Kl. 2, 232; Er richtet sein Büchse und äugelt nach dem Ziel. Simrock (Echtermayer 125) etc. b) einzelne Blicke zuwerfen, mit den Augen winken als Zeichen der Liebe, sehnsüchtigen Verlangens etc. (s. Lieb-ä.): Selma’s süßes Ä. | inmitten aller Leute. Daumer 1, 80; Nicht äugle bethört | nach Lippen- und Wangenroth. 63; Mein [der Venus] Auge blitzt und ist im Ā. stark. Freiligrath Ven. 15; Die ä–de Göttin. G. 5, 100; Luna, .. sei auch der Entfernten helle, | aber äugle [c] nicht mit ihr. 2, 340; 244; 11, 68; 4, 35; 37; Worin der Liebende mit ihm äugelt, eifersüchtelt etc. Heine Reis. 3, 348; Sie ä. süß, sie ä. lang, | der Bräut’gam kühn die Braut umschlang. Lied. 14; Wie äugelt er, wie macht er mit, | dem Mädchen zu gefallen! V. 3, 150 etc. c) auch von leblosen Ggst.: glänzend blicken, blinken: Laß deines Schweifes Rad und Kranz | kühn ä–d ihr [der Sonne] entgegen prahlen [o Pfau]. G. 2, 312; Zimmer, in dessen ein ziges Fenster dickstämmiger Epheu mit jungen saftgrünen Blättern äugelt. Holtei Ob. 1, 247; Das junge Licht .. äugelt aus dem Strauch. Sch. 8b; Hesperus äugelt hoch in de Ferne. Schubart 2, 141; In den Blättern äugelte goldnes Obst. 1, 323; 3, 39; Vom ä–den Feuerrad [des Pfaus]. Schwab 51 etc. 2) tr.:
a) s. 1: Etwas durch Ä. kund geben (vgl. blicken): Das Knäblein äugelte Lust. Sonnenberg D. 1, 288; Liebe-ä–d. Platen 2, 353 etc., vgl.: Des Schenken Liebes-Ä. 355 u. s. Lieb-ä. etc.
b) Gärtn.: okulieren, anschilden (s. ein-ä.), auch überfr.: Warum soll jetzt auch hier im Walde literarisch gepfropft und geäugelt werden? Auerbach Sch. V. 196; Des Impfers Kunst und der Äugelung Sitte. V. Georg. 87.
Zsstzg. s. die von sehn, blicken, gucken, z.B.: Áb-, tr.:
1) Einem Etwas a., absehn. Wackernagel 2, 1754. Z. 31.
2) Einem Etwas a., durch Liebäugeln ablocken.
3) weidm.: beim Einkreisen oder Umgehn eines Bezirks (ohne Hund) die Spur des Wildes suchen. Án-, tr.: anblicken etc.: Die Sterne äugelten mich an. Bettine Tag. 49; Dorow 2, 89; Weckherlin 769 etc. Be-, tr.: Sie b. und besehn | kann jeder Bauersmann. Claudius 4, 5; Nimmt er seine Lorgnette und beäugelt das Publikum. Heine Lut. 2, 198; Lied. 261; Hölty 159 etc. Eīn-, tr. [2b]: Beim E. wird ein Auge oder hervorbrechender Keim durch einen schmalen Einschnitt in die geschwollene Rinde ausgenommen und ein andres von dem gewählten Fruchtbaum wieder eingefügt. V. G. 87. Empōr-, intr.: Äugelt blau empor zu ihr [o Blumen]. Uhland 15. Gréll-, intr.: Als nur die Sterne .. noch grelläugelten. Kohl Südr. 1, 188. Hêr- etc., intr.: Die Eine schalkisch äugelte vom Schleiersaume her. G. 10, 300; Wenn die Sterne vom blauen Himmel herunteräugelten. Stilling 2, 76; Schüchtern unter den Liedern hervoräugelnd. Scherr Pilg. 2, 78 etc. Hin-, intr.: Sie äugelt nach dem Spiegel hin. B. 18b; Es äugelt die Nacht in den Buchengang hinein. Tieck 2, 117 etc. Līēb- [2a]:
1) intr.: Da wird gehätschelt, gelobhudelt und geliebäugelt. Auerbach Ab. 39; Sich in einem L. mit dem Schmerz gefallen. Dicht. 1, 191; Die Sterne | ... l. aus der Ferne. Bodenstedt 1,66; Mit l–den Mienen. Forster R. 1, 249; Die jungen Weiber verlangen, daß man mit ihnen l. soll. G. 14, 171; Im Tagebuch lieb- äugelt die Eitelkeit mit sich selbst. Gutzkow 3, 143; Im Kerker, wo die Nacht mit der Hölle liebäugelt. Sch. 194a etc. Zuw. das Partic. wie von trennb. Zsstzg.: Bis mit den Sternen sie nicht satt | gebuhlt und liebgeäugelt hat. Blumauer 1, 109.
2) tr. (vgl. liebkosen): [Du, Meer] lieb- äugelst den Himmel. Bodenstedt 2, 175; Laß dich ein bischen l. 367.
3) Zsstzg. z. B.: Das Gequängel wird noch dazu bezahlt und beliebäugelt. Gutzkow R. 3, 302; Lieb- äugelte mir so herzlich entgegen. Tieck N. 1,170; Die Schlange liebäugelte ihr die Frucht zu [bewog durch L. sie zur Annahme]. H. etc. Nach-, intr.: liebevoll nachblicken. Sie band und äugelt’ ihrem Liebling nach. Hölty 17. Nīēder-, intr.: Goldne Sterne äugeln wieder | von des Himmels Zinne nieder. Schubart 2, 144. Zū-, intr.: Hätten rasend applaudiert | und ihm huldreich zugeäugelt. Heine Tr. 19; Rückert 1, 27 etc., s. Lieb-ä. 3. u. ä. m.