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Auge
Āūge, n., –s; –n; Äug(e)lein, Äugelchen; –n-, Aug-:
1) das Werkzeug des Sehns im thierischen Körper, bald mit Einschluß der äußern umgebenden Theile, bald ohne diese und oft nur einzelne Haupttheile, z.B.: Einem die A–n braun und blau schlagen; mit einem blauen A. davon kommen etc. in Bezug auf die äußern umgebenden Theile; Blaue, braune A–n haben dagegen in Bezug auf die die Pupille umgebende Regenbogenhaut; Rothe, entzündete A–n haben, auf die innern Ränder der Augenlider etc. (s. 6 ff.).
2) der Theil st. des Ganzen:
a) die sehnde Person: Die Felder haben A–n, die Wälder Ohren, (Sprchw.) überall sind Späher und Lauscher; Kein Winkel ohne A–n etc.; Komm mir nie wieder vor die A–n, laß dich nie wieder vor mir (vor meinen A–n) sehen; Kein lebendig A. [kein Lebendiger] wird mich mehr sehen. Hiob 7, 8; Jch war des Blinden A. [Führer] und des Lahmen Füße. 29, 15; Du sollst unser A. sein. 4. Mos. 10, 31; Dir, dem Aug und Ohr deines Herrn. Alexis Dor. 1, Kap. 9; Er ist das Aug, ja die fünf Sinn aller Koncilien. Fischart B. 43a; Er war des Herzogs rechtes A. G. 29, 126 etc.; Er ist der Arm des Jünglings in der Schlacht, | des Greises leuchtend Aug’ in der Versammlung. 13, 57 [stark wie ein Junger, umsichtig wie ein Alter]; FSchlegel Al. 36 etc.; Das A. Gottes, des Herrn etc. bibl. oft = Gott; Untrüglich, allerforschend Aug’, du siehst etc. Sch. 459 a etc. S. auch Zsstzg. wie Blauaug etc. (blauäugige Personen) und Thiernamen wie Rothaug etc.
b) A., ganz (nur) A. sein, von einem Anblick so eingenommen sein, daß man Nichts thut als sieht: Ganz A., ganz Gefühl. W. 12, 240; Ganz A., stand ich da. 256 u. v., vgl. Ohr u. s. 1. Kor. 12, 17.
c) A. zur Bez. der Gegenwart, der Beaufsichtigung: Des Herrn A. macht das Vieh fett, düngt das Feld etc.
d) Zwei A–n als Bez. einer Pers., wie man auch nach Köpfen zählt: Daß Barbarei die Völker drückte | und daß es helle Zeiten gab, | das hing oft von zwei A–n [von einer Person] ab. Lichtwer 159; So lange als zwei große A–n noch offen sind. L. 12, 359 (vgl.: 13, 400!) = so lang die Kaiserin noch lebt; Einen Verblendeten .., den zwei A–n [ein Mädchen] zum Thoren machten. Sch. 359 b; Vier A–n sehen mehr als zwei (zwei Menschen sehen mehr als einer): Unter vier A–n, so daß außer dem Sprechenden und dem Angeredeten Niemand zugegen ist; Eure Mutter will euch todt; | um vier A–n thut Das noth. Kretzschmer V. 2, 109; Jedenfalls steht der Mannsstamm auf wenig A–en. Mügge Silt 1, 171; Stahr Par. 2, 273 u. o.
3) Als Sitz des edelsten Sinns wird das A. (s. Augapfel) besonders sorgsam gehütet: Wie das A. hüten, lieben. B. 460 a; Theuer und werth wie das Licht der A–n achten. V. Mosch. 4, 9; Ein Wundergut .. das ich mehr als meiner A–n, meines Lebens Licht | mit Freud’ und Furcht, mit Lust und Sorge pflege. G. 13, 232; Was lieber mir als dieses Augenpaar. W. 11, 59; 140; 205 etc.; Sein ander Aug und Herze, | Breslau [das von ihm so werth geachtete]. Mühlpforth Gl. 3.
4) Wie dem Körper, wird auch dem Geist, der Seele, dem Verstande, der Phantasie etc. ein A. beigelegt, wie man von Sehn, Einsicht, Anschauung des Geistes spricht etc.: Unsrer Seelen- A. Brockes 9, 377; Was da hell .. vor mein innres A. trat. Chamisso 4, 315; Die A–n der Gedanken. Opitz 1, 15; Wer seiner Vernunft die A–en aussticht. Schlegel Mißd. 109; Die A–n des Verstandes aufthun. Zinkgräf 1, 48; „Aber daß die Sonne dasei, sahest du“ Mit dem körperlichen A., aber nicht gewisser als den Gott der Sonne mit dem geistigen. W. 16, 75 etc.
5) Oft werden person. Ggst. (s. 12) A–n beigelegt: Dem Elend, der Noth, Sorge, Gefahr, dem Tod ins A. sehn, unter die A–n treten etc.; Auf zwei Welttheile. schauen seine [des Berges] weithin leuchtenden A–n. Bodenstedt 1, 43; Das A. des Jahrhunderts wird sich schließen, bevor etc. Börne 2, 259; Sich dem A. der Welt zu entstehlen. Sch. 111b; 489a. Zu 1—5 gehören viele Verbindungen, von denen die gewöhnlichsten folgen (6—11):
6) mit Ew.: Blaue, braune [s. 1], graue, schwarze, dunkle, helle [der Farbe nach], helle, klare, frische, glaue, gute, gesunde, scharfe, starke, wackre, dunkle, düstre, trübe, finstre, blöde, rothe, entzündete, kranke, wehe (Stilling 3. 162; 108), schwache, grade, schele, schielende, kurz-, weit-, scharfsichtige, brennende, durchdringende, feurige, funkelnde, glänzende, lebhafte, lodernde, stechende, glanzlose, glasige, matte, stumpfe, wäßrige, rollende, starre, stiere, glotzende, hervorquellende, tiefliegende, hohle, schön, häßlich geformte, geschlitzte, dürre, trockne, feuchte, nasse, verweinte A–n etc., nam. auch nach dem sich darin kundgebenden Ausdruck: Sprechende, nichtssagende; gutmüthige, boshafte; schelmische, einfältige; kluge, dumme; geist-reiche, -lose; wilde, sanfte; zärtliche, schmachtende, wollüstige, kalte; hoffährtige (Spr. 21, 14), hohe (Ps. 18, 28), stolze (13, 1) A–n; Er hat wahre Künstleraugen, ich möchte sie musikalische nennen. Reinhard G. 19 etc. Zuw. (s. v.) doppeldeutig: Ein offnes A., ein nicht geschloßnes, äußern Eindrücken zugängliches, waches A., oder eins, worin sich Offenheit und Ehrlichkeit ausspricht etc. Ferner: Blinde, sehnde A–n. Das äußre, körperliche, leibliche, das innre, geistige A. [4]. Das [mit einem Glas] bewaffnete, bloße, nackte A. etc.; Es gehört nur ein halbes A. dazu, um zu unterscheiden. Forster B. 2, 268 [s. 11i] etc.
7) als Subj. bei Zeitw. (alphab. nach dem Grundw.): Soweit das A. blicket. Sch. 55b; Das A. blinzelt. Immermann M. 1, 254; blitzt. Sch. 30b; bricht. Uhland 283; bricht noch einmal auf [des Sterbenden]. Gutzkow R. 7, 375; brennt. Uhland 168; fällt zu [vor Müdigk.]. Hebel 3, 137; flammt. Uhland 122; fliegt dahin. Spr. 23, 5; fließt. Ps. 119, 36; funkelt; gafft auf. Klagl. 4, 17; geht auf [man kommt zur Einsicht]. Hebel 3, 125; geht über [von Thränen]. G. 1, 150; glänzt. Uhland 283; glaubt sich selbst, das Ohr Andern etc.; glüht. Uhland 201; hängt an Etwas. Sch. 71b; juckt; Was es nur verlangt; läuft [geht] über. Stilling 1, 135; lauscht, erlauscht Einen. Uhland 284; legt bei Licht ab [wird schwach]. Tieck N. 5, 218; leuchtet; lodert. Kinkel E. 25; loht. Meiß- ner Gd. 18; öffnet sich; rollt; schielt; schießt leuchtend. Heine Lied. 267; schießt hin und wider. Paracelsus 1,913a; schlägt sich auf. Mörike N. 1,50; schließt sich; schmachtet, verschmachtet. Hiob 11, 20; schwimmt. G. 14, 123; sieht scharf, weit, hell etc. (Die A–n sehn in die Gerstenflur = schielen. vHorn Schmj. 47); sonnt. Heinse A. 1, 174; späht, erspäht Einen; spielt (scherzt). Hagedorn 2, 245; springt aus dem Kopf. Freiligrath Pol. 1, 25; starrt. 1. Kön. 14, 4; steht offen [s. 2]; steht voller Wasser. Stiling 1, 135; strahlt. V. Il. 19, 15; thränt. Hiob 16, 20; wacht. Lichtwer 123; wartet auf Einen. Ps. 145, 15; weidet sich an Etwas. Mörike N. 604; weint. Lichtwer 86; zuckt. Gutzkow R. 8, 38; zwinkert. Heine Rom. 196 u. ä. m.
8) im Genit.: Des A–s Apfel. G. 5, 10; Das Weiße eines schielenden A–s. Sch. 709 a; Stern des A–s. 523b; Der Mann des A–s [arab.], bei uns die Pupille, das Kindchen des A–s. Rückert Mak. 1, 77 etc. Sättiget der A–n Hunger. Alxinger D. 191 etc.; Wenn mir der A–n Licht .. versagt [3]. G. 13, 256; Der Sinn des A–s. 14, 167; Seines A–s Blitze. Kinkel 8; Nimm hinweg des A–s Wolke. Sch. 56 a; Ihrer A–n Spiel. Uhland 20 etc. —; Festen A–s [11 i] auf Etwas sehn etc.
9) im Dat.: Seinen A–n nicht glauben, nicht trauen wollen; ein Fest geben. G. 14, 170; eine rechte Weide. 198; einen Schmaus bereiten etc.
10) als Obj. bei Zeitw. (alphab., nach dem Grundw.): Die A–n: Etwas beizt sie. Uhland 415; sie verbinden. V. 301; blenden. Gd. 186; durch Geschenke. 1. Sam. 12, 3; verblenden. Joh. 12, 40; zublinzen. Sch. 111 b; drehen. Hebel 3, 117; verdrehen, wie ein [gestochnes] Kalb. Gutzkow 8, 404; drücken. Sir. 22, 23; zudrücken [dem Todten]. Tob. 14, 15; eins zudrücken, aus Rücksicht für die Schwachen. Alexis H. 2, 3, 137 u. o. [absichtlich Manches übersehn]. Es giebt saure A–n [man wird sauer angesehn]. Gotthelf G. 43; schele A–n. Weidner 56; nasse. Schweinichen 3, 47 [Thränen]; Einem gute Worte und gute A–n [Blicke] geben. W. 12, 10; Einem nicht die A–n im Kopf gönnen. A–n haben [sehn]. G. 39, 314 etc.; Wo hast du die A–n gehabt [daß du Das nicht gesehn]?; Die A–n in der Tasche haben [von Einem, der ohne Brille nicht sehn kann und sich ihrer nicht bedient]; Die A–n überall haben. Gutzkow R. 1, 106; hinten und vorn haben; Indem sie die A–n bald in der Küche und vor der Kellerthür, bald aber auf dem Hühnerplatze gehabt. Möser Ph. 1, 45; Er verhieß ihm, wenn er in den geistlichen Stand trete, sein A. auf ihm zu haben [2c, etwa: es sorgend, beobachtend auf ihm ruhn zu lassen], gewöhnl. bei Pers. (auch Sachen): Ein A. auf Einen etc. haben [ihn beachten, beobachten]: Sieh wohl zu, | Bertram, ich hab ein [mißtrauisches] Aug’ auf dich. Böttger B. 8, 208; Ein A. auf die Tochter [Heirathsabsichten] haben. Forster B. 1, 284; Da der Pastor immer ein A. auf ihn hatte [Etwas an ihn suchte]. Stilling 2, 16 etc.; Er hat nur A–n für sie [sieht, beachtet sonst Keine] etc.; Die A–n voll Wasser [Thränen] haben. Lewald W. 1, 30 etc.; A–n haben wie ein Adler, Falk, Luchs etc., wie ein Maulwurf. Eine Krähe hackt (beißt, kratzt) der andern die A–n nicht aus; Weh denen, die dem Volk die A–n [zu-] halten! Sch. 525a; Luk. 24, 16; Die A–n zuhalten. Jes. 33, 15; auf-, offen halten. W. 10, 101; heben. Uhland 6; auf-. 1. Mos. 13, 10; empor-. Jes. 37, 23; hinauf-heben. G. 39, 379; auf Etwas heften; Einem eins verkleistern [ihn bestechen, daß er eins zudrücke]; Die A–n zukneifen. Lewald Ferd. 2, 189; läutern. Luther 8, 258 b; beleidigen; letzen. Uhland 58; verletzen; erleuchten. Ps. 19, 9. Du wirst gaffen! Du wirst A–n machen! Sch. 106a u. o., als Zeichen staunender Überraschung; Ein Paar große A–n. Hebel 3, 146; kuriose. 129; gewaltige. Sch. G. 213; verwunderte. Immermann M. 1, 349; gewundrige. Gotthelf G. 164; seltsame (ebd.); A–n wie Pflugräder (U. 2, 26) machen; ein Paar mächtig große A–n aufmachen. W. 1, 49; A–n machen, wie ein abgestochnes Kalb [sie verdrehn]. Gutzkow R. 6, 195; wie ein Schwein, das abgestochen werden soll. Gotthelf Sch. 6; ärger als ein ertaubeter Stier. G. 280 etc.; Süße. 279; freundliche. Hebel 3, 39; ganz kleine A–n machen [sie zusammenkneifen]. Börne 2, 430; Was würdest du für gebeizte [thränende] A–n machen? Gutzkow R. 2, 187. Die A–n öffnen. G. 10, 31; eröffnen. 39, 337; an Etwas berauschen. W. 11, 127; reiben. Chamisso 3, 232; aufreißen. W. 1, 125; ausreißen. Matth. 5, 29; Wenn sie das Auge nach sich reißt [zieht]. G. 4, 25; Die A–n auf Etwas richten. 14, 188; rollen. Sch. 546a; sich aus dem Kopf schämen. Goltz 1, 149; schärfen. Guhrauer L. 1, 270; schießen lassen. Uhland V. 80; auf-, niederschlagen. Gd. 251; Das gesenkte, das geschlossene A. aufschlagen; Die A–n schließen [schlafend od. im Tode]. Sch. 489 b; sich fast as dem Kopf sehn. Gotthelf G. 339; senken. Uhland 242; es setzt [giebt] nasse A–n; die A–n spannen. Guhrauer L. 1, 254; aufsperren. G. 10, 119; scharf spitzen. Gutzkow R. 2, 88; ausstechen. Richter 16, 21 [s. 12a]; auf-, zuthun [öffnen, schließen]; kein A. zuthun [gar nicht schlafen]. Ramler F. 3, 103; Die A–n werden euch aufgethan | einst, wenn ihr die A–n zugethan [im Tode kommt ihr zur Erkenntnis]. Rückert Mak. 1, 84; Die A–n hoch tragen. Spr. 30, 13 [stolz]; an Etwas weiden. Sch. 16 a; sich aus dem Kopf weinen, ausweinen. Klagl. 2, 11; abwenden. Ps. 119, 37; kein A. ab-, Chamisso 4, 243, verwenden, Heinse A. 1, 311; ein A. auf Etwas werfen. Opitz 1, 15; die A–n hin und her werfen. Spr. 17, 24; wischen [die thränenden]. L. 13, 595; sich die A–n mit den Hacken auswischen wollen [verkehrt etc.]. Zelter 1, 364; Die A–n auf sich ziehn [Aufmerksamkeit erregen]. Mörike N. 350; in den Keller ziehn [niederschlagen]. Luther 5, 531b; Einem aufziehn [öffnen]. W. 12, 296 u. ä. m.
11) abhängig von Präpos.:
a) An den A–en Einem Etwas absehn. Immermann M. 3, 46, ansehn. G. 1, 69; An Jemandes A–n sich bilden. 258, hängen. W. HB. 1, 30, sich sonnen. Uhland 14 etc.; An seinem innern A. vorübergleiten lassen. Lewald W. 3, 270 etc. Veralt., mund- artl.: An [mit] mehr als einem A. sehen. Gotthelf Sch. 318; An [auf] einem A. blind. W. 11, 167 etc.
b) Auf [s. a] dem A. ein Fell haben. 3. Mos. 21, 20; Einem den Daumen auf dem A. (G. 9, 39; 34, 38), aufs A. halten (Musäus M. 2, 71; Tieck N. 3, 196), setzen (Prutz Mus. 3, 69) etc. = ihn durch überlegne Gewalt zwingen, in seinen Schranken halten; Das reimt sich, passt wie die Faust aufs [s. h] A. Gotthelf Sch. 129; Zinkgräf 1, 156 = schlecht, gar nicht; Einem Geld aufs A. drücken, ihn bestechen etc. S. auch 13n; 12i.
c) Aus den A–n [entfernt], aus dem Sinn; Aus meinen A–n! [fort]. B. 301b; 311 a; Solch Dräuen ist zu weit aus den A–n. Sir. 16, 21; Einen nicht aus den A–n lassen [immerfort beobachten]. Etwas aus den (außer, G. 17, 220) A–n lassen, setzen, L. 5, 46, (veralt.) thun, Luther 5, 360b, darauf keine Rücksicht nehmen etc.; That einen schmachtenden Blick aus ihren großen schwarzen A–n. Heinse A. 1, 159; Nicht aus meinen A–n kann ich schauen. Talvj 2, 230; Starret sie aus [mit] großen A–n an. W. 12, 290; Wenn er aus [mit] meinen A–n sähe. 21, 64; Er betrachtete diese Bilder aus den A–n [aus dem Gesichtspunkt] des Kindes. G. 18, 194 etc.; Einen Helden, der aus andern A–n sieht [anders aussieht, einen andern Eindruck macht]. L. 12, 275, so auch von Sachen [s. i]; Es sieht ihm der Schalk, nichts Gutes aus den A–n [man sieht seinen Augen an, daß er ein Schalk ist, nichts Gutes im Sinn hat]; Der leibhafte Hunger guckt’ ihm aus den A–n. Miller Siegw. 53; Dem Menschen sieht ja der Vagabunde und der Narr obenein aus den A–n heraus. Tieck N. 3, 170 etc.; Dem Großvater wie aus den A–n geschnitten [sprechend ähnlich]. Engel 12, 354; W. 12, 7 etc.
d) Bei sehenden A–n blind. Immermann M. 2, 289 etc.
e) Besser, ich sehe sie durch die A–n [vgl. Brille] ihres Liebhabers. G. 14, 20.
f) Nichts ist gut für die A–n, aber schlecht für den Bauch (Sprchw.).
g) Das Weiße im A. Einem nicht gönnen etc. Den Splitter im A. des Nächsten, den Balken im eignen nicht bemerken. Matth. 7, 3; Ein Dorn, Stachel im A. [was dies verletzt, etwas Verhaßtes]. Bodenstedt 2, 166; Stilling 4, 157 etc.; seltner: Skorpion im A. Schlegel Cymb. 5, 5. Nicht gegessen, daß es einer Fliege im A. weh gethan hätte [das Geringste, s. Schmeller 1, 37]. Gotthelf Sch. 250. Der Sandmann [s. d.] in den A–n. Immermann M. 1, 51. Im A., in den A–n steht eine Thräne, G. 15, 18, schwimmt es perlengleich, Heine L. 34, Ruß haben [nicht sehen können], Keller gH. 3, 32; Die Abendsonne liegt mir in den A–n. G. 17, 227 etc. In meinen A–n [nach meinem Urtheil]. Haler XI. Einen Punkt im A. haben [als Ziel der Betrachtung etc.], G. 17, 184 u. o., behalten, FSchlegel Fl. 1, 35 etc. (s. h).
h) In die A–n [ins Gesicht, Ggstz.: hinterm Rücken] Einem lachen etc. Ramler F. 2, 542. Einem dreist, getrost, grade, scharf etc. in die A–n sehn, blicken. G. 10, 118; 13, 339 etc.; Sie haben der Wittwe zu tief in die A–n gesehn, Sie sind verliebt. Engel 12, 300 etc.; Etwas blinkt (Thümmel 5, 21), sticht Einem [selten: Einen. Rabner 3, 57] in die A–n, reizt sein Verlangen. G. 10, 127; W. 10, 72; 11, 169; „Ich ahne fast, warum Birbante Dir | so sehr ein Dorn im A. [g] Flordelis.“ | Er sticht mir wenig in die A–n. | „Weil Du zu viel in Guidos A–n siehst.“ Platen 3, 130 etc. Etwas fällt, G. 14, 229; 31, 39 etc., leuchtet, 18, 87; 39, 327, scheint, Gotthelf G. 264, springt, Heinse A. 1, 240, strahlt, Stilling 4, 67, tritt in die A–n, ist augenfällig, nicht zu übersehn, klar. Kam kein Schlaf in meine A–n. 1. Mos. 31, 40; Das Wasser kommt, schießt Einem in die A–n. Gutzkow R. 6, 396; Hebel 3, 261; Die Wuth treibt Thränen in die A–n. Freiligrath Pol. 1, 53 etc. Einem Ruß, Sand, Staub etc. in die A–n blasen, streuen, werfen. Forster B. 2, 132; Vogt Köhl. 94; Waldau N. 1, 83 [ihm die klare Einsicht nehmen, um ihn zu betrügen] etc.; Einen, das Kalb [Einem, dem Kalbe Ruge Nov. 118] in die A–n schlagen [rücksichtslos handeln]. L. 10, 194; 12, 230; 13, 156, zuw. = fehlen, sich vergehn. Weidner 49; Reimt sich wie eine Faust ins [s. b] A. Fischart B. 54 a. Etwas [als Zielpunkt] ins A. fassen (s. g). G. 13, 345; 22, 4 etc. Veralt.: Etwas in die A–n bilden [ihnen vorführen, zeigen]. Luther 5, 360 b.
i) Mit A–n sehn; verstärktes: sehn (vgl.: Mit Händen greifen etc.), mit diesen seinen eignen A–n sehn, s. 1. Mos. 26, 28; Chamisso 4, 282; G. 33, 32 u. v., Ggstz.: Jch hab ihn mit keinem A. [nicht] gesehn. Versch.: Mit seinen eignen A–n sehn, selbständig urtheilen; Sähe er die Welt mit [s. c] meinen A–n. Aber freilich sieht ein Jeder mit seinen eignen A–n. Forster B. 1, 260; L. 11, 26; 65 etc.; Mit festem A. [s. 8] in die Sonne blicken. Schlegel Cymb. 1, 5; Etwas mit nassen, trocknen A–n ansehen; Etwas mit kritischem, prüfendem, schonendem, mildem, schelem, neidischem A. ansehn, betrachten; Etwas mit den A–n der Seele, nicht bloß obenhin lesen. Tieck DBl. 2, 128; Etwas 4 mit nacktem, bloßem, unbewaffnetem A. [6] erblicken; Das könnt’ Er, dächt’ ich, mit halben [halbgeschlossnen] A–n sehen. Engel 12, 118 etc. Einen mit den A–n messen. Chamisso 4, 33 etc. Mit den A–n blinzeln. Gutzkow R. 2, 204, zwicken, Auerbach Dicht. 2, 47; 113, zwinkern, Heine Lut. 1, 251; Immermann M. 1, 4; 115 etc., winken, Sir. 27, 25; spotten, Ps. 35, 19 etc. Mit einem blauen [s. 1] A. davon kommen. Forster B. 1, 244; Tieck A. 1, 41 etc. mit geringer Verletzung, mit verhältnismäßig kleinem Schaden etc. Alles sieht noch mit den alten A–n [s. c]. Zelter 1, 315, ist unverändert. k) Eine trübe Wolke lag über ihrem A. G. 14, 132; Den Schleier der Blindheit über die A–n des Geistes werfen. Stahr Rep. 1, 120 etc.
1) Es ward mir blau und roth um die A–n [s. o.]. Alexis H. 1, 1, 143. m) Unter vier A–n [2d]; Unter meinen A–n [in meiner unmittelbarsten Nähe, so daß ich es deutlich sehe]. Chamisso 4, 255; Thümmel 1, 8 etc.; Einem unter die A–n [muthig entgegen, seinen Blick nicht scheuend] gehn, Forster B. 2, 193, treten, 70; G. 23, 319, sehn, Mörike N. 6, Etwas sagen, G. 15, 16, bringen, Sch. 2, 175 etc., (veralt.) bösen Wind blasen, Luther 8, 312b, speien, 6, 319 b, stoßen, 8, 260b, schelten, Weish. 4, 20, widerstehn, Gal. 2, 11, stellen [bringen], Ps. 50, 21 etc. n) Von den A–n fällt es wie Schuppen. Apostelg. 9, 18, wie Staar, Sch. 110 b, ein Nebel, G. 31, 22, die Binde, Chamisso 3, 324, fallen die Schuppen. Immermann M. 3, 231 etc.; Von A–en wie ein Luchs. Rückert R. 70a etc. o) Vor Jemandes A–n, in seiner Gegenwart. 1. Mos. 42, 24 etc.; Laß mich Gnade finden vor deinen A–n [vor dir, s. 2]. 30, 7 etc. Etwas ist, 2. Mos. 20, 20, liegt, G. 39, 229, steht, Tieck A. 1, 305, man hat, G. 4, 40, sieht es, Schlegel Mißd. 95, vor A–n = gegenwärtig, also bald: klar, anschaulich, deutlich, bald: als bestimmtes Ziel, bald: drohend (z. B. den Tod vor [veralt. für, Luther 5, 533a etc.] A–en haben) etc.; Einen nicht vor A–n sehn [seinen Anblicknicht ertragen]können. W. 20, 98. Es fackelt, Hebel 3, 347, schwimmt, Sch. 537b, tanzt, Uhland 123, zwirrt, Gotthelf G. 273, zwitzert, 303, Einem vor den A–en, es wird Einem grün und gelb, B. 66 b; Thümmel 5, 15 etc., grün und blau, Heine Reis. 1, 227; W. 11, 69, schwarz wie die Nacht, Stilling 1, 145, grau, Monatblätter 1, 40 b, vor den Augen, es kommt Einem grün und gelb, Hebel 3, 184, wie lauter Hochgericht vor die A–n. 159 etc. Einem vor die A–n kommen, 2. Mos. 10, 28, Etwas bringen, G. 13, 303, stellen, Fischart B. 42a etc. Die Hand vor die A–n halten, um sie zu verdecken; Hielt die Hand vors [übers] A., um schärfer sehen zu können. Kinkel E. 391 etc. p) Zu A–n und Nasen [zu Gesicht] Etwas bekommen. G. Merck 2, 253; Zu Handen oder A–n kommen. Zelter 4, 345 etc. Schaut kaum zu [aus] den A–n heraus. Uhland 45. Wie hat man zu den [durch die] A–n | ihr in das Herz geschaut. Chamisso 6, 238. Der Mähre zum A. sehn (sprchw.). Gotthelf Sch. 190, gehörig aufpassen. 12) Auch nicht-personif. Ggst. (s. 5) werden A–n beigelegt als Bez. Dessen, wodurch sie Licht, Glanz, Bedeutung erhalten (vgl. 13), z. B.:
a) Heute noch ist Gellert’s Grab das allgemein gesuchte A. des großen Gottesackers [in Leipzig]. Laube DW. 5, XXXII = Glanzpunkt, und daher: Einem, einer Sache die A–n ausstechen (s. d.), sie verdunkeln, nam. auch überstrahlen, übertreffen, vgl.: [Weil seine frühern Übertretungen] viel wichtiger und diesen allen, wie man sagt, die A–n ausbeißen möchten. Luther 5, 17 a etc., auch: Mit den Lichten vieler Gebot hat man dem Tag göttlichs Gebots gar nahe die A–n ausgeleuchtet. 1, 166a etc.
b) Bergb.: ein gediegnes Körnlein in Erzstufen.
c) bei Edelsteinen und Perlen = Feuer, Wasser, ihr Glanz: Mit jedem andern Gestein dem A. nach wetteifernd. G. 40, 141.
d) Glanz von Zeugstoffen: A. des Tafts (s. 13a) etc.
e) Fenster, A–n des Hauses (s. 13b): Dort in der Häuser Menge, | Stirn über Stirn vorstrebend, mit den Reihn | lichtdurst’ger A–n blitzt es auf. Riemer Ged. 2, 321; Hackländer Stillfr. 1, 9; 168; Immermann M. 1, 101; Stahr Par. 1, 214; Heine Reis. 3, 252; Die Häuser schliefen mit geschloßnen Fenster-A–n. 4, 47; Nothrahmen mit kleinen trüben Glas-A–n. Freitag Soll 2, 267 etc. Vgl.: Er schlug mich in die A–n, daß ich mich wohl vier Wochen lang mit einem blauen Fenster schleppen mußte, s. Prutz DM. 1, 2, 690; Gisander Fels. 2, 437 etc.
f) Gestirne als A–n der Natur, der Welt, des Himmels etc., z.B. die Sonne. Bodenstedt 1, 147; Freiligrath 1, 371; Haller 2; 31; W. 10, 128; 12, 252; Des Tages Flammen-A. selber bricht. Sch. 47b; Welt-A., liebe Sonne! Gleim 4, 171 etc., der Mond: JP. 21, 33; Das blasse A. der Nacht. Heine Reis. 3, 202; Nachtaug mit dem dunkeln Scheine. Freiligrath 1, 314; Sonn’ und Mondensschein, die A–n dieser Welt. Opitz 1,⏑54 etc., die Sterne: Die schönen A–n der Frühlingsnacht. Heine Reis. 2, 260; Die Sternen- A–n. Lied. 329 etc.
g) vom Wasser: Langsam ringt | im dunkeln Schacht die Fluth, bis sie .. den goldnen Tag mit klaren A–n grüßt. Geibel Rod. VIII; Die Ströme sind die A–n der Landschaft [verleihn ihr Ausdruck und Glanz]. Novalis 1, 109; Kühne Fr. 1, 3; Das Land ... mit seinem blauen A., dem klaren Bodensee. Schwab 491.
h) von Blumen: Die Blümlein im Grase mit klugem Aug. Bodenstedt 1, 30; Die blauen Frühlings-A–n .., die Veilchen. Heine N. Gd. 18; Die Erde, der noch die hellen Thränen in allen ihren Blumen-A–n zitterten. IP. 21, 144; Schauen dich die großen A–n der Sonnenblume feurig an. 148 etc. (s. i).
i) (s. h) an Pflanzen, die aus der Schale hervorbrechenden Keime, unentwickelte Knospen etc.: Ob der Weinstock blühe und A–n gewonnen. Hohel. 7, 12; A–n treibt das junge Reis. Sch. 54a; A–n drücken, setzen etc.; Die Eberzähne (bis) auf ein A. zurückschneiden etc. k) (s. i) der Keim im Ei. Lenz Nat. 2, 7. 13) mehr von äußrer Ahnlichk., nam. von der runden Form benannt:
a) (s. 12) die glänzenden Flecke -z. B. im Schweif des Pfaus (Ramler F. 2, 431 etc.), auf den Flügeln von Schmetterlingen (s. Pfauen-A.), auf der Suppe schwimmende Fett-Tropfen etc. So auch sprchw.: Einer Pfütze, dem Blinden ein A. austreten, in Koth treten etc.
b) Löcher z. B. die im Brot, Käse etc.; Astloch in einem Brett; Loch in der Thüre zum Durchsehn und so nam. in vielen Werkzeugen die zu best. Zweck darin angebrachten Löcher, z. B. A. der Nähnadel [Ohr], des Beils, Hammers, wo der Stiel —, des Mühlsteins, wo das Mühleisen hineinkommt, des Krans, wodurch das Tau geht etc., s. d. folg.
c) Anat.: A. eines Gefäßes, der von den Wänden des durchgeschnittnen eingeschlossne Raum.
d) Bauk. etc.: A. der Schnecke, Mittelpunkt einer Schneckenlinie.
e) Buchdr.: die Oberfläche der Linien, das Buchstaben-Ende der Lettern.
f) Feuerw.: eine hölzerne Rinne, wodurch die Pulverwurst in die Minenkammer geht.
g) Gärtn.: am Kernobst der kleine Kreis der verdorrten Blüthenkelche in der Mitte der Frucht.
h) Hüttenw.: am Schmelzofen das Loch zum Ablassen des flüssigen Metalls; ein bei der Kupfergare auf die Herdsohle gelegtes Stück Lehm, die Tasche.
i) Reitk.: der durchbrochne höchste Theil an den Stangen des Zaums zum Einschnallen des Hauptgestells. k) Schiff.: jede absichtlich gemachte, nam. eingesplißte Schlinge in einem Tau; der von der innersten Bucht umgrenzte leere Raum eines aufgeschößnen Taus; A. des Ankers, das Loch, wodurch der Ankerring mit dem Tau geht; A. der Blinden, Loch zum Ablaufen des Wassers an den untersten Ecken des Blindensegels. 1) Schneider: das Loch in ihrem Tisch, die Öffnung zu der „Hölle“ für die bei ihnen zu bleiben verdammten Lappen, daher der Volkswitz: Der Schneider stiehlt nicht soviel wie in sein A. geht. Wickram Rollw. 99 b etc. m) Spiel.: die Punkte auf den Würfeln, dann auch die durch ihre Zahl den Werth der Nichtbilder in den Spielkarten bestimmenden Zeichen. Dazu sprchw. (mit wechselnder Zahl): Auf seinen neun A–n halten. vHorn Schmj. 34; rhD. 2, 56 u. o., rechthaberisch bei Etwas beharren. n) Strumpfstricken etc.: Masche. Musäus 2, 133. o) Weber: Schleife, wodurch die Kettenfäden gehn etc.
Anm. Oft einsilbig Aug, nam. auch die Zsstzg.; Verkl. Äuglein. Lenau A. 227 u. o. (ohne Uml. Mühlpforth 2, 13); Aus vielen kleinen Äugelchen zusammengesetzte Augen. Burmeister Gsch. 380 u. v. Seltner Genit.: des Auge. Rellstab 1812, Bd. 4, 70. Als Bstw. Augen-, daneben Aug- in losern Zsstzg. mit Partic. und deren Fortbildungen, vor Vokalen: Aug- entzückend, erquickend, erquicklich (G. 4, 32), enthüllt Regis Sh. 346, ferner seem.: Aug-Bolzen, Splissung etc., allgem. in: Augapfel, seltner in Aug-Brau, Deckel, Lied, Lippe, Punkt, Sprosse, Stern etc. Goth. áugó, ahd. ougâ etc. mit entsprech. Formen skr., gr., lat. etc. Abstammung fraglich, vgl. Auke.
Zsstzg. z. B. mit den Namen aller Thiere, u. zwar das A. des genannten Thieres, ein ihm ähnliches und Etwas, nam. eine Person mit solchem Auge bezeichnend. So z. B.: Hundsaugen, „dunkle A. voll stillen Feuers“. Auerbach D. 4, 275; Hundsaug! B. 187b; Anrede an einen Schamlosen; Wer, Reh-A., bist du? Rückert N. 104 etc. Ahnlich: Warf mir mit den Blau-A–en [blauen A–n] schalkhaft drohende Blicke zu. Zschokke 8, 339; Einen Blick von dem Blau-A. [blauäugigen Mädchen] zu empfangen. 302; Siehst du denn nicht, Blind-A., daß etc. Tieck N. 7, 171; Schimpfte er die Frösche aus: Ihr Klotz-A–en! Grimm M. 39; Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein. 290; Die Höhlen der gottlosen Einaugen [Cyklopen]. Kohl Südr. 1, 236, s. Einäugeler; Der König Einaug war’s. Freiligrath Garb. 105, und so öfter in der einsilbigen Form: Triefaug Neokleides. Droysen A. 3, 339, zuw. auch zur Bez. von Männern als masc. (s. Zsstzg. v. Bein) z. B.: Rief der Blauauge. Jacobi Jr. 3, 167; 190; Neokleides der Triefauge. V. A. 3, 225 etc. So haben (oder sind) Menschen etc. nach der Schärfe des Blicks: Adler- (Musäus M. 2, 140), Falken- (W. 11, 127), Habichts- (Gutzkow R. 3, 3), Luchs- (L. 13, 104), oder Eulen- (Sealsfield Tr. 1, 56), Maulwurfs- (Kant Anth. 13), nach dem Glanz, Ausdruck und sonstigen Eigenschaften der Augen, z. B.: Gazellen- (W. 19, 268), Hirsch-, Kalbs- (Zelter 2, 241), Kuh- (W. 13, 34), Libellen- (Heine Reis. 1, 183), Lobster- [Hummer-] (Sealsfield Leg. 2, 134), Robben- (Vogt Oc. 1, 203), Schafs- (Gutzkow R. 2, 173), Stier- (W. 13, 27); ferner: Äther- [klare] (Schwab 150), Blinz(el-), Blitz- (Gutzkow R. 1, 245), Feuer- (Uhland 206), Flammen- (Sch. 8a), Funkel- (Kinkel E. 284), Glau-, Glotz- (Heine Reis. 1, 139), Gluthen- (Werner Kr. 1, 97), Himmels- (Börne 2, 235), Karfunkel- (W. 15, 62), Kohlen- (Prutz DM. 1, 1, 581), Kornblumen (Klencke Gsp. 2, 192), Leck-, Nick-, Roll- (Kurz Weihn. 27), Schel-, Schiel-, Schlehen- [schwarze] (Hartmann Pet. 60), Sonnen-, Staar- (Stilling 2, 45), Sternen-, Unschulds- (Zschokke 8, 301), Veilchen- (KGroth 63), Vergißmeinnicht- (Sch. 192a), Wachs-Augen, was z. B. auch Augen von Wachs in Wachsfiguren bez. kann. Gutzkow Bl. 1, 95, vgl. Glas-A. etc. Wir erwähnen noch: Der Elephant blickt mit großen, klugen Menschen-A–n. Platen 4, 318 etc., undz. B.: Kinder-A–n [2a = Kinder] nur fürchten sich vor dem gemalten Teufel. B. 295a; Seine Kinder-A–n haben die Freiheit gesehen [er als Kind]. Börne 2, 10; Ein unbeflecktes Kindes-A.. .., ein besudeltes Thier-A. IP. 1, XXII. etc.; Jener sieht Jtalien an mit begeisterten Korinna-A–en [d. h. wie Korinna im Werk der Staël], die überall nur das Herrliche sehen, während Goethe mit seinen klaren Griechen-A. Alles sieht. Heine Reis. 2, 22 etc. So: Dichter- (Lichtwer 18), Droher- (Gleim 4, 161), Eltern-, Engels- (Hölderlin H. 1, 96), Feindes- (Hebel 3, 386), Feldherrn- (Heine Lut. 1, 226), Freundes- (Rahel 1, 342), Geister- (Heine Rom. 138), Gespenster- (Freiligrath Garb. 14), Heiden- (Alxinger D. 100), Hexen- (OMüller Ack. 413), Hottentotten- (Sch. 105b), Jäger- (Tieck N. 4, 10), Jünglings- (G. 10, 304), Jugend- (Keller gH. 1, 29), Junos- (W. 19, 269) Kenner- (G. 18, 233), Kunst- (L. 11, 419) = Künstler- (Reinhard G. 119) etc. Augen u. ä. nach Analogie ins Unendliche zu mehren. Außerdem z. B.: Áll-: allsehndes: Das A. Gottes. Simplicissimus 1, 488.
Argus-: scharfes Hüterauge. Chamisso 4, 269, vgl. Ramler Myth. 15 etc., auch eine viel- äugige Schmetterlingsart [13a] Lycaena, Bläulinge, Viel-A–n.
Bīēder-: treues, biedres Auge. W. 11, 126. Bírg- (veralt.): das bei Tage blinzt, bei Nacht scharf sieht. Grimm 2, 38. Blátt- [12i]: Blattkeim. Blūmen-, Blǖthen-: [12h; 12i], auch blumengleiches Auge.
Bócks-: Person mit einem kleinern Auge; Schüsselmuschel Patella Lepas und Haliotis.
Bóll-: Gotthelf U. 2, 333, Boller-A. Nemnich, Bolz.A, Schm. 1, 173; hervorstehndes Auge, s. Bolstrig.
Bútter-: Trief-A.
Chríst-: Pflanzenname Inula oculus Christi; Tolpis.
Elster-: Die Zeit, die jetzt mit tausend E–n um sich schaut. Arndt Ber. 39 [elstergleich zu plaudern] etc.; auch: Leichdorn, s. Hühner-A. Ērd- [12g]: Jns Meer, das blaue E. Meißner Gd. 139.
Fálken-: s. o., bei Pferden Auge mit hellbrauner Blendung.
Fasānen-: s. o.; Pflanzenname Adonis. Fêder- [13]: Orgelb.: eine das Ventil schließende Ohse in einer Feder. Fénster- [12c].
Fínken-: s. o., veralt. eine pommersche Scheidemünze.
Flámmen-: s. o., u. [12f].
Gänse-: s. o.; Buchdr. Anführezeichen. IP. 41, 25; Bez. eines schlechten Drillichs. Frúcht- [12i]. Geistes- [4]. Knebel 3, 41.
Glánz-: glänzendes Auge. Tieck N. Kr. 3, 90; Abend-Pfauen- auge.
Glās-: Auge aus Glas; scherzh. = Augenglas; gläsern starres, ausdrucksloses Auge, auch ein Auge mit glasähnlichem Ring um den Stern; eine Person oder ein Thier (Pferd) mit solchem Auge.
Góld-: Baumente; Art Meerbrassen Sparus chrysops etc.
Grōß-: großäugiges Geschöpf, z. B. v. Menschen. Beck Mat. Dol. 1, 108; Art Meerbrassen Sparus boops.
Hāsen-: s. o., auch Pflanze Geum urbanum.
Hūhner-: s. o.; Leichdorn. Heine Tr. 120; Verm. 1, 310 etc.
Hōhl-: Dem Hohl- aug’ jener Todtenköpfe. G. 12, 85.
Júngfern-: s.v.; Pflanze Coreopsis.
Kátzen-: grünlichgraues Auge. Alexis H. 2, 156 etc.; scharfsichtiges: Die Liebe hat ein K. Blumauer 2, 176; die kleine taube Nessel; eine Abänderung des gemeinen Quarzes, auch Sonnen-A. genannt und zu den Halbedelsteinen gezählt. Kēīm- [12i]. Monatblätter 1, 536b.
Klēīn-: kleinäugiges Geschöpf, z.B. Art Pottwall, Physeter microps, ein maulwurf- ähnlicher Nager, Mus talpinus etc. Knóspen- [12i]: Gutzkow R. 7, 480.
Krǟhen-: s. o.; Leichdorn. vHorn Schmj. 73; 140; Brechnuß, die als Arznei gebrauchten giftigen Samenkörner eines indischen Baums.
Krêbs-: s. o.; Krebsstein, rundliche harte Körper im Magen der mausernden Krebse.
Krȫten-: s. o.; Vergißmeinnicht. Kohl A. 2, 48; Art versteinerter Fischzähne, auch Schlangenaugen genannt.
Kúh-: s. Ochsen- (1u. 3) u. Rand-A.
Lēībes-: Ggstz. Geistes-A. Heine Rom. 231.
Līēbes-: Auge, aus dem Liebe spricht. G. 2, 43; Immermann M. 1, 439 etc.; auch Name mehrerer Pflanzen, auch Liebauge, Liebäuglein, z. B. Anchusa officinalis; Borrago; Calliopsis; Cynoglossum officinale; Lycopsis arvensis; Lupinusluteus etc.
Mármor-: aus Marmor; marmor- ähnlich starres Auge. JP. 2, 168. Mêêr- [12g]: in Siebenbürgen, Name der Gebirgsseen. Frommann 4, 405.
Mílch-: krankes Auge, wie es bei Wöchnerinnen zuweilen durch Ergießen von Milch in die vordre Augenkammer vorkommt.
Mōnd-: bei Pferden ein Auge, dessen Sehkraft mit dem Mond ab- und zunimmt.
Mosaik-: ein aus kleinen Augen mosaikartig zusammengesetztes, wie die Insektenaugen. Ule Nat. 4, 50a. Nácht- [12f]. Nādel- [13b].
Nêben-: z. B. bei den Hautflüglern auf dem Scheitel außer den beiden gewöhnlichen Augen.
Nēūn-: ein der Lamprete nahverwandter Fisch mit aalartigem Leib, rundem Maul und einem einfachen biegsamen Strang statt des Rückgrats, mit 7 Kiemenlöchern auf der Seite, die man als Augen mitzählt, Petromyzon fluvialis, auch f.; s. Jahn M. 312 etc.
Nónnen-: s. o.; Pflanze Nigella damascena.
Ochsen-:
1) Die Häßliche [Juno] mit ihren O–n. Sch. 15b; auch geschwollnes, vortretendes, vom Liede unbedecktes Auge.
2) Bauk. [12e]: rundes oder ovales Fenster.
3) Bot.: Anthemis arvensis; A. tinctoria; Chrysanthemum leucanthemum, auch Kuh-, Rinds-A. 4) Kochk.: Spiegel-E., ein auf zerlassne Butter geschlagnes und so daß der Dotter ganz bleibt, gebacknes Ei; auch: Art Zuckergebäck. S. Clara EfA. 2, 786. 5) Meteorol.: eine bei dickem Wetter sich in den Wolken zeigende Offnung, als Sturmvorzeichen geltend, vgl. Wettergalle. 6) Zool.: Zaunkönig (s. d.); Art Schnirkelschnecke, Helix ampullacea. Pārden-: Pferde-A. Pfāūen- [13a]: Name von Thieren und Steinen mit glänzenden augenförmigen Flecken: 1) Schmetterlinge: Abend-, Dämmrungs-Pf., Smerinthus ocellatus (Glanzauge), großes und kleines Nacht-Pf., Bombyx pyri und B. carpini, Tag- Pfl. Papilio Io. 2) Fische: Labrus ocellaris und Chaetodon ocellatus. 3) Marmor mit augenförmigen Flecken. Pfêrde-: s. o. [13l]; s. Pard. Púnkt-: Neben- A. Ránd-: Kuh-A., Art Schmetterlinge mit augenförmigen Flecken am Außenrand der Flügel, Hipparchia. Rēēf- [131]: Reefgatt. Rínds-: Ochsen-A. 1 und 3. Ríng-: Art Schlange. Coluber annulatus. Rōth-: s. o., auch m. und f.; ein Fisch Cyprinus erythrophtalmus, C. rntilus; Jst kein andrer Fisch, so ist Rothaug auch ein Fisch (Sprchw.). Ruge Nov. 97; Art Schnecke, Nerita pulligera. Sāū-: s. o.; Pflanze, Paris quadrifolia. Schlángen-: s. o.; Kröten-A.; Bot.: Asperugo procumbens. Schnécken- [13d]. Schwárz- s. o.; eine Porcellanschnecke, Cypraea ocellata. Sēēlen- [4]: Herrig 14, 84. Sílber-: Art Raben. Corvus argyrophthalmus; Art Brachsen, Sparus argyrops etc. Sónnen- [12f]. JP. 1, 75; ein leuchtendes Auge; Katzen-A.; Bot.: Heliopsis. Stág- [131]: Der um den Mast liegende Theil des Stags. Stérnen- [12f]: Die Nacht mit ihren St–n. Werner Kr. 173 etc.; leuchtendes Auge. Tēūfels-: s.o.; Adonisröschen; Bilsenkraut. Vīēl-: s. Argus-A. Vīēr-: s. o.; ein Fisch, dessen Augen durch eine Querleiste doppelt erscheinen, Anableps; eine Art wilder Enten, Anas platyrinchos. Vōgel-: s. o.; eine Primel, Primnla farinosa. Wēīn-: [12i]; Berberitze. Wēīß-: weißäugiges Geschöpf, nam. ein Laufkäfer, Carabus leucophthalmus; auch eine Porcellanschnecke, Cypraea erosa, wie Weit-A. C. stercoraria etc. Wélt-: [12f]; All-A. [13a]; Art Opal. Wúnder-: Was macht er denn für große W–n [10]? Göckingk Lieb. 47 u. ä. m.