Faksimile 0050 | Seite 42
arg
I. Arg, a.:
ärgst:
1) (veralt.) schlecht: Ein fauler Baum bringt a–e Früchte. Matth. 7, 17 ff.; Ärgere Hand [s. d.].
2) im höchsten Grad böse [s. d.], Andern zu schaden bedacht, von solcher Gesinnung zeugend: Was an und für sich nicht gut ist, nennt man schlecht; in Ansehungen seiner Folgen und Wirkungen böse, in Ansehung der Absichten a.; insoweit es mit unsern Wünschen nicht über- einstimmt, schlimm und insoweit eine widrige Empfindung damit verbunden ist [Ggstz. wohl] übel. Mendelssohn 4, 1, 37. Selbst a., quält ihn doch der Argwohn nicht. Börne 1, 379; A. verlockend. Chamisso 4, 149; Die alten bösen Lieder, | die Lieder schlimm und a. Heine Lied. 170; Ein A. [Fluß], daran der Namen mit verloren ist, wie sie dann .. oft großen Schaden thut. Stumpf 392a; Die a–e, böse Welt. Uhland 56; Der a–e Cyklop. V. Od. 2, 19; Mein Herz voll a–es Entwurfes, | ob ich vergelten möcht. 9, 346 etc. Man beachte: A–e List. B. 216; Nicolai 2, 35; Sch. 62a; 357b; 411a; 412a; 584a; Uhland V. 686 (veralt.: Ein a–er List. Zwingli 2, 204) statt des gewöhnl.: Arglist; ebenso: Daß ihr mir so a–en Willen [Argwillen] traget. AWSchlegel 1. 105 etc. Auch substant.:
a) persönl.: Die Anschläge des A–en sind dem Herrn ein Greuel. Spr. 15, 26; Das Weib ist falscher Art | und die A–e liebt das Neue. Sch. 53b etc. Nam. auch: Der A–e = Teufel. Matth. 13, 19; 1. Joh. 5, 18, ebenso: Der a–e Feind. Chamisso 4, 49; Der ärgste Schalk. Mendelssohn 4, 1, 22 etc.
b) sachl.: A–es thun. Joh. 3, 20; A–es sinnen. Freiligrath Garb. 95 etc. Das A–e hassen. Spr. 14, 16 etc.; Das Ärgste begehen. Sch. 429b; Das Ärgste weiß die Welt von mir. 428b etc.; Die Welt liegt im A–en. 1. Joh. 5, 19; An nichts A–es denken. Chamisso 5, 52; Hebel 3, 5; Ganz ohne A–es sein. Sch. 747b; Kein Arges daran (daraus. Forster B. 1, 340) haben. G. 24, 141; L. 8, 320; Etwas zum A–en deuten. W. 11, 183; Chamisso 4, 60; auslegen. 5, 218 etc., vgl. II. Arg. 2) indem der Begriff des Bösen hinter den des Maßlosen, Ubertriebenen zurücktritt, zur Bez. eines hohen Grades von etwas nicht Löblichem, nicht Gutem, nicht Angenehmen, z. B.: Ein Übel, etwas A–es ärger machen etc. Der Riß wird ärger. Matth. 9, 16; Ein a–er Verstoß. Bodenstedt 2, 9; Ärger vom Irrthum befangen. B. 337 b; A. bestaubt. Geibel 294; Dem muß es nicht a. [sehr] pressieren. Hebel 3, 393; 396; Ihn wohl siebenmal ärger kreuzigen. Luther 8, 50 b; Ärger als selbst Ohnmacht schadet das Sudlergeschlecht. Platen 2, 270; Wirst du dich.. noch ärger ärgern. Rückert W. 2, 212; So arg kann’s auch nicht sein. Sch. 333a etc. So auch: A. nach, hinter Etwas her [sehr darauf erpicht, gierig] sein: Meine Hausfrau .. ist gar a. nach solchen Dingern. Chamisso 3, 195.
3) (s. 2) Arger erregend, fatal, ärgerlich: Etwas ist gar zu a. (mit Einem, mit Etwas). G. 24, 125; Immermann M. 4, 252; 3, 259; Es gar zu a. machen. G. 20, 121; W. 16, 11 u. o; Der Brummflieg’ a–es Brummen. V. 3, 227 etc. Auch mit Dat.: Etwas ist Einem a. [verdrießlich etc.]. Auerbach Dicht. 1, 221; Heine Rom. 289, vgl.: Der König soll es sehr a. empfunden haben. 291, und so, nam. mund- artl., z.B. in Mecklenb., auch = ärgerlich (subjektiv), böse: Er ist a. darüber; Mach mich nicht a.
4) (s. 2 und 3) übermäßig streng und scharf: Wenn du ihr Freiheit läßt, so wird sie dich nicht lassen; | doch machst du’s ihr zu a., gieb Acht, sie wird dich hassen. G. 7, 29; Je, Mann, .. sei doch nicht so a.! ich wollt’ ihm nur ein Stücklein Brot geben. Miller Siegw. 54.
5) (s. 2) in hohem Grad leichtfertig, muthwillig: Das war nun Alles recht hübsch von dem Mädchen; aber die A–e! was hat sie Ihnen für loses Zeug erzählt. FSchlegel Flor. 63 etc.
Anm. Ahd.; mhd. arc; die Grundbed. scheint schlecht, unbrauchbar; mundartl.: Die Zähne werden a. [stumpf] Schm. 1, 105, und vgl. Ekel Anm. Schon longob. (s. Paul Diac. 6, 24) = iners et inutilis. S. auch Karg.