Faksimile 0920 | Seite 1742
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Ziegel Ziegelei ~ler ~eler ~lig ~elig ziegeln Ziegenhainer Zieger ziegerig ziegerlen Ziegeth
Zīēg~el: I. m., –s; uv., f.; –n; –chen, ein; -:
(s. Tiegel, Anm.): Stein (s. d. 2e) aus Lehm geformt und getrocknet, in der Regel dann auch noch gebrannt (s. Backstein), bes. zum Dachdecken etc. (s. Dachstein), zuw. auch von ähnl. Steinen nicht aus Lehm (s. 2, Rückert und Zsstzgn):
1) masc.: Adelung; Campe; Lasst uns Z. streichen und brennen. .. Lasst uns eine Stadt und Thurm bauen. 1. Mos. 11, 3; 2, 5, 7 ff.; Nimm einen Z. Hes. 4, 1 etc.; Indeß er . . in des Ofens Hitzen | die ungebrannten Z. schiebt. Freiligrath 1, 276; Sie hätte dir nicht einen Z. von ihrem Rittergut vermacht. Gellert 3, 77 [nicht das Geringste]; Es soll kein Stein, kein Z. sich verrücken. G. 13, 217; Von dem Gebäude gehörte ihm, wie man zu sagen pflegt, nicht mehr der Z. auf dem Dache. Prutz Ob. 2, 26; Den thonigen Z. V. Th. 16, 62 etc.
2) fem., z. B.:
a) in Ez.: Und röthet mein Gesicht gleich einer neuen Z. Gotter 3, 149; Bis von Gold die letzte Z. | auf des Daches Haupt wir thun. .. | Und die Z. krönt das Dach. Rückert Morg. 1, 72 etc.
b) Mz.: Z–n. Freytag B. 1, 320; G. 23, 121; Die Steine und Z–n des Gewölbes. 28, 20 etc. Zsstzgn (s. Karmarsch 3, 477 ff.; M. 2, 911 ff.; Rötger 2289 etc.), z. B.: Breit-, Paß-, Pfannen-Z. (s. Dachpfanne). Rötger; Brunnen-Z., s. Keil-Z.; Die Verfertigung der Mauer- und der Dach-Z. Karmarsch 3, 477; Decken sich wie Dach-Z–n. Lenz Nat. 3, 7 etc.; Die Deck-Z. bilden bei ihrer Vereinigung auf dem Gipfel des Daches palmartig gestaltete First-Z., während ihr anderes Ende hinter der Traufrinne durch Stirn-Z. charakterisiert wird. Lübke Gesch. Archit. 2, 74; Eck-, Ort-, Preis-, Walm-Z., mit einer Nase versehne First-Z., womit die Ecken eines Walmdachs belegt werden; Es-Z., s. Fittig-Z.;Falz-Z. mit einem Ausschnitt an der einen Ecke zu Thür- und Fenstergewänden etc. (Thürsteine). Rötger; First- oder Forst-, Grat-, Hohl-, Kegel-, Krumm-Z. (auch Holfter) ebd., auf der Dachfirst liegende; Fittig-Z. sind S-förmige Hohl-Z. Otte Kunstarch. 346; Flach- oder Platt-, Haken-Z. (Biberschwanz, Dachzunge); Forst(en)-Z., s. First-Z.; Gesims- oder Sims-Z. (Hängeplatte) zu Gesimsen, an der einen Seite nach einem architektonischen Gliede geformt; Glas-Z. oderKlinker(s. d. 1); Grat- oder First-Z. (s. d.); Haken-Z., s. Flach-Z.; Halb-Z., halb so breit, wie die gewöhnlichen; Hohl- Z., Ggstz. Flach-Z. (s. d.), vgl. First-, Kehl-Z.; Hut-Z. (dreieckige Deckenköpfe). Rötger; Kalk(sand)-Z. Panorama 377a; Kapp-Z., breiter, platter, doch in der Mitte muldenförmig emporgewölbter Dachziegel (s. Kapp- Fenster, -Loch); Karnies-Z. Rötger; Kehl-Z., Hohl-Z. für die Dachkehlen; Keil-Z., keilförmig, zum Gewölbebau, Aussetzen von Brunnenlöchern, Einmauern von Mauerkesseln etc., auch Brunnen-, Kessel-, Kiel-, Wölbe-Z. oder -Stein; Den pulverigen Abfall [der Torfkohle] besprengt man mit Lehm- oder Thonwasser und formt aus der feuchten Masse durch festes Eindrücken in Metallformen Kohlen-Z. von versch. Gestalt, welche an der Luft getrocknet und ebenfalls als Brennmaterial verkauft werden. Karmarsch M. 3, 536 (s. Moth-, Torf-Z.); Kolossal-Z. [ungemein groß]. G. 27, 336; Krumm-Z., Hohl-Z.; Aus Luft-Z–n gebaut. Schmarda 1, 9, bloß an der Luft getrocknete, nicht gebrannte Mauer-Z. (niedrd. Kluthen. Rötger); Mauer-Z., parallelipedisch, s. Ggstz.: Dach- Z.; Moth-Z., Torsode, s. Moder, Anm., vgl. Torf-, Kohlen-Z.; Ofen-, s. Porcellan-Z.; Ort-, s. Eck-Z. und Ort III 1; Paß-, Pfannen- oder Breit-Z. (s. d.); Pflaster-Z. oder Fliesen (s. d.); Platt- oder Flach- Z.; Feuerfeste Mauersteine, Charmottesteine, Porcellan- Z., Ofen-Z. (fire bricks), welche in starker Glühhitze nicht schmelzen und daher zum Ofenbau etc. sehr wichtig sind, werden aus feuerfestem Thon, der sich weiß oder schwach gelblich brennt, mit Zusatz von Charmotte, Cement (gebranntem, zu Pulver gestampftem Thon derselben Art) gemacht. Karmarsch M. 2, 912; Preis-, s. Eck-Z. und Preis 1c; Rinn-Z., in Form eines der Länge nach durchschnittnen Cylinders, zu Wasserrinnen, Drain-Röhren etc.; Rost-Z., 18“ lang, 6“ breit, 3 und 2“ dick (Rötger); Roth-Z., auch als Name einer Käferschnecke, Chiton ruber; Schlacken-Z., s. Stock 10; Sims- oder Gesims-Z.; In Palmetten, Stirn-Z. und andern Ornamenttheilen. Nat.–Z. 17, 141, Verzierungen eines Frontons, Giebelzierathen (Akroterien); Die Kasetten, von denen 2 Reihen zw. je 2 Trägern aus Topf-Z–n eingewölbt sind. 16, 449, topfförmige zu Gewölben etc.; Um den Ofen zuerst in Gang zu setzen, füllt man ihn mit Torf-Z–n an etc. Karmarsch 1, 254, s. Kohlen-, Moth-Z.; Walm-, s. Eck-Z.; Wölbe-, s. Kiel-Z.; Wulst-Z. (15 —18“ lang) Rötger u. ä. m. II. m.: An-Z., s. Anzieher 2b.
~elēī, f.; –en:
Ziegel-Brennerei, -Hütte. Karmarsch 3, 478; Dampf-Z. etc., „Zieglerei“. Schm.
~(e)ler~(e)ler, m., –s; uv.:
Einer, der Ziegel macht, fabriciert, Ziegelbrenner. Erbvgl. 259 etc.
~(e)lig~(e)lig, a.:
aus Ziegelsteinen bestehnd, z. B.: [Das Haus] roth-z. und mit Ziegeln bedacht. Lewald RothE. 60 etc., vgl. bei Campe: ziegeln (nach Pictorius).
~eln: I. a.:
s. ziegelig. II. als Zeitw.:
1) intr. (haben): Ziegel machen. Pictorius; Hier. Müler Aristoph. 1, 145; Daß ich nicht ziegle [oder zu 2?] und nicht baure, macht ihnen wieder Nichts; denn auch sie leben als wie die Herren. Spindler St. 1, 8 etc.
2) tr.: s. zügeln 2c.
~enhainer, m., –s; uv.:
burschik. etc.: knotiger Stock, herstammend aus dem Dorf Ziegenhain bei Jena. Klencke Parn. 1, 207; Vollmann 317 etc.
~er, m., –s; uv.; -:
(ahd., mhd. ziger) schwzr., s. Stalder 2, 473:
1) die aus dem Käsewasser (der Sirte) geschiedne festere Masse, im Ggstz. zu der Nachmolke oder Schotte, z. B.: Da mittlerweil in dem sanftsiedenden Kessel | die Hefen von dem Rohm zu Z. gerannen. Bodmer Gd. 130; Hier kocht der zweite Raub der Milch dem armen Volke, mit Anm.: Recocta oder Z. Haller 35; Hier wird auf strenger Gluth geschiedner Z. dicke. ebd.; Die Puina, der süße Z. ausgeschieden. Tschudi Th. 615, vgl. (bair.): Der sogenannte Schotten-Z. oder saure Schotten. Moll 2, 91; Schm. 3, 416 etc.
2) der aus dem Z. (1) bereitete Käse (Z.-Käse): Im Glarnerlande wird der Z. (1) in gegorenem Zustande ins Thal gebracht, in bestimmten Mühlen mit der Blüthe und den Blättern des Melilottenklees vermischt und als Schab-Z., grüner Käse oder Kräuterkäse überallhin versandt. 596; Der Z. oder Schab-Z. MvKronau 1, 55; Guter Schab- Z. zum Nachtisch. IP. 21, 195; Schweizer „Schabsicker“. LSchefer Rom. 5, 7; Unter anderem „Mulcken“ wird in diesem Land viel „Ziger“ gemacht mit guten Kräutern, genennt Glarnerziger. Stumpf 469a; 523a; 655a. etc.
3) (s. 1) ein Milchmaß (10 Pfund). Stglder.
4) etwas dem Z. (1) an Konsistenz oder Aussehn Ahnliches, z. B.:
a) Augen-Z. = Augenbutter (s. d.).
b) Berg-Z. = Berg-, Mondmilch (s. d.).
c) Z., fehlerhafte Quarzadern im Schiefer. Adelung etc.
~erig, a.:
dem Zieger ähnlich etc.: Die Kühe bekamen kranke Euter, die Milch ward z. Gotthelf U. 2, 156 etc., auch: aus Zieger gemacht. Stalder.
~erlen, intr. (haben):
nach Zieger schmecken etc.
~ēth, n., –s; –e:
Art Zeugstoff mit leinenem Aufzug und wollnem Einschlag. Zölner Reis. 360 (ob nach dem ungr., durch Zriny’s Heldentod bekannten Ort Szigeth?, vgl. bei Schm. 234: Zigett, n.: ein veralt. Spiel, wobei auf einer schmalen hölzernen Tafel eine dambrettsteinähnl. Metallplatte fortgestoßen wurde, dazu: zigetten: dies Spiel spielen).