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wohnen
Wōhnen: 1) intr. (haben, s. a8) etc.:
an einem Ort seinen Sitz, Wohnsitz, sein Domicil, Haus haben und sich so dort bleibend aufhalten:
a) eig. und zunächst von Pers. und so in Fabeln (vgl.
b) auch von Thieren, wie anthropomorphisch von Gottheiten etc.: In einem Lande (s. d. II 5), Staate, Reiche etc.; auf dem Lande (s. d. II 4), auf dem platten Lande, auf einem Landgut, in einem Dorfe, in einer Stadt, in der und der Straße, z. B.: in der Friedrichsstraße, unter den Linden, am Markt etc.; in einem großen etc. Haus, in einem Palast, Schloß, in einer Hütte etc.; nach der Straße, nach dem Hof hinaus etc.; in einer Höhle, unter Zelten etc.; im ersten, zweiten etc. Stock(werk); in einer Dachstube, Mansarde oder unterm Dach; im Keller(geschoß) etc.; im eignen Hause; (bei Jemand) zur Miethe; in (einer) Chambre garnie oder als Chambregarnist; bei seinem Meister, Lehrherrn, Prinzipal etc.; in der Kaserne; mit Jemand zusammen w. etc.; Wohin, nach einem Orte zu w. kommen etc.; Die Götter w. auf dem Olymp etc.; So wahr ein Gott im Himmel wohnt; Der im Himmel wohnet. Ps. 2, 4; Den Herrn, der zu Zion wohnet. 9, 12; 68, 17 etc.; Der ich in der Höhe und im Heiligthum wohne und bei Denen, so demüthiges Geistes (s. d). Jes. 57, 15 etc. (vgl. 1. Kön. 8, 27; Ap. 7, 48 etc.); Ein Zelt, das man vom Orte rückt, | um überall zu w. G. 4, 5; Eine freundliche Villa, in der gut w. sein muß. Hartmann Unst. 1, 138 (s. c); Die in der Mitte der uns sichtbaren Scheibe w–den Mondbürger etc. Littrow 369 ff.; Ein Vollspanner oder ein Kolonus, so auf ein volles und auf ein halbes Erbe zu w. kömmt. Möser Ph. 3, 164 (Ramler F. 3, 285 etc.); Solche Kranken | .. verlangen gute Pflege | und W. unterm Auge des Arztes. Sch. 256b [substant. Infin., als Obj. zu verlangen, vgl. JMeyer NBtr. 90]; Die Götter, die hoch-w–den. 511a; Niemals naht der Hunger den [dort] W–den. V. Od. 15, 406 etc.
c) refl. (s. Es 7 etc.): Wo giebt es eine Fürstenhut, | in der sich’s so geborgen wohne? Reithard 12; CRudolphi NGd. 160 etc. 8) mundartl. mit sein statt haben: Nun war ein alter Papagei lange bei den Menschen gewohnt; dem hatte das Glück einmals wohlgewollt, daß er .. davon geflogen. Eselkönig (Wackern. 3, 606²⁰); Ich bin mein Lebtag doch in der Nähe gewohnt etc. Gotthelf Sch. 66. b) von Thieren außer der Fabel (s. a) bes. von solchen, die einen Bau (s. d. 2c) haben. c) von leblosen Naturkörpern: wo heimisch sein (ugw.), z. B. nach Adelung: Die Pflanze wohnt in China; Golderz wohnt in Ungarn, s. an-w. 1.
d) (s. a) bildl.: sich wo, als in dem Einem zukommenden Gebiete, Bereiche, Kreise, (be)finden, z. B. bibl. etc.: Gott wohnt im Licht, in der Wahrheit, unter seinem Volke, bei den Demüthigen, Frommen etc.; ferner: Sei im Besitze und du wohnst im Recht. Sch. 362b etc., s. e.
e) (s. a; d) von etwas mehr oder minder belebt Gedachtem: wo seinen Sitz (s. d. 6d) haben, dort wirkend weben und sein etc., z. B.: Wohnst du aber nicht in der Meinung (s. d), wohnt die Meinung in dir, dann giebst du sie nicht um eine Krone weg. Börne 2, 18; Es hätte fürwahr statt des Herzens ein Schwamm nur | mir in dem Busen gewohnt, wofern etc. G. 1, 270; Das Leben wohnt in jedem Sterne. 3, 144; 9, 333; Im Hause .., da wohnt allein der Friede, den vergebens | .. du .. draußen suchen magst. 13, 321; 31, 22 etc.; Platen 1, 192; Das Recht wohnt beim Überwältiger. Sch. 106a; Ein tiefer Sinn wohnt in den alten Bräuchen. 413a; 585b; Zschokke 1, 249 etc., s. Zsstzgn wie inne-, ein-, bei-w. etc.
f) als verhüllender Ausdr.: den Beischlaf vollziehn (heute gw. bei-w.): Nun wird mein Mann wieder bei [mit. Mendelssohn] mir w. 1. Mos. 30, 20; Bei ihm (ihr) zu w. 1. Kor. 7, 12; 13 [Ihm (ihr) bei-zu-w. Eß]; Luther 5, 299a; 6, 255a; Wohnten in fleischlichem Lust mit einander. Schaidenreißer 11b; Stumpf 81a etc. Y) Dazu (s. u.): Wohner, Wohnung. 2) intr. (haben; sein) und tr.: dadurch, daß bis dahin Etwas sich regelmäßig wiederholt hat, dahin kommen, daß auch für die Zukunft man diese Wiederkehr als Regel ansieht und hinnimmt, und faktit. mit Uml.: wöhnen, Beides gw. nur in Zsstzg., s. ge-w. (mit Doppelzsstzg.) und als Ggstz.: ent-w., ferner ver-w. 3) in Zsstzg.: Arg-w. neben: argwöhnen statt wähnen (s. d. 2a: B. und Argwohn).
Anm. In Bed. 1; 2 ahd. wonên, mhd. wonen (dessen o ein urspr. a zu Grunde liegt) und in Bed. 2 (s. an-w. 4; ein-w. 5) gw. ahd. gawonên, mhd. gewonen mit dem Faktit., ahd. (ga)wenian, mhd. (ge)wenen. Zu 2 ahd. gawon, mhd. gewon, gewohnt oder „gewohn, wie noch in manchen Orten, z. B. in Berlin richtig gesprochen wird“ (Graff 1, 869); Nicht hat er sich bewegen Sanders, deutsches Wörterb. II. lon [lassen], | als das Rohr von dem Wind ist „gewon“. Zarncke Br. 154b etc., s. Fortbild.: Gewohnheit, althochd. (ga)wonaheit(i), giwona, mhd. (ge)wonheit, (ge)won(e) etc.; gewöhnlich, gewonlich etc.; ferner zu 1 Wohnung, ahd. wonunga, mhd. wonunge; wohnhaft, mhd. wonhaft, (un)wohnlich, mhd. (un)wonlich etc. S. Wackern. Gl. 599 s. v. wine, vgl. Wunsch etc.
Zsstzg. z. B. ohne Bem. zu 1 —: Áb-:
1) intr.: Einige Meilen vom Dorf a., entfernt wohnen (s. an-w. 1).
2) tr., z. B.:
a) Seine Miethe, einen dem Hausbesitzer gemachten Vorschuß a., durch das Wohnen sein Geld herausbekommen etc.
b) Eine Wohnung, ein Zimmer a., durch Wohnen abnutzen, s. herunter-, ver-w. An-, intr.:
1) angrenzend, benachbart wohnen (s. ab-w. 1): Die uns so nah a–den Slawen. Ense D. 5, 269; Welcher dem Rhein und Main anwohnt. G. 21, 43; 33, 28; Ein a–der Schmied. 23, 246; Die a–den Stämme. Mommsen 1, 317; Dem nicht anwohnet ein Nachbar. V. Od. 5, 489 [Variante: Dem sonst kein Nachbar umherwohnt]; Ov. 1, 126 etc.; auch [1c]: Fluß-a–de Weiden. 2, 164 etc. Dazu: Anwohner (s. d.).
2) bei einem im Dat. genannten Vorgang durch persönliche Gegenwart sich betheiligen (bei-w.): Der Mittagstafel a. G. Stein 3, 41; 39 (Schöll); Dem Bau .. mit Bequemlichkeit a. zu können. Gutzkow R. 8, 400; Der Sitzung a. Hackländer Tag. 1, 183; Hausbl. (62) 3, 61; Dem Festmahle der Majestät a. König Jer. 2, 156; Hat sie der ersten Aufführung angewohnt. DMus. 1, 1, 24; 1, 2, 165; Scherr Bl. 1, 116; Gr. 2, 220; 227; Hofgsch. 326 etc.
3) [1e] mundartl. statt inne-w., vgl. anhaften etc.: Daß den meisten Lebensbürden die Eigenschaft anwohne, daß sie immer schwerer werden. Gotthelf G. 4 etc.
4) [1; 2] mundartl.: sich gleichsam ansiedeln, einwurzeln und festsetzen: Du musst . . schröpfen lassen, ehe es [= das Übel] dir recht anwohnt. Sch. 247 etc., vgl. an-ge-w. Arg- [3]:
1) Argwohn hegen:
a) ohne’ abhäng. Vhe: L. 8, 326; Ein gemeiner Geist argwohnt gemein. Platen 6, 50; Rückert Mak. 1, 209; Wenn auch wirklich, wie Sie a., die Eifersucht im Spiele sein sollte. Sch. 185a etc., auch mit Uml.: Argwöhnend sein. FSchlegel Fl. 55 etc.
b) Auf Einen a. Adelung (vgl. d); auch: auf Etwas (vergl. c), z. B.: Jhr schneller Tod ließ auf Vergiftung a. Sch. etc.
c) Etwas a., a–d vermuthen, z. B.: Geargwohnte Beleidigungen. Bahrdt 3, 42; Äußerungen dieser Art ließen keine Geistesverwirrung .. a. G. 18, 59; Hagedorn 1, 163; L. 12, 468; Samps. 4, 8; 5, 10; Eh er Dieses | von ihm, von einem solchen lieben Vater | a. lasse. Nath. 3, 7; W. 1, 80; Welcher weder Kunst noch Absicht unter ihrem Betragen argwohnte. 5, 122; 9, 35; Ich argwohne immer eine Natter unter Blumen, wenn etc. 16, 24; 17, 120; 18, 71 etc., mit Uml. Engel 12, 139; Was ich freilich vorher geargwöhnt, aber nicht geglaubt. Forster Br. 1, 239; Sealsfield 2, 158 (ebd. ohne Uml.); V. Od. 4, 534 etc. (Bisher hatten sie Nichts geargwähnet. Zesen Simson. 1, 385); auch mit abhäng. Satz statt des Obj.: Sie argwohnte .., daß man über ihren Zustand reflektiere. G. 15, 200; Weit davon entfernt nur zu a., der Genius seiner ersten Liebe stutze vielleicht. W. 4, 162; Nichts an ihm lässt uns argwöhnen, daß etc. 24, 33 etc.
d) selten (s. b): Einen a., ihn im Verdacht haben, z. B.: Argwöhne stets die Freunde wie Verräther. Schlegel Rich. III. 1, 3 etc., s. e; f. Doppelzsstzg.:
e) Be-a., tr.: in Verdacht, Argwohn haben (s. d; niederd. bewanen. Brem. W. 5, 179), z. B.: Be-a. seine Absichten. König Jer. 1, 242 etc.; Einen be-a. Linck Schl. 3 etc.; mit Genit. der Sache: Ihn einer bösen Absicht oder auch nur der Wohldienerei zu be-a. König Kl. 1, 334; Jer. 2, 177; Hermione, der Untreue beargwohnt. Schlegel Dr. 2, 2, 130 etc. oder mit abhäng. Satz (s. c): Daß sie die Herzogin .. beargwohnten und bezichtigten, sie stände etc. Gartenl. 12, 391a etc.; auch: Als unbeargwöhnter Herr. Paalzow Th. 2, 95 etc.; Die Beargwohnung.
f) Ver-a., tr.: veraltend = e, z. B.: Ein Bürger .. verargwohnte den Knecht, als müsse er mit der Frau zuhalten. Hammer RH. 346; Wie [so] bald ein König auch der geringsten Tyrannei verargwohnet, ward er des Reichs entsetzt. Stumpf 59b etc.
2) veralt.: Argwohn erregen: Solch Gesuche argwohnet mir fast sehr. Luther Br. 5, 205.
3) veralt.: in argem, schlimmem Wahn befangen Etwas glauben: Den sie a. voller Heiligkeit, ja die Heiligkeit selbst sein. Franck Weltb. 135b. Be-, tr.: Länder, Städte, Häuser, Zimmer, Höhlen b. = darin wohnen; Berg-b–de Nymphen. V. Il. 6, 420 etc.; auch mit Belebung des Subj., s. [1e]: Unglücksel’ges Schloß! mit Flüchen | erbaut und Flüche werden dich b. Sch. 521a; Alles Große, was den Geist bewohnt. IP. 21, 30 etc. und scherzh.: Das Bücherbrett bewohnte die Degenkuppel [dort hauste, lag fie]. 22, 120 etc.; auch: Fischbewohnter Klippen Rand. Sch. 40b; Ein götterbewohnter Hain. Mohnike Fr. 34 etc.; In der unbewohnten Wüste. G. 7, 310; W. 20, 191 etc.; Diese hohen Thäler .. trotz ihrer Bewohntheit. Tschudi Th. 221; Überzeugt sich der Jäger von der Bewohntheit des Lochs. 420 etc.; Die Un- bewohntheit des Schlosses. Hausbl. (60) 1, 99 etc.; Städte bauen zur Bewohnung. Mendelssohn Ps. 107, 36 etc. und veraltend = Wohnung. H. Ph. 4, 269; Die Erde mit zahllosen Bewohnungen bedeckt. Klinger 6, 32 etc.; Be- wohner, s. u. Bēī-:
1) Jemand wohnt einer Pers. bei:
a) [1f] Olearius Ros. 92b; Tieck DQ. 2, 387; W. 27, 157; Luc. 4, 193 etc. Wegen dieser Bed. sind die andern heute veralt., z. B.:
b) Wenn ich meinen Schweden nicht selbst beiwohne [bei ihnen bin, mich aufhalte], vollführe ich Nichts recht durch sie. Woltmann Westf. 2, 140; Wohl werth, daß ich [das personif. Fieber] ihnen lange beiwohnte. Wackern. 3, 23 1²⁵ (Hutten), bei ihnen bliebe, sie nicht verließe etc., vgl. auch: [Thiere, die] mit dem Menschen etwas B–s haben. Eppendorf 99 etc.
c) Einem beistehn, helfen: Gott, der Vater, wohn uns bei! Luther 8, 361a; Opitz Ps. 97; Bei solchen wohnet ich der Herzogin bei [assistierte]. Schweinichen 2, 136; Werder Ar. 5, 74; Ihm in dem Heer b. und beistehn. Zinkgräf 1, 2 etc.
2) Jemand wohnt einem Vorgang etc. bei (s. an-w. 2), z. B.: einer Auktion (G. 20, 86); einer Gesellschaft (30, 63); der Papstwahl (Sch. 807b); dem Hochamt (Tieck 4, 393); der Verlobung (W. 19, 336); einem Opfer (27, 301) u. ä. m.; zuw. ohne Dat.: Die B–den [Anwesenden]. G. 23, 253; Wo ein Greis beiwohnt. V. Jl. 3, 109 [Variante: Wo ein Alter | zwischentritt] etc.; ver- alt. mit Genit. statt Dat.: Des Fürstentages beigewohnt. Schweinichen 3, 14 etc.; vereinzelt mit sein: Ich bin weder seinem Ehrentage beigewohnet, noch etc. IP. 3, 155.
3) Einem Wesen etc. wohnt Etwas bei:
a) [1e] es ist in ihm wirksam, lebendig etc. (vgl. inne-w.): Sätze, denen praktische Richtigkeit b. mag. Ense B. 3, 607; In derselben Klarheit, in der er [der Gedanke] mir b. mußte. Fichte 7, 3; Mit aller ihr b–den Kraft. 74; Der Schwere, wenn sie dem Körper b. soll. Mendelssohn Morg. 227; Dieser kecken | Entschlossenheit wohnt eine Klugheit bei, | die etc. Sch. 567b; Die dem Blinden nicht selten b–de Heiterkeit. Stolberg KlSchr. 35; V. Od. 10, 383; Wackern. 4, 414³⁴; 2, 40³ etc.
b) (s. a; 1b) veraltend: Etwas wohnt Einem bei, ist ihm geistig, ist seinem Gedächtnis, seiner Erinnrung gegenwärtig: Weil euch vielleicht die lykurgische Geschichte nicht b. dürfte. Hippel 3, 167; 9, 276; Obschon mir nur ein sehr dunkles Bild davon beiwohnet. L. 12, 174; 6, 291; 10, 25; Wohnt ihnen aber kein Exempel bei, daß etc.? Mendelssohn 4, 1, 506; Morg. 68 etc.
c) (s. a; 1b) selten: Unfall wohnt Tyrannen bei. Haller 14, ist ihnen nahe, trifft sie. 4) Beiwohner, s. u. 5) Beiwohnung:
a) nam. zu 1a, z. B. G. 29, 217; Möser Ph. 4, 119 u. v.
b) zu 2: Von der Beiwohnung einer Session. IP. 15, 10. Ferner veralt.:
c) zu 1b = Umgang, Gemeinschaft. Franck (Wackern. 3, 372⁸); Keisersberg Sünd. 30a etc.
d) zu 1d = Beistand, Hilfe. Butschky Patm. 115. Durch-, tr.: durchdringend; in allen Theilen, Räumen be-w.: Die weit durchwohnte Mykene. V. Il. 4, 52; bes. bildl. [1e]: Ein Abdruck des Geistes, der diese Außenwelt durchwohnt. Minerva (47) 387; Die Lebenskraft, welche die Fingerspitzen und Herzgrube etc. durchwohnt. DViertelj. 1, 1, 313.
Eīn-:
1) Jemand wohnt wo ein, wohnt dort als Miethsmann und speciell als s. g. Einlieger (s. d.) oder,, Einwohner“ (s. d. 2).
2) tr.: wohnend eine Räumlichkeit, einen Ort inne haben, z. B.:
a) selten (s. 1): Haben das E. desselben Zimmers [die Stubenkameradschaft] aufgegeben. Cham. 5, 212 etc.
b) (veralt.) Ein Land, einen Theil der Welt, einen Welttheil, eine Insel etc. e. = be-w., sehr gw. in Franck’s Weltb., z. B. 5b; 61a; 81a etc.; auch (vgl. 207 Sanders Progr. 72a; b): Das Ungarland e. jetzt die S(k)lawen etc. 26a etc., s. Einwohner und vgl. 6b.
3) zuw. faktit. zu 1 = einlogieren: So werden oft vornehme Fremde bei uns eingewohnt. HRau Moz. 2, 50.
4) vgl. 1 u. s. [1e] sehr gw. mit mehr oder minder belebt gedachtem Subj.: in etwas im Dat. Genannten wohnen, d. h. es inne habend und durchdringend, dort sein, wirken, weben und walten etc., z. B.:
a) Daß dieses Verdienst ursprünglich der Proposition selbst einwohnt. G. 40, 471; Der Geist der Tonkunst wohnt ihnen so innig ein. H. 13, 84; Die Göttlichkeit, | die Menschen einwohnt. V. 3, 5 etc.; bes. oft im Partic. Präs.: Die nothwendige ihm e–de Natur. G. 39, 296; Nach der ihm e–den offenen Weise. Gutzkow R. 2, 297; Weil die uns e–de Kraft von innen herauswirket. H. Ph. 4, 101 etc., auch ohne Dat.: Von dem Dämon des eigensüchtigen .. Geistes dieser Zeit, wie von einer e–den Seele besessen. Görres V. 104; 159; Durch ein e–des Genie. G. 32, 200; Die e–den Säfte. 39, 38; Die Farben seien e–de und wirkliche Eigenschaften. 39, 189; Die e–de Jdee. 40, 470; Die e–den Tugenden. Schleiermacher 3, 2, 425; Das e–de Gefühl ihres Innern. Tieck N. 5, 115 etc.
b) Daneben durchaus korrekt und fast noch überwiegend: Inne- und zumeist verkürzt in(n)-w., z. B.: Welche sociale Bedeutung jenem Hauptbuche [Kant’s] innewohnt. Heine 5, 194; Das jedem Engländer inne-w–de Bewusstsein. Lewald W. 4, 161 etc.; ferner: Weil jeder geheimen Verbindung aristokratische Verderbnis inwohnt. Börne 5, 154; Danzel 35; Welchem andere geistige Interessen ingewohnt hätten. HHerz 123; Wo Grazie, Takt und gute Sitte auch dem Geringsten in-w. 241; Ein leeres hohles Gespenst, dem kein Geist inwohnt. Tieck N. 6, 209; Wiedasch Od. 21, 283 etc.; im Partic. mit Dat.: Der einer jeden Stelle in-w–de Sinn. G. 22, 82; Bei diesem den Böhmen in-w–den Schatz von Anlagen. 32, 405; 40, 495 etc.; Jn dem .. Wirken jeder Kraft nach dem ihr in-w–den Gesetz. WHumboldt 1, 23; Kohl Pet. 1, 290; In Folge einer . . jedem Organe .. in-w–den Thätigkeit. Liebig Th. 9 etc. und ohne Dat.: Das in-w–de Leben. Görres V. 16; Ein in-w–des Bild. G. 40, 520; Die inn-w–de Kraft Gottes. JvMüller 5, 185; 191; 6, 98; Zelter 1, 413 etc.
5) refl.: durch längres Wohnen etc. sich einleben (s. d.) und heimisch werden, eig. und übertr., sich nah berührend und im Partic. Präter. (s. 6) auch der Form nach zusammenfallend mit ein-ge-w., s. d. u. [2], z. B.: Ich kann mich hier nicht e., kann zu keiner Ruhe gelangen. Cham. 5, 245; Wer weiß, ob Hedwig sich nicht gern in ein solches Verhältnis einwohnte. Gerstäcker Äq. 3, 267; Die sich in dem unbequemen Hause nicht zurechtzufinden noch einzu-w. wußte. Görres V. 99; Ich hatte mich in diese Gesellschaft schon so eingewohnt [oder eingewöhnt]. G. 22, 212; Sch. 38a; Je mehr der Leser sich mit den handelnden Personen familiarisiert und in dem Schauplatz, auf welchem sie wirken, eingewohnt hat. 774a; Tieck 5, 71; Die Reichardtschen Melodien . . haben sich mir so eingewohnt. N. 4, 87 [sind mir so vertraut und zu Eigen geworden] etc.
6) Partic. Präter.:
a) (s. 5) Schlesien war in die preußischen Verhältnisse noch keineswegs so eingewohnt wie die alten Provinzen. Droysen Y. 1, 67; Jst dieser Schmerz so eingewohnt zu Haus, | daß er auf keine Stunde sich entfernet? G. 8, 90; Die in Frieden und Ruhe schon eingewohnte Welt. 20, 29; Den nächsten Tag war ich durch Fragen, Antworten und Erzählen bald eingewohnt. 25, 155; Rückert BE. 91; Die Nachkommen der Vandalen etc. . . waren endlich eingewohnt auf dem Boden, den etc. Sch. 1030b; Charl. 1, 252; Indem bei ihnen daheim die [= diese] Lustbarkeit nicht eingewohnt [zu Hause, in Brauch] ist. Spindler V. 1, 270; Sich von seinen tief eingewohnten [eingewurzelten etc.] Begriffen und Überzeugungen losmachen. Tieck N. 5, 338; Zschokke 1, 103 etc.
b) (s. a u. 6b) veralt.: Die alten Germani waren ein eingewohnet Landvolk, von Fremden unvermischet. Stumpf 57a, vgl. eingeboren, autochthonisch. 7) Einwohnung (selten), z. B.:
a) zu 1: Vor Ablauf der bedungenen Zeit der Einwohnung dem Miether aufkündigen. Kant Rechtsl. 168.
b) zu 1b: Heilmann Thuc. 193.
c) zu 2b: Inseln .. zu einer Einwohnung der Menschen fugsam [geeignet]. Franck Weltb. 71a.
d) zu 4: Einwohnung des bösen Princips. Kant Relig. inn. d. Grenz. 3 etc.
e) zu5= Einwurzlung etc. Pestalozzi 5, 70.
Ent-:
1) (veralt.) entfernt, entlegen wohnen: Ach, Vater, hoch entwohnet | ob allen Lüften weit. Spee Tr. 80.
2) [2] einer Sache ungewohnt, entfremdet werden, s. entwöhnen 1:
a) mit abhäng. Genit.: Der hat ein niedrig Herz, der ihren Trieb nicht kennt | und, der Natur entwohnt, Empfinden Schwachheit nennt. Cronegk 2, 135; Durch wissenschaftliche Verfeinerung könnten wir leicht des einfachen Naturgefühls e. Forster Sak. XXVI; Das Sprechen, dessen er so lange entwohnt gewesen war. Ans. 1, 111; So fliehet es [das Kind] den Dutten und entwohnet der Milch. Keisersberg Brös. 21b; Mit einer des Krieges ganz entwohnten Armee. Pz 3, 116; Sch. 334b etc.
b) zuw. mit Acc. st. Genit., nicht bloß: Ich bin es (s. d. 9) entwohnt etc., sondern auch: Sie müssen ihn [den Landjunker] unter fremde Leute thun, damit er die Dorfluft entwohnt. Rabner 4, 101; [Der Busen,] der sich über Luft und Sonne wundert, die er seit 20 Jahren entwohnt ist. 199 etc.
c) im adjekt. Partic. Präter., meton. (vgl. entwöhnen 3g und ge-w. 3g): Mich fasst ein längst entwohnter Schauder. G. 11, 198 [= ein Schauder, dessen ich längst entwohnt bin]; Das Herz empfindet längst entwohntes Glück. 10, 219; Treibt .. mich | an das entwohnte Licht der Welt hervor. Sch. 489a; Thümmel 1, 11; Das Heer hatte die Schmach entwohnter Niederlage zu rächen. Viertelj. 1, 1, 361; W. 3, 71 etc.
Fórt-:
1) entfernt wohnen: Weit f. (weg-w.).
2) zu wohnen fortfahren: Während die Wittwe als Auszüglerin darin fortwohnt. Oppenheim 9, 289 etc. Ge- [2]: (vgl. gewöhnen): 1) intr. (haben) bei Älteren Ⅰ07 und noch im gehobnen Stil (vgl. 3):
a) mit Genit., z. B. ohne hervortretendes Hilfszeitw.: Daß du nicht „gewonest“ der Narrheit. Sir. 23, 19; Luther 5, 528a; 6, 124a; Ryff Sp. 2b; Der sanften Ruhe soll ich hier g. Schwab 148; Stumpf 607b; Er konnte nicht der dumpfen Luft g. Uhland 503; Wackern. 3, 95³⁰; 298⁴²; 700¹6; [Sie] geriethen in ein bösen Sinn, | der Abgöttrei „gewonten“. Waldis Ps. 106 etc.; ferner mit haben, s. Brant N. 9²²; Zarncke Br. 311b; auch: Wir haben [sind, s. 3a] des Geschlecks zu gar [sehr] „gewont“. Keisersberg Sünd. 4b; Zwingli 2, 6 etc.
b) mit Acc. st. Genit. (vgl. gewöhnen 1) zunächst (s. Es 9) bei allgm. Fw.: Keine üble Nahrung, wenn man’s nur gewohnt. Auerbach Gv. 532; Luther 1, 51b; Das mußte man g. Simrock (Rekrut auf Philippsburg); Zinkgräf 1, 166 etc.; dann auch: Daß es [das Füllen] den Zwang g. soll. Gellert 1, 13; 2, 24; 3, 138; Er.. gewohnt der bösen Mäuler Hohn. Günther 174; Noch ehe du dein Glücke wirst g. L. 1, 95; Bis wir durch öftres Tragen sie [die Kleider] g. Sch. 559a; Wagner Kind. 60 etc. und mit hervortretendem Hilfszeitw. haben. Brant N. und Zarncke Br. 311b, so nam. noch bei IP.: Das haben [sind, s. 3b] nun die Großen gewohnt. 3, 79; Er hatte es nicht gewohnt, .. zu erschrecken (s. c). 23, 7; Herbstbl. 1, 32 etc.
c) mit Jnfin. und zu, s. b Schluß und z. B.: Die Leute g. gar leicht sich von Christo zu wenden. Luther 5, 145a; 529a etc.
d) ohne abhäng. Vhe (mit zu ergänzendem es etc.): Er muß g. Wackern. 2, 33²⁰; Den Lattich roh essen ..,wie .. wir .. gewohnet [gelernt] haben von den Walen. Ryff Sp. 45a etc. 2) refl., schwzr. st.: sich gewöhnen (s. d.): Das käme darauf an wie man sich gewohnt habe zu rüsten und jenachdem das Vieh gewohnt wäre (s. 3e), mit dem Futter umzugehen. Gotthelf U. 1, 145 etc., auch nach frz. Weise mit sein st. haben: Wie man sich gewohnt, so sei man sich’s gewohnt. G. 346; 322; Er ist sich gewohnt hier [ist eingewohnt, weiß Bescheid), einen Neuen muß man erst wieder mühsam dressieren. U. 1, 192 etc.
3) Gewohnt, adjekt. Partic. (= dem noch mundartl. gewohn, s. Anm., heute fast durchgängig zweisilbig) prädikativ (a –f), bes. mit sein (s. pflegen 3) und werden und (g) attributiv, wie auch (h—m) in Zsstzg.:
a) (s. 1a) mit Genit.: Sie ist der Ehebrecherei „gewonet“ von Alters her. Hes. 23, 43; Weil ihr des Bösen „gewonet“ seid. Jer. 13, 23; Der Knechtschaft gewohnet, | fühlt ihr die Ketten nicht mehr. Cronegk 2, 70; Sinnreich und der List gewohnt. G. 13, 45; Noch bin ich des Dampfes, des Gebrauses und Geheuls der Hölle nicht ganz gewohnt. Klinger F. 53; Dieses Ausdrucks bin ich nun so gewohnt. L. 10, 255; Dein Gehirn | ist Dessen mehr gewohnt. Nath. 3, 1; Nicht des Schwerts gewohnt ist diese Hand. Sch. 465a; Leute, die dieser Arbeit besser gewohnt sind; W. 2, 145; 23, 50; 31, 408 etc., vgl.: Der ist des Laufens ungewandt (s. d.). HSachs 1, 531c.
b) (s. 1b) mit Acc. st. Genit.: Jch bin’s nicht „gewonet“. 1. Sam. 17, 39; Sie ist meine Art und Weise gewohnt. Benedix 8, 132; Je älter die Musik ist, je gewohnter man sie ist, desto etc. G. 3, 156; 5, 41; Man wird es .. bald gewohnt. 23, 51; 249; Br. 341b; Du bist mich aber nicht mehr gewohnt. Iffland 5, 1, 71; EKleist 2, 131; Ihr seid Breslan doch nun wohl gewohnter [dort mehr eingewohnt]. L. 12, 534; Du bist die unbedeutende Sprache der Galanterie zu wenig gewohnt. Gal. 2, 6; Ich bin es nicht gewohnt, wie ein Tagelöhner .. zu leben (s. e). Lewald W. 3, 173; Sch. 346a; Tieck N. 5, 52; W. 30, 235 etc.
c) selten mit Dat.: Gewohnt dem Zwang. Baggesen 2, 224.
d) zuw. mit an, z. B.: Man sieht, du bist nicht an Verlust gewohnt. G. 13, 69, „gew öhnt“ (s. d.). 34, 197; Klein, wie man ist und an’s Kleine gewohnt. 23, 176; Auerbach Gv. 353; Jetzt sei er an den Gedanken noch nicht genugsam gewohnt. Hartmann Fr. 143; Seume Sp. 180 etc.
e) mit Infin. und zu, z. B.: Dieser war gewohnt [ge]worden, meinen Reichthum als un- erschöpflich zu denken. Cham. 4, 267; Du bist gewohnt, zu siegen etc. G. 13, 142; Sich Etwas zu versagen, war Eduard nicht gewohnt. 15, 12; 23, 68; Sch. 32b; 286b etc.
f) (s. 1d) Wie er vorhin „gewonet“ war. 1. Sam. 20, 25; Ap. 17, 9; Mehr Antheil zu nehmen als er gewohnt war. W. 6, 47 etc.
g) attributiv, z. B.: Noch klingt in den gewohnten Ohren | ein jedes Wort, ein jeder Ton. G. 1, 49 = in den der Worte und Töne gewohnten Ohren (vgl. a u.
h) und bes. oft meton. (s. i; m und entw. 2c): Die gewohnten Worte, Töne; Auf gewohnte Weise. 6, 80; Bei gewohnten Pflanzen, sowie bei andern längst bekannten Gegenständen denken wir zuletzt gar Nichts. 23, 65; Wechsel der gewohnten Lebensweise. 25, 268; Viele der gewohntesten Bedürfnisse. Ruppius West. 1, 22; Scherr Bl. 1, 314 etc. h) Zsstzgn, wobei das Bstw. einem Hw. (od. substant. Infin.) im Genit. entspricht (vgl. a; g), z. B.: Die blut gewohnten Schergen. Cham. 4, 150; Fechtgewohn- ten Sklaven. Mommsen 3, 280; Den Klang der Waffen | rufst du in dieses fried gewohnte Thal. Sch. 519b; Man geht getrost von Sieg zu Sieg | gefahrgewohnt hinein. G. 1, 108; Bei der jungen Schar | des jagdgewohnten Hofs. Hagedorn 1, 59; Den jochgewohnten Nacken. Cham. 4, 184; Kriegsgewohnte Truppen. Freytag NB. 522; Der listen- gewohnte Odysseus; Ihr folgt ihm, süße Freuden, | in den lust gewohnten Hain. Hagedorn 3, 69; Die meergewohnte Myrthe blüht. Platen 2, 221; Mordgewohnte Hände. Sch. 1052a; 455b; Der Eulen nacht gewohnte Brut. 500a; Wie wird, palast gewohnt, dein Kind die Mühsal leiden? Rückert BE. 189; Ein schaukelgewohntes Boot. Platen 2, 33; Diese seegewohnten Fischnaturen. Ausland 37, 52b; Den sieggewohnten Gott. Uz 1, 79; Weiße Rom. 86; Ihrer sieggewohnten Schönheit. W. 23, 258 etc.; Der Griechen streitgewohntes Schwert. Grün- eisen 119; Fielen die hellen Tropfen über die thränen- gewohnten Wangen. Lewald W. 1, 30; Truggewohnte Lippen. Sch. 1052a; Er war weltgewohnter. Lewald Gschl. 1, 288, vgl. Welt 5a etc.
i) mit Adv. als Bstw., meist meton. (s. g): Altgewohnte Ordnung. Tieck N. 7, 54; Das Herantreten neuer Persönlichkeiten in fest gewohnte Kreise. Lewald Ferd. 1, 357; Junggewohnt, altgethan; Junggewohnte Pflicht erfüllt. G. 6, 276; Wie der . . Gaul nach langgewohntem Stalle | .. die Wiese wieder grüßt. Nicolai 2, 82; Vom langgewohnten Ehrenpfade. Sch. 352b; Eine längstgewohnte Thätigkeit etc.; Die alten süßgewohnten Düfte. Wackern. 4, 1291¹¹ etc., s. 4. Ferner Ggstz.: Ungewohnt, z. B.: k) (s. a) mit Genit.: Er ist | ein Franke, dieses Klimas ungewohnt; | ist jung; der harten Arbeit seines Standes, | des Hungerns, Wachens ungewohnt. L. Nath. 1, 2; Ich bin der Thränen nicht | so ungewohnt. Platen 4, 225; Sch. 384a; 265b; W. 26, 4; 295 etc., auch: Aus den kriegs ungewohnten Milizen. Nat.- B. 18, 183. l) (s. e) zuw. mit Infin. und zu: Da er in den langen Feldzügen ungewohnt geworden, in einer so hohen Versammlung zu reden. Grabbe Hann. 101; Ungewohnt, den Grund mit festem Huf zu schlagen, | verlässt es [das Musenroß] bald der Räder sichre Spur. Sch. 98b etc. m) (s. g) Ich schärfte mein ungewohntes Auge. G. 9, 229; Nun spielte Zephyr’s Hauch in ungewohnten Rohren. Uz 2, 74 etc.; Es thut aber wehe uns Ungewohnten. Luther 5, 529a und bes. oft metonym.: Ungewohnte Weise, Ausdrucksweise, Ausdrücke, Erscheinung, Arbeit etc.; Süß angeschreckt von ungewohnter Kühle [des Bads]. Matthisson A. 9, 273 (s. Heinse 5, 224); König Kl. 3, 92 etc.; auch: Das Ungewohnte der Weise, des Ausdrucks, der Erscheinung, Arbeit etc. und prädikativ (was bei gewohnt nicht gw. ist): Etwas ist Einem ungewohnt, kommt ihm ungewohnt vor, dünkt, scheint (ihm) ungewohnt etc., vgl. ungewöhnlich und: Wie es ein ungewohntes Ding ist einem jüdischen Manne etc. Ap. 10, 28 etc. n) Dazu (selten): (Un)Gewohntheit, s. Ungewohnheit. 4) Doppelzsstzg. (vgl. die häufigern zu dem Faktit. gewöhnen), z. B.:
a) Án-g.: Bis man Etwas angewohnet [durch Gewohnheit annimmt], | das doch endlich wenig lohnet. Fleming 238; am häufigsten im Partic. (s. 3g), z. B.: Der sich selbst im Innersten bestreitet, | stark angewohnt, das tiefste Weh zu tragen. G. 6, 90 etc.; bes. meton., z. B.: Ein angewohntes Abhängigkeits-Verhältniß. Auerbach Dicht. 1, 189; Demokr. Stud. 159; Auf das angewohnte Meinungssystem aufgebaut. Fichte 6, 288; An der angebornen, angewohnten .. Existenz. G. 17, 222; 19, 104; Angewohnter Weise. 411; 25, 246; Einen angewohnten Sprachfehler. Kant Anthr. 11; Rabner 4, 237; Welche angewohnten Vorurtheile. Tieck DBl. 2, 104 etc., vgl. auch anwohnen 4.
b) Ein-g. (vgl. einwohnen 5): Weil die neue Magd sonst nicht kann ein-g. Rockenphil. 3, 150; Wie gewohnst du in deinen neuen Zustand ein? Tieck 10, 4 etc.
c) Zu-g.: Schüttelt ab | die zugewohnte Ruh. Tieck 10, 4. Herúnter-, tr.: (s. ab-w. 2b) etwas Bewohntes herunterbringen, ruinieren: Güter .., wenn eine Familie durch schlechte Wirthschaft oder Unglück sie so heruntergewohnt oder verschuldet hatte. Arndt E. 304. s. ein-w. 4b. (selten) wo eine Lustwohnung (vgl. Lusthaus) haben und bew.: Hier lustwohnet der Greis. Baggesen 1, 223. ein Wohngenoß sein (vgl. zusammen-w.), bes. Partic. Präs.: Von Haushälterinnen, Schaffnerinnen, sonst angestellten und m–den Frauen sehr gut aufgenommen. G. 19, 160; 27, 441; 39, 69 etc., s. Mitwohner. s. herunter-w. Um-, tr.: rings umher um das oder zuw. auch: auf dem Obj. wohnen: Um-w. dich herrliche Söhne. G. 5, 102; Wie ehemals die Vasallen die Schlösser ihrer Lehnsherrn umwohnten. Kohl E. 2, 324; Die u–den Gärtner. IKohl Par. 3, 194; Anemonen, | die mit zarten Blüthenkronen | selbst den letzten Schnee um-w. KMayer Lied. 243; Liebe nur umgaukle, | Friede nur umwohne dich! Platen 2, 82; Ihr Mächte all, die ihr umwohnet und umwebet, | umschwebet diesen Platz. Rückert BE. 432; Unsre Brüder, die rings um-w. das Erdreich. V. 1, 26; Die wir die Höhn um-w. Od. 2, 168; 3, 292; 9, 113; 19, 132; Der hinfort die U–den Alle beherrschet. Il. 19, 104; Xenien 100 etc.; Der menschenumwohnten Erde. WHumboldt 1, 359; Der schönumwohnten [schönbewohnten. V.] Gemächer. Wiedasch Od. 21, 387 etc., s. Umwohner. s. an-w. 1, vgl. um-w. Ver- (s. ab-w. 2b; herunter-w.): Obschon das Zimmer verwohnt und nur mit dem Nothdürftigsten möbliert war. Lewald Bfr. 2, 92; Verwohnte Häuser. DMus. 1, 2, 836. (vgl. mit-w.) mit (oder bei) einander wohnen: Nachbarlich wohnet der Mensch noch mit dem Acker zusammen. Sch. 75b etc.
Inn(e)-: Lúst-: Mít-: Nīēder-: Umhêr-: Zusámmen-: