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wisch wischbar Wischen Wischer irrwischhaft
Wísch: I. interj., Tonnachahmung:
Da ging’s: W.! w.! | in Einem fort, wie das Gezisch | von zwei versteckten Quellen. Baggesen 5, 47, vgl.: W.-Wasch; witsch etc. II. m., –(e)s; –e; –chen, lein: (ahd. wisc, mhd. wisc):
1) etwas zum Wischen, Abwischen Dienendes, bes. in Zsstzgn (s. d.), seltner st. derselben, z. B.: :a) So man sie mit dem Striegel oder W. durchstriegelt oder wischet, womit vormals ein räudig Pferd gewischt oder gestriegelt worden. Ryff Th. 44 (s. 2a). b) st. Arsch-W. (s. d.): Sie nahm ihr nicht der Weile, da sie zu Stuhle ging, daß sie einen W. gemacht hätte und in der Eile will sie den Hintern mit dem Finger wischen. Agricola 93; Wie ein sprudelnder Steiß, der die W–e verhöhnt. V. Ar. 1, 359 etc., s. 3.
2) (s. 1a) ein zusammengewundnes Büschel wie es zum Wischen dient, zu andrem Zweck bestimmt (meist veralt.), z. B.:
a) Das streich [als Salbe] auf ein W. Wergs von Hanf oder Flachs und leg’s auf den Schaden [des Pferds]. Ryff Th. 48 (vgl.: Ein Wusch flachsen Werg. 47; Mach dünne Wüsch von Heu oder Stroh. 49).
b) Wenn die Bauerweiber mit Tragekörben zu Markte gehen, so legen sie unter den Korb einen W. Stroh, daß der Korb darauf ruhet und sie nicht so sehr drücken kann und das heißt man einen Ruhe-W. Rockenphil. 2, 280.
c) Ein W. Haber etc. zum Vogelfang (s. W.-Fang; ZapfenI14). Frisch 2, 453.
d) ein Strohbüschel etc. als Zeichen ausgehängt, wo Etwas (z. B. Bier) feil oder aufgesteckt, wo nicht zur allgem. Benutzung frei ist etc., s. Frisch; Schm. (und Wiep. Brem. W. 5, 269), vgl. Schaub 3.
e) (s. Schaub 2) Strohbund etc. als Fackel (s. Benecke 3, 763b), vgl.: Mit Heu-W–en, die sie brennend an langen Stäben halten. Kohl Südr. 2, 127 etc. und daher nam. Zsstzg. Irr-W. = Irrlicht (s. d. und Feuerschaub), seltner allein: Der W., der mit irrendem Licht | verleitet den Wandrer, fasst schleunig den Wicht. Baggesen 5, 63, personif. als Kobold (s. Tückebold), auch gedeutet auf die schnelle, hin und her wischende (s. d. 1) Bewegung etc., s. Zsstzg.
3) (s. 1b) verächtl. Bez. für beschriebnes oder bedrucktes Papier, Schriften etc. Eichendorff 3, 73; G. 7, 215; Gotter Sch. 242; L. 8, 181; 12, 394 etc.; Eine Predigt oder sonst ein W–chen. Platen 4, 42 etc.
4) Art Kartenspiel: Spielten sie Hahnrei, Lhombre oder W. Baggesen 2, 244. Zsstzg. z.B.: Ārsch- [1b] eig. Fischart Garg. 135b etc. und: etwas höchst Verächtliches, s. [3]. Großm. 37; Luther 6, 361a etc. Bāde- [2]: B. .. ein von Stroh gemachter Ring, den die Wehmütter in die Bademolden legen, wenn sie ein Kind baden wollen. Rockenphil. 2, 401. Bīēr- [2d]: Als er in einer Stadt viel B. oder Bierhäuser sahe, sagte er: Dies sind Irr-W–e, die verführen die Leute etc. Zinkgräf 1, 275. Āūs-: s. Wischer 3. Bórst- [1a]. Kehr-W. aus Borsten (s. Eule 2a). ALewald 1, 94; Zachariä Phaet. 4, 27 etc., auch wenn an langem Stiele hoch „empor“ [s. d.] reichend (vgl. Spinnenjäger s. Jäger 1): Bor-W., vgl.: Mit dem Bort-W. den Staub abgekehrt. SClara cfA. 1, 478; 479 etc. Fáll-: vgl. [2e] Loderasche, aus der Flamme auffliegende wollichte Rußflocke. Schm. 1, 523; Einem solchen F. wurde 1820 der Brand der Berchtesgade’schen Salzgebäude zugeschrieben. ebd.; 4, 191. Fêder- [1a]: ein Gänseflügel als Kehr-W. etc.: Thu weg das Spinngeweb mit einem F. Rachel 4, 52 etc.; „Fedderwüsch“. Luther 8, 240a etc.; Alte Jungfrau, die (als man im Sprichw. sagt) F. vor der Höll feil hat. Facetiae fac. 393 etc., häufiger: Flêder-, z. B.:
1) Die todten F–en .. ausgerissenen Eckposen. Goltz 3, 465; Dädalus fliegt mit zwei F–en. Günther 1097 etc.
2) Bez. für etwas Federleichtes: Hebt eine Kanne Bier .., als wenn’s ein F. wäre. Schoch Stud. Leb. D 3 etc., auch von magern Pers.: Ja, so ein leichter F., | wie Er, kann Das wohl wagen. Langbein 1, 237; Ein Hering, der winddürre lange F.! Möricke N. 177 etc.
3) veralt., sprchw. von alten Jungfern: F–e feil haben (s. Feder-W. Schluß). Adelung; Günther 944; Gryphius (1663) 1, 953; 2, 68 etc.; dazu: F.-Jungfer. 1, 877 oder auch bloß: Bring dir’s in Gesundheit aller F. [alten Jungfern]. Franz. Simplic. (1683) 1, 47; 57 etc.
4) (spöttisch) ein Werkzeug, womit man Einen „fledert“ (s. d. 2a und abkehren 2): Jch wollt . . ihren Leib | mit guten eichnen F–en | so rein erbläuen. Keller Fastn. 75, 9; Wir haben unsern F. gefunden, der kann uns abkehren! Seh, seh, Gesell, bist auch noch stäubig? Fischart Garg. 135a; Man wird euch die eichenen F. . . warm überlegen [euch droht der Scheiterhaufen]. Großm. 16 etc. und so nam. noch = Degen etc.: Ihn mit dem eisernen F. strählen. Ayrer 274c; Hervor den Degen in der Hand, | ’raus, feurig frisch | den F.! G. 34, 263; 11, 162; Immermann M. 1, 283; Schwadronierte .. mit seinem blank gezogenen F. in die Kreuz und Quere. Spindler St. 1, 107 etc. Gesǟß- [1b]. Getrēīde- [2]. Hāder-: (s. Hader 1) Aus dem brennenden Hause den H., den Auskehricht retten, die Spiegel aus den Fenstern werfen. Steffens Malk. 2, 27 etc.; Muß immer Sklave sein . ., | der Frauen H. Rachel 7, 300. Hêge- [2d]: einen gehegten Ort, etwas nicht zur allgem. Benutzung Freigegebnes zu bezeichnen, eig. und übertr. Jahn V. XXIII. Hēū- [2, z. B. 2e]. Irr- [2e]: Irrlicht, s. d., auch Belege, ferner z. B.: Das Licht, das s. g. officielle Mittheilungen verbreiten, ist oft Nichts als ein I., der uns in Sümpfe lockt. Börne 3, 441; Von den I–en oder Lichtmännern, welche Einige auch „Dickebolten“ [Tückebolde, s. d.] nennen. Döbel 4, 35a; Haller 143; Klinger F. 35; Es ist gewißlich ein Irr ewisch und Irrthum. Luther SW. 26, 34; Mendelssohn Ph. 1, 3; Musäus Ph. 2, 96; Nicolai 1, 74; Pfeffel Po. 3, 2; Den himmlischen Eros, nicht jenen schelmischen J., der sich nur allzu oft seine Gestalt anzaubert. Pr. 10, 8; Ramler F. 1, 23; Sie warf ihre beiden J–e von Augen in die Höhe. Thümmel 2, 95; 3, 80; 4, 174; Dann werde ich Rücksprache nehmen mit dem ältern Vetter des jungen J–es. Tieck A. 1, 216 [des leichtsinnigen, hin und her flunkernden Wildfangs etc.]: V. 1, 186; 2, 68; Wackern. 2, 438³⁸; 531¹; Weiße Kom. Op. 3, 137; W. 1, 200; 17, 164; Zinkgräf (s. Bier-W.) etc. Fortbild.: J–end hin und her. Daggesen 4, 179; Die Nach-Tapper i–haft locken. Jahn M. 268. Kándel- [1a]: das zum Scheuern der zinnernen Kannen etc. dienende Kannenkraut (s. d.). Kêhr- [1a]. Kínder- [3]: Zum K–chen taugen sie und weiter nicht. Prutz W. 73. Kōhlen- [2]: Spreng-W. der Schmiede, auch: Kühl-, Lösch-W. od. -Wedel (s. d.). Lóck- [3]: Ich ködre durch keine Proklamation, | durch keinen gedruckten L. Heine Verm. 1, 196. Öfen- [1]: langstieliger Kehr-W. für den Backofen. Rūhe- [2b]. Schūh- [1a], auch bildl. von Pers., wie Hader-, Schuh-W., z. B.: Gotthelf U. 1, 133; Sch. 323 etc. Spréng- [2]: Sprengwedel z. B. der Bäcker, Schmiede (s. Kohlen-W.). Strōh- [1a; 2]: z. B. Gotthelf 5, 32; Einen für „e Strohwüsch“ haben. G. 327 (vgl. Schuh-W. etc.); Subhastieren unter dem St. [2d]. IP. 31, 52; Einen St. [2d] als Warnungszeichen aufstecken. Thümmel 2, 208; Anfänger im Pfeilschießen, die einen St. auf eine Stange stecken. W. Luc. 5, 44 u. ä. m.
~bar, a.:
was sich wischen (s. d. und Zsstzgn) lässt, z. B.: Der Tag bleibt .. un-ver-w. in seiner Seele. Kompert Gass. 1, 97.
~en: (ahd. wiskjan, mhd. wischen, wüschen):
1) intr. (sein): schlüpfend oder wie schlüpfend sich dahin, fortbewegen (wohl Tonw., vergl. huschen 2; wuschen, witschen, wutschen): Er wäre ins Schloß gewitscht. Berlichingen 22b; Das Rauschen der Eidechse, die durchs Gras wischt. Geßner 3, 159; Dann wischte er eilig und leise wie ein Schatten um die Ecke. OLudwig Th. 1, 417; Lisette hatte inzwischen versucht, in Sophiens Zimmer zu w. Müllner 5, 313; Er wischet von [eilt, springt aus] dem Bett. Murner Ul. 75; Dann hat der Faden kein Ursach, daß er aus der Nadel wüschet“. 74; IP. 7, 96; Mein guter Freund wischt [Variante: wuscht] mit der Jungfer in die Kammer. Schweinichen 1, 77; Simplicissimus 1, 28; Ich bin selbst einmal darauf gewischt [auf den Ball gegangen]. Wagner Kind. 19; Wenn ihm das Seil aus der Hand wische, könne er es leicht wieder ereilen [er-w.]. Zinkgräf 1, 226. 2) (s. 1, vgl. waschen) tr.: mit leichtem, sanftem Reiben streichend über Etwas hinfahren, z. B.:
a) Etwas an eine Stelle hin (von einer Stelle fort, weg, s. b) w.
a) Du wischest dir ja den Staub in die Augen statt aus den Augen; Die Schminke mit einem Läppchen ins Gesicht, auf die Wangen w.; Somit wischte sie das Geld in Resli’s daliegenden Hut. Gotthelf G. 353 etc.
b) Den Staub vom Tisch etc., aus dem Glase etc.; den Rotz von der Nase w. etc., Wischt den Schweiß von der Stirne. W. 14, 183; Wischt die Thränen .. von den Wangen. 7, 177; Wischt den Schlaf aus den Augen. Zachariä Tag 7 etc. Ferner meton., z. B.:
c) (s. b) durch W. reinigen (eig. und übertr.), z. B.: (Sich) das Maul (s. d. 1a), den Mund, den Bart (s. d. 1) w.; [Das] wird viel Schnaufens und Bart-W–s brauchen. Simplicissimus 1, 133; Sich die Augen w. (G. 34, 22, vgl. reiben) etc.; Einem oder sich die Nase (s. d. 1k) w.; Das Nasen-W. Freytag B. 2, 269 etc.; (Sich) den Arsch (s. d.), den Hintern, den Steiß etc. (s. auch Kunst 3) w., mit Papier, mit einem Wisch (s. d. 1b; 3), mit dem Finger (Agricola 93) etc., an Etwas (Luther SW. 60, 314; 61, 113; W. 34, 316) etc.; Wischet euch zuvor selbst (ihr wisst wohl wo), eh ihr uns die Nase w. heißt. Luther 8, 10b etc.; ferner: Ein Stein, der im Koth liegt. Wer ihn aufhebt, Der muß die Hände w. Sir. 22, 2; Daß man die Vertiefungen des Stichs [auf der Kupferplatte] mit fetter Farbe ausfüllt .., aber die ganze übrige Fläche der Platte wieder ganz rein abputzt (W.) Prechtl 9, 102 etc.; veralt.: Ein Pferd w. oder striegeln (s. Wisch 1a); Die Stiefel w. [putzen]. HSachs H. 241 etc., ferner z. B.: Wo sie [die Schlange] das goldne Fell verschönt und wischt. Streckfuß Rol. 10, 103 etc. und mit Angabe der Wirkung: Ein Tigerfell .. wischt man vom Staub und Blute rein. Nicolai 6, 232; Er trocknet’s [das Schwert] ab, | wischt’s fleißig wieder blank. W. 11, 146 etc.; zuw. auch ohne Obj.: Die hätte genug vor ihrer Thüre (s. d. 1h) zu w. Gotthelf Sch. 66 etc.
d) (s. a) Bei Pastellmalereien, Kreidezeichnungen etc.: die einzelnen Striche mit dem,,Wischer“ (einer kleinen Papierrolle) darüber hinfahrend in einander übergehn machen, verschmelzen (ver-w.) etc.
e) Wischer, s. u. Zsstzg., vgl. zu 1 und 2 die der angegebnen svrwdten Wörter, z. B.: Áb-:
1) [1b] Staub, Schmutz, Flecken (G. 32, 59; W. 4, XV etc.), den Rost, die Schminke etc.; das Blut, die Thränen (Rückert Erb. 41), sich den Schweiß (G. 5, 5) a.; So ist der blaue Duft (s. d. II 1) von der Pflaume abgewischt. G. Zelt. 4, 240; Den Blüthenstaub von den Schmetterlingsflügeln a. etc.
2) [1c] Sich das Maul, den Mund, den Bart, die Nase, die Hände, die Finger, das Gesicht, den Arsch a. etc.; Wischet die Löffel nun ab! Echtermeyer 372; Leihet mir .. eure Kreide! Die Wand könnt ihr wieder a. [das Geschriebne von der Wand]. Hebel 3, 475; Er wollte mich [mir die Mennige] a. Immermann M. 1, 235; Der seinen Säbel abwischte. JGMüller Lind. 2, 409; Prutz W. 11 etc.
3) [1] s. abwuschen ꝛc; fortw. etc. An- [2a]: Einem Koth a. Adelung, s. anwuschen. Āūf-:
1) [1] im Husch oder schnell aufspringen, auffahren etc., sehr gw. bei Alteren, s. viele Belege bei Grimm; Wurm etc., ferner Zinkgräf 1, 256 etc.; auch: Einem a., gleich zu Diensten stehn. Schm. etc., vgl. auf-witschen, -wu(t)schen.
2) [2b] wischend aufheben: Wasser, Blut, Schmutz a., vom Boden, von der Erde etc. und meton. [2c]: Den Fußboden, die Stube a. etc. Āūs-:
1) [1] intr.: ent-w. (s. d.), entschlüpfen etc.: Der ist störrisch und wild, er wischt mir aus und springt davon. Auerbach Jos. 120; Fischart Garg. 204b etc.
2) (s. 1) veralt. faktit. = heimlich entwenden. Thurneißer Archid. 38.
3) [2b; c) Den Staub a., aus dem Glase etc.; meton.: Das Glas, die Schüssel a.; Die Dinte aus der Feder, die Feder a.; Wischer oder Wischkolben .. zum A. der Kanonen. Bobrik 742b etc.; Den Staub, den Schlaf (aus den Augen) a. die Augen a.; Kommt, Kinder, wischt die Augen aus! | es giebt hier ’was zu sehen. Claudius (Wackern. 2, 894²⁸); G. 17, 105; 19, 348; Kommt mir so verkehrt vor, als wenn sich Einer mit dem Hacken die Augen a. wollte. Zelter 1, 364 etc.; versch. 5.
4) [2b] durch Wischen fortschaffen, tilgen:
a) Bleifederstriche, Gezeichnetes, eine Zeichnung mit Gummi (Kautschuk) a., auslöschen (vgl. 5); Flecken a.; Daß diese anziehende Kraft einer Geliebten .. die Eigenschaft hat, alle Gedanken .. in der Seele .. aus-zu-w. W. 2, 52 etc.
b) (vgl. ver-w. 3) Die noch nasse Schrift unvorsichtigerweise, beim Umschlagen etc. a. (ver-w.), auch intr.: Nimm ein Löschblatt, weil sonst das mit Dinte Geschriebne so leicht auswischt (verwischt) etc.; bildl.: [Ein Häuschen,] das ihm wie eine hellbemalte Urne längst ausgewischter Tage nachglänzte. IP. 21, 78 etc.
5) Einem Eins a., ohne daß er sich Dessen versieht, im Husch vgl. [1] Eins versetzen, zunächst: einen Schlag, Hieb etc. und danach verallgemeint: Ihm Eins a., d. h. ein Leides zufügen wollen. Geißler Tageb. 67 etc.; auch: Einen (im Duell etc.) a., vgl. ausschmieren 2c etc. und s. Auswischer. Hierzu wohl auch: Einem die Augen a. (vrsch. 3): ihn im Vergehn hintergehn, betrügen. Schm. 4, 191; Meine Augen sind selbst gut ausgewischt. Böttiger Lit. Zust. 2, 148, ich bin schön angeschmiert etc. Dahín- [1]: Über die Garben und Stroh d. [beim Dreschen]. . . Hutschen darüber hinweg. Krünitz 9, 611; Daß die Jahre auffahren und d., hin und her, wie Staub. Luther 3, 303b etc. Davón- [1]: Übergab er ihr den Brief und wischte davon. Pfeffel Pr. 8, 137 etc., auch [2]. Dúrch- [1]: (hin)durchschlüpfen, eig. und übertr. (etwas Bedrohndem entgehnd etc.): Jch wische diesmal so durch [gehe straflos aus]. Benedir 4, 249; Der ist fort, durchgewischt, | über alle Berge. Droysen A. 2, 195; Gotter Sch. 164; Darüber wischte er . . ohne Strafe durch. Kl. Gel. 286; Minos würde dich des lahmen Beines halber schwerlich d. lassen. Kretschmann 5, 302; Seume Sp. 133; W. 13, 199; Ungezankt durch-zu-w. 1, 126; Ungestraft d. Luc. 1, 408; Spinnweben, an welcher die großen Mücken d., die kleinen hangen bleiben. Zinkgräf 1, 204 etc., s. durchwitschen. Ent-:
1) [1] in unerwarteter Schnelle etc. entgehen, entkommen, entschlüpfen, entfahren etc. (s. entwuschen etc.): Auf diejenigen Schönheiten, die wegen ihrer Feinheit manchem Auge e. können, aufmerksam zu machen. JAEbert Young V; Forster It. 2, 36; So entwischte sie wie ein Aal. Garzoni 257b; Er entwischte behend nach seiner Feste. G. 5, 124; Er soll mir nicht e. 9, 256; Alles Das konnte nur dem Blinden e. [unbemerkt bleiben]. Hamb. Th. 1, 4, 48; Jeder .. fühlt ohne mein Erinnern, daß ihm sein Zweck .. e. mußte [daß er ihn nicht erreichte]. Klinger F. 5; Mir durch Winkelzüge e. zu wollen. L. 13, 89; Die vortrefflichsten Gedanken e. dem Zuhörer unvermerkt [er bemerkt sie nicht], die den Leser am meisten vergnügt haben. 80; Möser Ph. 1, 341; Entwischte Worte sind beleidigte | Vertraute. Sch. 265a; Jch hatt’ euch oft in meiner Macht und ließ | durch eine Hinterthür euch stets e. 363a; 518b; Vielleicht, wenn man ins Wort mir nicht gefallen, | entwischte mir die fürchterliche Wahrheit. 621a; Der feige Tyrann entwischte in seinem Betstuhle . . den .. Verwünschungen seines Volkes. 798a; 858b; So wird ein lauter Ausruf ihm unwillkürlich e. 1128a; Uhland 507; Einem Mönch war über Tisch Einer [ein Furz] entwischt. Weidner 239; W. 2, 50; 3, 28; 5, 239; Wie ein Aal, | ihm durch die Finger zu e. 10, 251; Zinkgräf 1, 282 etc.; auch: Von dem Gefolge der Nacht e. indessen die Träume | gaukelnd zurück. Zachariä Tag. 5 etc.
2) [2b] ab-w.: Sie entwischte der Hand mit ihren beiden f6 den Ichor. B. 226a (= Sie wischt ihr von der wunden Hand | den Ichor ab. 163a); Er entwischte die Thränen dem .. Schmerzengesichte. 197b; Beide entwischten den Staub [Variante: Wischten sich ab den Staub]. V. Il. 23, 739; Solches Fehls Gesammtbeispiel | entwischte meiner Stirn des Meineids Fleck. Sh. 2, 479 etc. Er-, tr.:
1) [1] mit unerwarteter Schnelle ergreifen, packen etc. (vgl. auch Wisch 2c): Wenn ein Feuer auskommt und erwischt [spätre Lesart: ergreift] die Dornen. 2. Mos. 22, 6; Sie erwischt ihn bei seinem Kleid. 1, 39, 12 etc.; Berlichingen 167; Ich erwischte meinen Hut und rannte rasch zur Thür hinaus. Eichendorff 3, 69; Ich war sehr erwischt [betroffen], da ich nicht leugnen konnte. G. 14, 247; Grimm M. 221; Erwischt! [ich bin gefangen]. Klinger Seid. 94; W. 33, 203; Ich hab ihn .. auf einem fahlen [s. d.] Pferde [= auf Lügen] erwischt. Luther 1, 160a und oft; Erwüschet Wilhelm Tell seinen Schießzeug. Stumpf 343b etc., vgl. erwuschen, erwitschen etc. und mundartl.: der-w., z. B.: Spindler V. 3, 96; 4, 30; Wenn ich die Dukaten derwische. . . Wenn du sie nur schon derwuschen hättest. 1, 116, und so im Partic.: 3, 28; 79; 4, 8; 180 etc.
2) (veralt.) Etwas daran hinw–d streifen: Hatt’ ich ihm das hübsche Haar mit dem Rock etwas erwischt und in einander verwirrt. Berlichingen 26, vgl.: Dem ich sein gepicht und gekräuselt Haar von ungefähr mit dem Ärmel verwischet. G. 9, 24; 35, 25. Fórt-:
1) [1] intr.: Hurtig f. Gisander Jrrg. 511 (s. fortwitschen). 2) [2b] tr.: Den Schmutz f. etc. Hêr- etc.:
1) [2] Den Schmutz heraus-, hinweg-w.; Den farbigen Fruchtstaub, den das Anfassen der neugierigen Welt so leicht von dem unschuldigen Leben hinwegwischt. Arnim 142 etc., bes. aber: 2) [1] Daß man mit großen Strohwellen und gutem Feuer hinter ihnen herwische [eile]. Fischart B. 208a etc.; An einander hin-w. G. 31, 18; Die Schlangen in Eile hin-w. Schottel 909 etc.; Sie wischt euch dort heraus! G. 12, 293; Ryff Th. 224 etc.; Da die Wirthin ihre Gelegenheit ersah, wischte sie zur Thür hinaus. Musäus Ph. 2, 189; Spindler V. 3, 62; W. 15, 44; Luc. 4, 181 etc.; [So] wischt ihr Schatten hindurch. Xenien 333 etc.; Will denn der Fuchs hinein-w. Döbel 1, 121b; Eppendorf 60; Wenn nur dieser dicke Herr [der Dachs] hineinwü schet. Fleming J. 230b; Gotter 1, 34; Klinger LeidW. 83; Prutz GschTh. 142 etc.; Der Mann .. wischt itzt [stürzt nun. Ramler F. 1, 94] hervor. Hagedorn 2, 278; Wischte hurtig hinter dem Baum hervor. Musäus M. 5, 127 etc. (Herfür-w. Eppendorf 67; Ryff Th. 173). Irr- [1]: s. Jrrwisch. Ver- [2]: z. B.
1) s. er-w. 2.
2) [2d].
3) (s. aus-w. 2b):
a) tr., durch oder wie durch Wischen Etwas verlöschen, so daß es nicht scharf und deutlich erscheint, hervortritt, eig. und übertr.: Darum haben wir Vieles verwirrt, Vieles verwischt. Börne 2, 160; Die Zerstreuung verwischte das Bild der dringend Bittenden. G. 18, 157; Alles Unangenehme vertuschend, v–d, beschwichtigend. Gutzkow R. 1, 397; Die rothe Monarchie sei besser als der schwarzrothgoldne Dusel, der alle Gegensätze verwischte. Ruge Rev. 1, 111 etc., s. d; vgl. auch: Der hatte ihr mit seinen Schreiberärmeln nur ihre Arbeiten „verwuschelt“. Gutzkow R. 5, 386.
b) refl. (s. a): Ein Fleck, ein Makel, der sich nicht verwischt; Tiefe Jugend- eindrücke ver-w. sich nicht so leicht etc.
c) intr. (sein) = b: Mit Bleistift Geschriebnes verwischt bald; Ein Bild, | das, bis im Tod mein Aug erlischt, | im Herzen nimmermehr verwischt etc.
d) Partic. Prät. zu a–c: Die in der europäischen Abfegung und Polierung das Volksgepräge schon verwischt zeigten. Arndt E. 163; Die Vergangenheit hatte ein verwischtes Gesicht, wie eine Alabasterstatue, die lange unter der Traufe gestanden. Arnim 51 etc.; verneint: Unverwischte lebendige Jugendlichkeit. Keller gH. 2, 185; Wie manche Bresche, die Cromwell in irische Mauern schoß, liegt noch so unvernarbt und unverwischt da. Kohl Irl. 2, 13; Flecken, unverwischt. Matthisson A. 8, 303 etc. fort-w.:
Wég-:
1) [1] Eilig über Etwas w. Kl. Gel. 347 etc.
2) [2b] Der nunmehr aus ihrem Sinn | den ganzen Reinhold weggewischet. Nicolai 8, 238; Zachariä Tag. 6 etc. Zū-: z. B. [1]: Wenn er .. damit in einem Schnaps dem Maul zuwischet und es hinabschluckt. Fischart B. 174a etc.
Wischer, m., –s; uv.:
1) W., W–in, wischende Pers., selten auch in Zsstzg., z. B.: Staub-Abwischer(in); Er ist ein rechter Pfennigfischer, | ein Seckelspüler, Beutel-W. Waldis Päpstl. Reich 2, 2 (s. Beutelfeger) etc.
2) Werkzeug zum Wischen, z. B. (a—g): Etwas wischend zu reinigen (s. Wisch 1), so:
a) Den W., womit sie .. Staubatome zu entfernen suchte. Willkomm Bann 2, 120 (Borstwisch etc.).
b) Bäck. = Ofenwisch. SClara EfA. 1, 436.
c) Bergb.: zum Auswischen der nassen Bohrlöcher.
d) Glasgieß.: die Gießtafel zu entstäuben. Karmarsch 2, 155; Ab-W. Prechtl 6, 631.
e) Kriegsk.: zum Auswischen der Kanone (auch Wischkolben). Bobrik 742 (vgl. Putzer 2; Räumer; Brandschwabber). Dazu: Tau-W., dessen Stiel ein steifes Tau vertritt; ferner: Posaunen- W., eine Vorrichtung, den Kanonier, der den Schuß her- unterschiebt, bei unvermuthetem Losgehen desselben zu sichern.
f) Schreiber.: Dinten-, Tinten-, Feder-W., zum Auswischen der Tinte aus der Schreibfeder. g) Schütz., weidm.: zum Reinigen des Gewehrschlosses und Laufes (vgl. e). Ferner z.B.: h) Goldschmied.: Die Hinterfüße [des Hasen] . . als W. .. zum Glätten des Silbers etc. Oken 7, 818. i) Mal.: s. wischen 2d u. ä. m.
3) (s. 2e und Ausputzer) ein ertheilter Verweis: Ein derber W. (Lichtenberg 4, 405; Bahrdt 3, 105); Einen mit einem W. durchlassen (2, 50); Einen W. bekommen. L. 10, 161; Einem einen W. ertheilen, geben; Es giebt (Bacher Brautsch. 71), setzt einen W.; Genau besehen ist es ein W. für Gallus. V. Ländl. 2, 501 etc.; auch (vgl. auswischen 5): Gab er ihnen einen Aus-W. Weidner 16,,vgl. (verkl.): Auswischlein. HSachs 5, 366c.
Irrwischhaft, a.:
s. Irrwisch.