Faksimile 0773 | Seite 1595
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Wickel
Wickel: I, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
1) Etwas, das und insofern es um Etwas oder zusammen gewickelt wird, z. B.:
a) das zum Abspinnen um den Spinnrocken Gewickelte. Schm. 4, 21; Spinn-W. ebd.;Flachs-, Woll-W.
b) (s. a) Baumwollenspinn.: die von der Wattenmaschine als Watte auf eine Walze aufgerollte (aufgewickelte) Baumwolle („Pack“). Karmarsch 1, 121; M. 2, 512; Knapp Techn. 2, 661 etc.
c) Papier, welches um das in die Tülle des Leuchters zu steckende Ende des Lichts gewickelt ist, damit es darin feststehe, nicht wackle (auch nam. in zierlicherer Form Lichtmanschette): Den papiernen W., mit welchem die Kerze im Leuchter befestigt war. König Kl. 2, 78.
d) W.-Band (s. d.), womit Wiegenkinder umwickelt werden, auch f.; Mz.: W–n z. B.: Eine Puppe, in welcher die Fliege enger zusammengeschnürt liegt, als im mittelalterl. W. Gartenl. 10, 248b; Diesen.. Säugling | faltet in reinster Windeln Flaum, | strenget in köstlicher W–n Schmuck | klatschender Wärterinnen Schar. G. 12, 210; Drückt ihr ihn an die Brust in diesen farbigen W–n. 5, 73 etc.
e) (vgl. a; b) die Einlage (s. d. 1c) der Cigarre: Maschine zur Umspinnung der Ci- garren-W. [Ez. oder Mz. ?] mit dem Deckblatt. Volksz. 9, 253.
f) Botan.: ein Blüthenstand, wobei sich der Strauß nach unten rollt: „Skorpionenschwanz“ Inforescentia scorpioides. Oken 2, 42.
g) nach veralt. Mode für Männer: der in der Wadengegend zusammengewickelte obre Theil der Strümpfe, s. Adelung.
h) Kochk.: (in Nürnberg) Füllsel von gehacktem Fleisch etc. in einen dünnen Überzug von Mehlteig gewickelt und gesotten. Schm. (vgl. 2b; frz. papillote).
i) (zusammengewickelter) Docht. Ders. (vgl. Anm.), auch Wichen, Wieken u. ä. m. 2) zuw. auch: Etwas, worauf oder worein, s. 1 Etwas gewickelt wird, z. B.:
a) die Seele (s. d. 7f) eines Knauls (auch fem.) 200*
b) Das, worauf (oder worein) man zu frisierende Haare aufwickelt und befestigt, s. Papillote, z. B.: Die Haar-W. [Mz.] in meinem Puderbeutel. Thümmel 7, 71; Die Locken-W. [Ez.]. Bazar 11, 21 etc., vgl. übertr.: Dem Ministerium wäre darüber .. der juristische Zopf in der W. aufgegangen. König Jer. 2, 181 etc. 3) (vgl. 2b) Perücke, Haar. Schm., bes. übertr.: Einen etc. beim W. kriegen (Alexis H. 1, 2, 192; Goltz 3, 207; Pröhle Jahn 29), nehmen (Gutzkow R. 4, 203) etc., packen, festhalten etc., nach Schm. auch: Einen bei der Wicke nehmen. 4) Klebkraut, Galium aparine. Schm. 5) W.-Wackel, s. Kikel-Kakel. II, f.; –n: s. I, z. B. 1d; 2b; 3. III, n., –s; uv.:
1) schwzr. (s. 1a) Hanfbüschel.
2) in Zsstzg.: Ge-:
a) andauerndes, fortwährendes Wickeln.
b) etwas in einander Gewickeltes (vgl. Gewirr, Gewinde etc.): Daß sie die holden Füße nicht durch ein farbiges G. entstelle. V. Myth. 1, 142 etc.; Bischofkronen, Umhäng’ . ., Heiligthums-G. Fischart B. 55a; Zage der Neid .. vor Jxion’s Schlangen-G. V. Ländl. 4, 469 etc.
Anm. In Bed. I 1a (s. III 1) ahd. wichili, mhd. wickel, n. Benecke 3, 618b (aber, s. I 1i = Docht, Charpie, wieche, ags. veoc. 624a). Dazu wickeln (be–, inwickeln).