Faksimile 0770 | Seite 1592
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wetzen
Wétzen: 1) tr.:
schneidende Werkzeuge durch Hin- und Herstreichen auf etwas Rauh-Scharfem schärfen (s. d. 1a, vgl. schleifen I2c; Wetzstein): Messer, Klingen, Schwerter, Sensen, Sicheln, Axte, Beile etc. w.; auch bildl. (vgl. 2), z. B.: Wenn ich [Gott] den Blitz meines Schwertes [mein blitzendes Schwert. Mendelssohn] w. werde [geschärft. Zunzl. 5. Mos. 32, 41; Ps. 7, 13; Er wird den strengen Zorn w. zum Schwert. Weish. 5, 21 etc.; Wenn Einem beständig das Sichel-W. des Todes allzu vernehmbar ans Ohr klingt. Heine 8, 168; Kretschmer V. 1, 179 etc.; auch zuw. mit Fortlassung des bekannten Obj.: Er [der Barbier seift ihn ein .., | er wetzt [das Messer]. Cham. 3, 199; Glatt geschliffen ist bald gewetzt. Sprchw. (Wackern. 3, 453¹⁵) etc. Dichterisch wird auch Das, wofür die Schärfe, Schneide des Werkzeugs best. ist, hinzugefügt, z. B, im Dat.: lKuchen,] dem . . ein ernster Augur bereits sein Opfermesser gewetzt. Thümmel b, 199 etc. oder mit auf: Wenn man .. Schwerter auf die Hälse wetzet. Gryphius (Wackern. 2, 401²⁰); Drum hab ich [Amor] . . Pfeile | auf dieses edle Paar gewetzt. Weichmann 2, 112, im eig. Sinn veraltend, vgl. 2a. 2) (s. 1) übertr., z. B.:
a) zunächst auf die zum Verwunden dienenden Waffen (s. d. 1ca) der Thiere, z. B.: Der Stier wetzt die Hörner; der Eber die Hauer oder Zähne; der Raubvogel die Fänge, den Schnabel (s. u.) etc.; Der wilde Stier, horn-w–d. Fouqué Dr. 1, 121; Alle Säu sträubten die Borsten . ., wetzten die Rüssel. Luther 6, 497b etc., dann auch: Zahme Vögel w. den Schnabel, ihn wie w–d hin und her streichend (vgl. 3), z. B.: Werner Febr. 58 etc. und scherzh. von Pers.: Den Schnabel (s. d. 3d) w., zum Einhauen (s. d. 1) bei Tisch, z. B.: Wetzt lieber den Schnabel als den Sabel. Sch. 324b (vgl. d); bes. oft: Den Zahn, die Zähne w., z. B. gegen Einen (Rückert Mak. 2, 4; W. Luc. 6, 415 etc.), auf Etwas (vgl. 1, Schluß; z. B. B. 24b; 465a); den kritischen Zahn w. G. 32, 270 etc.; Du wetzest selbst des Zweisels gift’gen Zahn, | der mich zerfleischt. Cham. 4, 193 etc.; aber auch (vgl. 3): Die Zähne an Einem w., sich in verletzender Weise an ihm reiben (s. d. 1o) und sein Müthchen auslassen, z. B.: Geht es schlimm, so wetzt Alles an dem Minister die Zähne. FKMoser Herr 252 etc.; ferner (vgl. c): Das wetzt mir alsbald den Diebeszahn (s. d.). Tieck Winterm. 4, 2, reizt mich, macht mich lüstern zum Stehlen etc.
b) Den Geist, Verstand, Witz, Sinn etc.; die Kräfte etc.; sich w. etc. (vgl. schärfen 1b; schleifen I 2d), z. B.: Ein Messer wetzt das andre und ein Mann den andern. Spr. 27, 17; Sie w. in Friedenszeiten die Tapferkeit an einander selbst, damit sie im Krieg scharf genug sei gegen den Feind. Hebel 3, 418; Den Verstand nur allein an Dem üben wollen, was unsere körperl. Bedürfnisse betrifft, würde ihn mehr stumpfen als w. heißen. L. 10, 326; Haben also Meister und Schüler sich unter’n- ander geübet, gewetzt und gebessert. Luther 8, 121b; Heißt mich der väterl. Rhein | den Witz zu deutscher Rede w. Nicolai 5, 193; Der Bücher Lust . ., | die unsre Sinnen wetzt. Opitz etc.
c) (vgl. schärfen 1c) Mit Allem, was den Gaum zum Trinken wetzt [reizt]. W. 10, 292 etc.
d) Die zum Empfang des Herrn die Kehlen schon gewetzt. 291, gehörig vorbereitet (wie man zum Schneiden das Messer wetzt), z. B. sich räuspernd etc.
e) (spöttisch) Sich von Orbilius das Leder (s. d. 2a) w. [sich durchhaun] lassen. Günther 374 etc. 3) (s. 1) Etwas wie w–d hin und her streichen, z. B. intr.: Ich sprang vor und wetzte mit dem Degen an den Wänden und schrie wüthend. G. 28, 167 etc.; bes. früher studentisch: Unter Schreien und W. Rabner 1, 150; Auf, Brüder, wetzt und schreit! Zachariä 1, 77 u. o., s. d. Folg., ferner 2a. 4) (s. 1; 3) nach der Ahnlichkeit des Tons, bes. weidm., z. B. vom balzenden Auerhahn (Oken 7, 594, s. schleifen 3); von der ergrimmt mit den Zähnen klappenden Sau (Laube Br. 301) etc. 5) (s. 3) an Etwas scheuernd, es streifend rühren: Weil die Leinen auf der gemalten Leinwand w., diese durchreiben etc. Düringer 89; Legt ein geschwinder Nachen an, | deß Schnabel sacht die Stufen wetzt. Münchn. Dicht. 311; Ernstes bewußtes Glück muß immer geheim sein .., weil jeder Schelblick, jedes geringschätzige Wort an seinem zarten Flaum wetzt. Waldau N. 3, 18 etc. 6) (s. 5) veralt., mundartl., von Frauenzimmern: Schleppkleider auf dem Boden schleifen (s. d. II 4i) lassen und (mit sein): sich in solcher Weise bewegen: Mit den Kleidern über die Easse w. Adelung; Mit seidnen Kleidern daher w. Ders.
Anm. Ahd. hwas, mhd. was, entstellt wahs = scharf, vgl. noch schwzr.: Das Unglück beugt den Franzosen nicht, es macht ihn watz. Hebel 3, 382, mit Anm.: „macht ihn witzig, indem es ihn zugleich noch mehr anfeuert“ und Stalder 2, 438: watz: lüstern, gierig, erpicht; Es macht mich watz; ich bin darauf watz. Dazu unser w., ahd. hwezjan, mhd. wetzen, s. Graff 4, 1239 ff.; Benecke 3, 532; Wackern. Gl. 578; Schm. 4, 204, vgl. 14: wächs, a.: scharf, tüchtig etc.; wächsen, tr.: schärfen; (Pferde) scharf beschlagen, vgl. nhd. kaum verständlich: Mit Schwertern wohl gewachsen. Simrock N. 197, im Urtext: mit swerten wol gewahsen (d. h. mit scharfen).
Zsstzg. (vgl. schleifen, schäfen), z. B.: Áb-:
1) Etwas durch oder wie durch Wetzen fortschaffen: Den Rost, die Schärfe oder Feuerecke etc.; den Stahl von der Klinge a. etc.; Jetzt hab ich alle Schulden abgewetzt. Gundling Pel. 1, 40; Günther 430; H. R. 9, 271; So ist mein Kopf wie ein Messer, der Stahl ist ganz und gar abgewetzt und eitel Eisen worden. Luther SW. 61, 431.
2) (s. 1) meton.:
a) Ein Messer a., den Stahl davon wetzen, es abnutzen; Abgewetzte Besen. IP. 17, 2; Um die Vorderzähne ab-zu-w., weil sie ihnen sonst wie Hörner fortwachsen. Oken 7, 715 etc., vergl. ver-, hin-w.
b) Ein Messer a., die Feuerecke, die Rauhigkeit etc. davon wetzen, es schärfen; Das kann den leichten Poeten . schleifen (s. d. I 2d) und a. IP. 26, 15 etc.
3) (veralt.) Ich hab mich mit ihm abgewetzt. HSachs 1, 452b, von gegenseitiger Reibung mit Zank, Prügeln etc.; Nachbarn kann ich hetzen, | daß sie einander ab thun wetzen. 512b. Āūs-: bes. oft: Eine Scharte (s. d. 1a) a. G. 9, 84; Sch. 12a etc.; meton.: Seinen Degen a. WhMüller Bibl. 5, 200 etc.; Willst du deinen Zorn an mir a.? [auslassen]. Rollenhagen Fr. 347 etc. Dahêr- [6]. Dúrch-, tr.: wetzend durchlöchern, nam. [ö]. Hêr- etc.:
1) tr.: Das Messer hin- und Sanders, deutsches Wörterb. II. her-w. [1]; Zwei harte Steine . ., einer wetzt den andern hin (s. d. 4). Franck (Wackern. 3, 373¹¹), vgl. fort-, weg-w.
2) intr. [5] Auf der Bank hin- und her-w–d [rutschend]. Spindler Vog. 1, 173 etc. Ver-, tr.: vgl. ab-w. 1; 2a etc.; Eine .. Gleichmäßigkeit des Lebenslaufes vernutzt und verwetzt sie. Droysen Y. 1, 22; Daß die Kutten .. stark verwetzt [5] waren. Gotthelf Sch. 3 etc.; Die scharfen Ecken ver-w. sich etc. u. ä. m.