wetzen
Wétzen: 1) tr.:
schneidende Werkzeuge durch Hin- und Herstreichen auf etwas Rauh-Scharfem schärfen (s. d. 1a, vgl. schleifen I2c; Wetzstein): Messer, Klingen, Schwerter, Sensen, Sicheln, Axte, Beile etc. w.; auch bildl. (vgl. 2), z. B.: Wenn ich [Gott] den Blitz meines Schwertes [mein blitzendes Schwert. w. werde [geschärft. 5. 32, 41; 7, 13; Er wird den strengen Zorn w. zum Schwert. 5, 21 etc.; Wenn Einem beständig das Sichel-W. des Todes allzu vernehmbar ans Ohr klingt. 8, 168; V. 1, 179 etc.; auch zuw. mit Fortlassung des bekannten Obj.: Er [der Barbier seift ihn ein .., | er wetzt [das Messer]. 3, 199; Glatt geschliffen ist bald gewetzt. Sprchw. 3, 453¹⁵) etc. Dichterisch wird auch Das, wofür die Schärfe, Schneide des Werkzeugs best. ist, hinzugefügt, z. B, im Dat.: lKuchen,] dem . . ein ernster Augur bereits sein Opfermesser gewetzt. 199 etc. oder mit auf: Wenn man .. Schwerter auf die Hälse wetzet. 2, 401²⁰); Drum hab ich [Amor] . . Pfeile | auf dieses edle Paar gewetzt. 2, 112, im eig. Sinn veraltend, vgl. 2a. — 2) (s. 1) übertr., z. B.:
a) zunächst auf die zum Verwunden dienenden Waffen (s. d. 1ca) der Thiere, z. B.: Der Stier wetzt die Hörner; der Eber die Hauer oder Zähne; der Raubvogel die Fänge, den Schnabel (s. u.) etc.; Der wilde Stier, horn-w–d. Dr. 1, 121; Alle Säu sträubten die Borsten . ., wetzten die Rüssel. 6, 497b etc., dann auch: Zahme Vögel w. den Schnabel, ihn wie w–d hin und her streichend (vgl. 3), z. B.: Febr. 58 etc. und scherzh. von Pers.: Den Schnabel (s. d. 3d) w., zum Einhauen (s. d. 1) bei Tisch, z. B.: Wetzt lieber den Schnabel als den Sabel. 324b (vgl. d); bes. oft: Den Zahn, die Zähne w., z. B. gegen Einen Mak. 2, 4; Luc. 6, 415 etc.), auf Etwas (vgl. 1, Schluß; z. B. 24b; 465a); den kritischen Zahn w. 32, 270 etc.; Du wetzest selbst des Zweisels gift’gen Zahn, | der mich zerfleischt. 4, 193 etc.; aber auch (vgl. 3): Die Zähne an Einem w., sich in verletzender Weise an ihm reiben (s. d. 1o) und sein Müthchen auslassen, z. B.: Geht es schlimm, so wetzt Alles an dem Minister die Zähne. Herr 252 etc.; ferner (vgl. c): Das wetzt mir alsbald den Diebeszahn (s. d.). Winterm. 4, 2, reizt mich, macht mich lüstern zum Stehlen etc. —
b) Den Geist, Verstand, Witz, Sinn etc.; die Kräfte etc.; sich w. etc. (vgl. schärfen 1b; schleifen I 2d), z. B.: Ein Messer wetzt das andre und ein Mann den andern. 27, 17; Sie w. in Friedenszeiten die Tapferkeit an einander selbst, damit sie im Krieg scharf genug sei gegen den Feind. 3, 418; Den Verstand nur allein an Dem üben wollen, was unsere körperl. Bedürfnisse betrifft, würde ihn mehr stumpfen als w. heißen. 10, 326; Haben also Meister und Schüler sich unter’n- ander geübet, gewetzt und gebessert. 8, 121b; Heißt mich der väterl. Rhein | den Witz zu deutscher Rede w. 5, 193; Der Bücher Lust . ., | die unsre Sinnen wetzt. etc. —
c) (vgl. schärfen 1c) Mit Allem, was den Gaum zum Trinken wetzt [reizt]. 10, 292 etc. —
d) Die zum Empfang des Herrn die Kehlen schon gewetzt. 291, gehörig vorbereitet (wie man zum Schneiden das Messer wetzt), z. B. sich räuspernd etc. —
e) (spöttisch) Sich von Orbilius das Leder (s. d. 2a) w. [sich durchhaun] lassen. 374 etc. — 3) (s. 1) Etwas wie w–d hin und her streichen, z. B. intr.: Ich sprang vor und wetzte mit dem Degen an den Wänden und schrie wüthend. 28, 167 etc.; bes. früher studentisch: Unter Schreien und W. 1, 150; Auf, Brüder, wetzt und schreit! 1, 77 u. o., s. d. Folg., ferner 2a. — 4) (s. 1; 3) nach der Ahnlichkeit des Tons, bes. weidm., z. B. vom balzenden Auerhahn 7, 594, s. schleifen 3); von der ergrimmt mit den Zähnen klappenden Sau Br. 301) etc. — 5) (s. 3) an Etwas scheuernd, es streifend rühren: Weil die Leinen auf der gemalten Leinwand w., diese durchreiben etc. 89; Legt ein geschwinder Nachen an, | deß Schnabel sacht die Stufen wetzt. 311; Ernstes bewußtes Glück muß immer geheim sein .., weil jeder Schelblick, jedes geringschätzige Wort an seinem zarten Flaum wetzt. N. 3, 18 etc. — 6) (s. 5) veralt., mundartl., von Frauenzimmern: Schleppkleider auf dem Boden schleifen (s. d. II 4i) lassen — und (mit sein): sich in solcher Weise bewegen: Mit den Kleidern über die Easse w. Mit seidnen Kleidern daher w.
Anm. Ahd. hwas, mhd. was, entstellt wahs = scharf, vgl. noch schwzr.: Das Unglück beugt den Franzosen nicht, es macht ihn watz. 3, 382, mit Anm.: „macht ihn witzig, indem es ihn zugleich noch mehr anfeuert“ und 2, 438: watz: lüstern, gierig, erpicht; Es macht mich watz; ich bin darauf watz. Dazu unser w., ahd. hwezjan, mhd. wetzen, s. 4, 1239 ff.; 3, 532; Gl. 578; 4, 204, vgl. 14: wächs, a.: scharf, tüchtig etc.; wächsen, tr.: schärfen; (Pferde) scharf beschlagen, vgl. nhd. kaum verständlich: Mit Schwertern wohl gewachsen. N. 197, im Urtext: mit swerten wol gewahsen (d. h. mit scharfen).
Zsstzg. (vgl. schleifen, schäfen), z. B.: Áb-:
1) Etwas durch — oder wie durch — Wetzen fortschaffen: Den Rost, die Schärfe oder Feuerecke etc.; den Stahl von der Klinge a. etc.; Jetzt hab ich alle Schulden abgewetzt. Pel. 1, 40; 430; R. 9, 271; So ist mein Kopf wie ein Messer, der Stahl ist ganz und gar abgewetzt und eitel Eisen worden. SW. 61, 431. —
2) (s. 1) meton.:
a) Ein Messer a., den Stahl davon wetzen, es abnutzen; Abgewetzte Besen. 17, 2; Um die Vorderzähne ab-zu-w., weil sie ihnen sonst wie Hörner fortwachsen. 7, 715 etc., vergl. ver-, hin-w. —
b) Ein Messer a., die Feuerecke, die Rauhigkeit etc. davon wetzen, es schärfen; Das kann den leichten Poeten . schleifen (s. d. I 2d) und a. 26, 15 etc. —
3) (veralt.) Ich hab mich mit ihm abgewetzt. 1, 452b, von gegenseitiger Reibung mit Zank, Prügeln etc.; Nachbarn kann ich hetzen, | daß sie einander ab thun wetzen. 512b. — Āūs-: bes. oft: Eine Scharte (s. d. 1a) a. 9, 84; 12a etc.; meton.: Seinen Degen a. Bibl. 5, 200 etc.; Willst du deinen Zorn an mir a.? [auslassen]. Fr. 347 etc. — Dahêr- [6]. — Dúrch-, tr.: wetzend durchlöchern, nam. [ö]. — Hêr- etc.:
1) tr.: Das Messer hin- und deutsches Wörterb. II. her-w. [1]; Zwei harte Steine . ., einer wetzt den andern hin (s. d. 4). 3, 373¹¹), vgl. fort-, weg-w. —
2) intr. [5] Auf der Bank hin- und her-w–d [rutschend]. Vog. 1, 173 etc. — Ver-, tr.: vgl. ab-w. 1; 2a etc.; Eine .. Gleichmäßigkeit des Lebenslaufes vernutzt und verwetzt sie. Y. 1, 22; Daß die Kutten .. stark verwetzt [5] waren. Sch. 3 etc.; Die scharfen Ecken ver-w. sich etc. u. ä. m.
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