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wachsen Um-Wachsen
I. Wáchsen, wuchs, wüchse; gewachsen; wächst (wachsest), wächst (wachset), intr. (sein, s. 6) und zuw. (s. 16) refl.:
1) eig., von Organischem: von innen heraus größer werden und (ohne Zusatz) nam.: länger: Schnell, langsam w.; In die Höhe, Länge, Breite w.; Um 2 Zoll gewachsen; Was man nicht w. sieht, findet man nach einiger Zeit gewachsen. L. 7, 3 etc.; Menschen, Thiere, Pflanzen w.; Der Leib, ein Glied, der Bart, das Haar, der Nagel wächst; Ihr Schwanz reißt ziemlich leicht ab, wächst aber allmählich wieder. Lenz Nat. 3, 18 etc.; Die Wurzel, der Stamm, Ast, Zweig, das Blatt, die Blume wächst etc.; sprchw.: Sich um Etwas keinen Bart (s. d. 1), darüber kein graues Haar (s. d. 1g, z. B. Cham. 5, 211; G. 3, 139; IP. Fat. 1, 213) w. lassen; Wächst mir kein Bart davon. Wackern. 2, 252³⁴ etc. (vgl. 7f); ferner: Den Hähnen, dann auch: Einem wächst der Kamm (s. d. 33a) etc.; Reden etc., wie (oder wozu. G. 16, 33) Einem der Schnabel (s. d. 3b) gewachsen etc.; ferner: Das Gras (s. d.) w. hören, sehen etc., s. diefolgenden (nur der Übersichtlichkeit halber gesonderten) theils hierzu gehörigen, theils sich eng anschließenden Nummern.
2) (s. 1) Wo w.:
a) von Gewächsen (s. d.), Pflanzen: dort vorkommen (sein, sich finden) und w.: Pflanzen, die auf Bergen, in der Ebne, im Wasser, am Strand, auf Sumpfboden w.; Auf unbebauten Hügeln wächst reichlicher Esparsett. G. 23, 351 etc.; In den Straßen wächst Gras (s. d.); Wo Der hintritt, wachst auch kein Gras mehr. Spindler V. 3, 78 etc.; auch: Ich habe nie verlangt, | daß allen Bäumen eine Rinde wachse. L. Nath. 4, 4, daß sie alle eine Rinde haben etc.
b) (s. a) verallgemeint: Ich merke schon, in Jtalien wächst mein Strick nicht. Sch. 170a, werde ich nicht gehängt werden; Das Brot unsers Herrgott wächst überall. 208a etc., auch (veraltend): Es wuchs [wurde, entstand] solcher Fried und Freundlichkeit zw. ihnen, daß etc. Stumpf 304b; Wo etwas Ungunsts wider mich bei euch gewachsen wär. Zwingli 2, 3 etc.
c) (s. a) dichter.: von heran-, auf-w–den Pers., z. B.: Es wuchs in Burgonden ein schönes Mägdelein. Simrock N. 2, 20 etc., vgl.: Unter den Kindern, die dir reifen und w. und blühn. Hölderlin (Wackern. 2, 1262¹²); 1. Mos. 49, 22 etc. und Baum 3 etc.
3) (s. 1) verallgemeint: größer werden, zunehmen etc.: Die Krystalle w. durch Ansetzen von Theilen; Das Wasser wächst [schwillt, steigt]; Der Mond ist im W. [Zunehmen] etc.; Sein Herz wuchs ihm so sehnsüchtsvoll. G. 1, 150; Wächst dir das Herz nicht zusehends, indem du diese goldnen Worte liesest? W. 21, 146 etc.; Es wuchs das hergetragne Schiff [wurde größer für das Auge], zugleich | die Angst in meinem Busen namenlos. Cham. 4, 159; Bei w–dem Alter Hilfe im Haushalt zu finden. Fouqué 8, 10; Von dem die Sage w–d sich zum Märchen spann. G. 12, 164; Wir möchten jede That | so groß gleich thun, als wie. sie wächst und wird, | wenn.. der Mund der Dichter sie vermehrend wälzt. 13, 29; 295; Das Irdische wächst und breitet sich aus, das Göttliche tritt zurück. 22, 226; Das dauernde Ungeheure muß uns immer w–d erscheinen. 26, 122 etc.; Der Lärmen wuchs von Minute zu Minute. Immermann M. 1, 42; Ein Staat wächst. L. 3, 203 (wächset 296); Scham färbte mit einem schnell-w–den [entstehnden und w–den, vgl. 2] und vergehenden Roth seine Wangen. WhMüller 1, XXVI; Eine Feuerflocke, | sie wächst. Sch. 36a; Von der Freiheit gesäugt, w. die Künste der Lust. 76a; 78a; Die Schande nimmt ab mit der w–den Sünde. 162a; Stündlich w–d | schwillt das Verderben an die Stadt heran. 453b etc. Die an 1—3 sich schließenden, noch bes. zu erwähnenden Anwendungen ordnen wir nach grammatikalischen Beziehungen: 4) mit hinzutretendem Prädikat: Das Gras wächst üppig etc.; Ein Baum wächst grade, schief, krumm, knorrig, hoch, schlank etc. (s. 17a); ferner (s. 16): Daß in ihm der Glaube .. festwuchs. Gervinus Lit. 5, 334, w–d sich befestigte. 5) mit Adverb., s. 2; ferner z. B.: Die Pflanzen w. aufwärts (1), bildl. (s. 3): Durch 1000 blühende Gebüsche wuchs mein Pfad nun aufwärts [stieg empor]. Hölderlin H. 1, 33 etc.; Rückwärts w., zuw. (vgl. zurück-w.), das Gegentheil des Wachsthums zu bez. = abnehmen etc.: Täglich wächst diese Kolonie rückwärts wie ein Kalbsschwanz. Heinse Petr. 1, 118 etc.; Etwas wächst Einem heim. Zinkgräf 2, 65, fällt ihm heim, wird sein Eigen (veralt.) etc. Ferner (6—15) mit abhäng. Präpos. (alphab.): 6) Jemand wächst [nimmt zu] an guten oder schlechten Eigenschaften, an Tugend, Einsicht, Verstand etc., Hochmuth, Bosheit etc., veralt. mit haben st. sein, z. B. Also hat das Evangelium am allerstärksten gewachsen, beide an der Zahl der Gläubigen und an wunberbarlicher Kraft. Luther 8, 26a; ferner: Etwas ist an etwas Andres gewachsen, auch: an Diese m fest (oder an-)gewachsen, durch das Wachsthum damit Eins geworden, eig. und übertr., z. B.: Dein überkühner Muth, mit dem du dich, | als wie ans Pferd gewachsen, .. durch Fluß und Graben schleuderst. G. 13, 254; Er wuchs am Sitze fest | und lenkt sein Pferd .., als wär er einverleibt und halbgeartet | mit diesem wackern Thier. Schlegel Haml. 4, 7 etc.; auch: Jemand oder Etwas ist Einem ans Herz (s. d. 9a), an die Seele (s. d. 2b) gewachsen, vgl. 10; 17e. 7) Der alle Worte Lands verweist, | die nicht auf deutschem Boden w. (s. 2). L. 5, 38; Einfälle, die auf seinem Miste (s. d. 3) nicht gewachsen waren. 1, 231 etc.; Der Wald .. wächst euch auf dem Herde | und in der Küchen fast. Opitz 1, 92, ihr habt das Holz ganz nahe (vgl. 10); Einem wächst Etwas auf den Hals (s. d. 2) etc. 8) Pomeranzenbäume . ., aus der Erde w–d. G. 23, 177, nicht in Töpfen stehnd; Dir wuchs aus flacher Rechten ein Paradies. Platen 2, 18; Eine Feuersäule .. küsst dieses Dach, berührt jenes und aus jeder Berührung, aus jedem Kusse wächst [geht hervor] eine neue Flammengeburt. Gutzkow R. 9, 494; Daß daraus wachs | kein Schad und Unwill, spricht. HSachs G. 1, 189; Wenn man die Wahrheiten auf eine sinnl. Art aus einander könne w. sehen. L. 5, 5; [Unsre Liebe] wächst, dem Phönix gleich, aus ihrer eignen Asche. W. 10, 67 etc.; Aus dem Kraut (s. d. 2) gewachsen; Etwas wächst Einem aüs dem Hals (s. d. 5) etc.; auch: Erkannte ihn Uli als des Bodenbauers Kind, welches ihm aber aus den Augen gewachsen war. Gotthelf U. 2, 286, welches in der Zeit, da er es nicht gesehen, sehr herangewachsen, so daß man es kaum wieder erkannt; so auch (z. B. in Meklbg. häufig): Jemand ist Einem aus der Kund(e), aus der Kehr gewachsen etc. 9) Es giebt Dinge und Menschen, für welche er einmal nicht gewachsen [gemacht, geschaffen] ist. Forster Br. 2, 579 etc., vgl. 17d. 10) Etwas wächst Einem im Garten (s. d. 3a), eig. und bildl.; Die Kräfte w. (s. 3) in der Noth. . . Der Mensch wächst mit (s. 11) der Gefahr. Sch. 107b etc.; Die Bissen w. [s. 3] mir vor Wehmuth in dem Munde. Günther, vgl.: Sie werden mir lang (s. d. 1g) im Halse etc.; ferner mit in und Accus.: Etwas wächst in die Höhe, Länge, Breite, Dicke etc.; Es ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel w. Sprchw. (s. V. 1, 37) etc.; Mit den höchsten Preisen machte man ihm Nichts feil, wenn es ihm eben ins Herz (s. d. 9e) gewachsen war. Gotthelf G. 7 (vgl. 6, Schluß); Dann wuchs Änneli ihre Schuld immer ins Gemüth etc. 99, sie drückte sich ihm ein, es empfand sie tiefer etc.; Es ist mir selber keine große Freud’ über die Hochzeit ins Herz gewachsen [entstanden etc.]. Spindler V. 4, 182 etc.; Etwas wächst Einem in die Hand (s. d. 6i), vgl. 7: Opitz etc.; auch zur Angabe Dessen, wozu Etwas w–d wird, z.B. (vgl. 15) Wachse in viel tausendmal tausend. 1. Mos. 24, 60 (Hebel 4, 27) = O daß du zu tausend mal Tausenden werdest! Mendelssohn; Krumm auch wurden die Händ’ und wuchsen in klauige Tatzen. V. Ov. 1, 101; So wuchs die Verbitterung Niebuhr’s in feindliche Widersetzlichkeit. Ense D. 5, 242 etc. 11) Der Rausch wächst (s. 3) mit den Sorgen und mit der Üppigkeit der Hunger etc. Hölderlin H. 2, 118; Jm engen Kreis verengert sich der Sinn, | es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken. Sch. 318b; 107b (s. 10); Daß mein Erstaunen mit jedem Augenblick w. mußte. W. 16, 177 etc. 12) Über Etwas ist Gras (s. d.) gewachsen; Einem über den Kopf (s. d. 2p) w., vgl. 15. 13) Die Arbeit wächst (s. 3) mir unter den Händen (s. d. 60): Das wachst gleichsam unter der Hand in die Höhe. Spindler St. 1, 13 etc. 14) Die sich vom Raube der vertriebnen Bürger mästen, | die von der allgemeinen Fäulnis w. Sch. 333a etc. 15) Das ist ein Wetterweib! Man lasse sich nur die Weiber einmal zu Kopfe (s. d. 2t) w. Weiße Kom. Op. 3, 399 (vgl. 12 und 17d), auch: Die Sünde will schlechterding ihm zum Haupte w. Mathesius Pr. 135; 88, nicht weichen; es mit ihm aufnehmen etc.; ferner (vgl. 10 Schluß): Unter dem Schmerz wächst der Wurm zur Riesenschlange. Grabbe Herm. 29; So wächst [gedeiht, gereicht] doch dies Lob dir zu verderblichem Schaden. Schaidenreißer 6a etc. 16) refl. mit Angabe der Wirkung, z. B.: Sich fest w. = sich w–d befestigen, festwurzeln etc. (s. 4): Wieder wuchs ... der kecke Zauber der Studentenjahre | sich fest in meines Herzens Märchengrund. Putlitz Wald 77 etc. 17) Partic. Präter. z. B. (a—f) zu 1:
a) (s. 4 und Wuchs): Ein 181* Baum etc. oder eine Pers. ist grade, hoch, schlank, wohl etc., schief, krumm(-)gewachsen etc.; Wenn ich .. auf einen krummgewachsenen Baum mich setze. G. 14, 66; Für den griech. Pflug ward ein krummgewachsenes Holz von Steineichen gesucht. V. Ländl. 3, 96, vgl.: Holz, welches nach besondern Krümmungen gewachsen. Bobrik 429a etc.; An der Cypresse reinstem, jungen Streben, | Allschön- gewachsne, gleich erkenn’ ich dich. G. 4, 111; Ihr Körper wird wohl gewachsen und geschlanker. H. Ph. 4, 12; Ihre hoch gewachsene Figur. Kürnberger Am. 72 etc.; Jemand ist gewachsen wie eine Tanne (s. d. 1a), Puppe (s. d. 1d) etc.; Seid ihr auch gleich kein Riese gewachsen [an Wuchs]. G. 5, 145 etc.
b) veralt. = erwachsen (s. d.), z. B.: Die man in jungen Kindern merklicher spürt denn in Gewachsenen und Alten. Mathesius Prof. 158 etc., so noch in Zsstzg.: Die Größe halbgewachsener Katzen. Tschudi Th. 417 und ohne „ge“ (s. c und machen I 1u etc.): Als halbwachsener Jüngling. Willkomm Bank. 2, 398 etc. (vgl. halbwüchsig).
c) Etwas ist von selbst (oder selbst-) gewachsen; Zwischen zauberischen Gärten von selbstgewachsnen Pomeranzen. Heinse A. 2, 237 etc.; übertr.: Diese Zeit hat viel selbgewachsener und unberufener Lehrer und Predikanten. Mathesius Lthr. 182a etc. und (s. b): Ein Bischof . ., er sei selbswachsen oder sonst gemacht. Luther 6, 137a etc.; Schon war der deutsche Geschmack auf die kraftvolle Geistesnahrung des großen, wildwachsenen Genies der Britten vorbereitet. Schütze Hamb. 451; Des außerordentl. Mannes, der auch hier als ein Wohlgebildeter, frei Gewachsener, kühn Beweglicher sich sehen ließ. G. 32, 331 etc.
d) Jemand ist einer Pers. oder Sache gewachsen (vgl. b), so gewachsen, von der Größe und Stärke, daß er es mit ihr aufnehmen kann (vgl. 9 und 15: zu Kopf w.), z. B.: Maani, zwar vollkommen weiblich, zeigt sich von resolutem, allen Ereignissen gewachsenem Charakter. G. 4, 221; Er fühlte sich hald den geschicktesten Advokaten gewachsen. 15, 19; Andre Werke, die, weil das Talent dem Gehalt und der Form vollkommen gewachsen war, wie freie Naturerzeugnisse hervortreten. 30, 469; 39, 93; Ihre Schultern einem Werk unterziehen, dem sie nicht gewachsen sind. L. 3, 216; Nicolai 2, 115; Daß selten eine Krone | .. auf ihr gewachsne Häupter kam. 1, 137; Platen 4, 283; Sch. 947b; Er war der Arbeit mit 2 Händen kaum gewachsen. 1010b etc.; selten Ggstz.: Der .. dieser nagelneuen Art zu schreiben noch unerfahren und ungewachsen war. Zinkgräf 1, 212.
e) Da hab ich’s .. gemerkt, wie ich heim gewachsen bin. Auerbach Leb. 2, 57, an die Heimath gewachsen (s. 6), an ihr fest hangend etc.
f) (selten) Mit kummergewachsnem, gelöstem Haar. Rückert Nal 155 (vgl. 1). Ferner zu 3:
g) Nicht lang gefeiert! .. | wenn der Herr Landvogt kommt, daß er das Werk | gewachsen sieht. Sch. 520b, vorgerückt etc.
h) Bis dahin geht der Weg zw. gewachsenen Hügeln, d. h. zw. solchen, die ursprünglich schon auf dem Landrücken waren und nur vom Sande überdeckt wurden. Goldammer Lith. 32 etc.
i) Erz so gediegen (s. d.), d. i. ganz rein Erz, welches keine Unart bei sich führet, als gewachsen Silber, gewachsen Gold etc. Jablonsky 309a, vgl.: Alaun ..; ein Alauner dagegen der aus diesem gewachsene Quarz, Krystall [s. d. 4]. Volger EE. VII. Zsstzg. z. B.: Halb- (s. b), selbst-, wild- (s. c) wachsen; Frei- (c), grade (a), halb (b), heim (e), hoch (a), krumm (a), kummer (f), schief (a), schlank (a), schön (a), selbst (c), un (d), wild (c), wohl (a) -gewachsen.
Anm. S. wach, Anm.; Präs.: Er wachset (statt wächst), s. o., z. B. Hebel 2, 243; Ryff Th. 19; Spindler St. 1, 13; Stumpf 547a; 606b; 607b etc.; ugw. umgekehrt: Ihr wächst. Putlitz Wald 68.
Zsstzg. z. B.: Ab-: (veralt.) Ggstz. zu wachsen, abnehmen. Spate (s. ent-w. 1; ver-w. 3; zurück-w.).
An-:
1) [6] z. B.: Angewachsen, adnatus (Anat. und Bot.). Nemnich etc.; von eingesetzten Pflanzen: A. = anwurzeln, Wurzel schlagen. Schefer Laienbr. 265 etc.; ferner: Ha, daß du deiner besten Kuh | selbst um- und angewachsen wärst! B. 70b; Diese [die dekadische] Rechnungs- art ist dem Menschen schon im Mutterleib mit seinen Fingern angewachsen. Hebel 3, 475, vergl. angeboren; Wuchs er mit seinen trinkenden Lippen an ihre an. IP. 9, 37 [sog sich küssend fest daran]; Der Mensch wächset mit neuem Lebensepheu fester in seinen Planeten an. 7, 164; Das angewachsne Haus [der Schnecke]. Ramler F. 2, 442 etc.; Bergb.: Ein Gang ist angewachsen, wenn er fest und in festem Gestein ist. Jablonsky 364b etc.
2) (s. 1) metonym.: Angewachsen sein (im Leibe), mit den Lungen, so daß kein freies Athmen statthat (vgl. Herzgespann etc.); auch als schwankende ungenaue Bez. krankhafter Zustände bei Pferden, s. Adelung; Grimm etc.
3) (s. 1) wachsend sich ansetzen: Wenn .. der Lamp’ .. anwächset ein Ösel. V. Arat. 175.
4) (vgl. 3) durch Hinzutretendes wachsen; wachsend anschwellen, größer werden, zunehmen, heran-w. etc.: Stürzt | a–d die Lauwin’. Cham. 3, 52; Wie ein solcher Werth nicht bloß von innen herauswächst, sondern auch von außen anwächst. Ense T. 2, 154; Daß das angewachsene Korn .. nicht zertreten werde. Erbvgl. 31; Torfflächen, die sich nach und nach wieder ausfüllen und a. G. 26, 143; Ein Bandwurm, der immer vorn wieder anwächst, wenn man ihn hinten abschneidet. Grabbe Hann. 113; Bei a–den Jahren. Leibnitz 1, 375; Lasst die Rechnung der Tyrannen | a. Sch. 531b; Mit neu a–den Kräften. Tieck A. 1, 221; V. Ov. 2, 137 etc.; besonders mit zu [15]: Etwas wächst (bis) zu einer bedeutenden Höhe an; Eh wir uns versahen, war die moye Kühlung angewachsen zum reißenden Sturm. Kosegarten Rh. 2, 62; Die Reste wären wieder schon zu einer unerträglichen Höhe angewachsen. Prutz Mus. 2, 181etc.
5) [2b] (veraltend) er-w. (s. d. 1c—e), entstehen etc.: Von gemeldtem Zufall ihm der Namen Homerus angewachsen. Schaidenreißer X; Nun ist mir die Lust angewachsen etc. Zelter 1, 251.
6) burschik.: „Wo bleibt van Swieten denn?“ Da wächst [kommt] er an. Immermann Card. 101. Āūf-: in die Höhe wachsen, groß werden, von Organischem oder: wie Organisches: Daß unsere Söhne a. in ihrer Jugend wie die Pflanzen. Ps. 144, 12; Mit den Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren. 1. Kön. 12, 8; Jes. 43, 19 etc.; Dies Unkraut wuchs aus so leichtem Samen ins Ungeheure auf. Gervinus Lit. 5, 654; Das war so ganz nicht angenommen, angebildet, Das war mit ihr aufgewachsen. Hölderlin H. 1, 100; Schosse wuchsen | . . zu schlanken Bäumchen auf. Hungari 2, 556; Wo gebaggert wird, wächst kein Torf wieder auf etc. Niebuhr Nachg. 252 (nach-w. 305); Daß der Zipperlein . . | nicht bei ihm einkehr und aufwachs. HSachs (Wackern. 2, 108²7); Ihr habt sie unter euch in freud’ger Kraft | a. sehen, doch mit ihnen wuchs | aus unbekannt verhängnisvollem Samen | auch ein unsel’ger Bruderhaß empor. Sch. 489a;. 409b; Beide ließen ihre Neigung zur ganzen Leidenschaft a. 701b; Zum Jüngling a. Schlegel Jon. 80; Der dem traurigsten Los aufwuchs. V. Od. 1, 220; Ihr naht in Liebe der Gott und aus ihrer Gemeinschaft | wuchs Nausithoos auf. 7, 62; Der unter dem Herzen mir aufwuchs. Mosch. 4, 85; Ov. 2, 152; Die schönen Jdeen .., die mit ihm aufgewachsen waren. W. 8, 96; 16, 187; Die nun aufgewachsene Jugend. Zinkgräf 1, 295 (s. er-, auf-er-w.). Aūs-:
1) refl.: sich in einem zur Vollendung fortschreitenden Wachsthum fortentwickeln: Brachvogel FB. 2, 137; Die Pflanze verblühete bald, der Baum [dagegen] mußte sich langsam a. H. Ph. 3, 238; Sie hat sich hübsch ausgewachsen und ist recht anstellig. Holtei Nobl. 2, 220; Die Mutterbrust, an der die Revolution sich noch ernähren und a. müsse. Mundt Rob. 1, 153; 2, 38; Du bist ein schlimmes Kräutel, das sich erst noch schlimmer a. wird. Spindler V. 2, 400; 3, 51 etc., s. ver-w. 2a.
2) intr. (s. 1): fort bis zu Ende wachsen, zuw. mit haben, z. B.: Ihr Körper kann Ihren Jahren nach noch nicht ausgewachsen [das Ende seines Wachsthums erreicht] haben. L. 1, 282 etc., gw. aber, mit leichter Nüance, mit sein: Carridre Stud. 18; Indeß wir .. unter ihren Tugenden jeden Keim ausgewachsen wieder finden, den wir in sie legten. Fichte 6, 104; Kleine Genien und ausgewachsene männliche Gestalten. G. 31, 41; Ich muß gar a. IP. (Wackern. 4, 938³⁰); Damit es nicht in dem Acker des Herrn wie eine schädliche Dornhecke weiter auswachse [wachsend sich ausbreite]. Luther 1, 258b etc., vgl. (veralt.): „Der Papst ist 47mal größer denn der Kaiser.“ . . Das will ein Päpstlein werden, wenn’s nun ausgewächst. 8, 223a etc., auch mit abhäng. Präpos.:
a) [6] Meine Jdeale wachsen täglich aus an Schönheit und Größe. G. Kestn. 183.
b) [10] vgl. c: Besonders wachsen sie bei der Nigella leicht wieder in Blätter aus. G. 36, 37; Mit stattlichem Geweihe prangend, | in welches ausgewachsen sein [des Rennthiers] Gehirne. Schlegel (Wackern. 2, 1289⁴²); Freiheit ohne eine .. bürgerliche Verfassung wächst gar bald in Barbarei und Wildheit aus. W. 31, 440 etc.
c) [15] vgl. b: Die sonst .. fächerartig gehaltenen Obstbäume sind zu mächtigen Stämmen und Ästen kunstlos wild ausgewachsen. G. 26, 233; Müssen dem Kinde, vor dessen Kleinheit sich nicht bloß der Raum, auch die Zeit ausdehnt, Spielstunden zu Spieljahren a. [wachsend sich ausdehnen]. IP. 36, 101; Sah er diese Kunst . . in ihrer Kindheit und noch bei Weitem nicht zu dieser Fülle der Schönheit ausgewachsen. W. Luc. 4, 395 etc.
3) (s. 2) fehlerhaft auskeimen, bes. von Getreide in den Ahren etc. (s. er-w. 2): Man hatte vieles [Getreide] draußen liegen und bangte darum, daß es auswachse. Auerbach D. 4, 332; Daß Pflanzen im Keller a. G. 36, 131; Der Weizen wuchs auf dem Halme aus. HKöster L. 240; Guter un ausgewachsener wiegt .. 130—132 Pfd. .., während ausgewachsener Mittelweizen oft kaum 108 Pfd. wiegt. Landw. Z. (55) 117a; Kartoffeln, die gegen das Frühjahr im Kelker aus-zuw. anfangen oder, wie man zu sagen pflegt, Bärte bekommen. Volksz. 10, 16 etc.
4) (vgl. 3 und Auswuchs) mit einer Protuberanz wachsen, nam. buckelig werden (vgl. miß-, ver-w. 6): Daß das Kind am Rücken auswuchs und, je älter es wurde, je mehr der Rücken sich hob. vHorn Vergelt. 12; Eine kleine stark ausgewachsene Figur. Kerner Bild. 221; Mülner 5, 330 etc.
5) (s. 2) in Bezug auf Wunden, Einschnitte etc.: wachsend sich wieder ausfüllen und so verschwinden etc.: Nun seh ich, daß ein tiefer früher Schade nicht wieder a., sich nicht wieder herstellen kann. G. 16, 96; Auswächst die Rinde jetzt, mein Name schwindet. Mohnike Fr. 45; Familienbuche . . mit schon a–den Namen. V. 1, 20 etc., s. ver-w. 1b; 4a.
6) tr.: Jemand wächst ein Kleidungsstück aus, wächst so, daß dies ihm zu klein wird (wächst aus demselben heraus); Eichendorf 3, 40; 383 etc., vgl.: Den Rock ver- w. Auerbach D. 1, 202. Be-:
1) tr.: wachsend bekleiden, bedecken (s. 2; 3): Es bewächst | eure Male schon ernstes Moos. Kl. Od. 1, 213 etc.
2) (s. 1) intr. (sein) = dem Passiv von 1: Daß .. kein Hügel| über ihm mit Blumen bewachse. M. 6, 481; Der Baum bewächst mit Moos. Waldis Es. 2, 27 etc., s. 3.
3) (s. 1; 2) im Partic. Präter.: Die so wohl geordnete, b–e, belebte [mit Gewächsen und lebenden Wesen erfüllte] Welt. G. 18, 319; Auf b–en Rasen. Weichmann 3, 319 etc.; Mit Gras (1. Macc. 4, 38), Moos (Cham. 4, 313), dem zartesten Rasen (Forster R. 1, 332), Rohr (G. 1, 235) b. etc.; Grün(-)b. Freiligrath SW. 1, 432; Kose- garten Rh. 3, 80; In eines Thales wild-b–en Grunde. Cham. 4, 90 etc.; Der binsen-b–e Fischteich. Bronner 1, 173; Busch- (Fallmerayer Or. 1, 100; 140); dorn- (V. Ländl. 4, 491); holz- (G. 26, 113; W. 11, 136); moos- (Freiligrath 1, 162 etc.), schilf-; wald- (G. 13, 236; 21, 176; V. Od. 14, 2); weiden- (Gerstäcker Äq. 1, 336) b. etc. Bēī-: (veralt.) Durch Heirath wächst dir bei | ein Hausstand, der dir hilft. Opitz R. 297, zu-w., wachsend zu Theil werden etc. Dahêr-: Hiob 14, 9; Wie die Blumen d. Luther 5, 423a; Weil die liebe Jugend täglich daherwächst. 6, 108b; SW. 56, 118 etc. I. Dúrch-, intr. (sein): hindurch-w. II. Durch-, tr.: wachsend durchdringen, durchschlingen: Emanuel’s Haus stand .. in einem Gestrick von Jelängerjelieber in der Umarmung eines Lindenbaums, der es durchwuchs. IP. 7, 242; Sumpfig Gras durchwächst ihr die Gebeine. Talvj 2, 162 etc.; bes. im Partic., z. B. (vgl. be-w. 3): Besitzungen . ., von höhern und niedern Pflanzen d. G. 23, 347; Von Unkraut d–e Steine. Kohl Südr. 1, 257; Die Frucht .. überall von Blättern d. Oken 3, 633; Ihre Wurzel liegt .. in der Natur des Menschen selbst, die von ihren Fasern so ganz d. ist, daß etc. W. 32, 250 etc.; Die mit Gras d–en Steine. Gartenl. 10, 146b; G. 37, 31; Kalkfelsenstücke, die .. mit Hasel- und Buchenbüschen d. waren. 14, 191; Unser menschliches Herz ist so mit ihr [der Menschenliebe] d. L. 4, 167; W. 27, 226 etc.; Die hie und da grün-d–en Felsen. Höfer VrgT. 232; Unter den hasel-d–en Ulmen. V. Ländl. 1, 223; Ein fett-d–es Rinderhinterviertelchen. Prutz W. 2, auch bloß: D–es Fleisch, mit abwechselnden Schichten von Fett und Magrem, vgl.: Ein gut Handkäschen, hübsch d. König Kl. 1, 273 etc.; Das Jdeal alles Fleisches, die fein marmorierte Durchwachsenheit von Fett und Muskeln. Gartenl. 9, 41b etc., auch: Zwillingskrystalle .. weisen theils Durchwachsungen, theils Juxtapositionen nach. Oken 1, 188. Eīn-, intr. (sein): in Etwas fest wachsen, eig. und übertr. (vgl. einwurzeln): Der Nagel ist ins Fleisch eingewachsen; Es sind hier Leute aus allen Gegenden, die noch nicht recht eingewachsen sind. Auerbach Gv. 402; Ense Gal. 2, 152; So eingewachsen war ich in mein neues Leben. Gutzkow R. 2, 149; Was einmal eingewachsen ihrem Herzen. WHumboldt 3, 413; Daß du solche Pfeile nicht stecken und e. lassest. Luther 5, 380a; 99a; Sch. 367b; Stumpf V; 245a; 351b; 353b etc. Empōr-: in die Höhe wachsen, s. auf-w., z. B.: Bis blutigroth ein hoher Flammenhag | emporwächst über Ceuta’s Thurm. Geibel Rod. 59; Bei dem E. der Kinder. G. 20, 77; 18, 203; Platen 4, 255; Wo luftige Waldung emporwuchs. V. Od. 5, 238; Il. 4, 483; Fama .., die klein im Beginn durch eigene Lügen emporwächst. Ov. 2, 133 etc., auch: Wie sie an Erkenntnis .. e. W. 26, 215 etc.; Mathilde wuchs mit ihrem Unglück bis zu der Höhe einer Heldin empor. Scherr Bl. 1, 151 etc.; Zum Muster wuchs das schöne Bild empor. G. 2, 130; 22, 230; Rückert BE. 146; Daß das Samenkorn .. so schnell zu einem Baum emporwuchs. W. 18, 308; 24, 69 etc.; Daß das Bürgerthum dort in die Aristokratie e. kann. König Mar. 1, 128. Ent-, intr. (sein): 1) (veralt.) ohne Dat. = ab-, zurück-w.: Franck Par. 15b; Sprchw. 1, 94a. 2) mit Dat.:
a) wachsend entsprießen etc.: Soll doch nicht als ein Pilz der Mensch dem Boden e. G. 5, 25; Guhl 2, 281; Niendorf Fr. 4; Das Kind, e. edlem Stamme, | saugt sich Freiheit aus der Brust der Amme. Platen Pol. 19; Schlegel Somm. 3, 2; Wo zuerst die Mähne der Rosse | vorn dem Scheitel entwächst. V. Il. 8, 84 etc.
b) über Etwas hinaus wachsen, so daß dies nicht mehr passt, eig. und bes. übertr.: Den Kinderschuhen e.; E. akademischen Ruthen. G. 12, 89; Manches Kunstwerk, dem er e. ist oder für welches seine Liebhaberei sich abstumpfte. 26, 284; Wohl ihm, daß er dem irdischen Leid, so wie der zum Ersatz nicht immer hinreichenden Freude schon e. war. 30, 32; Dem engen Zwang e. 35, 314; Das dem Elementarbuch e–e Kind. L. 10, 320; Gleichwie ein Ochse dem Joch entwächst. .. Er ist der Ruthen e. Luther SW. 64, 120; Der Ocean, e–d seinem Saum, | verschlingt die Niedrung. Schlegel Haml. 4, 5; Thümmel 7, 9; V. Od. 1, 298 etc. Dem Himmel wachs entgegen | der Baum. G. 6, 63; 15, 160; 17, 272; Dieser Plan sollte nur durch die Zeit seiner Vollständigkeit e. 21, 199; Ihnen wächst Alles von selbst entgegen. 30, 437; 36, 39; Musäus M. 5, 7; Tieck A. 2, 60 etc. Er-, intr. (sein): 1) aus Etwas, als oder wie aus dem Keim hervorgehn und sich demgemäß voll- endend entwickeln:
Entgêgen-:
a) von Pflanzen: Matth. 13, 32; Jes. 44, 14; Indem der Weißbaum sehr wimmerig und langsam erwächset. Döbel 3, 15b; V. Ländl. 3, 217; Wie eine alte .. Eiche unter halb e–en Fichten. W. 9, 142 etc.
b) von lebenden Wesen: E–e Thiere, Personen, deren Wachsthum vollendet ist; Kinder und E–e; E–e Männer. 2. Macc. 5, 24; Tob. 1, 9; Einen halb-e–en Sohn. G. 18, 104; Wie Minerva e. .. aus des Erzeugers Haupt hervorspringt. 22, 217; Immer lässt die Natur neue Genießer e. 40, 386; Ein Kind ohn’ allen Glauben | e. [aufw.] lassen. L. 2, 303; Sch. 498a; Unter der eisernen Zuchtruthe des Mönchthums e. 786b; In der rauhen Schule des Krieges e. 1046b; Weil sie Beide von Kindheit auf in Kamilla’s väterlichem Hause mit einander e. [aufgewachsen] waren. Tieck DQ. 1, 303; Das junge Rind erwachse nicht dem Pflug. Uhland 434; Der e–de Jagdhund. V. H. 2, 224; Die von der raschen Marpissa erwuchs .. | und dem gewaltigen Jdas. Il. 9, 557 [ihre Tochter]; Kalippe erwuchs . . zu dem schönsten Mädchen. W. 16, 48 etc., s. g. Ferner übertr., verallgemeint (s. zu-w. 3), z. B.:
c) mit Angabe des Woher: Von allen den Mißbräuchen, Unordnungen und daher e–den Übeln. W. 8, 96 etc.; Kann Nichts denn Arges daraus e. Sir. 3, 30; Dies Wort ist aus der That e. Agricola 576; Bis ein zierliches .. Ganze(s) daraus erwuchs. Falke G. 187; So erwächst ihm eine Kraft aus sich selbst. G. 22, 95; Ein Herzogthum .., das aus den beiden Hochstiftern .. e. sollte. Sch. 972a; 1215a; Aus ihrer Hofreise erwuchs ihm viel Beschwer. Simrock N. 723; Stumpf 349a; Volger EE. VII etc.; Es erwachset von der Völlerei der Tod’ der Seelen. Keisersberg Sünd. 11b etc., vgl.: Der Gewinn und Vortheil, der ihm durch das Vermögen des Mädchens erwüchse, wenn etc. Tieck DQ. 1, 70.
d) veraltend, mit Angabe des Wohin, Wozu: Löbliche von unsern Voreltern auf uns e–e Herkommen. Freytag B. 1, 133; Philander 1, 535 etc.; Ist es .. in eine allgemeine Gewohnheit e. Simplicissimus K. 168 etc.
e) ohne Woher, Wohin etc.: So konnte auch kein sonderliches Plus in dem vermeinten Genuß der Freiheit e. Bahrdt 1, 171; Meine Schuld mit den e–en Zinsen. ABrook Schutzlos (Dresd. 1863) 1, 51; Man überweist dem Komité die so e–en Bemerkungen. Droysen Y. 2, 100; Diese Verfassung ist weder gemacht noch entlehnt, sondern e. in und mit dem röm. Volk. Mommsen 1, 62; Lasst euch keinen Verdacht e. Roquette Hühn. 191; Stumpf 397b; V. H. 2, 357; Zinkgräf 1, 210 etc.
f) Doppelzsstzg.: Daß dir nicht .. Spott zu dem Schaden auferwachs. HSachs 2, 4, 76a; 77a; Da ewig Freud’ uns auferwachs. Ders. (Wackern. 2, 86¹⁴) etc.; Da erwuchsen Dornen auf. Talvj 2, 163 etc.
g) nam. zu b: Trotz ihrer Erwachsenheit [ihres E.-Seins] noch unfertig genug. Lewald Leid. 2, 79; Vat. 1, 194 etc., auch kollekt. = die Gesammtheit der E–en: Fichte 7, 366. 2) (mund- artl.) = aus-w. 3, vom Getreide. Ringwald Wahrh. 321; Schweinichen 3, 489. fortfahren zu wachsen, weiter wachsen. G. 31, 205; OLBWolff Lit. Eur. 608 etc. Hēīm- [5; 17e]. Hêr- etc.: Da pfeif ich auf alle Lorbeerkränze, wo sie auch h. FMüller F. 47 etc.; Wo .. keine schönen Formen sind, da wachsen sie auch später nicht hin. Hackländer Wechs. 1, 69 etc.; Der Sturm, den man so hoch heran-w. lassen. Görres V. 148; Die heran-w–de Helle. G. 3, 312; Ein so schön heran-w–des Mädchen. 15, 14; Die zur häuslichen Gehilfin .. herangewachsen wäre. 8; 18, 198; 39, 444; Die Tanne .. wächst .. zum schönen Baum heran. Schacht B. 302; Sch. 1041a etc.; Hinan-w. [fort-w.]. H. Ph. 13, 215; So wuchs ich herauf, ein Ebenbild des Vaters. G. 13, 26; 33, 234; „Mache mich zur Cypresse.“ .. Das Herz, zu dem die Rinde schnell heraufwuchs. Geßner 2, 44; Meineid’gen wächst der Finger noch | zum Grab heraus. Platen 6, 26; Saphir DBr. 104; Gepflogenheiten, die aus dem Volke herausgewachsen [sich hervorgebildet]. Steub DTr. 2, 69; Als das Brot .. gebacken aus den Halmen herauswuchs. W. Luc. 3, 11; Zinkgräf 2, 33 etc., auch refl.: Die Ähnlichkeit hat sich erst recht herausgewachsen. Spindler J. 1, 157; Kürnberger N. 2, 86 etc.; Zum Drachen ist er hinausgewachsen [geworden]. Tieck A. 2, 215; Nach seiner ganzen historischen Anlage, kraft deren Preußen immer mehr in Deutschland hineingewachsen ist, während Deutschland immer mehr aus Deutschland hinauswuchs. Demokr. Stud. 218; So ganz genesen, daß er wieder in den Rock hineingewachsen, ihn wieder füllt. Arnim 206; G. Br. 303b etc.; Der Boden, aus welchem diese tyrannische Anarchie hervorwuchs. Gentz Rev. VIII; Eduard sah seine Besitzungen auf das deutlichste aus dem Papier wie eine neue Schöpfung hervorgewachsen. G. 15, 26; Diese Gabe wächst gleichsam freiwillig aus dem Volk hervor. 32, 405; Sch. 828a; Vischer Ästh. 1, 457 etc. mißartend wachsen, ver-w. (s. d. 6), nam. Partic.: Er war m. und daher sehr klein. Brentano Fr. 1, 125; Kein m–es und überladenes Ganze. Merck’s Br. 2, 176 etc. und: Eine mißgewachsene Gestalt. Immermann M. 3, 10; Rückert Erb. 58 etc., s. auch Mißwachs. in die Stelle des früher Vorhandnen wachsen: Sie meinten, die Ohren wüchsen nach als wie der Grummet. Alexis H. 2, 2, 244; Ein zweites, drittes n–des Geschlecht. G. 4, 157; Görner H. 1, 19; Arbeiten .., ehe seine Kräfte nachgewachsen. Gotthelf Sch. 368; Da ihr Torf beständig nachwächst. Mager 2, 369²⁴; Niebuhr Nachg. 305 (s. aufw.); N–der Helden. Platen 2, 241; Die immer wieder n–de Leber abzufressen. W. Luc. 5, 222; 6, 312 etc. Lianenwald, dessen Zweige zu Wurzeln n. IP. 7, VIII. I. Úber-: über Etwas hinüber-w.; bildl.: Das Vaterherz wuchs [schwoll, ging] über. B. 54b; Das Didaktische wächst über. Prutz Lit. Tasch. 2, 95, so daß das Andre dagegen verschwindet etc. II. Uber-: 1) über-, verdeckend be-w. (s. d., vgl. 2):
Fórt-: Míß-: Nāch-: Nīēder-:
a) tr.: Das Gestrüpp oben hat die letzte Aussicht ü. PHeyse NN. 3, 16; Lohenstein A. 1, 167; Die materielle Eigenthumsfrage hat heute jede socialistische Spekulation ü. Mundt Kais. 2, 66; Stumpf 180b; Wogegen die Üppigkeit des Theils bei solchen wuchernden Gewächsen sich auszudehnen scheint, um die innern ästhetischen Mängel zu ü. Vischer Ästh. 2, 89 etc., s. c.
b) intr.: Die Wunde überwächst mit Fleisch, s. c.
c) Partic. Präter. zu a und b: Guck dir nur deine ü–en Schweinsaugen aus. Auerbach Ed. 176; Steine ü. von .. Gebilden der Pflanzenkraft. Ense D. 5, 463; Mit einer Menge Pflanzen ü. Forster R. 1, 49; 213; Lavater 1, 138; Mosen Ah. 139; DViertelj. 1, 1, 296 etc.; Ein .. schmelen- und heide-ü–es Gehau. Gartenl. 10, 204b. 2) tr.: Etwas wachsend überragen, übertreffen, so daß (vgl. 1a) es gegen das Subj. verschwindet etc.: Hatte die Macht der Fürsten .. die Kraft des niedern Adels ü. Freytag B. 1, 325; Görres V. 26; Er überwächst uns schon | an mächtigen Gliedern. G. 12, 309; Grube 3, 358; Die Stammbäume, die der neue Freiheitsbaum zu ü. droht. König Kl. 3, 16; Das [Zicklein] überwächst die Mutter. Rückert Erb. 1, 14; Überwuchs Reinold den Ludwig schier um einen Fuß. Schwab V. 1, 370; Stumpf 311b etc.; Ein Pferd ist ü. = überbaut (s. d. 3). 3) refl.: sich zu seinem Nachtheil im Wachsen übernehmen (vgl. überblühen), auch: Sich ver-w. Adelung. I. Um-: um Etwas herum-w., s. an-w. 1. B. II.
Um-: ringsum be-w. (s. d.) etc., z. B.:
Den . .Rücken . . | umwuchs .. ein Knochenberg. Boie (Matthisson A. 8, 123); Daß die wilden Ranken meiner Liebe dich umwuchsen. Hölderlin H. 2, 65; Wann .. den Docht verglimmende Schwämmchen umwuchsen. V. Georg. 1, 392; Ov. 2, 98 etc., bes. im Partic.: Wurzelstöcke der geschlagenen Bäume mit Flechten .. um-w. Freytag Soll 2, 281; Auf einem u–en Waldpfade. Klencke Gsp. 1, 2; König Leb. 2, 53; Einen Port mit Erlenbäumen um-w. Schaidenreißer 36b etc.; Auf einer busch-u–en Matte. Nicolai 8, 266; An einer epheu-u–en Grotte. Wackern. 4, 771²5; Feist-u–e Schwelger. V. Ar. 3, 338; An dem gras-u–en Stadtthor. Kinkel 161; Den haar-u–en Busen. V. Il. 18, 415; Zum waldum- wachsnen Parnasos. Od. 19, 431; G. 8, 362 etc. Ver-,
1) tr.:
a) s. aus-w. 6.
b) so wachsen, daß dadurch das früher sichtbare Obj. verschwindet (s. 4a und aus-w. 5): Er wird die Narben ver-w.; Werden mit Zügen der mongolischen Bildung geboren, die sie aber ver-w. H. Ph. 4, 17.
2) refl.:
a) s. über-w. II3.-
b) (s. aus-w. 1): Sich zu Etwas v., in fortschreitendem Wachsthum sich zu seinem Nachtheil darein ver- ändern: Manches kleine Mädchen verspricht eine himmlische Schönheit und verwächst sich hernach zu einem ganz gewöhnlichen Ding. Heinse Hild. 1, 40. b) Sich mit Etwas v., in fortschreitendem Wachsthum damit Eins werden, zusammen-w.: Das junge Leben soll . . in die Welt hineinw. und sich mit ihr ver-w. und zusammenwurzeln. Arndt Fragm. (1805) 1, 222 etc., s. 5a. Nam. aber intr. (sein), so: 3) (selten) = zurück-w. (s. d. und ab-w.), z. B. von der aus einer Kuh in menschliche Gestalt zurückverwandelten Jo: Mählich verwächst das Gehörn. V. Ov. 1, 61, vgl. 4. 4) durch fortschreitendes Wachsthum ausgefüllt werden:
a) in Bezug auf ein Wachsthum von innen heraus (s. 1b): Die Wunde, Narbe etc., der in den Baum eingeschnittne Name verwächst, ist ver-w. etc.
b) durch etwas von außen Hineinwachsendes etc.: Die Schrift auf dem Grabstein verwächst mit Moos; Der Pfad verwächst mit Gestrüpp; Der Arm des Stromes versandet und verwächst. Adelung; Das [Getrümmer] verwuchs mit Epheu. G. 34, 135 (vgl. 5 und verwasen). Bes. im Partic. (vgl. 5): α) Auf vielen dieser Steine findet man v–e Schrift. Forster Voln. 217 etc.; Veilchen in v–en Gründen. Hungari 1, 662; Auf dem v–en Wege. Ramler F. 3, 267; V. Georg. VIII etc. 8) Weil meistens Alles mit Birken ver-w. gewesen. SClara EfA. 1, 117; Den Hügel . ., ver-w. mit Cypressen. Nicolai 8, 211; Den Pfad der Tugend .. steil und mit Dornen ver-w. W. 24, 54 etc. γ) Wie ich .. mich dort den dick-w–en Gründen | .. genaht. Weichmann 1, 125; In einer großen grün-v–en Laube. Eichendorf 3, 72; Aus hoch-v–en Trüm- mern. Grüneisen 54; Auf rauh-v–e Bahn. Uz 1, 39; Im tief-v–en Waldthal. V. Od. 17, 316 etc. d) Ein wald-v–es Schloß. KMayer 252 etc. 5) wachsend sich mit einander verbinden, in einander schlingen, Eins werden (s. zusammen-w.), z. B.: (s. 2b) Ein Mensch, auf der Scholle geboren, wird ihr durch Gewohnheit angehörig; beide ver-w. mit einander. G. 19, 93; Die Idee vom Vaterland verwuchs mit dem innersten Leben aller seiner Bürger. Sch. 1022b etc.; Verwachs an mein Herz! sei Eins mit mir. FMüller Niobe (Kurz 3, 430a) etc.; Und wär’s in dich ver-w., so wollt’ ich’s losreißen. LPHahn Hohn. 87; Warum meine Gedanken so .. nach diesem Unbekannten? Ver-w. in das Bild meines Einzigen? Sch. M. 2, 245; Wenn die Theile in einander, zu einem Ganzen ver-w. etc.; auch: Das Alles hat seine eigene dem Gemüth fest v–e Staffage. Kürnberger Am. 359 etc. und ohne abhäng. Verhältnisse, nam. im Partic. (s. 4b): Das dicht- verwachsne Gesträuch durch. V. Il. 122; Eines solchen Hains, der seiner Unverletzlichkeit wegen natürlicherweise v–er .. als ein gemeiner Wald war. W. HB. 1, 127 etc., s. 7; 8. 6) fehlerhaft, widrig, verkrüppelt wachsen (s. miß-w.): Der Halm wird nie zu einer Röhre und die Ähre verwächst, ohne Frucht zu bringen. Möser Ph. 1, 347; Werden .. die Kräfte des Geistes verwildern, ver-w. IP. 36, XI etc., bes. im Partic., nam. in Bezug auf Körperwuchs (vgl. aus-w. 4): Dem kleinen, schwächlichen v–en Friedrich, dessen Geist unter dem Druck des Körpers zu verkrummen schien. Alexis Dor. 1, 124; König 15, 77; Eine kleine, etwas v–e Gestalt. Jer. 1, 263 etc.; seltner: Bei den Neugriechen [ist die Sprache] zusammengeschrumpft, ver-w. und äste-zerbrochen etc. Heinse A. 1, 51 etc. 7) Dazu: Verwachsung, z. B. zu 5: Die organische Verwachsung Aller zu einem und demselben Bürgerthume. Fichte 8, 170 etc. 8) Doppelzsstzg., zu 5: Trotz Verblutung oder Schmerz | von dem meinigen zu reißen | ihr ihm ein-v–es Herz. B. 43b; Weil in ihm ihr ganzes großes Herz | mit allen Fasern ein-v. Reithard XI etc. z. B.: Ein Knochensplitter wächst langsam in die Gehirndecke vor. Vogt Köhl. 99, schiebt sich wachsend vorwärts etc.; auch: wachsend vor Etwas hingelangen etc. intr. (sein): 1) durch Wachsen sich schließen Daß dir das Maul zuwüchse! Iffland 3, 1, 93; Der Bart am Kinn, welcher .. ausrasiert gewesen, fing schon an zu-zu-w. Kürnberger N. 1, 171; Als wären euch die Ohren zugewachsen. Luther 1, 560a; Während die Zwischenräume .. von der umgebenden Gesteinmasse zugewachsen. Volger EE. 448 etc. 2) s. an-w. 4: Epigenesis, nach der die Glieder von außen zuwüchsen [oder zu wüchsen]. H. Ph. 3, 246 etc.
Vōr-: Zū-:
3) Einem wächst Etwas zu, es erwächst (s. d. 1c ff.), entsteht als ihm zu Theil werdendes, eig. u. übertr.: Der Vortheil, welcher der holländischen Kompagnie z. müßte. Forster R. 1, 53; Was für Nutzen ihnen aus der .. Vermehrung dieser . . Thiere z. könnte. 167; Damit ihm nicht Schaden z. möge. Görres H. 1, 24; Diese Werke waren dem Ende nah und immer wuchsen mir neue zu. G. 28, 227; 30, 15; So ist mir daraus ein besonderes Übel zugewachsen. 32, 235; Was durch neue Erfindungen den Wissenschaften für eine Vermehrung zuwächst. 39, 122; Da mir hierbei neue Obliegenheiten z. Br. 214b; H. 4, 131; R. 9, 58; Daß dadurch selbst dem Unglaublichen eine gewisse Wahrscheinlichkeit zuwächst. Jacobs Phil. 9; So wenig Glaubwürdigkeit ihr auch durch mein Ansehn z. kann. L. 8, 232; Vieles wächst dem Ackerbau ohne Arbeit zu. Möser Ph. 2, 11; Der Nachtheil, der den Ausbleibenden zuwächst. 3, 115; 1, 331; 4, 177; JP. Fat. 1, XXI; Rabner 4, 62; Den Verlust, der mir dadurch zuwächst. Br. 73; Es wachse Glück und Geld | dir in der Wiege zu. Rachel 5, 63; Sch. 568a; 627a; 668a; W. 14, 21; Nach Maßgabe des ihr . . daraus z–den Vortheils oder Nachtheils. 22, 125; HB. 1, 251; 2, 44; Luc. 5, 74etc. Zurück- [4]: rückwärts wachsen (s. ab-w. etc.): Er empfand, daß das Genie, wo nicht unterdrückt werden, doch entsetzlich z., zusammenschrumpfen könne, wenn etc. Palleske Sch. 1, 261 (Sch. an Reinwald). Zusámmen-: in einander wachsend Eins werden (s. ver-w. 5): Wir finden den Griffel sehr oft aus mehrern einzelnen Griffeln zusammengewachsen. . . Dieses Z. G. 36, 42; Diese Lauben sind .. dicht genug zusammengewachsen. 10, 88; Freunde, die sich mit Lessing so innig zusammengewachsen glaubten. 27, 376; 52; Der Genius ist der Erste, aus dessen Seele die Theile, in ein ewiges Ganze(s) zusammengewachsen, hervortreten 31, 5; Bis sie ihre andre Hälfte gefunden und mit ihr in einen wahren, ganzen, vollständigen Menschen zusammengewachsen sei. W. 9, 11; Luc. 4, 63 etc.