Faksimile 0602 | Seite 1424
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Viol Viola Viole violett Violette violettlich violig Violine Violinist Violoncell
* Viōl (lat., s. Veil, Anm.), m., n., –s; –e:
Veilchen, in der iron. Zsstzg.: Bāūern-: zur Bez. des mißduftenden Menschenkoths (vgl. Viole 3). Keisersberg (Wackern. 3, 54²⁵); Sünd. 29a; (Ein „Burenviel“. 62b).
~a (w–), f.; –s:
ital. Name für geigenartige Tonwerkzeuge (s. Fiedel, Anm.), z. B.: mit näherer Best.: V. di braccio (spr. brätscho), Alt-V., Armgeige, Bratsche (s. d. II); V. di gámba, Kniegeige, Gambe (s. d.), auch: Wenn du Eins streichest [mit dem Bogen spielst] auf deiner Violgammen. Fleming 587 etc.; Diskant-V., Violine (s. d.), s. Viol-e 1; -ine, -on, -oncell etc.
~e, f.; –n:
1) = Viola (s. d.) ver- altend, z. B.: V–n, Lauten und Harfen. G. 28, 13; Zu Viol’ und Laut. Gryphius Fr. 707; Roch jetzt den Duft der V. (s. 2), | sog nun das Naß der Phiole (s. d.) | und horchte dem Lied der V. Rückert Mak. 1, 97 etc.; V. d’amour [franz. damūr], bratschen-ähnlich, mit sieben Saiten etc. Hierzu als scherzh. Fortbild. das niederd. Zeitw.: Da würden sie ihn kasperviolen. IGMüller Lind. 2, 320 (vgl. kaspern) durchwamsen etc.
2) als Pflanzenn. = Veil, s. d. (mit Anm.) und außer den Belegen dort z. B.: Rückert (s. 1); Wo aus dem Gras Viol’ und Maßlieb nickt. Schlegel Somm. 2, 1; V–n schießen auf. Scultetus (L. 8, 285); Stolberg Gd. 7; V. 4, 147; Ländl. 1, 51 etc., bes. = Viola odorata (vgl. violblau; viol-ett, -ig etc.); mit näherer Best.: Türkische V. = Feigbohne (?). Adelung; Gelbe V., Cheiranthus cheiri (auch Nelken-, Stamm-, Lack-V., gw. Goldlack und südd.: Gelbveigelein) und Zsstzg. z. B. außer den eben erwähnten: Acker-V., V. tricolor; Campanula speculum; Berg-V., V. montana; Braune Berg-V., V. cenisia; gelbe Berg-V., V. grandiflora (Stalder 1, 157); Doppel-V., gefülltes Veilchen; März-V., V. martia etc.; Nacht-V., Hesperis und zwar H. matronalis (schöne Nacht-V.; Frauen-, Matronal-, Pfingst-, Schoten-V.) und ohne Zusatz nam. H. tristis, z. B.: Nacht-V., dich geht man am blendenden Tage vorüber, | doch bei der Nachtigall Schlag hauchest du köstlichen Geist. G. 1, 305; Tiedge 2, 2; Es öffnete die prunklose Nacht-V. den kühleren Lüften des Abends ihre falben Kelche. VWeber 2, 193; bildl.: Der Trauermarsch, diese dunkle Nacht-V. der Chopin’schen Schöpfungen. Polko NN. 4, 18 etc.; Sinn-V., V. tricolor (frz. pensée); Stock-V., Cheiranthus incanus (s. oben: gelbe V. und Gartenveil); Todten-V., Vinca minor (Immergrün). Fischart B. IIl etc.
3) weidm.: Der Fuchs trägt am Schweife unweit der Wurzel eine Drüse . ., von den Jägern [nach dem Veilchenduft] V. genannt. Tschudi Th. 421; Döbel 1, 39b; Laube Br. 298.
4) bei Ade- lung statt Phiole (s. d. u. 1: Rückert).
~étt, a.:
violblau (s. d. und blau 1—4): Ein matt-v–er Streifen. Höfer V. 169; In v–em Talar. König Kl. 1, 52; Eine v.- und rothe Zipfelmütze. Möricke N. 307; Duftige blaue in immer v–eren Tinten verschwimmende Höhenzüge. Schücking GsErz. 2, 208; Eine Anzahl roth- und v–er Kanonici. Stahr It. 1, 82; Das feierliche V. V. Ländl. 4, 780 etc.; seltner: Der v–ne Abendschimmer. Kürnberger Am. 228 etc.
~étte, f.; –n:
Veilchen (s. d. 1: W.).
~éttlich, a.:
ins Violett (s. d.) spielend (vergl. bläulich etc.): Purpurfarbe, die ins V–e fällt. G. 26, 129; 107; Karmarsch 3, 700 etc.
~ig, a.:
1) aus Violen, Veilchen bestehnd: Im v–en Kranz. V. Ar. 1, 189, gw. Violen- kranz. 2) violfarb, violett: Den v–en Himmel. Oehlen- schläger Gd. 106; Das Zuckergeschirr von v–em Glase. V. 1, 35.
~īne, f.; –n; -īnchen; –n-:
1) Geige (s. d., Viole, Fiedel etc., frz. violon), auch übertr.: Die erste V. (oder Geige) spielen (vgl. Koncertmeister) etc.: scherzh. (gleichsam personif., s. Karoline 1): Klarinettchen, Fagöttchen und Linchen. Förster (Echtermayer 70).
2) Schiff.: Die V–n des Bugspriets = Backen, nach der Ahnlichkeit in der Form mit 1.
~inist, m., –en; –en:
Violinspieler. Gutzkow 3, 170 etc.
~oncell (it. –olonschéll), m., –s; –e, (–s):
Baßgeige mit vier Saiten (an Stelle der veralt. sechssaitigen Viola diGamba); auch mit ital. Endung V–o, verkürzt: Cello (s. d.), dazu: V–ist, m., –en; –en: V.-Spieler.