Faksimile 0596 | Seite 1418
Faksimile 0596 | Seite 1418
Gevatter gevatterhaft gevattern Gevatterschaft
Gevátter, m., –s, –n; uv., –n; -, –s-:
Taufzeuge als „geistlicher Vater“ (s. d. 5h und Anm., vgl. Pathe 1 und Anm.) im Vh. zu den Eltern des Täuflings und zu den Mittaufzeugen:
a) Jemand steht G. oder zu G. (Platen 6, 166 etc.), zu G–n (Hammer RH. 310; W. Merk 2, 107 etc.); bildl.: Der Friede geht schwanger mit dem Krieg, der Krieg gebiert wieder den Frieden und ist nicht immer gut, dabei G. zu stehen. Hebel 3, 86 etc., ferner (s. Pathe 3f); Joggeli stand noch mancher Schuld als Bürge zu G. Gotthelf U. 2, 310 und von verpfändeten Sachen: Der Stiefel . . muß nun zu G–n stehen. Günther 167; Die Kleider stehen vermuthlich G. FLSchröder Btr. 1, 1, 3 etc.
b) Einen zu G.; zu G–n (Gellert Br. 110) bitten; Als ihm .. eine Tochter geboren, nahm er die Eidgenossen zu ,„gevätteren“. Stumpf 765a etc.
c) Er war Pathe [des Vaters] und G. [des Sohns]. Engel 12, 23; Ihrem G. oder Göttin, so ihr das Kind aus der Tauf gehebt. Franck Sprchw. 1, 39 etc. (s. auch Taufe 2a); Dat.: Dem G–n. FMüler 1, 235; Acc.: Den G–n. Hammer RH. 214; Stilling 3, 117 etc.; Freß- G., s. Pathe 1.
d) als Benennung Befreundeter, sei es wirklicher G–n oder nur so genannter: G. 10, 149 (s. Pathe 1); Mit dem G. Maurer, mit dem Vetter Zimmermann ist schon Abrede genommen. 6, 321; Er rief mich ganz leise: G.! denn so nannten wir einander im Scherze etc. 28, 69; Geben der guten Worte satt und genug, heißen Jeden Schwager und G. Musäus Ph. 2, 90 etc. und danach z. B.: Schickt nur, Pfaffen, euren gefälligen Weislingen herum zu Vettern und G–n. G. 35, 9; Recht aber soll vorzüglich heißen, | was ich und meine G–n preisen. 3, 60; Diese G. Schneider und Handschuhmacher. Heine 13, 118 (sprchw.); Die Welt wird von G–n und G–innen (s. e) regiert. H. Ph. 10, 374 etc.
e) für weibl. Pers. zuw. uv.: Gnädigste Frau und liebe G. Luther SW. 56, 84; 60, 146 etc.; bes. so (s. a) Zu G. stehen. Rabner 4, 115 etc., gw. aber: G–in, eig. und verallgemeint (s. d, vgl. II Base, Schluß): G–in, um Jesus Christ! | lasst euch nicht merken, was ihr nun wisst. Cham. 3, 264; Sie verbarg unter der Hülle einer gutmüthigen G–in die tiefste Menschenkenntnis. G. 29, 362; Schnattert mit G–innen! Schlegel Sh. 1, 119; Nur .. für jammervolle G–innen kann zwischen der privilegierten und scheinbar verbotenen Verbindung [Ehe] ein Unterschied stattfinden. Tieck A. 1, 172; Eine so verlogene G–in, wie je eine Ingwer knupperte. V. Sh. 2, 61; Die alberne Weiberträtscherei dieser G–in. W. Merck 1, 127 etc.
~haft, a.:
in der Weise von Gevattern oder Gevatterinnen: Die g–e Ansicht. Oppenheim 9, 258; Der Erdbewohner, der im Himmelsheer | g. jedweden Fixstern nennt etc. V. Sh. 2, 410.
~n, tr.:
in seltner Zsstzg.: Be-: zum Gevatter machen etc. Fischart Garg. 182b.
~schaft, f.; –en:
1) (ohne Mz.) das Gevatter-Sein. Gotthelf 5, 43 etc.
2) eine Gesammtheit von Gevattern: Hatte die sämmtliche Mit-G. dergestalt in der Andacht gestört. Musäus Ph. 2, 121.