Faksimile 0580 | Seite 1402
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Tünch Tünche tünchen Tüncher Tüncherei Tüngel Tünchen Tunika Tunk Tünche tünchen Zunz]
Tünch, m., –(e)s; –e:
(s. tauchen, Anm.) Tünche (s. d.). Sir. 22, 20; G. 23, 347 etc., bildl.: Die Neger ..haben unter einem T. von Christenthum ihren Fetischdienst bewahrt. Bucher (Nat.-Zeit. 12, 215); Den Mauer-T. .. Dieser letzte zarte Öl-T. G. 31, 60.
~e, f.; –n:
1) der äußre Anstrich einer Wand mit Kalk oder Erdfarben: Die Mittelbilder der Wände . . auf T. gemalt. G. 31, 39; Die Wände hatten ihre T., ja zum Theil ihren Bewurf verloren. Immermann M. 1, 100; Des untern Geschosses .. in dunkelbrauner firnisglänzender T. Stahr Weim. 33; W. Luc. 4, 143 etc.; Das Brustbild .. in !.onzener Farben-T. Stahr (Nat.–Zeit. 15, 338); Hat weiße Kalk-T. sämmtliche Fresken überdeckt. Fallmerayer Or. 1, 95.
2) (s. 1) ver- allgemeint oder bildl.: ein leichter Anstrich (s. d. 1) an der Oberfläche etc., z. B.: Wenn die Hoheit und Würde antiker Ursprünglichkeit mit der modernen T. subjektiven moralischen Geschwätzes bekleckst ist. EKapp Odyss. IX; Selbst dieses Blut, das den Boden zu bedecken scheint, ist eine schnöde T. Prutz GschTh. 113; Streichen | gern ins lautere Faß beischmeckende T. V. H. 2, 34 (s. Einschlag 5); [Die Bienen eifern] durch Tünch’ und Blumen den Eingang wohl zu verbaun. Ländl. 4, 685; Sie verstopfen .. mit Blumen-T. die Fluglöcher etc. 742 etc.
~en, tr.:
mit einer Tünche (s. d. 1; 2) überziehn; anstreichen, färben: 5. Mos. 27, 2; Hes. 13, 10 ff.; Die Braut .. gleicht dem getünchten Tod. Cham. 3, 187; Fallmerayer Or. 1, 99; Die getünchte Wand. G. 31, 254; 30, 235; Tünchet mit Gift des eignen Fingers Spitze | der Wild’ in scheinbar wehrlosem Gefechte. WHumboldt 1, 368; Daß nicht mit Blut die Vatererd’ er tünchete. 3, 89; 63; Blut getüncht. Son. 112; König Jer. 3, 8; Nur von Holz, aber so künstlich zurecht getüncht, daß es wirklich aussah, als wäre es Etwas. Prutz Mus. 1, 12; Rückert 1, 50; Waldau N. 3, 82; Weidner 258; Mit einem rothgetünchten Seile. W. 34, 256; Mit getünchten Wangen. 11, 84; Du tünchest dein Gesicht mit Bleiweiß. Luc. 6, 447, s. schminken (veralt. st. düngen, z. B.: Das Feld t. und bemisten. Sebitz 20). Dazu: Die bemalte Tünchung der Mauern. Winkelmann M. 1, 275b; Purpur.., die Tünchung reicher Teppiche. WHumboldt 3, 65, Das, womit sie gefärbt werden; Tüncher, s. u. Zsstzg., vgl. die von weißen, z. B.: Áb-: fertig tünchen: Die abgetünchte Wand. G. 26, 91; 87; 23, 301; 30, 97; 31, 27; 37 ff. Án-: Die Wand a.; bildl.: G. 39, 155 [gefärbt erscheinen lassen]; Solchen Thaten mit heiligem Firnis einen Nimbus an-zu-t. VWeber 2, 136 etc. Āūf-: tünchend auffrischen, z. B.: Eine Wand a. etc.; ferner: So hast du deinen Bedürfnissen einen Schein von Wahrheit und Schönheit aufgetüncht. G. 31, 5 etc. Āūs-: Gärungsfässer, welche vorher mit Kalk ausgetüncht sind. Kecht IX. Be-: Vom Maurer betüncht. Prutz Mus. 1, 227 etc., auch schminken. Droysen A. 3, 372; V. Ar. 3, 373 etc., ferner z. B.: Betüncht ihn [den Krieg], gleißt ihn: | er wird nicht gerecht. Kl. Od. 2, 82; So glatt betüncht er mit dem Schein der Tugend | sein Laster. Schlegel Rich. III. 3, 5; Joh. 3, 1. Eīn-: [Man habe die Bilder] an die Wand befestigt und sie daselbst eingetüncht. G. 31, 39. Über-: be-t., eig. und übertr., sehr gw.: Matth. 23, 27; G. 31, 60; Ein glattes Äußere übertüncht als ein schwacher Bewurf manches morsche Gemäuer. 21, 85; 27, 3; Da ich .., mich selbst betrügend, den kraft- und wahrheitsleeren Gegenstand mit liebevoller Ahnung übertüncht. 31, 22; Die übertünchten Windbeutel. 34, 233; Gotter 2, 79; Hebel 3, 26; 4, 132; H. R. 9, 12; Kant SW. 1, 422; Sein Innres zu verdecken und zu ü. Klinger F. 174; Teutsch 360; Kl. M. 2, 679; Schlegel Sh. 2, 162; Die Welt mit ihren übertünchten Freuden. W. 26, 283; 16, 31; Luc. 1, 234; 3, 300; Wie der erste Frost | Albaniens Gefilde übertüncht [mit Reif überzieht]. HB. 1, 138 etc. Dazu: Die Züge der Wahrheit, befreit von jenen Übertünchungen. Niebuhr Röm. 1, IX; Scherr Gr. 1, 250 etc. Ver-: mit Tünche verkleiden: Ein vertünchtes Scheusal für Tugend umarmen. W. 26, 8 etc.
~er, m., –s; uv.:
Einer, der die Wände tüncht (s. Weißer, Weißbinder etc.). G. 15, 76; 19, 126 etc.; Sch. Charl. 1, 250; Zinkgräf 1, 205; 238 etc.; Ihr T. mit losem Kalke. Stiling 4, 102, s. Hes. 13, 11 ff., als Bild für Scheinheilige etc. Nbnf.: Dem Tünchn er. Thümmel 6, 146 (Schmierer von Maler). Zsstzg.: Mauern-T. Schlegel Sh. 8, 132 etc.
~erēī, f.; –en:
(verächtl.) das Tünchen; die Tünche: In der andern Büchse sind schwarze Wimpern und Augenbrauen und andere dergl. T. [Täuschung]. Böttiger Sab. 9; DMus. 1, 2, 368 etc.
Tüng~el, m., –s; uv.:
Pflanzenn. Galium aparine; Valantia cruciata.
~en etc.:
s. düngen etc.
*Tūnik~a (lat.), f.; –s; -en:
ein hemdartiges Gewand der alten Römer. Guhl 2, 227; Heine Rom. 40; In aufgeschürzten Tuniken. SW. 7, 266.
Túnk, f.; –en:
s. Dunk 1.
~e, f.; –n:
1) Sauce (s. d.). Lichtwer 28; Rumohr Kochk. 52; 64; 73; W. 34, 303; Shakspeare 5, 290 (Mondscheins-T. 8, 280, s. Milchsuppe); Braten und Kirsch-T. Münchhausen 34; veralt.: Essig ist allein Beiessen zu einem „Ein- duncke“ etc. Ryff Sp. 79b; 94b etc.
2) Brocken in der Brühe, z. B. verkl.: Die Tünklein sind doch nicht so gar weich worden. Hebel 3, 24.
~en: 1) tr.:
den vordern Theil von Etwas oder es mit diesem Theil in eine anhaftende Masse hineinhalten, s. stippen, vgl. tauchen: Etwas ganz in eine bedeckende Flüssigkeit hineinbringen, z. B.:
a) wo tauchen nicht gw.: Etwas in Salz, Pfeffer etc. t.; Daß wir jeden Bissen in ein weißes Pulver tunkten. Forster R. 1, 259 etc.
b) wo auch tauchen, und zwar als edlerer Ausdruck stehn könnte: Sie tunkten den Rock ins Blut. 1. Mos. 37, 31 [auch Mendelssohn; tauchten. Zunz]; Tunke deinen Bissen in den Essig. Ruth 2, 14 [auch
Zunz] etc.; Freie Schauspielhäuser . ., damit das arme Volk eine geistige Freude habe, worin es seine trockne Kruste tunke. Börne 358; Tücher in aufgelöstes Alkali getunkt. Forster R. 1, 25; Heine Reis. 4, 73; Rom. 212; H. R. 7, 349; Kohl A. 1, 58; Der in Drachenblut getunkte | Zauberstab. Matthisson 232; Die ihre Federn in Unsauberkeit t. Schütze Hamb. 704; Ihm den Schnabel vollends ins Wasser zu t. Schwab V. 1, 350; V. 2, 94; W. 18, 129; Att. 2, 2, 83 etc., vgl. wo ein ganz deutscher Dichter wohl das edlere tauchen geschrieben hätte:
Apelles tunkte lächelnd seinen Pinsel | ins Morgenroth. Oehlenschläger Corr. 156 und ohne Obj.: In den Farbentopf versteh ich nicht zu t. 108 etc. 2) refl., selten st.: sich tauchen, z. B.:
a) Dann tunkt er wie die Mewe sich in Wellen. Gd. 123; Hebel (s. tauchen 2a); Stumpf (s. taufen 1), vgl. ohne Obj.: [Die Schwäne pflegen] unter das Wasser zu „dunken“. Ryff Th. 112.
b) Dort heben und t. [senken] | gleich blendenden Funken | sich Wellchen im Bach. Salis 63 etc.
3) (s. 1) in engrem Sinn, wo auch stippen, aber nicht tauchen üblich ist: eine zu genießende Flüssigkeit nicht trinken, sondern dadurch zu sich nehmen, daß man eine feste Speise hineinhält und dann die so damit getränkte isst: Sie tunkte ein Schälchen [Kaffe]. Hausbl. (62) 3, 326 etc. und ohne Obj.: Sie tunkten und tranken abwechselnd aus dem Topf. Eichendorf (Wackern. 4, 1461³) etc. Zsstzg. s. tauchen und stippen, z. B.: Bis der letzte Knochen zerschlagen und dessen Mark mit dem letzten Bissen Brot aufgetunkt war [aufgegessen]. Keller gH. 1, 214; Den Sirup aufgetunkt. V. Br. 1, 17 etc.; Nachdem die Alte ihr Zwiebelgericht .. aus getunkt. Arnim 33; Ich hätte noch ruhig meine Tasse Kaffe ausgetunkt. Eichendorf Phil. 205; Die Sauce mit Brot aus-t. Hackländer Wechs. 1, 29 etc., sprchw.: Margareth hatte die Geschichte aus-zu-t. vHorn rhD. 2, 271; Gemsj. 23 etc., s. ausessen; Fremde Schüsseln tunk’ ich nicht aus. Kürnberger N. 1, 288, ich mische mich nicht in fremde Sachen etc.; Etwas zu Essendes ein-t. Auerbach Gv. 146; Börne 5, 215; Forster R. 1, 218; Heine Lut. 1, 54; IP. 11, 23 etc.; ferner: Die Feder ein-t. Thümmel 2, 285; Schrieb mit einer bloß in Luft eingetunkten Feder auf ihrem leer bleibenden Papiere. JP. 36, 95 etc.; auch bloß: Ein-t. 7, 14; 39, 100 etc. und: Viel spitze Federn tunkten ein. WhMüller 2, 141; ferner z. B.: Ich hätte meinen Schnabel eingetunkt [in die Thränen]. Arnim 4; Wein, die Lippen ein-zu-t. KlGroth 89; Welche ihre Kleider täglich in Seewasser eintunkten. Möser Ph. 2, 232 etc.