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treu Treu Treu~e Treudel Treue treuen Treufe Treuge Treuheit treulich treusam Treusch
I. Trēū: a.:
–(e)st.: (s. Trau, Anm.) in truglosem Thun und Leisten zuverlässig sich bewährend, so daß der Trauende nicht getäuscht wird etc., ebenso: Ge-t. (s. 2), Ggstz: Un-t. (s. 3), un-ge-t. (s. 4), alle sehr häufig und daher weniger Belege bedürftig:
1) Jemand ist t.; Einem t.; ein t–er Gatte, Liebhaber, Vater, Freund, Verwalter, Haushalter, Diener, Knecht etc.; Einem Herrn etc. hold (s. d. 1) und t. (und gewärtig) sein. H. Cid 13; W. 11, 275 etc.; Einem; der Wahrheit; seinem Vorsatz, Eide, seiner Pflicht t. bleiben etc.; T. wie Gold (s. d. 1) etc.; Eine t–e Schilderung, die genau dem zu Schildernden entspricht; Einem einen t–en Spiegel vorhalten etc.; Eine t–e Übersetzung, sich genau der Urschrift anschließend etc.; Eine t–e Bemühung, die sich mit ganzem Ernst und voller Hingabe dem zu Erstrebenden widmet; Mit t–em Eifer; Ein t–er Dienst; Einem t. dienen; Es t. meinen; T.-eifrig, -fleißig, -gehorsam etc.; Ein t–es Gedächtnis, das Einen nicht in Stich lässt etc.; T. Etwas bewahren, verwalten, seine Pflicht thun etc.; T. in Allem; im Größten wie im Geringsten, über Etwas (s. 2, das erste Bsp.); in der Pflichterfüllung sein etc.; T. gegen Jemand sein etc.; Du t–er Gott! Ps. 31, 6; Mit deiner t–en Hilfe. 69, 14; Das ihm zu t–er Hand (s. d. 6r) gethan ist. 3. Mos. 6, 2 etc.; T. dem Buchstaben seines Wortes hielt er bei ihnen [Berlichingen bei den Bauern] aus ohne wirkliche Treue. Freytag B. 1, 306: Mit verständig t–en Winken. G. 4, 42; Gegen dich ist’s offne, t–e Meinung. 13, 190; 33, 311; 39, 125; Hölderlin H. 1, 110; T.-erfüllte Pflicht. Immermann M. 4, 195; Sei wahr und t., aber auch schön! ge-t. ist auch der Pudel. Kretschmann 5, 372; Mein Stutz undl meine Dirne, | sind die mir immer treu: | was thu ich etc.? WhMüller 1, 206; Sie schwur ihm einen t–en Eid. Schaidenreißer 8a; So t. bewahrst du jede kleine Gunst . .. Wie man dir . . die t–en Dienste lohnte. Sch. 366a; Wer nennt das Glück noch falsch? mir war es t. 400b; 846b; Sei dir selber treu | und .. du kannst nicht falsch sein gegen irgend wen. Schlegel Haml. 1, 3; Wer gegen sich selbst nicht t. ist, kann es gegen Niemand sein. Tieck A. 1, 40 etc.
2) (s. 1) Ei du frommer und ge-t–er Knecht, du bist über (s. d. †) Wenigem ge-t. gewesen. Matth. 25, 21 = Du guter und t–er Knecht, du warst über Weniges t. (vgl. Luk. 19, 17); Gott ist ge-t. 1. Kor. 10, 13; Wer eines ge-t–en Herzens ist. Spr. 11, 13 etc.; Schwuren wir . ., | im Leben und Tode ge-t. uns zu sein. B. 59b; Wenn ein starker Charakter, um sich selber ge-t. zu bleiben, treulos gegen die Welt wird. G. 39, 295; Gieb Dasselbe zu ge-t–en Händen (s. d. 6r). Schaidenreißer 63a; In der Natur ge-t–en Armen. Sch. 80b; Wie du dir selbst ge-t. bist, bist du’s mir. 386a; Den get–en Wächter. 568a; Durch ge-t–e Anwendung der Mittel. W. 6, 307; 9, 248; 20, 165; Wie sein ge-t–er Nachtreter Massieu übersetzt. Luc. 4, 348 etc.; auch als formelhafte Anrede des Landesherrn an seine Vasallen etc.: Ihr Ge-t–en, Lieben. G. 12, 9, s. Freiligrath 2, 144 etc. (s. 4; 6).
3) Un-t–e Ehemänner, Verwalter, Diener etc.; Daß ein un-t–es Auge neidisch ist. Sir. 31, 14; 5. Mos. 32, 20; Bist un-t., Wilhelm, oder todt? B. 13a; Un-t. mit seinem zärtlichsten Freunde [gw.: gegen etc.]. Frenzel Graz. 1, 279; Ein grimm „vntreüw“ Wasser. Stumpf 392a, dem man nicht trauen darf etc.; Einander un-t. zu werden. W. 9, 244; Ihr sollt’ ich un-t. werden können? dir un-ge-t.? 28, 264 etc.
4) Männer und Frauen sind nur mit Willen un-ge-t. G. 18, 72; W. 10, 77 etc.; Ich darf nicht an meinem Landesherrn un-ge-t. werden. Tieck (Wackern. 4, 1125³) etc.; Auf dem Wogenschlage eines stets un-ge-t–en Elementes. Görres V. 54; Die un-ge-t–en Ström’ hinüber. L. 2, 198; Auf un-ge-t–en Wellen. Sch. 57a; Diesem ward der Mond zum un-ge-t–en Leiter. W. 11, 209 etc.
5) Miß-t. (mundartl.) = mißtrauisch (s. trau 2).
6) Zsstzg., mit Vors., s. 2—5; ferner z. B. (zu 1 und 2): Eure t.-deutsche und deutsch-t–e [Shakespeare-Übersetzung]. IP. HV. 142; Die eides-t–en Männer. Demokr. St. 428; Nat.-Z. 15, 79 etc. (s. schwurge-t.); O Glück der felsen-t–en Brust, | die ein Geliebtes an sich drücket. Rückert 1, 88; Fest-ge-t–e und vielgeliebte Freunde! Cham. 5, 202; Seine schöne, gatten-t–e Tochter. Rückert Nal. 290; Den gold-t–en Mann. Höfer Leb. 246; Er meinte es gold-t. vHorn Maj. 1, 125; Die ist gold-ge-t. Rückert Erb. 2, 75; Eine lautere, grund-t–e, grundehrliche Natur. vHorn Maj. 1, 98; Wie wahr sind die Charaktere aufgefasst, wie natur-t.! etc. Börne 1, 213; Sein natur-t–es Spiel. Schütze Hamb. 251 etc.; Das Bild ist natur-ge-t. Fallmerayer Or. 2, 4; Virchow Trich. 3 etc.; Pflicht-t. und gewissenhaft. Campe; Pflicht-ge-t. Freytag Soll 2, 292; Mein Herz, mein polen-t–es. Meißner Gd. 27, das t. an Polen hängt; Obgleich sie bisher dem Wellington’schen Stock so prügel-t. gehorcht. Heine 8, 235; Mit pudel-t–em Gemüthe. Heine 18, 294; Dieser pudel-t–e Just [in Lessing’s Minna]. Stahr (Nat.-Ztg. 7, 595); Der ganze rein-t–e Ernst des Auffassens und Wiedergebens. G. 3, 200; Reich mir die schwur-ge-t–e Rechte dar! Schwab 2, 146 (s. eidest.); Eine sinn- und wort-(ge)t–e Übersetzung; Muthig und überzeugungs-t. HMaltitz Jer. 1, 146; D Mus. 14, 1, 64; Sämmtliche verfassungs-t–e Bürger. Mommsen 3, 287; 286 etc.; Den viel-ge-t–en Sänger. Uhland 320 etc. (s. auch Arsch, Anm.); Sie erzählte es wahrheits-ge-t. Gartenl. 10, 129b; Wortge-t–e Auslegung. Oppenheim 10, 367 etc. II.
Trēū(~eTrēū(~e), f.; (–en); -:
(s. Trau 1d) das Treu-Sein (vgl. selten: Ein Bild der alten Heldenkraft und Treuheit. Reithard 208) und: Das, worin es sich kundgiebt, nach den versch. Nüancen des Ew., z. B.: Die T–e des Gatten gegen die Gattin; Die gegenseitige T–e der Eheleute; Die T–e des Liebhabers, Vaters, Freundes, Verwalters, Dieners etc.; der Schilderung, des Gemäldes, der Übersetzung etc.; der Bemühung, des Eifers, Dienstes, der Pflichterfüllung etc.; des Gedächtnisses etc.; Einem T–e schwören, geloben etc.; Der Eid der T–e; Die T–e bewahren etc., brechen, verletzen etc.; Jemandes T–e auf die Probe stellen, erproben etc.; Einem oder an Einem T–e beweisen, erzeigen; An Einem T–e (und Barmherzigkeit) thun, üben etc.; Etwas mit aller T–e verwalten; In T–e (und Aufrichtigkeit) etc.; Es ist keine T–e im Lande. Hos. 4, 1; Der auf T–e bei dir wohnet (s. b). Spr. 3, 29 etc.; [Du] Fels der echten T–e. Cham. 6, 246; [Keinem] unsere T. und Dienst zu leisten als dem Kaiser. G. 9, 28; Diese T–e [der Übersetzung] muß auf den wahren Charakter des Originals .. gerichtet sein. WHumboldt 3, 16; Durch allzugroße T–e ihren Lesern die Röthe ins Gesicht treiben. L. 4, 13; Die T–e oder Un-T–e seiner Amtsverrichtung. Möser Ph. 1, 157; Nicht meiner T. vertraute sich der Kaiser. Sch. 384a; 264b; In T–e (s. e) rath ich euch Das. Simrock N. 1575; Der Klient war .. der T–e und Fürsorge des Patrons anvertraut. W. HB. 1, 146 etc.
a) personif.: Ps. 85, 11; Düringer 1083; Liebe schwärmt auf allen Wegen, | T–e wohnt für sich allein. G. 8, 119 etc.
b) T. und Glaube(n), s. d. 1b; bes.: Auf T. und Glauben. 5, 290; 21, 72; 28, 134; Sch. 237a; 413b; 852b etc.; seltner: Zu Erhaltung T. und Glaubens. Möser Ph. 1, 313 etc.
c) als Versichrungsformel: Auf meine T.!; Bei meiner T.! W. 11, 172; 12, 80 etc. oder bloß: Meiner T.! LPHahn Hoh. 60; Sch. 635a etc., auch: Und doch, mein T.! gehabst du dich als König. Schlegel Sh. 6, 171 etc. = wahrhaftig! (s. traun!) etc.
d) s. Trau 1c und Hand-T–e.
e) die Mz. im Allgm. unübl. (s. Doppel- T.), z. B.: Ein lautrer Mischtrunk echter T–en. Rückert Mak. 2, 230 etc., doch nicht selten abhäng. von Präpos. im Dat. (zumal adverb.): In T–e n. Freiligrath 2, 149; Simrock N. 795 etc.; In guten T–en. Proklam. des Schweiz. Bundesraths (3. Jan. 1857); Volger EE. 260 etc.; Du wirst Jahrtausende durchblühn | in deutschen T–en, deutschen Ehren. Arndt 412; Ich nahm mich traun der Sache an mit höchstem Ernst und allen T–en. Luther 1, 3a; Sie versprachen’s ihr bei Glauben und T–en. Schaidenreißer 65b; Von T–en los und bar von Ehren. Schenkendorf (Wackern. 2, 1502³⁵) etc. Zsstzg. mit Bstw. leicht zu verstehen und zu mehren nach folg. Bsp.: Seine [des Vogts] Amts-T–e. Möser Ph. 1, 158; Versprecht ihr Das auf Bieder-T.? JG Müller Lind. 4, 345; Verlassen hatten ihn . Ehr’ und Bieder-T. W. 11, 145; Vergänglich ist .. die Bruder-T. der Zecher. 3, 4; Nun hast du keine T. mehr, wenn nicht zwei, | was schlimmer wär’ als keine; besser keine | als Doppel-T–e. Shakspeare 6, 181; Drum traut er uns und unsrer Felsen-T–e. Körner 2, 156; Freundes-T. Sch. 579a; Frauen-, Gatten-T–e. Rückert BE. 180; So wankte nimmer unsre Glaubens-T–e. Heine 16, 21; Hand-T–e (s. Haltaus 814): Hand- Schlag, -Gelöbnis; veralt. = Mahlschatz; Was [ist] Männer-T–e, wenn in einer lauen | Minute eine 60jähr’ge Regel| wie eines Weibes Laune schmilzt? Sch. 307a; Manns- T., auch als Pflanzenn. (Eryngium). Kosegarten D. 2, 36; Musäus M. 3, 97 etc. (ugw. Mz.: Mannstreue. Oken 3, 1795); Als ich dein .. mit Mutter-T–e pflog. Gotter 2, 65; Eine Natur-T–e, die zauberhaft wirkt. Heine 11, 125; Aus übelverstandener Pflicht-T–e. Kinkel E. 317; Mommsen 3, 327; Rebellen-T. ist wankend. Sch. 174b; Mannhafte Überzeugungs-T–e. Spielhagen Hoh. 3, 73; Scherr Bl. 1, XIII; Vasallen-T–e. Heine 3, 320; Gottes Lieb’ und Vater-T. | ist mit jedem Morgen neu; Verfassungs-T–e. Mommsen 3, 328; Bei der gerühmten Vertrags-T–e. Volksz. 12, 122; Lied von der Weiber-T–e. Cham. 3, 223; Möglichste Wort-T–e bei vollständiger Sinn-T–e der Übersetzung etc.; ferner mit Vors.: Gêgen-: Treue als Erwidrung bewiesner Treue. Hagedorn 2, 137. s. Trau 1d. Die U–e eines Gatten, Verbündeten etc.; Die Welt ist voll U. und List. Sir. 11, 31; U–e setzt Wissen voraus, Unwissenheit kann treu und ehrlich im Irrthum sein. V. Ant. 2, 302 etc.; Mit der leichtesten U–e an der mütterlichen Kirche hat der Ketzer sein Geschlecht ausgezogen [aufgehört, Mensch zu sein in den Augen der Inquisition]. Sch. 790a etc.; Die Treue oder U–e seiner Amtsverrichtung. Möser Ph. 1, 157 etc.; Die U–e der Schildrung, Übersetzung; Annäherung bis zur U–e, so daß das Original nicht mehr kenntlich ist. G. 33, 307 etc.
Míß-: Un-:
a) sprchw., nicht selten masc.: Untreu schlägt seinen Meister (FLSchröder Btr. 3, 2, 53), Herrn (Weidner 23; Hammer RH. 438), wo U. füglich als das zum Hw. erhobne Ew. zu fassen ist, vgl.: U. schlägt ihren (Agricola 19) oder den (Hebel 3, 24) eignen Herrn.
b) nicht selten Mz. zur Bez. der einzelnen Fälle der U–e (bes. in Bezug auf Liebe): Von ihrer Vermählung und ihren U–en. Mag. d. Ausl. 33, 24a; HRau Straßb. 1, 79; Wehl Allrw. 109; Die kleinen U–en, wozu dich die schöne Timandra .. verleitet. W. 22, 230 etc.
Trēūdel etc.:
s. treideln, trödeln.
~e, f.:
s. II. Treu.
~en, intr., tr.:
(veralt.) s. trauen. Zsstzg.: Un-: unübl., außer Doppelzsstzg.: Be-u., tr.: Einen be-u., ihm Etwas ver-u. (s. d. 1): Sie be-u. [bestehlen etc.] ihren eigenen Herrn. SClara EfA. 1, 449. Ver-u., tr.: 1) untreu verwalten, nam. durch Unterschlagung und Entwendung, wobei zuw. das Verwaltete, häufiger das Entwendete als Obj. erscheint. 2. Macc. 3, 15; Tit. 2, 10; Ein veruntreutes Hauswesen. Ense T. 4, 9; Freytag Soll 2, 265; Die öffentlichen Gelder veruntreut. Garve Pfl. 1, 189; Der hatte ihn bei 3000 Gulden veruntreut und abgestohlen. Luther SW. 61, 360; Der ein heilig anvertrautes Pfand veruntreut. Sch. |447a; 162a; 310b; Wackern. 3, 966⁷ etc. (s. veruntrauen). Dazu: Veruntreuungen. Ense D. 5, 351; König SeltsGsch. 25; Stahr Rep. 2, 139 etc. 2) (ugw.) untreu machen, mit Untreue erfüllen: Es hat auf einen Augenblick | mein Herz veruntreut, zum Verräther | an Deutschlands großer Sache mich gemacht. HKleist Hint. 194 etc.
~fe etc.:
s. Trauf etc.
~ge etc.:
s. trocken etc.
~heit, f.:
s. Treue.
~lich, a.:
treu (s. d.), nam. als Adv., z. B.: T. dienen, nachfolgen, handeln, thun, warnen, richten etc. (Bibel); T. bekennen. B. 66b; Das der Natur so t. Nachkopierte. Forster A. 1, 131; Ihr habt ihn t. eingesungen. G. 11, 62; Den Transport t. zu besorgen. 19, 38; 18, 279; Der Ertrag .. wanderte t. in die Hände seiner Geliebten. Sch. 707a etc.; seltner das Ew.: Ein t–es Band umschlang die guten Menschen. Boas SchJ. 1, 257 etc.; Leichenpredigt, so der Dieb .. galgen-t. thut. Wackern. 3, 473¹⁶(Fischart); Ge-t. Hilfe thun. 1. Macc. 8, 25; Ge-t. helfen. 27; Diese ge-t. von mir über(ge)tragene Periode. W. Luc. 4, 316 etc.; Ge-t–e Befolgung des Gesetzes. Mommsen 2, 194 etc.; Unt. dienen (Agricola 286), mit Etwas umgehn (Schweinichen 3, 38; Zinkgräf 1, 61 etc., vgl. veruntreuen), dem Feind überlassen (Rollenhagen Fr. 571) etc.; Grau macht die Zeit, die gräuliche, | trau nicht auf die un-t–e. Rückert Mak. 1, 18 etc.
~sam, a.:
selten, auch in Zsstzg.: Ge-: treu: So bewahrt sie doch im g–sten Gedächtnis jeden kleinen Nadelstich. Heine Lut. 2, 215; Aufs g–ste veranschaulichen. SW. 6, 11 etc.
~sch etc.:
s. Träusch etc.