Faksimile 0521 | Seite 1343
vertrackt Vertracktheit
Vertráckt, a.:
1) körperlich verzerrt, verdreht etc.: Gebärden da giebt es v–e. G. 1, 183; Mit einer gewissen v–en Miene. 29, 116; Meist schöne Männer, keine einzige v–e Gestalt. 23, 95; Was schneiden Sie für v–e Gesichter? König Spel. 39 etc. 2) (s. 1) geistig verzerrt, verdreht: Absurd ist’s hier, absurd im Norden, | Gespenster hier wie dort ver-t. G. 12, 134; In einer verbildeten, v–en Welt. 4, 233; Sie meinen . ., weil ihre Wissenschaft exakt, | so sei Keiner von ihnen ver-t. 3, 106; Ense T. 1, 344 etc. 3) (s. 2) als unwillige Bez. für etwas Einem Fatales = verdammt, verflucht etc.: G. 5, 269; In Limburg. . . In diesem v–en Nest. Hegel 17, 551; V–er dummer Junge! ETAHoffmann Ausgw. 7, 425; Ich hab mich satt gefressen . ., eh so ein v–er Tausendsasa in meine Stube geschmeckt. Sch. 182a; W. 1, 230; Das ist eine v–e Art, die Leute zu bedienen! 2, 25; 9, 158; V–e Kröte! 34, 311; Luc. 1, 105; 184 etc. 4) (s. 3) zuw. wie verflucht (s. d.) als Ausdruck der Bewundrung: Ein v–er Kerl der Schnaps. Alles weiß er! G. 10, 116 etc.
~heit, f.; –en:
das Vertracktsein (ohne Mz.) und: etwas Vertracktes (s. d. 1; 2): Die einzelnen monumentalen V–en. Stahr Jt. 2, 143 etc.
Anm. Aus lat. trahere, tractare (s. Trakt etc.; Tracht 16 und tragen, Anm.), ziehen, mhd. trecken (vertrecken, s. Benecke 3, 90a) und so nam. noch niederd., s. Brem. W. 5, 102 ff., vgl.: In einer Tre[c] kschüte, d. h in einem Schiffchen, welches getre[c]kt oder gezogen wird, zu reisen. Bahrdt 3, 289; Ein Pferd .., das .. den Kahn tre[c]kt. 292 (vgl. treideln); Der Jäger „ziehet aus“ mit dem Hunde, nicht ausgehen oder austrecken. Döbel 1, 88a; Wer sich mit Unflath schlägt und treckt. Rollenhagen Fr. 664; Der Schwanz müsst’ in dem Staube nachtrecken [nachschleppen]. 305; Flog rottenweis hinweg | der Heuschrecken ein groß Gedreck [Zug]. 42 etc.; „Trakte“ [zögerte] sie so lange, bis etc. Schweinichen 2, 157; Lässt sich . bis vor deine Hausthüre trecken. AWall Stammb. 29 etc., s. auch Bobrik 709b und Drucke. Über das wohl nur als Seitenverwandter hierzu gehörige starkformige mhd. trëchen, s. Benecke 3, 90 und das dort Angeführte, nam. Stalder, wozu wir einige Belege für die Bed. = scharren fügen (vgl. trocken, Anm.): Starb .., ward daselbst in S. Gallen Kapell vertrochen [begraben]. Stumpf 369a; Wir wollen das vertrochen Feuer nicht wieder aufblasen. 503a; 744a etc.; Daß .. kein Feuer hab mögen eingetrochen, aufgeschlagen oder angezündet werden. Franck Chr. 113a; Der Hader wird nicht gestillt noch zugetrochen werden. Mathesius Lthr. 149a; Wenn die Sünd also schläft und zugetrochen ist. Pr. 79 etc.; ferner in Bed.: aufbürden, zur Last legen etc.: Daß ihm Viel falschlich ufgetrachen .. wäre. Aeg. Tschudi (Wackern. 3, 398²¹); Franck Chr. 365a; 391b etc., vgl. auftragen 4a.