Faksimile 0491 | Seite 1313
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thieren thierhaft Thierheit thierisch Thierschaft Thierthum
Thīēr~en: 1) intr., refl.:
(mundartl., veralt.) sich eifrig regen, bemühn etc., s. zahlreiche Belege Grimm 2, 1133 ff.; Weinhold 98, wozu ich nur noch zwei füge: Stachel und Leben verlieren | durch ihr rachgieriges T. Rollen- hagen Fr. 406; Mit emsiger Arbeit euch dieret. HSachs G. 2, 36 etc. 2) gw. nur zu Thier (s. d.) in Zsstzg., z. B.: Ent-, tr.: von der Thierheit frei machen, vgl. entrohen und z. B.: Man sollte kaum glauben, daß ein Thier sich so e. [seinen Charakter aufgeben] könnte. Kohl Südr. 2, 227. Múrmel-: s. Murmelthier. Ver-, intr. (sein): zum Thier (thierisch) werden und Sanders, deutsches Wörterb. II. tr.: dazu machen (vgl. abrütieren), z. B.: Wenn Stephen Heller später nicht durch zwölf Stunden täglich am Klavier ver-t. wollte. Hartmann BB. 126; Die v–de [tr.] Anstrengung. DMus. 1, 2, 439; Mag er sich hier ruinieren und ver-t. in Wüstheit. Stahr Par. 2, 188 etc., bes. Part. Prät.: Dies verthierte Gesicht glotzte den Fremden an. Alexis Dor. 1, 9; Wir haben es nicht mit Thieren von Geburt, sondern mit verwilderten, von Außen verthierten Menschen zu thun. Waldau N. 2, 119 u. o.; auch: Zur Verthierung der Massen beitragen. Oppenheim 8, 247; Die Göttergestalten mit Thierköpfen .., es entsteht daraus eine Verthierung der ganzen Gestalt. Schmarda 1, 105 etc.
~haft, a.:
das Wesen eines Thiers an sich tragend: „Die Austern unterscheiden sich ihrer Natur nach wenig von den Pflanzen, doch sind sie t–er als die Schwämme“ (Aristoteles). EHFMeyer Bot. 1, 94. Zsstzg. z. B.: Last-t.; maul-t. etc., einem Last-, Maulthier etc. ähnlich; in der Art desselben.
~heit, f.; 0:
(vgl. Menschheit) 1) die Gesammtheit der Thiere, bes. aber: 2) das Sein und Wesen eines Thiers; das Thierische: Der sicherste Charakter der T. Burmeister gB. 1, 250; Fichte 6, 104; Zu einem Grad der T. und Fühllosigkeit herabgesunken. Forster Br. 1, 556; Jt. 1, 34; Faunenartig ohne T. G. 12, 208; Wenn auch hier [im Reineke Fuchs] das Menschengeschlecht sich in seiner ungeheuchelten T. ganz natürlich vorträgt. 25, 217; 31, 408; H. Ph. 3, 270; Sch. 24a; 1128b; 1152b; V. 4, 54; Im Stande der natürlichen Freiheit (den ich lieber den Stand der menschlichen T. nennen möchte). W. 24, 42; 18, 60; 300; 32, 44; 305 etc.
~isch, a.:
den Thieren oder der Thierheit eignend, angehörig, darauf bezüglich etc.: 1) (s. Thier 1) ohne tadelnden Sinn = animalisch (ohne Steigrung), z. B.: Mehr von t–en als von pflanzlichen (s. d.) Körpern. Burmeister Gsch. 266; 331 etc.; Alle Processe der t–en Chemie. Sch. 693a; Enthaltung von t–er Kost und Kleidung. W. 5, 250; So scheint ein t. Leben | auf einmal in dem Holz zu weben. 12, 10 etc. 2) (s. Thier 2) in Bezug auf Menschen, nam. insofern sie sich vom Thier untersch. sollten = bestialisch (vgl. viehisch), z. B.: Daß eine relative Verkürzung des Oberarms weit mehr t. ist als eine relative Verkürzung des Oberschenkels. BurmeistergB. 2, 117; Eine rein sinnliche Begierde, die bloß t. an ihrem Raube wie der Geier füttert. Gervinus Sh. 1, 59; T–er als jedes Thier. G. 11, 14; 33, 287; Thümmel 1, 8; W. 5, 195; 16, 181; 26, 12 u. o. Zsstzg. s. die von Thier, z. B.: Halb-t–e Wilde. Görres V. 115; Was sie mit last-t–er Geduld [eines Lastthiers] ertragen. W. 18, 60; Ihr wald-t–es Kraftgefühl zu vermenschlichen. V. Ant. 1, 203 etc.
~schaft, f.; ~thum, n., –s; 0:
s. Thierheit und z. B.: Maul thierthum. Heine 18, 137, maulthierhaftes Sein, Halbheit etc. (vgl. Maulesel etc.).