Faksimile 0474 | Seite 1296
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Tell Telle tellen Teller
Téll, m., –s; –e, –en:
Name des bekannten Schweizerhelden (s. tellen 2), vgl.: Die 3 Telle im Grütli. Reithard 229 ff.; Den Truppen folgten die s. g. beiden„T–en“ ... in der alten malerischen Schweizertracht aus der Zeit Wilhelm T–s. Kohl A. 1, 307.
~e, f.; –n:
1) eine Vertiefung, s. Anm. zu Dal und Dohle und außer dem dort Angeführten, z. B.: Gleich den Ameisenlöwen höhlen sie trügerische T–n. Jahn M. 60; Eine hinter Gestrüpp verborgene T. des Gesteins. König Leb. 28; In einer etwas ausgeweiteten T. 53; Ein Geschmeide von unsolider Arbeit ... hohl und von jeder derben Berührung mit einer T. bedroht. Spiel 160; Ein Ablauf [des Wassers] und eine Sammlung in T–n. Riemer G. 2, 724 etc. (Wo sie hingedrückt hatte, eine Dalle blieb. Melissus Salinde 130).
2) (schwzr.) Steuer (it. taglia, s. Accise, Anm. und Teller). Stalder; Die Frohnen, Zins’ und T. Reithard 141; So wirst du mir 40000 Pfund schuldig, die muß ich vertellen, du aber den Hof nicht minder, so giebt es doppelte T. Gotthelf G. 324 etc.
~en: 1) tr.:
(s. Telle 2) steuern. Stalder; Ver-t. 2) intr.: schwätzen etc.: Darum ist’s ein lauter Tillens, T–s und unnütz Geplauder. Luther 3, 446, s. dahlen, Dideldapp = Dilledelle, m. Schm. 1, 364, vgl.: Tricae apinae .., Affenspiel, Tillematelle. Jos. Lange Polyanthea novissima (Frkf. 1617) 297b etc.; Weinhold 98a etc., auch: Wär ich besonnen, hieß ich nicht der Tell. Sch. 536b, nach Tschudi, s. auch Wackern. 3, 70¹⁵.
~er, m., –s; uv. (–n. Guhl 1, 144):
(aus ital. tagliere, Brett, Speisen darauf zu zerschneiden etc., s. Diez 339, mhd. tëller, neutr., wie noch mundartl. Schm. 1, 439, s.: Das Deller. Brant N. 100²³ etc.):
1) ein Eßgeschirr, worauf bei Tisch gew. der Einzelne seine Portion erhält, in Form einer kreisrunden Scheibe mit erhöhtem Rand: Flache, tiefe T.; Kleine T. zum Kompott; T. von Porcellan, Zinn etc.; zinnerne, silberne, hölzerne T. etc.; Einen T. voll (s. d.) Suppe, oder: einen T. Suppe essen (schwzr.: Tellerete voll Fleisch. Gotthelf G. 288); Nichts mehr auf dem T. haben; Die schmutzigen T. wegnehmen und reine hinsetzen etc.
2) (s. 1) solches Geschirr auch zu andrem Zweck benutzt, z. B. zum Einsammeln von Gaben: Der Musikant ging bei den Gästen mit einem T. herum etc.; zum Hineinlegen von Geld, Marken etc. beim Kartenspielen etc.
3) Etwas mehr oder minder von T. -Form, z. B.:
a) Präsentier-Brett oder -T. (Kredenz-T.), z. B. übertr.: Wie mir hier Alles geglückt ist, ja wie mir Alles auf einem T. ist präsentiert worden, was ich nur gewünscht habe. G. 24, 44 ꝛe.
b) scheibenförmige Untersätze aus Strohgeflecht, Holz etc. für Flaschen, Gläser etc. bei Tisch zur Schonung des Tischtuchs.
c) T. der Luftpumpe, der Theil, worauf der Recipient, die Glocke steht.
d) T. der Hand (Hand-T.), die innre Fläche der Hand ohne die Finger (mhd. der hand tisch).
e) t.-förmige Pflanzentheile etc., z. B.: T. einer Artischocke, ihr Blumenboden etc. Zsstzg. nam. zu 1 (oder 3a), nach dem Stoff; nach Dem, was sich darin, dar- auf etc. befindet oder befinden soll etc., z. B.: Sie fanden vor einem Bettler-T. [2] eine Frauengestalt sitzen. Wehl Allerw. 38; Dessert-T.; Frucht-T.; Ge- müse-T.; Glas-T.; Fin Bildchen ... nicht größer als sein Hand-T. [3d]. Keller gH. 3, 177; Holz- T.; Kompott-T.; Den Schenken mit Becher und Kredenz-T. G. 35, 62; Kuchen-T.; Mittel-T., von Mittelgröße; Obst-T.; Porcellan-T.; Jhnen jetzt den Bräutigam sozusagen auf dem Präsentier-T. [3a] entgegenbringen. Prutz Mus. 1, 268; Salat-T.; Stehen mit den Sammel-T–n [2] an den Kirchenthüren. Herbert Nap. 3, 260; Mit einem runden gelben Schindel-T. hinterm Kopf. Fischart B. 185b, spöttisch vom Heiligenschein; Speise-T.; Spiel-T. [2]; Stroh-T. [3b]; Suppen-T.; Tisch-T.; Wärm-T., zum Erwärmen der Speise-T. (bildl. IP. Fat. 1, 116), richtiger: T.- Wärmer; Zinn-T. etc.