Faksimile 0469 | Seite 1291
Faksimile 0469 | Seite 1291
Faksimile 0469 | Seite 1291
tauchen
Tāūchen: 1) tr.:
Etwas in eine Flüssigkeit hineinbringen, so daß diese es bedeckt, und danach verallgemeint und übertr.: Den Kopf, die Hand, die Fingerspitze, das glühnde Eisen ins Wasser t.; Jch tauch ihn [den Stab] rasch in Gluth und Sud. G. 12, 47; Bestärken kannst du ihn wohl in seiner Gesinnung | oder, ist er noch neu, in Dieses ihn t. und Jenes. 1, 268; Das, was in uns strebet, | in Leben selbst das Lebenlose tauchet. WHumboldt 4, 350; In der Taufe sind die Worte des Täufers und das T. ins Wasser. Luther 1, 333b; T. will ich euch in Strahlen. Sch. 55a; Er taucht es [der Dichter senkt das Herz, s. 2b] in das Reich der Todten, | er hebt es .. himmelwärts. 80b; Mewe .., die .. die Fittige taucht in die Salzfluth. V. Od. 5, 52; Als Bürgerentzweiung in Roms Blut | tauchte das römische Schwert. Wackern. 2, 1298⁷; 697⁸; Zachariā Tag. 9 etc.
a) (vgl. 4): Er harrte, getaucht in [rings umgeben von] Finsternis, .. des Ausgangs. Cham. 4, 222; 5, 63; Das Auge lieblich, aber getaucht in Kummer [kummervoll]. G. 30, 429; Jetzt ist mein ganzes Dasein in Verklärung getaucht. Gutzkow R. 8, 464; Getaucht [gebadet etc.] in kalten Schweiß. Ramler F. 1, 102; Die Luft, getaucht in der Gewürze Fluth [die würzige]. Sch. 47a; Dein Name sei vergessen, in ewige Nacht getaucht. Uhland 446 etc.
b) zuw.: Der Schönen ungetauchte Glieder. Nicolai 8, 229, die sich nicht unterm Wasser befinden; Die ungetauchte Feder. Rückert 6, 13, gw.: uneingetaucht etc. 2) refl. (s. 1) Sich [= den Leib] ins Wasser t.; Die Sonne tauchte sich .. ins Meer. EKleist 1, 79; Mohnike Fr. 45; Es taucht sich der Schwan. Platen 4, 33; Vier Tage t. sich ja schnell in Nächte. Schlegel Sommern. 1, 1; Ihm ward in ihrem Aug’ ein Himmel aufgethan, | wo sich in eine See von Liebe | die Liebe taucht. W. 20, 76 etc.
a) Zu sich t. = sich in die Fluth t. kann noch die Ortsbestimmung des Wo treten, z. B. (s. o. Platen): Sieh .. den Schwan .. | sich in dem rothen Widerschein | des Himmels t. EKleist 1, 79; seltner: [Es soll] sich der Sterne zitternd Heer | im Blute meiner Flammen t. G. 10, 226, vgl.: Tunke dich dreimal im Brunntrog. Hebel 2, 181.
b) Mein [fliegender] Hahn begann sich allgemach zu t. W. 12, 259, herabzusenken aus der Luft, selten so ohne Bezug auf ein Bedeckendes, Umschließendes, vgl. 3a: W. und 1: Sch. 80b; hinab-t. 76a. 3) intr.: (haben) indem st. des Obj. die Präpos. mit steht: Der „mit der Hand“ [= „die Hand“. Eß] mit mir in die Schüssel taucht. Matth. 26, 23 etc. 4) intr. (haben, sein, s. Anm. zu flattern, fliegen ꝛc,):
a) = 2, z. B.: Schwimmet, Schwimmer! taucht, ihr Taucher! G. 10, 310; Sah ich drei Halloren t. HKleist Hint. 262; WhMüller 1, 283; Der Taucher: Wer wagt es, .. zu t. in diesen Schlund? Sch. 63a; V. Il. 15, 219 etc.; auch (s. 2a): Er tauchte im Jarden [Jordan] siebenmal. Zunz (2. Kön. 5, 14) etc.; Die Sonne taucht ins Meer; Da tauchte die Sonn’ und Dunkel erhub sich. V. etc.; auch: Das Himmlische muß in das Unreine t. [sich senken vgl. 2b], es reinigen, erheben, leidet aber selbst dabei. Ense T. 1, 74; Indeß . . sein Blick | mit Lüsternheit in jede Schüssel taucht. W. 12, 105; Kaum glitschte .. ihr warmer Blick von St. Kathrinen ab| und tauchte (weil er doch auf Etwas t. muß), auf Sinibald. 11, 163 etc.; selten mit Dat.: Wie Binsen t. | dem Schiff im Segeln [t–d, nieder-t–d ihm ausweichen]. Shakespeare 6, 240; ferner, insofern man durch T. sich dem Blick entzieht, verbirgt, verallgemeint: Daher gestürzt in Verwirrung, | bebten sie dorthin und dort und tauchten aus Zwang in die Mauer. V. Il. 15, 345 (s. zurück-t.).
b) (vgl. binden 3f; steigen
1) mit Angabe des Woher oder Wohin auch von der Bewegung in entgegengesetzter Richtung (immer mit sein): Aus der Fluth t.; In die Höhe (oder auf-, empor-, herauf-)t.; Meine Berge erheben | die .. Häupter .. | und t. in dunkle Bläue. Cham. 6, 242.
Anm. Ahd. (in–) tiuhan, tühan, mhd. tûchen, vgl. taufen (s. 1: Luther), goth. daupjan, ahd. taufjan, mhd. toufen; tief, goth. diups, ahd. tiuf, mhd. tief (dazu Tiefe, Teufe, goth. diupei, ahd. tiufî, mhd. tiefe), ferner ducken, mhd. tücken, tucken, ducken (s. diuhen, ahd. dühjan) und bes. tunken (wodurch in der Basl. Bibel von 1523 t. erklärt wird), mhd. tunken, dunken, ahd. tunkön, dunkön (s. Graff 5, 195 und 432 über die nahe Berührung mit tünchen, tun(i)chón, das doch wohl schwerlich zu tunicha, lat. tunica gehört, sondern wahrscheinlicher zu tingere). Über die Grundbed. (in die freilich auch andre Stämme hineinspielen) s. Dieb, Anm. Zunächst zu t. gehört mundartl. (Ein-) Tauch, m. = Tunke (s. d.). Schm.; Taucher, ahd. tühhari (und tühhal), mhd. tücher (und tûchel), noch mundartl.: Wasserdeuchel. Ryff Th. 116; 96 etc.; Tüchel. Stumpf 613a etc., aber auch (vgl. Düker 1;
2) = Wasserleitungsröhre und Holz dazu: Dachholz, Tüchel und ander nothdürftig Bauholz. 362a etc. (s. Teichel. Adelung; Deuchel etc. Grimm 2, 1036 und das dort Angeführte, auch Pfeife 8b).
Zsstzg. z. B.: Áb-: (selten) z. B. = hinab-t.: [Der Vogel] heißt, weil er oft abtauchet, ein Taucher. V. Ov. 2, 250.
Án-: (selten) Die angetauchten [Federn]. G. 6, 93, s. anschreiben 1. Āūf- [4b]: eig. und übertr.: Als ob ein Fisch auftauche. Arnim 10; Aus diesem Meer des Irrthums auf-zu-t. G. 11, 45; 22, 336; 29, 137; 33, 125 etc.; Dem der Verdacht auftauchte etc. Gotthelf U. 2, 238; Platen 4, 351; Eine größre Hoffnung ist im Becher aufgetaucht. Rückert Erb. 51; V. Od. 5, 438; W. 12, 109; Die Nymphe, die er aus der marmornen Kufe a. sah ... Diese Auftaucherin. 23, 186.
Be-: (veralt.) Weil sie [die Felle] im Wasser „bedauchet“ lagen. Olearius Ros. 116b, davon bedeckt (s. Benecke 3, 127a).
Eīn-:
1) [1] Den Bissen e. [s. eintunken]. Joh. 13, 26; Die Feder e., in die Tinte, auch ohne Obj.; Das Ruder e. [ins Wasser]. WhMüller 1, 203; Nun hat es [das Gewand der Erde] die Nacht in siebenfältige Schatten | bis an den Saum eingetaucht. Zachariä Tag. 103 etc., auch [1a]: In Ätherfluth die Glieder eingetaucht. Sch. 14a; Die Phantasie, in Wollust eingetaucht. W. 12, 263 etc.
2) [4] Lerchen .. steigen auf aus grünen Saaten, | tauchen in den Himmel ein..Uhland 430. Empōr-: auf-t.: Sein Bild .. taucht aus tiefstem Dunkel | heller nur empor. Cham. 3, 9; Ruge Rev. 2, 57 etc. Ent- [4b]: tauchend entsteigen, gw. mit Dat.: Der Fluth, dem Meer etc. e. Freiligrath SW. 5, 114; Jacobs Verm. 2, V; V. Il. 1, 496; 13, 352 etc.; seltner: Nicht wieder e–d [auf-t–d]. Ov. 2, 229. Hêr- etc.: z. B.: Bis ihn | jäher Todessturz .. in die tiefe See hinabtaucht [1]. Platen 4, 277 etc.; In der Gebirge Schlucht taucht sich der Bergmann hinab [2]. Sch. 76a; Tauch ich [der Sonnengott] in Aīdes Wohnung hinab [4a]. V. Od. 12, 383 etc., ferner [4b] Die Sonne tauchte klar aus dem Meer herauf. G. 23, 280, vgl. Wackern. 1, 1012²⁷etc.; Eine Barbarei, aus der wir .. hervor-t. werden. G. 39, 120; Heine Lied. 349 etc. Nīēder-: hernieder-t., z. B. Etwas n.; Niedertauchte die Sonn’. V. Od. 2, 389; Apoll .. taucht.. 162* sich nieder. Platen 4, 132 etc. Únter-: nieder-t.: Den Kopf; sich unt.; Die Enten tauchen lange unter etc.; Ich bin ganz entschieden wieder untergetaucht [habe mich zurückgezogen]. G. 23, 170; Daß im göttl. Wesen zuletzt Alles untertauche und sich verkläre. 4, 197; In der Erde Tiefen taucht’ ich unter. Sch. 240b; Sie taucht’ oft unter [verschwand], kam wieder hervor, | bis ich sie ganz aus den Augen verlor. W. 11, 39 etc.; Syme ist das Vaterland der Untertaucher in der Levante. Heinse A. 2, 192 etc. Zurück- [4a]: sich tauchend zurückziehn, z. B.: Also taucht’ er zurück in die Meng’ hochherziger Troer. V. Il. 3, 36, floh etc.