Faksimile 0464 | Seite 1286
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tapp Tappe täppeln tappen Tappert tappig Taps Tapps tappen Tappig
Tápp: 1) interj.:
s. dapp und tipp, z. B.: Wenn tip, tap, tip“ der Flegel schlägt. Weiße Kom. Op. 3, 280 etc. 2) m., –(e)s; –e:
a) (s. 1) Klapp.
b) = Stapf (s. d.). Reithard 370; 373; Die Tapsen [Fußspuren im Schnee]. Gartenl. 11, 829a; b etc.
c) ein ungeschickter, plumper, unbeholfner, zudringlich- unmanierlicher Mensch, der gleichsam blind drauf zutappt: Da macht der T. einen Fehltritt, fällt .. und erstürzt sich. 12, 3a, vgl.: Wenn ich anders Bürgern nicht für den unbesonnensten Tapp(-)zu halten soll. B. 177a; Der Tapp-ins-Mus. Schm. 1, 449 und nam. oft: Ein Taps von jungem Ehemann. Frese Bed. 1, 214; Heine NGd. 250; Er ist ein Taps, ein Tölpel, ein Simpel. vHorn Schmj. 139; Ein Taps, | ein rechter Ehetaps. Immermann Card. 95; Ich will Taps heißen, wenn etc. Mügge Erl. 1, 54; Die Tappse, die ihre Eseleien für Züge des Genies geben. JGMüller Lind. 2, 23; Hans (s. d.) Taps. Zelter 4, 352 etc., vgl. niederd.: Matz T. Laurenberg 110 etc., auch: Talps etc.
~e, f.; –n:
1) Tatze (s. d. und Klaue 1; 1a; Pfote 1; 2; Daube, Anm.; Döbel, Anm. 2), als Bez. des sich in Zehen theilenden Fußes und dann auch (ver- ächtl.) der Hand, z. B.: Mit beiden Tapen in der Bratpfann liegen. Fischart Garg. 81a etc., nam. aber vom Fuß 3. Mos. 11, 27 (auch Mendelssohn; „Tatzen“. Zunz); Die vordern T–n gespalten. Fleming J. 1, 209a; Ryff Th. 91 etc., auch: Seine [des Murmelthiers] „taapen“ sind geformt gleich des Bären „taapen“. Stumpf 609b; 607b etc.; auch: Die,,dapen“. Eppendorf 45; 69; „Berendopen“. Keisersberg Sünd. 5b = Bären-Tappen (auch als Pflanzenname, s. Frommann 2, 34 etc.) etc. (s. Zarncke Br. 421), vergl. Talpen.
2) (s. 1) der Eindruck der Tappen, Fußspur, so: Fuß-, Kinder-T–n, s. (Fuß-)Stapfen und außer den Belegen dort z. B. noch: An die 70, die von links und rechts kommen, müssen doch Tapfen lassen. Alexis H. 1, 2, 319; An den Tapfen erkennt man eine stumpfere, breite, fast senkrecht abstehende Zehe. Burmeister Gsch. 506 etc.
Täppeln, intr. (haben):
s. dappeln und tappen: Bei Einigen .. klöpfelte, täppelte, klatschte, polterte es in den Stuben. Immermann M. 2, 259 etc., auch tr.: Stein (s. d. 2l) t., s. Schm. 1, 450.
Táppen: 1) intr. (haben, sein):
stapfen (s. d.), plump und ungeschickt, aber auch (s. 2a; c) unsicher und schwankend schreiten: Es [das Gnomengeschlecht] watschelt, es tappt. Matthisson 146; Das ganze wimmelnde, krabbelnde, t–de Reich [der niedern Thiere]. Vischer Ästh. 2, 118; Tappt er ins Netz, der arme Wicht. West Dian. 2, 1 etc., s. Zsstzg., nam. auf- t. 1, vgl. tappsen. 2) ohne zu sehen (tastend) greifen, fassen etc., mit versch. Nüancen (vgl. auch 1):
a) intr. (haben): ohne Angabe des Wohin, insofern man (überh. oder zur Zeit) nicht sehen kann, eig. und übertr.: Du wirst tappen im Mittag wie ein Blinder tappet im Dunkeln. 5. Mos. 28, 29; Hiob 5, 14; 12, 25 etc.; Cham. 6, 295; Das einfache Denken ist das innere Sehen, das Phantasieren dagegen ist ein blindes T., dessen Grund dem Tapper ewig verborgen bleibt. Fichte 8, 366; 386; 115; 79 etc.; Ich tappe nicht gern im Finstern, wenn ich Licht haben kann. Forster Br. 2, 475; G. 5, 287; Armer Tobis [du Blinder] tappst am Stabe. 6, 165; Wer sie [die Kunst] nicht durchgedacht, | Der darf sich keinen Künstler nennen; | hier hilft das T. nicht. 7, 265; Man tappet bei der Retousche ebenso im Dunkeln. 30, 206; Schritt, mit den Händen t–d, voran. Hackländer Stillfr. 1, 272; Mit seinem unsichern t–den Gang. Monatbl. 2, 225a; Schlegel Gd. 1, 46; Ist, wie blind, irr-t–d .. herumgegangen. Streckfuß Rol. 11, 9; W. 16, 103; 35, 185 etc., vgl.: Nun borgt’ er meinen Zahnstocher und tappte oder tippte [damit] ganz blind auf dem Erdkörper [Globus] herum. IP. Fat. 2, 184 etc. und vom Ton: Ließ sich ein leises T. an dem Fensterladen vernehmen. Sealsfield Leg. 1, 2 etc.
b) (s. a) mit Angabe Dessen, wohin man greift, z. B.:
c) unsicher und schwankend etc. (tastend): Um sich t. Nicolai 4, 269 etc.; Das Glück | tappt unter die Menge [blind, ohne Wahl]. G. 2, 68 etc. und bes. oft: Nach Etwas t., suchend etc., z. B.: Jes. 59, 10; G. 14, 63; Stolb. 134; Sollt’ ich auch in tiefem Schnee | nach dem Wege t. Göckingk Lieb. 29; G. 12, 226; Die Blinden, die nach dem Wasser t. und greifen ins Feuer. Luther SW. 26, 259; Sch. 117b. ) dreist und geradezu: Er tappt auch gleich recht läppisch drein. G. 2, 203; Zum Willkomm tappt ihr [als Arzt] dann nach allen Siebensachen, | um die ein Andrer viele Jahre streicht. 11, 82 etc., auch (vgl. als verächtl. Bez. für Hand wie Tapp, auch Talpe, Tatsche, Tatze etc.): Etwas an-, be-t. oder -talpen, tatschen, talken etc. c) (s. a; d, vgl.
1) unsicher und schwankend, weil auf den Tast-, statt auf den Gesichtssinn sich verlassend, schreiten bei Hervorhebung der Ortsver- ändrung mit sein z. B.: Mühsam über Gräber t–d. Cham. 4, 25; So waren sie etwa 20 Schritt im Dunkeln vorwärts getappt. Gerstäcker Äq. 2, 142; Das Kind kommt (s. d. 5b) in den Saal getappt. .. Indessen tappt das Kind die Treppe hinauf. G. 10, 159; Sachte, Hand in Hand .. tappten wir in ein Zimmer. Heinse A. 1, 74; Ich tappte nun, so gut ich konnte, weiter. W. 12, 264 etc., s. Zsstzg. und tappsen. d) (s. c) refl.: Er tappt sich auf die Hütsche etc. HKleist Kr. 163; Ich tappte mich wieder zum Wagentritt. Sealsfield TrR. 1, 58 etc., s. Zsstzg. e) tr.: a) t–d (s. a) fühlen oder greifen: In der Einschränkung unserer Menschlichkeit ist nicht mehr als eine Ahnung davon zu t. G. 14, 271; Ich wollte zur Thür hin- aus-t. [s. c] und kam einen Schritt zu weit rechts, tappte Papier. Kestn. 110; Wenn eine Kuh Vernunft hätte, würde sie es greifen oder t. können. Luther 8, 190a; 6, 179a etc. 8) Ein getapptes Gemälde, mit furchtsam unsichrer Hand gemalt. Campe. γ) (s. b8) selten: Er tappt und neckt alle Kameraden. Rahel 2, 103, von täppischen Angriffen. Zsstzg., vgl. die von stapfen, greifen, fassen etc., z. B.: An-:
1) [1].
2) [2] z. B. intr.: Er tappct an allen Orten an. Fischart Garg. 128b etc.; tr.: Der Bauer den Pfaffen stark andappet [fasst ihn, zugreifend]. HSachs 2, 4, 66c, s. auch [2b8]. Āūf-:
1) [1] Ein Siebenmeilenstiefel tappt auf. G. 12, 227; Dieser tappte und trat so ungeschlacht auf, daß etc. Gutzkow R. 9, 396 etc.
2) [2a] tappend in die Höhe fassen: Der a–de Litthauer faßte unwillkürlich in die Zügel. Laube Band. 1, 67. Āūs-: z. B.: Den Tritt knechtisch ausmessen, a. H. R. 9, 159. Be-: z. B.: Wo sie ihren Feind icht [irgend] thun b. [ergreifen, packen]. Eyring 1, 141 etc., s. auch [2b8]. I. Dúrch-: hindurch-t., z. B. [2d]: Mühsam tapp’ ich .. die trümmernden Male mich durch bis zur Wiege der Menschheit. Kosegarten Po. 2, 369 etc., s. II. II. Durch- [2], tr.: Einen Raum d., tappend durchschreiten, selten intr. = I: Nach welcher dunklen, schwer entdeckten Schwelle | d. pfadlos ungewisse Schritte. G. 18, 250. Er- [2]:
1) Einen e., ihn überraschend betreffen und ergreifen; attrappieren; erwischen: Wie ängstlich lauschest du dann umher, ob kein Auge dich ertappt. Börne 2, 263; Besser verdächtig als ertappt! G. 10, 128; Sie haben sich heute übel e. lassen. Sch. 635b; V. 3, 227 etc.; oft mit Präp., so:
a) Einen auf der That (W. 16, 168), auf einer Lüge etc. (Sch. 731a; Stilling 1, 92), auf halbwahren Worten etc. (G. 5, 35) e.; Daß er sich auf einem so heftigen Erschrecken .. hatte e. lassen. Gutzkow R. 8, 336; Ich ertappte mich .. auf der National- eitelkeit. Stahr Par. 1, 23 etc.
b) Die Seele gleichsam bei ihren geheimsten Operationen e. Sch. 102a; W. 12, 30; Luc. 6, 206 etc.
c) Wie ich mich in dieser Eigenheit ertappe. G. 17, 184; Sich im Netz e. lassen. W. 10, 18; JAEbert Young 5, 107 etc.
d) mit über und Dat.: G. 10, 114; 30, 325; 31, 234; W. 1, 120; 7, 134; 10, 256; 23, 49; 366; 27, 154 etc., ugw.: Schade, daß ich über diese Lüge Sie e. muß. L. Gal. 4, 5.
2) veraltend: Etwas e., ergreifen (ohne Nebensinn, vgl. 1); Da ertappte der Löwe mit einer Pfoten den Schild. Andersen 29b (= „Der Löwe ergriff das Schild.“ Mandelslo 68b); Das zärtliche Wörtlein, das .. die Hand weder e. kann noch mag. H. 11, 362; Die äußerliche Einrichtung zu e. [er-, begreifend sich anzueignen]. L. 4, 450 etc. Fórt- [1; 2c]: Wie sie in den Grasgarten fortgetappt ist. Gartenl. 12, 35b; Stahr Rep. 2, 322 etc., auch [2d]: Sie tappte sich fort bis an Falkenstein’s Thor. B. 61b. Hêr- etc.: z. B.: Er [als Blindekuh] tappte hin und wider [2c]. G. 1, 13; 19, 348; Schlegel Gd. 1, 25 etc.; Der Ritter tappt | die lange Wendeltreppe hinauf. W. 10, 275; G. 10, 159 etc.; Ich fürchte mich vor jeder .. Faust, welche in dieses zarte Befruchtstäuben der Kinderblumen hineintappt [2b8]. IP. 36, 91; Fichte N. 66 etc.; In eine Falle hineint. [1]. G. 29, 264 etc.; Tappte sie sich in den Waldpfad hinein [2d]. Gartenl. 12, 31 etc.; Herum-t. [2a; ba; c] Gentz Rev. 43; G. 16, 218; 29, 440; W. 24, 125; HB. 2, 257 etc.; Im .. Dunkel | tappte sich Ritogar | zu dem schlafenden Mädchen hinzu [2d]. Kosegarten Po. 2, 21 etc. Nāch- [1; nam. 2c]: tappend nachschreiten: Die Nachtapper irrwischhaft locken. Jahn M. 268. Umhêr-: herum-t.: Wie ein so scharfsinniger Mann in der gemeinsten Erfahrung umhertappt. G. 22, 378; WHumboldt Schill. 76; Schaidenreißer 39a = V. Od. 9, 416 etc. Ver-: z. B. refl.: sich vergreifen: Da vertappte sich seine Hand im Haufen Gold. Rank SchM. 39. Zū-: z. B.: Hier tauchen zwei Arme aus dem Wasser auf, die dem Felsen z. G. 29, 137 etc., bes. oft mit dem Begriff des blinden, plumpen Zugreifens (s. d., vgl. zupatschen; Tapp 2b; tappig): Ein blindes empirisches Z. Fichte 7, 402; vHorn rhD. 2, 76; Sie tappte zu, das tolle Ding. Langbein L. 445; Nur ein Theilchen eines echten Sinns | tappt nimmermehr so zu. Schlegel Haml. 3, 4; Gd. 1, 283; Eine so z–de Kompilation. JAWolf H. 87 etc.
Tápp~ert: s. Tabart. ~ig, a.:
in der Weise eines Tapps (s. d. 2) (zu)tappend etc.: Er sieht ja nicht gut in die Ferne und darum ist er manchmal so t. Auerbach D. 1, 18; Frese Bed. 1, 250; In seinem langen, plumpen, ungeschlachten, t–en Wuchse. Gutzkow R. 6, 33; So t. [zudringlich], wie ein Bär, wenn er Honig wittert. Hackländer DSt. 5, 165; Stillfr. 1, 200; Ein t–es, kindisches Blindekuhspielen. Raumer Päd. 3, 1, 87; Die t–en Hände mit den dicken Fingern. Müller- Königswinter Burg. 1, 22; Waldau N. 3, 250; Spindler V. 2, 22; 1, 138 etc. (Den schwertapigen und greifklauigen Fürsten. Fischart Garg. 54b), auch: Tappisch. 141; Tappischer Blödsinn. G. 35, 49 etc., nam. oft mit Uml.: Täppische Unbeholfenheit. Auerbach SchV. 153; Böttiger Sab. 293; Gervinus Sh. 1, 99; G. 1, 251; 3, 59; 12, 27; 47; 15, 197; 20, 193; 21, 26; 29, 342; 396; 31, 162; 32, 156; 220; 35, 97; 40, 105 etc.; Heine Lied. 109; Verm. 1, 10; 51; 285; 321 etc.; W. Att. 2, 2, 128 etc. (auch: Täpsig. G. 2, 73; Eure Stolpereien und Tapsigkeiten. Goltz 3, 104; Talpsig etc.) und Zsstzg.: Der moderne Staat mit seiner zutäppischen Vielregiererei. Auerbach SchV. 135; Die Braut entfernte sich vor dem zutäppischen Wesen. Jos. 97; Höfer V. 304; Immermann M. 1, 228; König DFam. 1, 63; Kürnberger N. 2, 238; W. 1, 124 etc.; Ihre rohe Zutäppigkeit. Tieck N. 2, 67 etc.
Táp(p)sTáp(p)s, m., –es; –e:
s. Tapp 2c. -
~en: 1) intr.:
s. tappen 1; 2a; c: Hinaufstolpern and t. Goltz 3, 416 etc.; Vorbei-t. 39; Burmann F. 31 etc.; Fort-t. Willkomm Sag. 1, 87 etc. 2) tr.: mit der Tappe oder Tatze fassen: Alles an sich zu rapsen und „dapsen“. Simplicissimus 3, 24.
~ig, .:
s. tappig.
Anm. Für die vorstehnden Wörter (außer Tappert) vgl. Benecke 3, 14b und nam. Schm. 1, 449 ff.; Schwäb. W. 114; Stalder 1, 265 ff., wie auch Diez 341.