Faksimile 0425 | Seite 1247
Faksimile 0425 | Seite 1247
Faksimile 0425 | Seite 1247
Stube Gestübe stubenhaft Stuber Stubeerei Stubete Stubeich stubeig Stübis Stubeler stubeisch Stubelich Stubeling
Stūbe, f.; –n; Stübchen, lein, el; –n-:
(ahd. stuba, mhd. stobe, s. Diez 336, vgl. stoben; einstäben etc.) 1) (veralt.) zum warmen Bade hergerichtete Räumlichkeit: Schwitzen .., wie in einem Bade oder S–n. Luther 8, 22a etc., best.: Bad(e)-S., s. Schm. 1, 154; 3, 605; Ryff Sp. 115 ff. 2) (s. 1) heizbares Gemach zum Aufenthalt für Pers., nam. zum Wohnen, vgl. Zimmer, das jetzt (s. Schm.) als vornehmer gilt (z. B. Audienz-Zimmer etc., s. Eß-S.), ferner Saal 1; Kammer 1 etc., s. Zsstzg.:
a) Hohe, niedrige, große, kleine, schöne S–n; In der grünen S. [mit grünen Tapeten, Möbeln etc.]. G. 9, 312; Die sog. gute Stube war sanft durchwärmt. König DFam. 1, 198 etc.; Möblierte S–n (ver)miethen etc.; Mit Jemand auf oder in einer S. wohnen; Jmmer in der S. sitzen, bleiben, hocken etc.; Die S. hüten (s. d. 1c) müssen. G. 21, 156 etc.; Oben im Stübel. Roquette Hühn. 50 etc.
b) Bildl.: Die Schädel leere S–n. Sch. M. 1, 50 (vgl. Dach-, Ober-S.); Weil wir Alle in dem allgemeinen Spital ein Stübchen haben. Schweg- ler (46) 546, Jeder sein Gebrechen etc.
c) (veralt.) In den frühesten Zeiten hatten die Bürger Straßburg’s ihre Versammlung auf „S–n“, gw. „Trink-S–n“ genannt. HRau Str. 1, 271; Die Trink-S–n, gemeiner Stadt Trink-S–n oder Burger- S–n waren in der Regel eigene Häuser, solche waren mitunter auch die Kaufleut-S–n, die Geschlechter-S–n (z. B. in Augsburg), die Zunft- S–n. Schm. etc.; Trink-S–n oder Ritter-S–n. Agricola 71 etc.; dazu: Stübler: in solcher S. zusammenkommende Genossen. Frisch.
d) (s. c) noch zuw. in Zsstzg. nicht von einem bloßen Zimmer, sondern von einem Gebäu, s. Anfahrts-, Anstalt-, Back-, Brau-S. etc. (vgl. Gaden, Kaue etc.).
e) in Zsstzgn nicht bloß (s. c) der Versammlungsort einer Menge, sondern auch (s. Dorf 2) die dort Versammelten, s. z. B. Spinn(e)-S.
f) in einigen Zsstzgn auch verallgemeint: ein Gemach, Behältnis für Nicht-Persönliches, s. Aal-, Brunnen-, Feuer-, Glocken-, Rad-, Salz-S. 3) Stüb- chen als Maß, s. Stauf 1; ferner unverkl.: S., z. B. im oberöstreich. Salzbergbau = 2000 Eimer (Soole) etc. Zsstzg. s. 2c und Schm.; nam. zu 2a, leicht zu mehren (s. Spate) nach folg. Bsp. (vgl. Zimmer etc.): Aal-S. [1f], s. Aalsprung; Wurden sie [die Kinder] gestohlen | aus ihrer Ammenstub’. Tieck Cymb. 1, 1; Der Amtmann .. ging nach der Amts-S., wohin ihm der Aktuarius etc. .. folgten. G. 16, 52; Anfahrts-S. [2d]: Hütte zur Versammlung der Bergarbeiter vor der Anfahrt (s. d. und Kaue 1). Scheuchenstuel; Anstalt-S. [2d], s. Anstalt 1; Anzieh-S. JP. Fat. 2, 49; Lev. 433 etc. (s. Garderobe); Aus verkühlter Arbeit-S–n | in das Kinderzimmer. Rückert 1, 404; Back-S. [2c], zuw. noch = Backhaus; Bad(e)-S. [2a] = Badezimmer, ferner [1], vgl.: In den Badstübereien. Droysen A. 2, 429 (s. Baderei 2, vergl. Barbier-S.); Bank-S. oder -Komtoir; Barbier-S., in der Barbiere (Bader) einsprechende Kunden bedienen. Hebel 3, 127; Die Lehrlinge der Barbier-S–n. L. 6, 10 [Barbierlehrlinge] etc.; Bauern-S. G. 6, 343; Bier-S. [2cetc.], öffentl. Lokal für Bier trinkende Gäste, ähnlich: Wein-S., Billard-S. etc.; Boden-S. Tieck N. 6, 49 (s. Dach-S.); Brau-S. [2d], mit Braugerechtigkeit (Brauhaus); Brunnen-S. [2f], Gebäude für das Wasserreservoir bei Wasserleitungen etc.; seltner: Schirmdach über einem Brunnen. Adelung; Gefängnisse oder Buße-S–n. Gutzkow R. 6, 199 (vergl. Schm.); Dach-S., unmittelbar unterm Dach gelegen (Boden-S., vgl. Mansarde). G. 29, 271; Stahr Par. 1, 191 etc.; übertr. [2b]: Mit Dem ist’s nicht richtig im Dachstübchen [Kopf]. Klencke Swamm. 1, 193; Darr- oder Dörr- S., s. darren und Trocken-S.; Eck-S., nach der Straßen- ecke gelegen; Empor-S. IP. 2, 63; Erker-S.; Eß- S. (vgl. vornehmer: Speise-, Tafelzimmer und von großen Räumlichkeiten: Eßsaal); Feuer-, Fuß-S., -Stübchen [2f] (s. Kieke; Feuersorge); Im Beichtstuhl. Da, in diesem räthselhaften Flüsterstübchen. Gutzkow Z. 3, 97; Fremden-S., zum Einlogieren für besuchende Fremde (Gast-, Logier-S.); Fuß-S., Feuer-S.; Gant- S., in der eine Auktion statthat (s. Gant); Gast-S., zur Aufnahme von Gästen, z. B. in Trinkstuben, Gasthäusern etc., ferner s. Fremden-S.; Gerichts-S. Musäus Ph. 4, 43 etc.; Gesinde-S., fürs Gesinde; Giebel-S., unterm Dachgiebel; Glocken-S. [2f]: in Glockenthürmen die Räumlichkeit für den Glockenstuhl. Reithard 363; Uhland 347 etc.; Ein Stübchen im Entresol [Zwischengeschoß], eine sog. Hangel-S. Lewald Vat. 2, 105; Ein kleines Hinterstübchen. W. 19, 333 etc., nach hinten gelegen, Ggstz. Vorder-, vgl. Mittel- oder Zwischen-S. etc.; Keller-S., im Kellergeschoß. Thümmel 7, 67 etc.; Da noch die Kinder-S. | der Schauplatz seiner Thaten war. Langbein Vaterm.; Der Reichstag eine Schwatz- und Klatsch-S. [2d]. Scherr Bl. 1, 25; Koch- S., mit einem Kochofen; Kranken-S., als Aufenthalt Kranker (s. Siechen-S.); Krug-S. Immermann M. 1, 61 etc. (s. Krug 3; Gast-S. etc.); Kunkel- S., Spinn-S. (s. d.). G. 34, 312; W. 1, 193; In der Leute-S. Sch. Charl. 1, 250, Gefinde-S.; Die Spinn- S. (Licht-S–n) [2e]. Gutzkow Unt. 2, 2, 376b; Schm. 2, 430 etc., vgl.: Lichtstubeten: nächtliche Zusammenkünfte der Knaben bei den Mädchen. Pestalozzi 1, 175 (vgl. Kerze, Anm.; Spinn-S.); Logier-S–n, s. Fremden-S.; Mittel-S., s. Hinter-S.; Neben-S. (Thümmel 3, 12), -Stübli (Gotthelf G. 259), neben einem größern Gemach; Ober-S., oben gelegen (s. Unter-S.). G. 18, 270 etc., oft übertr., nam. verkl. (s. Dach-S.) = Kopf: Es ist nicht richtig (6, 330; Zschokke N. 3, 11 etc.), es rappelt (vHorn Schmj. 33; ALewald 1, 118), Jemand ist irr (Thümmel K. 53) im Oberstübchen; Wenn sie ihren Theuren sah, | war’s aus im Oberstübchen. Blumauer 2, 64; Dann wird’s gleich heller im Oberstübchen. Forster Br. 2, 159; Ich will dir das Oberstübchen fegen! Schlegel Sh. 6, 225 etc.; Passagier-S., für die Passagiere der Posten etc. (vgl. Wartesaal); Post-S. (-Büreau); Der Puritaner dumpfe Predigt-S–n. Sch. 409b; Punsch-S. beim Theater etc. (vgl. Bier-S.); Puppen-S. (vgl. Puppenschrank etc.); Putz-S., eine herausgeputzte, nur bei besondern Gelegenheiten benutzte (Ich bedarf keiner Putz-S–n, wohl aber der Schmutz- und Nutz-S–n etc.); selten = Anzieh-S. Campe; Rad-S. [2f], Räumlichkeit, worin sich das Rad einer Wasserkunst (s. d.) befindet. Karmarsch 1, 173 etc.; Raths-S.; Ihre Wohnungen sind meistentheils einstöckige Rauch-S–n. Grube 1, 70 (ohne Rauchfang etc.), auch eine zum Tabacksrauchen dienende, dafür best. Stube; Rechen-S. [Geschäftskomtoir]. Monatbl. 1, 231a (vgl. Schreib-S.); Märchen aus der Rocken-S. [2e]. Immermann Card. 43 (s. Spinn-S.); Das Schriftenthum wird gleichen bald den ärgsten Rocken-S–n: | Die Gevatterinnen schnacken und es hören zu die Buben. Ders. (Heine Reis. 2, 78); Salz-, Soolen- (Scheuchenstuel 229), Suhr- (240) S. [2f]: Reservoir für die Salzsoole, vgl.: Die größte Salz-S. [in Hallein], Stöber genannt. Grube 3, 344 etc. (s. Stuk-, Laugwerk); Schenk-S. Sealssield Leg. 2, 204 (vgl. Krug-, Trink-S.); Schlaf-S.; Schmoll- stübchen. König J. 3, 177 (s. Boudoir; Schmollwinkel); Schreib(e)-S., zum Schreiben dienend, Komtoir (s. Rechen-S.), Büreau etc.: Die Welt von der Schreib-S. aus bevogtet. Jahrh. 2, 402; Die Frohn’ und die Galeere | der Schreibstub’. Sch. 322a etc.; In der Schul-S. hocken. Kinkel E. 395; Keller gH. 1, 140 etc.; Schwatz-S., s. Klatsch-S.; Aus der dumpfen Siechen-S. Grün Spaz. 3, s. Kranken-S.; Sonderstübchen. Auerbach V. (61) 17, das Jemand für sich allein hat; Soolen-S., s. Salz- S.; Spinn- S.:
a) S., wo gesponnen wird. Möser Ph. 1, 45; Musäus Ph. 2, 158, nam. auch [2e] als gesellige Versammlung beim Spinnrad etc. (auch Spinnicht; Licht-, Rocken-, Kunkel-S.; Kunkel-Heimgarten. Spind- ler V. 1, 95; 321 etc., s. Reise 3): Jede Spinne-S. spricht | von diesem Abenteur. Hölty 32; JGMüller Lind. 1, 18 etc.
b) Das Arrestlokal .., die „Spinn-S.“ Hackländer SGsch. 3, 152, s. einspinnen 3; Steuer-S., wo die Steuer entrichtet wird etc.; Studier-S. JP. 21, 68 etc.; Die in den Studier-S–n etwas ersteifte Sprache. V. (Jen. Lit.–Z. 1804) 1, 185; Suhr-S., s. Salz-S.; Trink-S. [2c]: Gutzkow R. 1, 190; Moscherosch Gs. 1, 282 etc.; Trocken-S. Guhl 2, 237 etc., worin Etwas getrocknet wird; Unter-S., im untern Stock. Frenzel Gr. 3, 144; G. 20, 190 etc. (s. Ober-S.); Vor-S., vor dem Hauptgemach liegend, z. B.: Wie .. Bad- S–n ihre Vorstüblein, sich zu kühlen, haben. Ryff Sp. 116b etc., s. bes. Antichambre, z. B. Vorstuben- Geschmeiß. Seydelmann 89 etc.; Vorder-S., s. Hinter-S.; Wach(t)- S., vgl. Fortbild.: Nachdem er sie wachtstübisch angeschnarcht. Scherr Bl. 3, 334; Sein Witz tummelte sich .. in der wachtstüblichen Region. 553 etc.; Wasser-S. [2f]: Kürnberger N. 2, 142 oder -Reservoir etc.; Wein-S., s. Bier-S.; In der Wirths-S. . . Das Wirthszimmer. G. 25, 175 (s. Gast-, Trink-S. etc.); Wohn-S.; Er kam in dieZahl-S., dort kaufte er sein Los. Arnim 244 (s. Büreau etc.); Zwischen-S., zwischen zwei Gemächern, s. Hinter-S. etc.
Gestübe: s. Gestäub. Stūbenhaft, a.:
dem Stubenleben gemäß. Auerbach DBl. 1, 86b.
Stúb~er: 1) m., –s; uv.:
a) Scheidemünze von versch. Werth. Immermann M. 1, 258; W. 11, 78 etc., s. b.
b) ein schnellender Schlag, nam.: Sie giebt ihrem Mánn noch einen Nasenstieber. JBMichaelis 207 (s. Schneller 3); Ein Nasen-S., eine Demüthigung. Gott- helf G. 355; G. 29, 264; Was würde Priscian für Nasen- S. holen. Günther 502 (vgl. Donatschnitzer); Er gab seiner Zeichnung einen Nasen-S. Heinse A. 1, 106; L. 13, 407 etc.; wortspielend mit a: Schilling (s. d. 3) und S. Rückert Mak. 2, 60; Anstatt des Dichterlohns nur S. Günther 484; Nimmst du statt Silber-S. Nasen-S.? Tieck Winterm. 1, 1 etc. Dazu: Einen nasenstübern (Goltz 2, 286; Linck Schl. 121 etc.), mit Phrasen (Droysen A. 2, 212) etc.
c) Stieber, Rausch (s. bestauben 3). 2) n., –s; 0: Ge-: s. stauben 7b.
~erēī, f.; –en:
s. Badstube.
Stūb~ete, f.; –n:
s. Lichtstube.
~ich, m., –s; –e:
s. Stauf 1.
~ig, a.:
in Zsstzg.: Zwei-s–e Wohnung. MScott FrW. 1, 145, aus zwei Stuben bestehnd etc.
Stüb~is: s. Rübis. ~ler, m., –s; uv.:
s. Stube 2c: heute gw. nur in Zsstzg. (s. die von Stube), zur verächtl. Bez. einer Pers. nach ihrer Beschäftigung: Amts-S. [Schreiber] etc.
~isch, ~lich, a.:
s. Wachtstube etc.
~ling, m., –(e)s; –e:
Stubensitzer. Jahn M. 302; Körte Sprchw. 1748 etc.