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Stiel stielen stielig Ver-Stiel Stiepe Stieler
Stīēl, m., –(e)s; –e; –chen; -:
(ahd., mhd. stil, aus gr. oτύoς, lat. stilus, s. Stil): 1) Bauk. = Säule 2 (s. d., vergl. Ständer 3). 2) an vielen Werkzeugen und Geräthschaften eine mehr oder minder cylindrische Handhabe: Axt-, Beil-, Besen-, Hacken-, Hammer-, Löffel-, Messer-, Pfannen- [s. 6b], Schaufel- oder Schüppen-S. etc. Sprchw.: Den S. umkehren (s. d. 2b), umdrehen etc.; Der Axt (s. d.), Hacke (s. d. II 1), Haue (s. d. 1) einen S. suchen, drehn, finden. 3) Bot.: ein cylindrischer Etwas tragender Theil (vgl. Stengel), z. B.: Beim Hutpilz kann man die Wurzel unterscheiden, den S. oder Strunk und den Hut. Oken 3, 45 etc. (s. 6a), vergl. sprichw. verallgemeint: Mit Wurzel (L. 3, 56 etc.); Stumpf (Nath. 1, 3; Görres V. 160; Mendelssohn 5, 639; Rückert 1, 413; 2, 6; W. Luc. 6, 257 etc.); Strumpf (Günther 497; Ramler F. 1, 137, vgl. Rumpf, Anm.), Stock und S. ausrotten, vertilgen, wegschaffen etc.; zumeist aber von solchen dünnen Theilen als Trägern von Blättern; Blumen (Blüthen) und später Früchten: Blatt-, Blumen-, Frucht-S., so auch im gw. Leben: Apfel-, Birn-, Kirschen-, Pflaumen-, Trauben-S. etc. 5) auch an thierischen Körpern den Frucht-S–en (s. 4) ähnliche Theile, s. Falke Th. 2, 342a etc., z. B.: Der S. [des Fühlhorns]. Oken 5, 601; Die langen Augen-S–e [der Taschenkrebse]. Vogt Oc. 1, 59 etc., s. auch Frosch 1, Schluß. 6) Zsstzg. s. v.; außerdem:
a) als Pflanzenn.: Pfaffen-S. Fischart B. III, Leontodon taraxacum, s. 3 und Mönch 4c, auch Papen-S. und in schlechter, doch gw. Ausspr.: Pappen-S., oft, wie Pfifferling (s. d.) als Bez. für Etwas von geringem oder gar keinem Werth. Göckingk 2, 35; Houwald 4, 405; Langbein 2, 205; Münchhausen 95; Rabner 3, 300; Rückert Mak. 1, 209; Spindler St. 1, 12; W. 3, 146 etc. (vgl.: Nicht besser als ein —-Stiel. Claudius 6, 76), seltner von Pers.: Ein Gauch, ein Pappen-S. V. Sh. 2, 526 etc., vgl.: Das ist kein Pfeifen-S. Gotter Sch. 269.
b) Pfannen-S. (s. 2), Name der Schwanzmeise (s. d.). Tschudi Th. 95, auch „Pfannenstieglitz“.
~en, tr.:
mit einem Stiel versehn, z. B.: [Er] stielt die Hauen. Opitz 1, 126 etc. (wortspielend mit stehlen. Rückert Mak. 2, 59); bes. im Partic.: Diese gestielten Saugscheiben. Burmeister Gsch. 375; Den kurzgestielten Sammetbeutel. G. 22, 373 etc., auch: Be-, ver-s. (z. B. auch: Monokotyledonen, deren .. Blätter ohne .. Verstielung unmittelbar vom Stamme ausgehen. Vischer Ästh. 2, 84), Ggstz.: ent-s. etc.
~ig, a.:
gestielt, z. B.: Kurz-s.; Lang-s. (Auerbach Leb. 1, 278; Burmeister gB. 1, 239) etc., vgl.: stilig.
Ver~ stīēmen:
s. verstauben 1b.
Stīēp~e: s. Stippe. ~er, m., –s; uv.:
Schiff.: kleine Stützen.