Faksimile 0357 | Seite 1179
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stark
Stárk, a., stärkst:
als Ggstz. zu schwach (s. d. und mild), bedeutend an Kraft und Wirksamkeit, dem Umfang, der Intensität, dem Grade, der Zahl nach, wofür im Allgm. kein Beleg nöthig:
1) s. die verbundnen Hw., z. B.: Charakter, Geist (s. 2c); Geschlecht (s. 2b); Getränk; Seite (s. d. 10a); Speise etc.
2) nam. von Pers. etc. mehrdeutig, z. B. ineinandergreifend:
a) in Bezug auf Körperkraft: G. 14, 228; Seiltänzer . ., die einen „s–en Mann“ bei sich hatten. 16, 102 etc.
b) von großer Macht, Überlegenheit etc.: Das Recht (s. d. 2) des Stärkern; Selbstsüchtig schuf der Stärkre das Gesetz, | ein Schlächterbeil . . für Schwächere zu werden. Cham. 3, 273; Kein S–er ist so s., so rasch ist nicht der Rasche, | den überwältigend sein Tag nicht überrasche. Rückert Rost. 114a; Morg. 1, 135 etc.; Das s–e Geschlecht (s. d. 2) etc.
c) ungebeugt, fest, widerstandskräftig in Bezug auf Geist, Seele, Charakter, Willenskraft etc.: Sei s., du meine Männin! Cham. 3, 51 etc.
d) korpulent, dick: Früher war er mager, jetzt ist (wird) er s. (versch. a etc.), vgl. von Wild statt des unweidm. groß. Laube Br. 257 (s. gering 2d).
e) (veralt.) gesund: Jes. 39, 1; Matth. 9, 12; Mark. 2, 17; Murner Ul. 36 etc.
3) zur Bez. eines hohen Grads der Intensität, als Adv. (vgl. sehr, gewaltig etc.) und entsprechend als Ew., vgl.: Es friert s.; s–er Frost; S. übertreiben; s–e Übertreibung; S. kontrastieren; s–er Kontrast etc.; Er mochte s. [hoch] in den 40en sein. G. 22, 305; Einen s–en 40er. Stahr (Nat.–B. 7, 595); Das sind s. [gut, reichlich] zwei Meilen; S–e zwei Meilen. Droysen Y. 1, 148; In s–en drei Jahren. Rahel 1, 359 etc., auch: Du glaubst, F. sei gestorben? Er lebt noch s. W. 32, 398 etc. und: Stärkstens widersprechen. Ense Humb. 73 etc.
4) eigth. zuw.: über Das hinausgehnd, was man allenfalls noch hinnehmen, ertragen, gelten oder sich gefallen lassen könnte: Der Spaß ist zu s. G. 29, 346 etc.; Daß wir unsre Schwestern heirathen dürften, welches denn doch eine s–e Sache sei. 23, 135; Es dünkte Uli doch s., zu jedem A .. B nachzusagen. Gotthelf U. 2, 276 etc.
5) Manche Grammatiker untersch. s–e und schwache Abwandlung (Deklination und Konjugation). 6) mit Acc., das Maß des Umfangs bezeichnend, vgl.: Wie s.?: Das Brett etc. ist einen Zoll (od. zoll-s. Winkell 2, 316), der Aufsatz einen Bogen, das Buch ein Alphabet, die Familie acht Personen, das Heer 8000 Mann s. etc., zuw.: Ein Stöcklein, eines kleinen Fingers s. Döbel 2, 221b etc. 7) abhäng. Präpos., z. B.:
a) S. an Leib (2a) und Seele (2c) sein, vgl.: S. von Gliedern; S. zu werden durch (s. c) seinen Geist an dem inwendigen Menschen. Eph. 3, 16 etc.
b) Seid s. in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. 6, 10; Ward s. im Glauben. Röm. 4, 20; Worin sie vorzüglich s. sind. Fichte 8, 158 [was ihre s–e Seite, s. d. 10a]; Euch, nur im Drohen s., wird etc. L. 3, 336 etc., vgl.: Er war zur Feder s., doch stärker noch zur Ruthe. Zachariä 1, 173, im Schreiben, Schlagen; S. zum Streit etc.
c) Der wilde Schwall, | von langem Wachsthum s. Haller 108 = durch etc. (s. auch a).
d) S. [im Widerstand] gegen etc., vgl. bibl.: Jemandes Hand ist s. wider (Richt. 4, 24) oder über (3, 10; 6, 2) Einen, siegreich, überlegen etc.
Anm. Ahd. star(a)h, mhd. starc, dazu: Stärke, ahd. starchî; (er)starken, starchen; stärken, sterchen etc., wohl vrwdt starr, ahd. (nur vom Blick, s. Schm.; Graff 6, 701, vgl. Staar 2) star, dazu (ane)starên, (an)starren, stieren etc., s. verstarken.
Zsstzg. s. 6; ferner (vgl. kräftig, Stärke 1f), bes. von Pers., wobei das Bstw. nam. einem wie oder (s. 7a, b) an, in, von entspricht: Bären-s. Forster Br. 1, 165; Baum-s–e Kerls. Möser Ph. 3, 234; W. Luc. 1, 118 etc., seltner: Von baum-s–em Glauben. 3, 203, unerschütterlich fest etc.; Den büffel-s–en Hals. Heine Reis. 4, 66; Die eisen-s–en Glieder. Kinkel 476; Die keine Bücher schreiben und daher um so gedāchtnis- stärker [7a] sind. Kohl J. 2, 185; Gefühls-s–e Freundin. Gutzkow R. 5, 184; Geistes-s.; Gemüths-s. Schmarda 1, 113; Wie kraftgeflügelt! wie genius-s.! Kosegarten 148* Po. 2, 169; Einer der glaubenstärksten. Kohl J. 1, 127; Glieder-s.; Helden-s–e Jungfrau; Jugend-s.; Die knochen-s–en Gebirgsrosse. Gartenl. 10, 422b; Körper-s.; Ich steh | vor euch noch lebens-s. [-kräftig]. Fouqué Dr. 1, 61; Licht-s–e Fernröhre. Görres H. 1, II; Liebes-s. dein Bräutigam .. | dich überwand. Cham. 3, 281; Sein löwen-s–er Sinn. SDach; Die muskel-s–e athletische Bildung. Vischer Ästh. 2, 212; Ein raubes-s–er Löwe. H. R. 9, 76, den Raub bewältigend etc.; Riesen-s. Uhland 240 etc.; Seelen-s.; Sehnen-s.; Thaten-s–e Einheit. Auerbach (Nat.–Z. 15, 232); Daß einer todes-s–en Minne | kein Hemmnis in den Weg sich stellt. Kinkel 298 (s. Hohel. 8, 6); Den über-s–en Kronion. V. Il. 8, 471; Ein un-s. Volk. Wackern. 3, 13²⁴, veralt. = schwach; Mit waffen-s–en Armen, | nackt, ohne Schild. Meißner Gd. 148; Der weich-s–e Vater der Menschen. G. 31, 293, die entgegengesetzten Eigenschaften vereinend (vgl. helldunkel, ernstheiter etc.); Hartnäckige Charaktēre, willen-s–e Menschen. 19, 398; Der kräftige willens-s–e Mann. Lewald W. 2, 241 etc.; Wunder-s. [wunderbar, sehr s.]. Stumpf 511aetc.