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Sorge
I. Sórge, f.; –n; –n- (s. Schwär, Anm.):
1) das angelegentliche Sinnen, wie etwas Einen Angehndes ist und nam. werden wird (vgl. 2) und: die aus der Ungewißheit desselben entstehnde peinliche Unruhe (s. Angst, Anm.):
a) S. macht alt vor der Zeit. Sir. 30, 26; Da ist immer S., Furcht, Hoffnung. 40, 2 etc.; Die S., die mehr als selbst mir das Übel verhasst ist. G. 5, 10; Furcht und S. 13, 311; 235 etc.; Quälte sich mit Zweifeln und S–n. Möricke N. 255; Angst und S–n. Sch. 490a; Kummer kannten sie nicht, nur S. zärtlicher Liebe. Stolberg 170 etc.
b) mit Ew.: Große, schwere; drückende; quälende; nagende; bange (Sch. 29a), irdische S–n etc.; Das ist meine größte S.; Zu süßen S–n bleibt nun keine Zeit, | ganz andre fordern dich. G. 13, 299 etc. Mit abhäng. Verhältnissen (c—e), z. B.:
c) Präpos.: a) Die Angst des Augenblicks, | die S. für die Zukunft. 336; Wo die S. für das linke Rheinufer sich in Furcht verwandelte. 25, 164; Heinse A. 1, 193; Die S. für Nahrung und Kleider. W. 17, 166 etc. ) S. um Etwas. G. 2, 294; DMus. 1, 1, 199; Platen 2, 68 etc. γ) In S. sein über Etwas (s. h). Platen 7, 28 etc.; Die S. darob. WHumboldt 3, 87 etc.
d) Aus S. vor der Viehseuche. G. 26, 61 etc. (mundartl.): S. haben auf Etwas. Schm., es fürchten etc. d) mit Genit. (vgl. c): Eure Herzen .. beschwert . mit S–n der Nahrung. Luk. 21, 34; Luther 5, 410b; Die S. möglichen Verlustes. G. 13, 254 etc. é) abhäng. Sätze: Mich quält die S., daß er vielleicht ob er nicht etwa krank ist; daß ich undankbar scheine; So bezwingt mich nun die neue Sorge: möcht’ ich doch nicht .. undankbar scheinen. G. 13, 108; Man braucht die S. nicht, ob mir die Mahlzeit schmeckt. Ramler F. 2, 537 etc. Stehnde Verbind. (f—k), z. B.: f) als Obj.: Jemand hat S. (s. cd und Schm.), S–n, viel S. und Mühe (Luk. 10, 41); macht sich (dichter.: nährt, z. B. Göckingk Lieb. 112) S–n; Wir tragen dieselben S–n. G. 15, 15 (versch. 2a); Seine S. auf Jemand werfen. 1. Petr. 5, 7 etc.; Jemand oder Etwas macht oder giebt. G. 15, 106 Einem S., keine S. etc., auch: Sörgchens (Rahel 2, 159). Abhäng. von Präp.: g) Schon wieder außer Sorgen! Cham. 3, 204 (vgl. k). h) In S. sein (s. cγ), stehn (G. 15, 205); Einen setzen (19, 65) etc.; In S–n stecken (Sir. 41, 4) etc., Einen halten (Logau, L. 5, 216) etc., vgl. schwzr.: Das wollten die Herren nicht erleiden, Sorg, es würde Unrath gebären. Zwingli 2, 28 = in S. oder sorgend (vgl. 2a). i) Mit S. (G. 13, 232); mit S–n. Ps. 127, 2; Weish. 7, 4 etc. k) Ohne S–(n). Sir. 41, 1; 1. Kor. 7, 2 etc., auch substant.: Hans (s. d.) Ohn- S. etc.; Stieg ich zur Klause hinauf, um mein künftiges Ohne-S–n .. anzusehn. Falmerayer Or. 2, 3; In seinem Ohne-S. Gleim 4, 92; 6, 344, s. S–n-frei und Sanssouci. l) mehr oder minder belebt gedacht oder personif.: Mit S–n kämpfen etc.; Trinkt er aus der S–n Schale. Göckingk 3, 103; So flüsterte die S. G. 14, 218; 10, 292; 35, 266; Das Kind der S. etc. H. 15, 7; Um das Roß des Reiters schweben, | um das Schiff die S–n her. Sch. 54b; S.? Dieser Wurm nagt mir zu langsam. 113a etc.
2) In einigen Wendungen, indem der Begriff der bangen Ungewißheit zurücktritt: die angelegentl. Mühe, die man sich um Etwas giebt:
a) als Obj.: Viel S. (oder Sorgfalt) auf Etwas verwenden; Die S. für Etwas über sich oder über-, Einem abnehmen etc.; S. für Etwas, für Jemand, jede S. dafür (G. 19, 59), desselben S. (Luther 5, 421a) tragen; S. tragen, daß z. B.: Einem Nichts mangelt etc.; schwzr. auch: Sorg u. gesteigert: sörger haben, mehr S. auf Etwas verwenden (vgl. 1h; Angst II; Bange, Anm.).
b) als Prädik. (vgl. 3): Das ist eure S. [Sache etc.]. G. 17, 373; Das lassen Sie meine S. sein. Sch. 195b; Seine erste S. .. ist, sich zu bekümmern, wo er zu Mittag speisen wird. G. 29, 209 etc.
3) im gehobnen Stil zuw.: der Ggstd. der S. und Mühe (s. 2b), z. B.: Schlürft man die S. des entferntesten Winzers, des Schiffers, des Kellermeisters. G. 17, 43 = den Wein; Soll denn im Rauch aufgehen der Rath und die S. der Männer? V. Il. 2, 340 = die S–n der Helden. B. 198b.
4) mundartl. in Zsstzg.: Feuer-S. = Feuerkieke. Droysen Acharn. v. 888. Zsstzg. zu 1; 2 (ineinandergreifend) leicht zu mehren nach folg. Bsp.: Ámt-: Ein jeglich Amt .. bringt mit sich, daß man desselben Sorge trage .. Eine A. Luther 5, 421a etc. Bāūch-: Nahrungs-S. 173b; 422a; Cham. 5, 121 etc. Bēī- (veralt.): Besorgnis. Luther 3, 402b etc.; Aus B. Brockes 9, 44; IGMüller Lind. 2, 281; Weise Js. 151 etc., ähnlich: Besorg. Mathesius Lthr. 52b (m. Luther 2, 183b; f. Br. 5, 72), vergl. Ob-S. Bīēnen-: emsige. Sch. 125a. Erden-: s. Himmels-S. Famīlien-: s. Haus-S. Fēūer- [4]. Fǖr-: s. Vor-S. Geschä́fts-, Hándels-. Hāūpt-: hauptsächliche, z. B. G. 17, 49 etc. Hāūs-: häusliche (vgl. Familien-S.) etc. Hímmels-: im Ggstz. der irdischen (oder Erden- S.). Wackern. 2, 328 ¹⁰. Lêbens-: wie sie das Leben mit sich bringt. Arndt 75. Nāch-: Sorge, die man sich hintennach über Etwas macht: Sich darüber keine N–n machen. L. 13, 105; Vor-S. verhütet N. Sprchw. (Schottel 1118b) etc. Nāhrungs-: für die Existenz, vgl. Bauch-S. Ob- [2]: sorgende Obhut, Aufsicht etc.: Fleiß und Obsorg. SClara EfA. 1, 491; Obsorg tragen. Ders. (Wackern. 3, 907 ²³); Übernahm die O. über die .. Baulichkeiten. G. 27, 345; Sein Vermögen unter O. nehmen. 30, 106 = Kuratel (so auch veralt.: Bei- S. Adelung), vgl.: Deiner Hut und Öbersorg nach. Luther 1, 256b. Sêêl- [2]: die Sorge für das Seelenheil, wie sie nam. den Geistl., als den sogen. Seelsorgern oder Seelenhirten in Betreff ihrer Herde obliegt: Abbt (Wackern. 4, 351²³); Mit Privat-S. war ich verschont. Bahrdt 3, 39; Seine S. für .. die Beichtbeflissenen. Gutzkow R. 3, 233 etc., dann auch zuw.: der Stand der Seelsorger, die Geistlichkeit: Daß die S. in der bittersten Bedrängnis wäre. Z. 2, 184. Vōr- (Für-) [2]: die Sorge, die man für Etwas oder Jemand in Betreff der Zukunft trägt, s. Nach-S.; V. (Hammer RH. 400), Für-S. (Zinkgräf 1, 108) tragen etc.; V. wegen Etwas nehmen. G. 15, 117 etc.; V. für ihre Heerstraßen. Möser Ph. 2, 278; Für-S. für die Pflanzschulen. W. 7, 113 etc.; Durch (Jemandes) V. G. 27, 328; 25, 199 etc.; Aus seiner Für-S. ist die Stadt mit Röhrwasser versehen. Ense T. 3, 370 etc.; Diese V. war gerade der Sache hinderlich. G. 39, 456; Ich gelobte ihm meine beste V. [aufs beste für ihn zu sorgen]. 24, 34; Sehen Sie nun .., ob meine V. vergeblich gewesen. W. 1, 109; Die V. welche er gebraucht hatte, daß etc. 5, 238. Bes. oft von dem Walten der göttl. Vorsehung (s. d.) und zuw.: diese selbst: V. G. 21, 192; Des Herrn V. Knapp (2, 17675); Die V. des Himmels. Rabner 4, 31 etc.; Man überantwortet sich einer allwaltenden Für-S. Gutzkow R. 8, 388; Für-S., die den Sand der Dünen in die Höhe schanzte. Kosegarten Rh. 3, 310 etc. Wírthschafts-. Zwēīfel- [1]: G. 2, 86 etc.