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Sonne
Sónne, f.; –n; Sönnchen, lein; –n-:
1) am Himmel „das große Licht, das den Tag regiert“:
a) leuchtend: Das Licht, die Strahlen (b) der S.; Die S. scheint (s. d. 1), scheint hell, durchbricht das Gewölk etc., blendet; Wie ein Adler in die S. sehn etc.
b) wärmend: Die Wärme, Hitze, Gluth der S.; Die angenehme S. des Frühlings; die heiße, brennende, stechende S. des Sommers (s. d); Wann sommernde S. die Blüthen gewelkt. Rückert 6, 304; In der S. liegen; Einem aus der S. gehen (s. sannen 1b) etc. Ferner (c—e) in Bezug auf den höhern oder niedern Stand —:
c) nach der Tageszeit (s. 2a und 3a): Die S. geht auf, steigt oder (seem.) reist (s. d. 3e); kulminiert oder steht (im Mittag); sinkt, geht zur Rüste (s. d.) oder zu Thale (Laube Br. 124), seem.: dalt; geht unter, sinkt ins Meer etc.; Bis in die hohe S. schlafen. Seume Gd. 81 etc. In Bezug auf die tägliche Bewegung der S. von Ost nach West, d. h. für den nach Mittag (oder Süd) gewendeten Beobachter von links nach rechts gelten seem. die Bez.: Mit der S. [= rechtshin]; gegen die S. [= linkshin], z. B. Tauwerk aufschießen. Bobrik 21b.
d) nach der Jahreszeit: Die S. durchläuft den Thierkreis; steht im Zeichen des Widders etc.
e) in Bezug auf die geogr. Breite: Die Höhe (s. d. 10) der S. nehmen (vgl. schießen 7); Ein Felsen, kahl und bloß, | verbrannt von scheitelrechter S. Gluthen. Cham. 4, 152 etc.
f) als Centralkörper unsres Planetensystems, s. astronom. Werke, vgl. 5. Ferner (g—m) sprchw. (s. Körte 5570 ff.) oder in stehnden Wendungen: g) Die liebe (s. d. 1) S. W. 12, 67 etc. h) Er ist nicht werth, daß ihn die S. bescheint. i) Unter der S., auf Erden (s. Mond 1b), z. B.: Nichts Neues unter der S:; Jch glaube nicht, daß eine drolligere Familie unter der S. ist [existiert]. L. 11, 448; Zschokke 1, 144 etc. k) Es ist Nichts so fein gesponnen, | ’s kommt endlich an die S–n oder: es kommt ans Licht (s. d. 1a) der S–n etc., s. auch 2.
1) Die S. (W. 29, 23); S. und Wind (Alxinger D. 158; Streckfuß Rol. 5, 86; Vogt Köhl. 37; Weichmann 2, 114), theilen, gleich theilen, eig. von Kämpfern und übertr. (vergl. Licht 1d). m) von Wittrungserscheinungen: Die S. bettet unter sich [man sieht Haufenwolken unter ihr], zieht od. schöpft (s. d. 1c) Wasser etc. n) Im Allgm. gilt fürs Vorstehnde natürl. die Ez., doch findet sich dichter. auch die Mz., nicht bloß z. B.: Das Unglück . . braucht keinen Schleier mehr; | frei unter tausend S–n kann es handeln. Sch. 383a, sich in der größten Offenheit zeigen etc., sondern auch in Bezug auf die wiederkehrende Erscheinung der einen S.: O Grab, in das die S–n neigen, o heiliges Meer. Rückert 2, 497; Kinder unserer S–n [unsres Klimas, Landes]. Sch. 491a; Daß die liegenden Schollen | ganz der staubige Sommer mit reifen S–n durchkoche. V. Ländl. 3, 7; Mildere Lüfte und wärmere S–n. W. 10, 173 etc. o) zuw. verkl. (vgl. 2b): Die S. nach der Sommerwende, das Sönnchen. V. Ant. 1, 141 etc., auch ohne Uml.: Wie das Sonnlein am Himmel funkelt! Kompert Pfl. 2, 24.
2) bildl., z.B.:
a) in Bezugauf das Aufgehn (s. d. 4b) und Untergehn (s. 1c): Des Vaters untergehnde S. lohnt | das neue Tagwerk nicht mehr; das verspart man dem nahen Aufgang seines Sohns. Sch. 305a; 428a; 860a etc.; Es neigt sich schon die S. deines Lebens. Cham. 4, 186; Es geht die S. mir | der schönsten Gunst auf einmal unter. G. 13, 180; Noch ist mir die S. der Freude nicht ganz aufgegangen. Heinse A. 1, 248 etc.
b) Bez. des Leuchtenden (s. 1a), des Segen und Gedeihn Spendenden etc., vgl. Licht 6 und nam.: Jeder Zustand der menschl. Seele hat irgend eine Parabel in der physischen Schöpfung. . . Das Geheimnis hüllt sich in Mitternacht und die Wahrheit wohnt in der S. Sch. 754a etc.; Ich lag in tiefer Todesnacht, | du wurdest meine S. PGerhard (Wackern. 2, 471²); Schönste S. unter den Mädchen, | schönstes Mädchen unter der S. (s. 1i). Heine Lied. 226; Seiner Augen helle S–n. Kinkel 33; Die Anstalt .. könnte die S. einer ganzen Nation sein. FKMoser (Dorow 1, 80); Sch. 399a; 491b; Schlegel Rich. III. 1, 1; FSchlegel Luc. 253; Spül’ uns geronnene S–n ans Land. Werner Osts. 1, 13, als Bez. des glänzenden Bernsteins; Der Adel . . bestehet aus „S–n“ [Abkömmlingen der S.], Edelleuten etc. Zimmermann Nat. 76 (vergl. erlaucht 2) etc. Auch verkl., z. B. von einer Wachskerze: Mit jenem Sönnchen, welchem der Biene Kunst | den Docht beseelet. Kl. Od. 2, 239 etc.
3) S. als Bez. der Zeit, nach welcher sie wieder an derselben Stelle erscheint:
a) (s. 1c) = Tag: Die dritte S. schon den Lauf vollbracht. Cham. 4, 151; Nicolai 6, 220; Rabner 4, 341; Wo uns jede neue S. | vereinigte, die späte Nacht nur trennte. Sch. 346b; 513b; Streckfuß Rol. 9, 15; Nach der Ritterfeste vierzehn S–n. Uhland 492 etc.
b) = Jahr (s. 1d): Seit manchen Monden, einigen S–n. G. 12, 90; 6, 203; Schon vierzig S–n reiften unsre Saat, | seitdem etc. Stolberg Sch. 1, 3 etc.
4) personif., s. S–n-Gott und als Name eines Kinderspiels: Frau Sonn’. W. 27, 160.
5) etwas der S. Ähnliches, z. B.:
a) s. After-, Neben- S. und z. B.: Drei S–n. Stumpf 497a etc.
b) in Wappen; als Heerzeichen. Rückert Rost. 83b (vgl. 75a) und nam.: Er zeigte sich fleißiger in der S. (dies war das Schild zu dem Wirthshause). Sch. 707a (dazu: S–n- Wirth. 708a); G. 26, 58 etc. und scherzh. wortspielend (s. 1b): In der S. speisen.
c) ein Feuerwerksstück aus einer Verbindung von Brändern. Hackländer SKr. 158; Karmarsch 1, 776; Feuer-S.
d) Art Seestern, Asterias papposa (S–n-Stern), vgl. See-S., A. caput Medusae etc.
e) die strahlige Plattmuschel, Tellina radiata etc.
6) (s. 1f, vergl. Mond 2; Erde 1a): unsrer S. ähnliche Himmelskörper: Die blauen Gefilde, | mit S–n und Erden durchsä’t. EKleist 1, 154; Haller 53; Littrow 509; CRudolphi NGd. 61; V. 5, 134.
Anm. Goth., ahd. sunnô, sunnâ, mhd. sunne (ahd. auch sumna, vgl. sumar, mhd. sumer, Sommer); dazu wohl ahd. sundan, sundar, sund, mhd. sund, süden, Süd (altn. sudr, sunnr) etc., s. Graff 6, 240; Wackern. Gl. 509; Schm. 3, 259. Über Genit. und Dat. der Ez. Sonnen, vgl. Erde, Anm. 2 und Herrig 16, 428; als Bstw. meist S–n-, doch z. B. vor Partic.: s.-durchstrahlt. G. 12, 210 etc. (ugw.: S.-Strahl. Rückert Rost. 7b); Der sonngewandte Blick: zur S., vgl.: Sonn-an. Kosegarten Po. 1, 67 etc. Ganz versch.: Sonn- und Sonnentag (s. d.).
Zsstzg. z. B. [1d] nach den Jahreszeiten: Frühlings- (Hölty 180 etc.) od. Lenz-; Herbst- (Stahr Par. 274), Sommer- (Jt. 1, 216), Winter-S.; ähnlich nach den Monaten, z. B.: In der Mai-S. Heine Reis. 4, 73 etc.; Himmlisch mild sein Blick wie Maien-S. Sch. 1a; Wie Maien-S–n. Platen 4, 264 etc.; ferner [1c] nach der Tagzeit (s. u.) etc., leicht zu mehren und zu verstehn nach folg. Bsp. namentl. zu [2b] (s. Spate): Ābend- [1c]: G. 26, 127; Langbein L. 444 etc. In manchen Alpenthälern, wo die Sonne hinter einem Berg verschwindet und erst gegen Abend noch einmal wieder hervortritt: die Sonne bei diesem zweiten Erscheinen. Kohl A. 3, 218, vgl. Berg, Zsstzg. Áfter- [öa]: Spiegelbild der Sonne, z. B. im Wasser. Lohenstein Ros. 68. Aūgen- [2b]: V. 2, 74. Bēī- [5a]: B–n sind runde Wolken, worin die nahe Sonne ihr Bild spiegelt. V. Arat. 155. Centrāl- [6]: im Mittelpunkt der Welt, Welt-S., vgl.: Von der Mittel- sonn’ im All. Rückert (Wackern. 2, 1550¹). Dóppel- [5a].
Erden-: irdische, z. B. G. 11, 31 (vergl. Schatten-S.) etc., auch [2b]: Suleika, E.! 4, 139, vgl. Haus-S. Fēūer- [4c]. Gêgen- [5a]: Neben- S., der wahren Sonne gegenüberstehnd. Gēīster- [2b; 5]: ein Mittelpunkt, um die die Geister sich wie die Planeten um die Sonne bewegen. Sch. 7b; 8a.
Glánz-: glänzende, z. B. [2b]: Diese G. des Gedichts [der berühmte Dichter]. Rückert Mak. 1, 59. Gnāden- [2b]: Gervinus Lit. 5, 672, vgl. Liebes-S. Hāūs- [2b]: Ein schönes Weib wird eine H. genennet. Rockenphil. 2, 232. Lêbens- [2b]: V. Ant. 2, 239. Līēbes- [2b]: Durchfunkelt | dieses Herz von ew’gen L–n. Rückert 1, 305. Mǟdchen- [2b]: Heine Lied. 65. Míttags- [1c]: Hettner gR. 250 etc.; übertr. [2b]: s. Morgenschmuck.
Míttel-: s. Central-S. Mítternachts- [1c]: die (für uns unsichtbare) Sonne um Mitternacht. IP. Fat. 1, 32 etc. Mórgen- [1c]: Alexis H. 1, 1, 17; Kinkel E. 23; Wie der Altmond mit der M. LSchefer Rom. 5, 222 etc.; übertr. [2b]: Eine volle M. geht auf ihrem Gesichte auf. Böttiger Sab. 177; JP. 22, 178.
Nácht-: s. Mitternachts- S. und übertr. [2b], iron.: Ihr sollt Partei nehmen für Gottes Sonne gegen die N. des Teufels. V. Ant. 1, 390; 33 etc., das Dunkel etc., mit Fortbild.: Zur Herstellung des für Fürsten und Volk unerfreulichen Nachtsonnenthums. 156; 2, 239 etc. Nêben- [5a]: eine optische Erscheinung der Atmosphäre, wo man neben der Sonne ein Bild derselben erblickt. G. 37, 136; Pouillet 2, 578; So vergisst man das Alles bescheinende Licht des Olymps, wenn eine seltene N. erscheint, die plötzlich entsteht und verschwindet. Thümmel 7, 173 etc. Nórd(er) -:
1) die Sonne in Nordländern, vgl. Ggstz.: Von der heißeren Süd-S., die dem Ruderer auf Scheitel und Rücken brennt. V. Ant. 1, 299.
2) Oster-S.; Südoster- S.; Süder-S.; Südwester-S.; Wester-S.; Nordwester-S.; Norder-S.; Nordoster-S.: eine bei den holländ. Seeleuten und nam. bei den Lootsen gebräuchl. Art, den Tag und die Nacht zusammen in acht Theile zu theilen, von denen jeder drei Stunden enthält. Um sechs Uhr Morgens steht die Sonne gerade im Osten und heißt dann Oster- S. und so um je drei Stunden weiter; zwölf Uhr Mittags ist Süder-S.; sechs Uhr Abends Wester-S.; zwölf Uhr Mitternachts Norder-S. Bobrik 641, vgl. 511. Schátten-: z. B.:
1) vgl. Helldunkel etc.: Die holde Sch. | beleuchtet zauberisch die Felsen. W. 20, 233.
2) die gegen das Licht des Paradieses wie Schatten erscheinende Erden-S.: Die Auen | des Friedens jenseits dieser Sch. 26, 287. Schēīn- [5a] und übertr., z. B. [2a]: Die untergegangene Sonne herabzusetzen, um der aufgehenden Sch. zu schmeicheln. Scherr Bl. 1, 137. Sēē- [4d]. Sínnen- [2b]: Daß keine schlechten Wort ein Pegnitzschäfer spricht, | daß er die Lust die S. nennet. Wernike R. 107. Stérnen- [6]: In dem Dom der St–n. Kinkel 18. Sǖd(er)-: s. Nord(er)-S. Ūr- [2b; 5]: der Weltmittelpunkt, von dem alles Licht ausstrahlt. Rahel 2, 615. Wāhrheits- [2b]: Sch. 715. Wélt-: s. Central- und Geister-S. Wést(er)-: s. Nord(er)-S. Wōhlfahrts- [2b]: Mühlpforth Leich. 191 etc.