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Sommer sommerhaft sommerig sommerlich sommern sömmern
II. Sómmer, m., –s; uv.; -:
(s. Sonne, Anm.):
1) die warme Jahreszeit (s. d.):
a) astron.: vom längsten Tage bis zur Herbstnachtgleiche, s. Littrow 123 etc.
b) im gew. Leben bes. in Bezug auf die Temperatur, und zwar theils, indem man nur dem S. den Winter (die kalte Jahreszeit) entgegensetzt (s. V. Ländl. 1, 69): Frost und Hitze, S. und Winter. 1. Mos. 8, 22; Ps. 74, 17; (Des) S–s und Winters. Zachariä 14, 8; H. R. 7, 15 etc.; Im S. . . Im Winter. Uhland 41 etc., theils mit Bezug auf die Zwischenzeiten, Herbst (s. d.) und Frühling (s. d. und Lenz, Mai): Börne 2, 446; Des Lenzes Blumenkleid, | des S–s Ährenmeer, des Herbstes Traubenhügel, | des Winters Silberhöhn. Matthisson 13 etc. (s. d).
c) (s. b) Nun wird es S.; voriges Jahr hatten wir gar keinen rechten S.; einen sehr frühen, einen späten S. [= warmes Wetter] etc.; einen nassen, kühlen S. [die Zeit des Jahrs, die warm sein sollte, war naß und kühl] etc.; Im größten (Kompert Pfl. 1, 111), im hohen (Niebuhr Röm. 1, 331; Lewald Ad. 154) S.; in des S–s Höhe (144), in der Zeit des Jahrs, wo gw. die größte, höchste Hitze ist, auch: Im Hoch-S. Auerbach J. 236; Hackländer Tag. 1, 32; Ein schöner Tag, der aber freilich mehr an den Hoch-S. als an den Frühling mahnte. Monatbl. 1, 39b etc., vergl.: Nach dem Mitt-S. dieses Jahres. Arndt Ber. XIV., die Zeit der Sommersonnenwende, bes. = Johannistag, und für die dem eig. S., d. h. der warmen Zeit vorangehnden und nachfolgenden Zeiten: Im Frühling und Früh-S. Rahel 2, 488 etc., ebenso: Im Frühjahr und Vor-S.; Körner Sch. 3, 308, Ggstz.: Wie man .. des entflohenen S–s sich zum zweitenmal im mildern Nach-S. freut. Wackern. 4, 1285⁸ (Hebel); G. 26, 42; Die Herbstblume oder Zeitlose, welche ihre Blüthen auf den Nach-S. verschiebt. IP. 3, 103 etc.; Im Spät-S. Tschudi Th. 237 etc., dafür volksth.: Den Alteweiber-, Altejunfern- (s. alt, Anm.), Ma- tronen-, Jungfern-, Mädchen-, Weiber-S. (vgl. f und 2): Die milde Wärme des Alteweiber-S–s. Keller LvS. 450; Da aber ein Wittwen-S. oder große Wärme wieder einfällt. Mathesius Sar. 34a etc. Andre Zsstzg. z. B.: Ein Bade-S. G. Stein 3, 399 (vergl. Badesaison), der im Bade verlebte; S.-Aufenthalt im Bade etc.
d) mehr oder minder personif.: Den braunen (Cronegk 2, 99), der nackende (V. Ov. 1, 67), der glanzgeschürzte (Kosegarten Rh. 3, 365) S. etc., s. b: Matthison, s. ferner Uhland V. 23; Weinhold 90 ff. etc.
e) mit Zahlw., theils von der Jahreszeit als Theil des Jahrs: Jch habe zwei S. im Bade verlebt (vgl. c, Schluß) etc., theils aber auch, indem der Theil fürs Ganze steht, = Jahr: Sechs S. sind vorbei, als etc. Lichtwer 86; Matthisson A. 8, 118; Nachdem sie neunmal neun S. durchlebt. Musäus M. 1, 106; Erst 18 S. zählte sie. Pfeffel Po 3, 21; Da sie ihren 60sten S. herannahen sieht. W. 22, 144 etc.
f) übrtr., s. Winter-; Herbst; Frühling, Lenz, Mai und außer den Stellen dort z. B.: Daß der S. deiner Gnad’ | in meiner Seele früh und spat | viel Glaubensfrücht’ erziehe. PGerhard (Wackern. 2, 479 ⁴²); Ist schon mein S. da? wird noch mein Herbst verweilen? | . . wird .. der Winter [das Alter] mich ereilen? Creuz 1, 98; Er starb in dem S. seines Lebens. Geßner 2, 60; War unser Frühling dahin, der S. und Alles wurde ernsthaft und heiß. G. 17, 116; JvMüller 5, 215; Nachdem der kurze S. des neuen Günstlings verblüht war. Sch. 716a; Nun ward der Winter unsres Mißvergnügens | glorreicher S. durch die Sonne Yorks. Schlegel Rich. III. 11 etc., auch Zsstzg. (s. c), z. B.: Leb wohl, du Spätfrühling! du Alter-Jungfern-S. [Falstaff]. Sh. 6, 21 (s. u.: Weiber-S.); Kam die Erinnerung, dieser Nach-S. der Menschenfreude, in seine Seele. IP. 7, 147; Keller gH. 4, 18; Prutz GschTh. 10 etc.; Für den nun ein warmer Spät-S. königlicher Gunst begann. Tasch. 2, 300 etc.; In dem Herbst des Lebens auch noch ihren Weiber-S. zu genießen. Musäus M. 4, 12; Es war kein neuer Frühling, sondern ein leidiger Alteweiber-S. Heine Lut. 1, 237 etc., s. o.: Altejungfer-S. 2) (s. 1) = S.-Faden, s. d. u. I. Mette, auch in Betreff der Belege, wozu wir nur wenige fügen: Der S. fliegt. . . Die weißen Sommerfäden etc. Hungari 1, 158; Die Spinnen des fliegenden S–s. Hebel 8, 92; KlGroth 49 etc.; Spinnen, welche, wie im Herbst bei uns, auf dem Altenweiber-S. durch die Luft über den Ocean fahren etc. Burmeister gB. 2, 73; Des Altweiber- (Kohl Südr. 2, 100), des Altenweiber- (Jahn M. 60), des Alt eweiber- (Kapper Chr. 1, 25) S–s etc.; Jungfern-, Mädchen-, Metten-, Faden-S. etc., auch bildl.: Solche Abende . . sind einzelne Wiederscheine aus andern Welten, sind wie fliegende S. aus den Gefilden des Jenseits. Zschokke 4, 195 etc. 3) s. S.-Sonntag. Zsstzg. s. [1c; f; 2].
~haft, a.:
dem Sommer gemäß etc.: Die s–e Beschattung. V. Ländl. 4, 605 etc.; So ist der Sommeranfang sehr un-s. herangekommen. G. Reinh. 206 etc.
~ig, a.:
sommerlich. Schm. (Su mmerig, sonnig. Stumpf 390b); Das S–e = Sommergetreide (s. d.); Zsstzg. z. B. (veralt.): Dörr-s–er Wein. Fischart Garg. 57b, in einem trocknen Sommer gewachsen etc. und mit Uml.: Ein-, zweisömmeriger Satz [s. d. 11 und Samen 1f].
~lich, a.:
sommerhaft, dem Sommer eignend etc.: Ihre s–e Bequemlichkeit haben. Fleming J. 112b; Den s–en Schnee ihrer Blüthen. Frese Bed. 1, 3; S–e Villeggiatur. Guhl 2, 220; Gutzkow R. 9, 9; Das milde s–e Wetter. Mügge ER. 3; Am Blüthensaum | der s–en Sprudelquelle. Platen 1, 163; S–e Schmetterlinge. 2, 76; Schwab 14; Tiedge 2, 128; Beim s–en Aufgang der Plejaden. V. Ländl. 1, 270 (s. sommern 1) etc.; mit Uml.: In einem leichten sömmerlichen Morgenanzuge. Heinse A. 1, 103; 2, 216; Um die Zeit der sömmerlichen Sonnenwende. Musäus M. 3, 94; Tschudi Th. 505; 579 etc. Zsstzg.: All-s. ädv.: jeden Sommer. Mügge Standp. 123.
~n, sömmern, intr. (haben); tr.; refl.:
1) (s. lenzen 2, auch für die Belege): Wenn es sommert [ez sumeret] vor des Winters Zeiten. Simrock Gudr. 260 etc.; Wann s–de Sonne die Blüthen gewelkt. Rückert 6, 304; Der nun s–den Heitre Beginn. V. Arat. 53; Die Erscheinung der s–den und winternden Plejaden III, deren Auf- und Untergang Sommer und Winter bringen (s. Ländl. 3, 88) etc.
2) sonnen (s. d. 1), die Sonnenstrahlen auf das Obj. einwirken lassen: Die Betten sömmern. Adelung; Die Hühner sömmern sich. Ds.; Walfisch, welcher an der Oberfläche des Wassers sich sömmernd eingeschlafen. Münchhausen 68: Die Bienen sömmern sich oder intr.: sömmern, fliegen an heitern Tagen viel vor dem Stock herum etc.; Geschlagnes Holz sömmern, den Sommer über in Blöcken liegen und austrocknen lassen. Schm. etc.
3) (s. 2) Gärtn.: Einen Baum sömmern, ausschneiteln, so daß die Sonnenstrahlen durchfallen können.
4) Daß ein Holz, welches erst 10 bis 12 Jahr gestanden, viel mehr sömmert oder Holz aufsetzet und treibet. Döbel 3, 37b, s. 5.
5) (s. 4) Ein Baum sömmert, wirft dichten Schatten, nam. insofern im Bereich dieses Schattens kein andres Gewächs aufkommt. Adelung.
6) Vieh sömmern, den Sommer über auf der Weide gehn lassen; es dort erhalten, nam. schwzr. Stalder; Gartenl. 10, 423b; Kohl A. 2, 129; Körner Sch. 4, 49; Tschudi Th. 584; 592 etc.; Die Alp kann 10 Stück mmern [ernähren]. Stalder etc., auch intr.: Wenn das Vieh gesommert hat. Auerbach Barf. 254, auf der Sommerweide gewesen und refl.: Sobald das Schaf sich sömmern [seine Sommernahrung suchen] kann. Adelung.
7) (s. 6) Da sommert sich’s nicht. Kürnberger N. 1, 165, das ist kein Sommeraufenthalt.
8) Ein Feld sommern, (be)sömmern, es nicht ganz brach liegen lassen, sondern mit Sommerfrucht bestellen. Dazu: Sommerung (Landw. Z. 55, 311b u. v.), Sömmerung (G. 23, 358; Schweinichen 3, 488) = Sommerfrucht. Zsstzg. z. B. Āūs- [2]: Betten; sich (Tieck GsN. 3, 9) a. etc. Be- [8]. I. Dúrch-: 1) [2] Mädchen, wohl durchgesommert [well summered] und warm gehalten. Schlegel Sh. 7, 189, s. II. 2) [6]. II. Durch-: s. I 1: Ich rufe Ihnen mit durchsommerter Seele mein inniges: „Schönen Morgen!“ V. Br. 2, 355, vgl. I; ein-s. 1; durchsonnen. Eīn-: z. B.
1) [2] Nun habe ich mein Herz so recht gemüthlich im Sonnenschein der Andacht ausgelabt und eingesommert. Tieck GsN. 5, 147, vgl. durch-s. II 1.
2) Wir sommerten und winterten uns gleichsam in die Welt ein. H., lebten uns sommerlich und winterlich ein. 3) ernten. Spate (vgl. austen). 4) Winterbier soll nicht mit dem Märzenbier eingesömmert werden. Schm., als Sommerbier verkauft werden etc. Über- [6]: Herden, die auf möglichst wohlfeile Weise übersömmert werden sollen. Tschudi Th. 602 etc.; intr. 218 u. o. Uml. 620 etc.; auch: Jetzt hat er das Kind schon 4mal überwintert und 4mal übersommert auch. Hebel 3, 199, es 4 Winter und 4 Sommer bei sich ernährt etc. Zū- [1]: Es will noch nicht recht z. [Sommer werden]. Brem. W. 4, 918 etc.