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Sinn sinnbar Sinne sinnen Sinnenthum sinnieren sinnig Sinnigkeit sinnigen sinnlich sinnlichen Sinnling Sinntheit
Sinn, m., –(e)s; –e, (–en); -, –es-; –en-:
(s. senden, Anm.) mit ineinandergreifenden Nüancen: 1) (ohne Mz.) Das in lebenden Wesen, was sie äußre Eindrücke mit Bewusstsein gewahr werden, empfinden lässt: Siehet das Auge und höret das Ohr? dein innrer S. sieht. H.; Das Feierliche dieses Gesangs .. wirkte .. auf meinen innern S. W. 16, 191; Wo Dichterblumen sprossen, | den äußern S., den innern S. erquicken. G. 6, 88 etc. (der allgemeine Gefühl-S., s. 2). 2) Insofern der S. (1) durch versch. Organe wahrnimmt, untersch. man versch. S–e, nam.: Tast- oder Gefühls-S. (in engrer Bed.); Gesichts-,Gehör-, Geschmack-, Geruch- S.; Stark in die S–e fallende Phänomene. G. 39, 6; An allen S–en scharf, von Augen wie ein Luchs. Rückert Rost. 70a etc. Die veraltende Mz.: S–en z. B. Forster R. 1, 220; Haller 67; Heinse A. 2, 101 etc.
a) Daher: Seine fünf S–e haben, normal organisiert sein, namentl. von Menschen: seinen rechten Schick haben (vgl. 3), z. B.: Wie er .., wo er anders seine fünf S–e hätte, deutlich und greiflich genug sollt gefunden haben. Luther 6, 6b; Wo sie nur einen von ihren fünf S–en hätten. 8a etc.; scherzh.: Die Schwaben haben nur vier S–e (s. schmecken 1); Das sagen oder geben mir meine fünf (komisch: vier. W. 14, 9) S–e, daß etc. = Das sagt mir sofort der Menschenverstand in seiner einfachsten Wahrnehmung, ohne daß es besondern Nachdenkens bedarf etc.
b) Zuw. werden mehr als fünf S–e angenommen, s. Fledermaus-S.; c; ferner z. B.: So Ohr als Zunge wird zu einer Wollustrinne; | mein Fühlen ist vermählt mit einem sechsten S–e. Lohenstein Ros. 46; Thümmel 8, 157, vgl.: Faulheit, Ehrgeiz und sogar der sechste S. finden Befriedigung. . . Ich rechne den Geschlechtstrieb mit etc. Forster Jt. 2, 78 etc.; Wie drängt euch [Magnetisierte], wahrzusagen | der sechste S. im Magen. V. 3, 124 etc.; ferner volksth. (vgl. sieben Sachen, s. d. 2e): Man muß immer seine sieben S–e bei einander haben! Auerbach Ed. 75; Wie ihn alle sieben S–e jücken! G. 2, 73; Setzt eure sieben S–en in die Falten! Gryphius Sq. 3 (dagegen: Die Liebe .. | hat ihm seine fünf S–en verwundt. 18) etc., vgl.: Mit Hilfe unsrer sieben S–e das Selbstbewusstsein und den Gemein-S. (s. d. 2) mit eingerechnet. W. 21, 281 etc.
c) (s. b) Die Phrenologie oder Schädellehre rechnet eine Menge einzelner S–e auf, für die sie entsprechende Organe im Gehirn (Schädel) annimmt, z. B. (s. Scheve Kat. d. Phrenol. 54 ff.) als Hauptabtheilungen: die niedern, die Gemüths- und die Verstandes-S–e, dazu speciell z. B.: Bau-, Diebs-, Eigenthums-, Einheits-, Erwerbs-, Farben-, Fern-, Gegenstands-, Geschlechts-, Gestalt-, Gewicht-, Größen-, Kampf-, Kunst-, Nahrungs-, Orts-, Rauf-, Raum-, Schönheits-, Verheimlichungs-, Wäge-, Wort-, Zahlen-, Zerstörungs-, Zusammensetzungs-S. etc., wovon nam. die durch gesperrten Druck hervorgehobnen auch in der allgem. Sprache üblich find (vergl. 3c). 3) (s. 1) das geistige Empfinden des Menschen (vgl. dagegen 4) überh. oder nach den einzelnen Beziehungen, insofern es sich im Bewusstsein, im denkenden Urtheil, im begehrenden Streben und Wollen etc. kundgiebt (svwdt.: Gemüth, Verstand, Geist, Seele, Herz, Kopf, Gedanken, Meinung, das Trachten etc.); auch wie die Svwdten zuw. als Bez. der Pers. selbst (vgl. Herz 3b etc., s. Eigen-, Murr-S.):
a) Wenige Bsp. genügen im Allgm. für das so ungemein häufige Wort (s. u. die stehnden Fügungen, geordnet nach gramm. Beziehungen): Sein S. [oder er] sehnt sich danach; Also bewährt die Trübsal des Menschen S. [den Menschen]. Sir. 27, 6; Hoffährtig in ihres Herzens S. [Trachten, in ihrem Herzen]. Luk. 1, 51; Der die Herzen forschet, weiß, was des Geistes S. [Trachten, Verlangen] sei. Röm. 8, 27; Darum soll der Gottlosen S. [Gemüthsart, Denken] ferne von mir sein. Hiob 21, 16 etc.; Wo der S. am herrlichsten blüht, da mangelt die Frucht der That. Börne 5, 2; Euch trüget eu’r S. [Denken etc., ihr irrt]. B. 67b; Demst kein S. in dem Haupte. G. 5, 33; Lob den Architekten , deren S. [Geist] und Kraft; | auch den Gewerken, deren Hand es ausgeführt. 6, 343; Ist es der S., der Alles wirkt und schafft? 11, 51; Zu Dumpfheit oder S. Rückert W. 2, 31; Niemals war in allen Landen | Aller eine Meinung; | Aller S. nur trachte Gutes! V. 4, 68; Ein Anderes räth mir | Lust, ein Anderes S. [der denkende, urtheilende Geist]. Das Bessere seh ich und lob’ ich, | Schlechterem folget das Herz. Ov. 2, 7 (pgl. dagegen H).
b) Die Mz. in Bezug auf die einzelnen Sinneskräfte, oft in ihrer Gesammtheit = Ez. (s. a, vgl. L. 5, 343): Ihre Sinne sind verstocket. 2. Kor. 3, 14; Daß .. eure S–e verrücket werden von der Einfältigkeit in Christo. 11, 3; Die zerrüttete S–e haben und der Wahrheit beraubt sind. 1. Tim. 6, 5 etc.; Verblendung, die deine S–e umnebelt. Forster Voln. 14; Meine S–e, die nicht mehr von erquickenden Thränen gelabt werden, ziehen ängstlich meine Stirne zusammen. G. 14, 104; 113 etc.; Alle meine S–e waren dermaßen eingenommen. Moscherosch (Wackern. 3, 6561²); Eine Macht der Hölle | umnebelt deiner S–e hellen Tag. Sch. 356a etc., daneben veraltend, wie gw. bei den schles. Dichtern etc. (vgl. nam. L. 8, 272 und 264) z. B. noch: Da zieht die Andacht wie ein Hauch | durch alle S–en leise. Geibel 251; Alle S–en gingen mir um. G. 9, 162; 242; 109; 11, 21; 28; Ihr vergehn die S–en. 117; Die halb verrückten S–en. 145; 13, 22; 14, 17; 65; Meine S–en verwirren sich. 123 (7, 331); Sch. 555a etc.
c) S. für Etwas haben etc., Empfänglichkeit, wonach man es leicht und gern in sich aufnimmt, auffasst etc. (vgl. 2c): Daß er zwar nicht .. übelnehmisch sein wollte, daß er für den Scherz aber doch keinen S. hatte. Waldau N. 3, 358; In dem Alter, wo gefühlvolle Seelen einen noch ungeschwächten S. für das sittlich Schöne und Große haben. W. 32, 156 etc., auch (vgl. Auge 2b; Ohr 2b): Er war ganz S. für die neuen Erscheinungen. Gervinus Lit. 5, 80 etc., auch: Daß die Venetianer den S. der Farbe bei sich so bald aufgeschlossen gefühlt. G. 26, 322 etc. (s. Farben-S., vgl. Spiel-S. etc.); Mir wird nicht der S. verliehen, | in verworrnen Räthselkram | mich mit Wollust einzuwühlen. Kinkel 375 etc. und veralt.: Der Vater hatte kein S. in ihn [den Freier der Tochter]. Weidner 210, mochte ihn nicht etc.
d) Wie Geist (s. d. 2k), Gemüth (s. d. 1), Herz (s. d. 3a), Verstand etc. oft mit attribut. Ew., wofür danach (s. f), zumal bei der Häufigkeit, kein Bsp. nöthig erscheint, außer für die versch. nüancierte Bed. ein und desselben Ausdrucks, z. B.: Der Graf trug hohen [edlen] S., | doch höher .. schlug | das Herz, das der Bauer im Kittel trug. B. 37a; Der hohe S. [Verstand, Einsicht etc.] des Papsts. | Er sieht das Kleine klein, das Große groß. G. 13, 117 (vgl.: der tiefe S. Platen 2, 151); So hohe S–en | müssen andern Dank gewinnen | als ein kriechend Erdegeist. Logau 1, 2, ein auf das Hohe gerichtetes Streben etc. (s. auch 4), vgl. die vielen entsprechenden Zsstzg. mit Ew. von sinnig, Sinnigkeit und S., worin die Eigenschaft des S–s als haftend bez. wird, so nam.: Eigen-, Leicht-S., s. ferner: Gemein-S. Ferner in stehnden Fügungen, so:
e) als Subj. oder Obj. (vergl. b): Viel Köpfe (s. d. 3b), viel S–e, Sprchw. in Bezug auf Verschiedenheit der Meinungen, Ansichten etc.; Einen vergehn die S–e(n), das Bewusstsein etc.; Hier stehen Einem die S–e still. W. 11, 24, der Verstand, bei etwas Unbegreiflichem; Sein S. [Trachten] steht danach; seinen S. darauf stellen, richten, setzen etc.; Einem unsern S. [Absicht] entdecken, enthüllen etc.
f) Genit., z. B. (s. d): So und so beschaffnen S–es oder so gesinnt (s. d.) sein, z. B. demüthigen, stolzen, hohen, niedrigen, (un)edlen S–s etc.; Mit Jemand eines oder gleichen S–s sein, Dasselbe wollen; Ich war S–s [oder Willens], es zu thun; Sind Sie noch des S–s?; Andern S–s werden etc.; Seiner S–e mächtig oder: bei S–en (k) sein; veralt.: Jch lasse Jedermann seines S–es walten. Luther SW. 63, 169, ich lasse Jedem seine Ansicht. Ferner abhäng. von Präpos.:
g) Einem Etwas an S–en sein, z. B. Scholz Straf. 1, 391, s. anmuthen 1a, in der Schriftspr. meist: es ihm ansinnen (s. d.).
h) Auf seinem S. [Willen] bestehn, beharren, bleiben etc.
i) Aus den Augen, aus dem S. [Gedanken]. Sprchw.; Aus dem S. Einem Etwas rücken (s. d. 1d), bringen, sich Etwas schlagen (s. d. 2c); Das will mir nicht aus dem S., ich muß immer dran denken (vgl. m) etc. k) Bei S–en sein (s. f), z. B. Benedir 8, 194, bei vollem, klarem Bewusstsein und gesundem Verstande (mundartl.: sinnedig. Kompert Pfl. 1, 190; 2, 199; Böhm. 270; niederd.: sinnig. Brem. W.), vgl.: bei sich; bei Trost, Ggstz.: Von S–en (oder außer sich), vgl. auch p.
1) Einem durch den S. fahren (s. d. 2b) mit persönl. Subj., z. B. Leisewitz Jul. 21; W. 13, 62 etc., Dessen Willen und Absichten entgegentreten etc.; mit unpers.: blitzartig die Gedanken durchzucken, vgl. m. Gegen den S, s. r. m) Etwas liegt Einem im S. (vgl. i), man muß immer dran denken; Etwas im S. behalten, theils bloß: im Gedächtnis, z. B.: eine Zahl etc., theils vom Begehrungsvermögen als zu erstrebendes Ziel, z. B.: Der seine frühere Liebe hartnäckig im S–e behalten. G. 15, 17 etc.; Etwas kommt Einem in den S. (s. 5); es sich in den S. kommen (s. einfallen 6) lassen; Etwas im S. haben, beabfichtigen; Wo ist Der, der Solches in seinen S. nehmen dürfte, also zu thun? Esth. 7, 5 etc.; Das will mir nicht in den S. (oder Kopf), ich kann’s nicht fassen, begreifen etc.; In Jemandes S–e handeln, Etwas thun, sich äußern, so wie Dieser im vorliegenden Fall handeln etc. würde, s. o u. 5. n) Mit S., mit denkendem Bewusstsein in Dem, was man thut, z. B.: Du vertheilst sie mit S., ich müßte dem Zufall gehorchen. G. 5, 16; 6, 32 etc., Ggstz. p. o) Nach Jemandes S. (s. m und 5), so wie er es will, möchte: Nach meinem S. ist das Ganze nicht; Ja, wenn’s nach meinem S. ginge!; Sie deuteln Alles nach ihrem S–e. Tieck GsN. 1, 112 etc. p) (s. Ggstz. m) Sich immer leidenschaftlich ohne S., Verstand und ohne Folge betragen. G. 10, 84 etc.; selten (vgl. k): Die ohne S–e [außer sich] waren, wie sie ums Bette [der Sterbenden] standen. 14, 70. q) Von S–en (s. k) sein (West Dian. 3, 14 etc.), kommen (G. 10, 4; 13, 223); Halb von S–en, tappte der Wolf etc. 5, 287; 18, 63; Daß er mir den Kopf fast von S–en ängstiget. H. Merck 2, 7 etc.; Von seinen S–en nicht(s) wissen. Forster R. 1, 306; Olearius Reis. 161b, besinnungs-, bewusstlos daliegen etc. Veralt.: Es ist zu ferne von S–en [unbegreiflich]. Luther 6, 203b etc. r) (s. Ggstz. o) Wider (oder gegen) Jemandes S., z. B. handeln etc.; Ich kann das Kleine nicht leiden; es geht mir wider den S. Heinse A. 1, 272, es widerstrebt meinem ganzen Sein etc. s) (s. m) Etwas kommt (Ramler F. 3, 231), fällt (W. 20, 336), steigt (71; Spate 2, 28) Einem zu S–e, es fällt ihm ein; Sich Etwas zu S–e ziehn, zu Kopf (s. d. 2t, vgl. Gemüth 1c) etc. 4) immer in Mz.: im Ggstz. des Reingeistigen, das auf irdischen, leiblichen Genuß gerichtete Empfindungs- und Begehrungsvermögen (s. sinnlich 1b), z. B.: Jenes Gefühl, welches .. die Sinne selbst zur Seele verklärt. Schlegel Dr. 2, 2, 138; Eine Liebe, an der das Herz und der Geist mehr Antheil hat als die S–e. W. 4, 167; 168; 12, 295; Allen Lüsten der S–e und des Fleisches absagen. Zimmermann Eins. 48 etc.; Deine S–en .. empört. Göckingk Lieb. 127; Daß .. die Vernunft der S–en Feuer kühlt. Haller 83; Heinse A. 2, 55; Lichtwer 228; W. 10, 55; 12, 169 etc. 5) Der S. eines Worts, einer Rede, Schrift etc., die Bedeutung; Das, was damit gesagt, gemeint, wie es aufzufassen ist (vergl. 3m; o): Nicht nach dem Buchstaben, sondern nach dem S. des Gesetzes; Ein Kardinal. Das Wort schallt recht; | sein S. ist: der Knechte niedrigster Knecht. Cham, 3, 234; Ich verstehe es nur zu wohl, nicht die Worte, aber den S. G. 7, 330; Dinge, welchen der Italiäner allen S. des Gedichtes aufopfert. 24, 200; Leere Schälle ohne S. WHumboldt 3, 105; Daß ich den S. seines innern S–s nicht fasse. Klinger Giaf. 289; Der S. ist vollkommen übertragen, aber der Geist ist verflogen. L. 7, 89; Was ist der langen Rede kurzer S.? Sch. 333b; Er verstand den stillschweigenden S. dieser Zumuthung. W. 5, 242; Schlüssel zur Aufschließung des geheimen S–s. 13, 167 etc.; Im barsten (Kürnberger Am. 386), wörtlichsten (W. 15, 262) etc.; im gröbern (3, 32); in einem höhern (G. 39, 293), im höchsten (4, 27) S.; Sittlich im täglichen S–e, religiös im höhern. 22, 197 etc.; In diesem S–e [Betracht, in dieser Weise der Auffassung]. 39, 293; Euch gehört es zu in jedem S–e. 13, 108 etc., seltner verallgemeint: Ich darf in jedem S–e [in jeder Beziehung; wie man es auch auffassen mag] vor ihm stehn. 189, vgl. (veralt.): Keines Wegs noch S–s [durchaus nicht]. Fischart B. 2a. Ugw. Mz.: Der Spruch .. reimet sich .. zu diesen zwei S–en etc. Luther 1, 379a. Zsstzg. s. 2; 2c, danach (s. die von sinnig) und nach folg. Bsp. leicht zu mehren, nam. zu 3, ohne Mz., wo nicht das Gegentheil bemerkt ist (vgl. Spate): Aber-: verkehrter (vgl. Aberwitz). Haug EpSp. 122; Jris 6, 311. Atg- [3d]: Pröhle J. 288 (selten). Betrīēb-: Industrie, Betriebsamkeit. Schwegler (47) 920. Bīēder- [3d]:–B. 12b; G. 13, 321 etc. Blȫd- [3d]: (vergl. blöde 6) Stupidität, Geistesstumpfheit, Dummheit und: ein ihr gemäßes Thun, s. Bock D. 304; G. 35, 49; Klinger F. 89; Zwischen Wahn-S. und B. schwankend. Scherr Bl. 1, 145; Eine Albernheit, ein B. Stahr Par. 1, 238. Brūder-: Brüderlichkeit. W. 9, 264. Bürger-: die (Staats-)Bürgern geziemende Denkart und Gesinnung. G. 6, 311; 27, 203etc. Būß-: der Buße geweihter. Pyrker 252. Chrīsten-: Sch. 69betc. Dēmuth-: demüthiger. ebd. Dóppel- [5]: Etwas, das und insofern es eine doppelte Deutung zulässt (vgl. Zweideutigk.). G. 13, 100; 35, 309; Hinterlistig | mit D. uns täuschen. Sch. 581a; 443b; 362a etc. Dúlder-: Platen 4, 147. Dúmpf- [3d]: z. B. (vgl. Blöd-, Stumpf- S.) G. 31, 19 etc.; auch = dumpfe Betäubung. Gries Boj. 2, 18, 43. Dünkel-: dünkelvoller. Kosegarten Rh. 1, 139. Edel- [3d]: Forster Br. 1, 306; Edel- und Schalk-S. [in Lavater]. Xen. 21. Eīgen- [2d]:
1) eigener (s. d. 2e), wunderlicher Sinn, Laune, Kaprice: Die Grille des Künstlers dient dem E–e des Reichen. G. 31, 5; Ramler F. 3, 100; 107; E. des launenhaften Zufalls. Sch. 277a etc.
2) (s. 1) das hartnäckige Beharren auf dem eignen Sinn: Das sonderbarste Gemisch von E. und Nachgiebigkeit. G. 21, 150; Starrer E. 4, 187; Ein eigener Sinn ist darum nicht E. Iffland 3, 3, 132; Die Beharrlichkeit .., diese Tugend wird zuw. mit E. verwechselt. Kotzebue NSch. 10, 282; Altrömisch sonder E. und ohne Starr-S. tugendhaft. Kretschmann 5, 314 etc.; Durch Zäheit und Geschäfts-E. dem König abgerungen. Ense T. 1, 170 etc.
3) eigensinnige Pers.: Jungfer E. B. 111a; Dieser König E. Geibel Rod. 20; Gotter Sch. 97 u. o. Eīnheits-: z. B. G. 25, 15 (Einmüthigkeit) etc., s. [2c]. Eng- [3d]: geistige Beschränktheit. V. Ant. 2, 287. Fárben- [2c; 3c]: Schwegler (47) 206. Fēīn- [2d]: geistiges Feingefühl: Der F., mit dem er zu übersetzen verstand. Gervinus Lit. 5, 615; F. und geschärftes Gefühl für das Schöne. Kolbe Bel. 30; 51. Flátter-: Flatterhaftigkeit. Sch. 408a etc., auch vgl. Eigen-S. 3. Flêdermaus- [2b]: Der sog. F. ist Nichts weiter als feines Gefühl des Widerstandes der Luft. Oken 4, 295 etc. Fórm(en)- [3c]: 271; Lewald W. 2, 463; Vischer Ästh. 2, 161 etc. Frāūen-: Veränderlich | ist F. Sch. 44b etc. Frēī-: frei und nach Freiheit strebender Sinn (vgl. liberal; Freiheits-S.): Ense D. 6, 220; Gal. 1, 248; Daß der Frei- und Eigen-S. der Einzelnen sich gegen die Allgewalt des Einen ins Gleichgewicht stellt. G. 4, 392; F. in Religionssachen. 298; Es regte sich auch hier der deutsche Frei- und Froh-S. 21, 53; 22, 283; Strenger Patriotismus mit einem einfachen reinen F. gepaart. 33, 179; 271; 285 etc. Frēīheits-: Sch. 867a etc. Frōh-: Fröhlichkeit etc. G. 5, 7; 6, 38; 21, 249; F. und Leicht-S., Tief-S. und Wahn-S., Hoch-S. und Starr-S., endlich Kalt-S. und Schwach-S. sind nur als Wirkungen des Temperaments in Beziehungen auf ihre Ursachen unterschieden. Kant Anthr. 264; F., der an Leicht-S. grenzt. W. 23, 6; 35 etc. Frómm-: Frömmigkeit. G. 18, 76. Fürsten-: fürstliche Gesinnung. W. 12, 21. Gefǖhls- [1; 2]: Oken 4, 168; 269; Musäus M. 3, 5. Gêgen- [5]: entgegengesetzter: Jedes ausgesprochene Wort erregt den G. G. 15, 181; 29, 272; 37, 124 etc., vergl. Ironie. Gemēīn-:
1) (veraltend) der (allgemeine) Menschen-Verstand und -Sinn: G. (sensus communis). Mendelssohn Morg. 162; 163; W. 21, 281, s. [2b, Schluß].
2) [3c] Sinn für das Gemeinwohl. G. 22, 398; Platen 2, 243 etc., vgl.: Den gemeinen [unedlen] Sinn .., wo der G. grade an seiner Stelle wäre. Gartenl. 9, 752a. Geschmácks- [2]. Gewérb-: z. B. G. 20, 168, aufs Erwerben gerichteter etc., vgl. Handwerks-S. Glēīch-: z. B. in Bezug: 1) auf eine Pers. = Gleichmuth, Gleichgültigkeit. Haller 100; Alfr. 225 (vgl.: Der immer gleiche Sinn, den Fälle nicht zerrütten. Hagedorn 1, 21). 2) auf mehrere: Gleichheit der Gesinnung: G. erzeugt Vertraulichkeit. W. Att. 2, 2, 41.
3) [5] Der G. beider Ausdrücke. Glēīßner-: Heuchelei und G. Kosegarten Rh. 1, 119. Götter-: G. 2, 180 etc. G (e)rād-: ein den graden Weg gehnder Sinn (geistig od. sittlich): Also fand auch Winckelmann mit seinem G–e, daß hier die Achse der ganzen Kunstkenntnis befestigt sei. G. 30, 28; 32, 138; 191; Ihr G. hasst der Lüge Zwang. Sch. 508a etc. Grōß- [3d]: aufs Große gerichtet (Ggstz. Klein-, Eng-S.). Zschokke 8, 36. Grúnd- [5]: Den G. seiner Gesänge. G. 33, 72 etc. Hándwerks-: handwerksmäßiger, z. B. tadelnd. 39, 454 etc. Hárt- [3d]: harter Sinn. B. 73; Wackern. 4, 540³⁵ etc. Hāūpt- [5]: G. 22, 74; Was den H. des Lebens betraf. 27, 338; 26, 105 etc. Hēīter-: Froh-S. Zschokke 1, 168; 8, 74. Hélden-: heldenhafter. JvMüller 6, 164; Sch. 253b etc. Hímmel-: himmlischer. Hölderlin H. 2, 78; Seume Gd. 83 etc. Hōch-: hoher, nach Hohem strebender: Börne 1, 308; Dem H. ist 1s04 die zweite Stelle Pein. G. 6, 210; 251; Das bürgerliche Drama, wo das Herkömmliche ohne H. dargestellt wird. 33, 77; 4, 175; 29, 208 etc. Húld-: huldvoller etc. Tiedge 2, 120. Irr-: (s. irre 1c und Wahn-S.) Aus dem Stumpf-S. in J. übergegangen. Ense T. 3, 264; V. Sh. 3, 330 etc. Jūgend-: wie ihn die Jugend hat. Kált-: kalte (s. d. 2) Gleichgültigkeit etc. (vgl. Lau-S.): Ihm mit K., mit anscheinender Verachtung begegnen. G. 34, 219; 22, 136; Jener K. gegen das Alterthum. L. 8, 324; Sch. 184a; V. 3, 10; W. 2, 60; 3, 9 etc. Kínder-: Bewahr uns Gott den K.! Echtermeyer 146; Sch. 48a. Klēīn- [3d] (vgl. Eng-S. etc.) Das bemitleidende Achselzucken des K–s. Fichte 6, 334. Klūg- [3d]: Freien K. und lebendige Thätigkeit. G. 4, 187; 257. Knécht-: Servilismus. .. Diesen K. Scherr Bl. 1, 25; 192 etc., vgl. Sklaven-S. Krǟmer-: Sch. 872a. Kúnst- [2c; 3c]: An K. und an feinem Empfinden. Lewáld Ad. 3 etc., auch: Eine Zackenkrone im K–e der Vorzeit. G. 22, 357. Künstler-: 379 etc. Kúrz- [3d]: vgl. Eng-S.: Was man so verständig nennt, | ist oft mehr Eitelkeit und K. G. 11, 134. Lámms-: vgl. Lamm 2. Lāū- [3d]: (s. Kalt-S.) Wie dein L. mich schmerzt. Kosegarten Po. 2, 225. Lêêr- [3d]: Aus L. und Zerstreuung. H. Ph. 10, 160. Lēīcht- [3d]: (s. leicht 3c; 9)
1) der Alles leicht nehmende Sinn und das diesem entsprechende Thun: Daß an die Stelle dieses naturgemäßen L–s der schwere Sinn trete. Fichte 7, 287; 8, 5; G. 5, 6; 22, 61; Die Göttin des L–s. Heine Lut. 1, 195; Eine Quelle des leichten Sinns der Russen. .. Eine Folge seines L–s. Kosegarten Poet. 1, 152; Sorglosigkeit, die nahe an L. grenzen mag. W. 22, 146 etc.
2) leichtsinniger Mensch: Das rührt den L. nicht einmal. G. 2, 218; Der junge L. dachte etc. Hebel 3, 255; V. 1, 77 etc. Lícht- [2]: Gesichts-S. Oken 4, 267. Līēbes-: liebender etc. Uhland 460. Lúthers-: V. 4, 79. Mǟgde-: Der treue M. Lavater 1, 110, vgl. Knecht-S. Mánn-: mannhafter. Schlegel Sh. 8, 237; V. 3, 16 etc., vgl.: Den rohen Männer-S. G. 35, 256. Ménschen-:
1) Menschenverstand (s. Gemein-S. 1): Seume Gd. 129; 272; Gesunder (Forster A. 3, 75), der gemeine (W. 24, 209), allgemeine (29, 144; Luc. 5, 272) M.; Kämpfte ein gebildeter M. gegen die plumpen Anmaßungen eines ver- alteten Herkommens. G. 24, 196 etc.
2) [2a] in Mz.: Soviel als fünf M–e, mit Verstand angestrengt, daran entdecken können. W. 13, 90 u. o. Zahlw. fast = 1: Ein Tag, den M–en, | wie hoch sie immer gehn, mit Nichten fassen können. Opitz 1, 11.
3) Humanität. Mít-: vgl. Mitgefühl: M. jedem Herzensdrang. G. 12, 221. Mórd- [2c; 3c]: Mordgier. 9, 182. Múrr-:
1) = mürrischer: Börne 1, 302; Ihr M. über meine Schwäche. Heine Verm. 1, 100; Mit dem ganzen M. der düstern Laune. Seume Sp. 42 etc.
2) murrfinnige Pers.: Meister M. Langbein L. 55. Mútter-: mütterliche Gesinnung etc. Thümmel 8, 55. Natūr- [3c]: Delbrück Sokr. 132; Görres V. 168 etc. Nêben- [5]: Ggstz. Haupt-S. Nēūerungs-:, nach Neuerungen strebender. Scherr Bl. 1, 165. Orts- [2c]. Partēī-:
1) Partei nehmender: Wir möchten sagen, mit löblichem P. Ense D. 6, 366.
2) [5] Das im P. Wirksame auszusprechen. G. 33, 231. Pȫbel-: Gesinnung, wie sie den Pöbel bezeichnet: Es ist nur ein Ding, P. und Tyrannei, mit zwei Namen genannt, wie die rechte und linke Seite. H. Ph. 10, 361; 344 etc. Ráche-: nach Rache strebend. G. 25, 257. Rǟūber-: W. 20, 259. Récht- [3c]: nach dem Rechten strebend: Der Gerad- und R. G. 31, 191; Heine Verm. 1, 296. Rítter-: B. 54b; Perthes Leb. 2, 219. Rȫmer-: Jener R., jene männische Natur. Gervinus Lit. 5, 143 etc. Schálk-: s. Edel-S. Schárf-: mit scharfer (s. d. 5) Unterscheidungsgabe eindringender Sinn: Börne 2, 163; Der gw. Fehler des Sch–s, der immer tlefer und subtiler zergliedern will als die Natur der Sache gestattet. Forster Br. 2, 113; Zwei entgegengesetzte Eigenschaften . ., das Gemüth und den Sch. G. 21, 74 etc. Schlápp-: Schlaffheit: Der Männer Sch. G. Br. 5a. Schȫn- [3c]: Sch. nennt’ ich den geistigen Sinn und dem sinnlichen Pöbel | blieb’ ausschließlich der Thiere Geschmack [s. d. 3]. Baggesen 2, 140, vgl.: Schönheits- S. Guhl 1, 171; Lewald W. 1, 383. Schwách- [3d]: Schwachmüthigkeit (Ggstz. Stark-S.): Wo Sch. erbebt. Fouqué Gd. 1, 21; auch: Verstandesschwäche etc. Schwärmer-: Schwärmerei etc. Sch. 307b. Sélbst-: Egoismus etc. G. 2, 97. Sklāven-: Sch. 73a, vgl. Knecht-S. Soldāten-: kriegerischer etc., auch [5]: Er nahm diese Äußerung im S–e. G. 18, 209. Spǟher-: s. Spür-S.: Mit dem tiefen Sp. Tieck 5, 504. Spīēl- [3c]: s. Spielgeist 1. Spítz- [3d]: zu weit getriebner Scharf-S. etc. Hamann Sib. 129. Sprāch- [3c]: G. 24, 180. Spǖr-: mit Spürkraft begabt etc.: Mit eifrigem Sp. 36, 74; Mit einem außerordentlich feinen Sp. für unser Geschlecht W. 23, 174; 403; 29, 197 etc. Stárk-: s. Ggstz. Schwach-S.: Wer bewundert nicht den St. eines Kato? Sch. 687a. Stárr-: starrer Eigen-S.: Eherner St. G. 23, 394; 21, 81; Sch. 104a etc. Stēīf- [3d]: unbiegsamer Eigen-S.: Bei den Launen vereinigt sich oft St. mit Veränderlichkeit. Garve Vers. 1, 488; Nicolai Mös. 92; Nicht aus St., denn ich bin verträglich. Sturz 1, 252 etc. Stúmpf- [3d]: Stumpfheit des Sinns, z. B.:
1) [3c] Seinen St. für alles Schöne und Gute. W. 18, 209.
2) Apathie: G. 22, 314; Versank ich in einen betäubenden St. Tieck A. 2, 85 etc.
3) Ggstz. zu Scharf-S.: Der Wetzstein des St–s. Rückert Mak. 1, 99 etc.
4) Blöd-S., s. Jrr-S. Tāūben-: (vergl. Lamms-S.) Sch. 350b. Thōr-: Thorheit. JvMüller 15, 3. Tīēf-:
1) tief eindringender Sinn, Gedankentiefe: Bring Scharfsinniges vor, so wird dich der Haufe beklatschen; | aber den T. kann einzig der Tiefe verstehn. Geibel J. 374; Leonardo’s T. bemerkte gar bald, daß etc. G. 31, 52; Bei einem solchen Scharf- und Tief- und Viel- und Weit-S. IP. 41, 71; Platen 2, 195 etc.
2) Versunkensein in Sinnen, in trübe Gedanken, Trüb- S., Schwermuth: Ein ernster T. beherrscht ihn acht Tage lang. Abbt 2, 70 etc. Trēū- [3d]: T. und Redlichkeit. Heine Lut. 1, 96. Trǖb- [3d]: vgl. Tief-S. 2: G. 13, 274; 22, 161; 164 etc. Trūg-: trugvoller Sinn. H. 11, 228. Tūgend-: tugendhafter, nach Tugend strebender. úber-: dem Übersinnlichen (s. d.) gewidmet, angehörend etc.: Alles, was keinen sicheren, festen Boden mehr hat . ., wird leicht aus Ü. zum Un- S. Auerbach Ab. 110, selten, nam. Mz.: Über Nicht-S–e und Ü–e richten. IP. Un-:
1) der Zustand, in dem man seiner Sinne nicht mächtig, nicht bei sich ist etc.: G. 14, 112; Tobend vor U. V. Od. 9, 398; 21, 302 etc.
2) Etwas ohne Sinn und Verstand: Barer U. Auerbach T. 205; Diesen Halb-U. G. 22, 89; U. machen, treiben etc., seltne Mz.: Solche unbegreifliche U–e gehen vor. Rahel 2, 26; 1, 400 etc. Vāter-: väterlicher. G. 13, 295. Vāterlands-: Patriotismus. JvMüller 6, 142. Vīēl-: vielseitiger, vielumfassender, s. Tief-S. Vólks-: volksthümlicher. G. 18, 112. Vóll- [5]: Im V. [vollen Sinn] des Wortes. Gartenl. 9, 123b. Wāhn-: der kranke, irre Zustand, in dem man die Gebilde der Phantasie für Wirklichkeit hält und: etwas solchem Zustand Entsprechendes, s. Bock D. 303; Kant Anthr. 143; W., dieses habituell gewordene Träumen im Wachen, dieses zum bleibenden Zustande gewordene Phantasieren. Vischer Ästh. 2, 204 etc., vgl. Verrücktheit; Raserei; Tollheit etc.; in gehobner Rede auch ohne den Begriff des Krankhaften: Süßer Schlaf! .. eingehüllt in gefälligen W. [Träume], versinken wir. G. 9, 242 etc.; Des Dichters Aug’, in schönem Wahnsinn rollend etc. Schlegel Somm. 5, 1; W. 20, 5; Kosegarten D. 1, 99 etc. Zsstzg. z. B.: Ljebes-W. Beck FP. 4, 19; W. 11, 174 etc.; Der Säufer- oder Zitter-W. besteht in einer den Säufern .. eigenthümlichen psychologischen Störung mit Zittern der Glieder (Säuferzittern). Bock D. 347, vergl. Säuferschwindel. Wāhrheits- [3c etc.]: Der unbefleckteste W. G. 22, 382; 39, 95 etc., auch: Mit klug dichtendem W. 18, 277, wodurch die Dichtung der Wahrheit entspricht etc. Wánkel-: Wankelmuth. Sch. 352a. Wēīt- [3d]: weitreichender: Beschränktheit oder W. G. 33, 295, s. Tief-S. Wélt-: auf das Weltliche gerichteter. 17, 128; 22, 136; 196 etc. Wīder-:
1) Gesinnung, die im Widerspruch, im Entgegentreten gegen Jemand sich kund giebt: Solche Zeichen eines im Stillen wirksamen W–es. Ense D. 6, 144; Den ich .. durch krankhaften W. verletzt. G. 21, 142; Trotz und W. W. 20, 230 etc.
2) Absurdität. Raumer Päd. 3, 2, 132 (vgl. Un-S.).
3) Gegen-S. und so ver- alt. im adverb. Genit. = verkehrt (s. widersinnig): Der .. des Fürsten Meinung w–s verstund. Zinkgräf 1, 212; Daß ihm seine Häare w–s gegen den Kopf stehn. Ryff Th. 76 etc. Wórt- [5]: Gegen den klaren W. Hettner gR. 199. Zárt-: Zartgefühl. Langbein L. 421 etc. Zēīt-:
1) [2c].
2) die in einer Zeit (Epoche) bes. hervortretende, sie durchwaltende Geistesrichtung oder Tendenz (s. Zeitgeist): G. 22, 124; 395; 25, 173; 215; 30, 404 etc. Zwítter-: zwitterhafter. Sealssield Leg. 1, 179 etc.
~bar, a.:
durch die Sinne wahrnehmbar (ugw.). Jahn M. 196, s. sinnlich.
~e, f.; –n:
Die S., daselbst die Weinfässer und andere Weingeschirre gesinnet und gemesset werden von dem hiezu ver- ordneten Sinner. Escher Zürchs. 44, s. eichen I; Schm.; Stalder.
~en, sann (veralt. sonne), sönne; gesonnen oder (s. 1; 2; 3b; 4) schwachformig, intr. (haben und zuw. s. 3 sein); tr. und zuw. (s. 1e) refl.:
1) mit etwas Einem im Sinn Liegendem, seine Gedanken fortwährend in Anspruch Nehmendem sich nachdenkend beschäftigen, vgl. denken 1b etc. (s. 2); grübeln etc.:
a) ohne abhäng. Vhe (s. f): Wie auch der Pfaffe sinnt und schleicht. G. 2, 257; 13, 11; Nicht Zeit ist’s mehr, zu brüten und zu s. | . . Jetzt muß | gehandelt werden. Sch. 360a; S–d sitzen. 449a; Sinnt er wie des Dachs im Loch. Werner Osts. 1, 33 etc.; mundartl. schwachformig: Ich sinnt’. HSachs G. 2, 24 etc. (s. 2), nam. oft substant. Infin.: Mein S. .. schweifet hinaus. Cham. 3, 58; Jedes Ansehen geht über in ein Betrachten, jedes Betrachten in ein S., jedes S. in ein Verknüpfen. G. 37, XV; Trocknes S. 11, 20; Ihr [der Frauen] Denken und Fühlen fließet im S. zusammen. Schwegler (47) 52; All ihr S. und Trachten. V. Od. 2, 282; Waldau N. 1, 116 (s. denken 1b).
b) mit abhäng. Satz: Ich sann und überlegte, was ich zu thun hätte; doch da war nicht Viel aus-zu-s. G. 19, 80; Als ich aber Tag und Nacht „sonne“, wie etc. Olearius Reis. 149b etc.
c) mit abhäng. Präp., nam.: Auf Etwas, z. B. auf schwere Thaten (G. 13, 17), auf das Beste [des Staats. 35, 270], auf eine List, auf Rache s.; Germanien, was könntest du | nicht .. werden, sönnen die Magnaten, | die immer s., was geradezu | den Kasten füllt [s b; d], auf edle, große Thaten! Göckingk 3, 115 etc.; seltner: Wie sie .in die Ferne sann, | wohl her zu ihm. Geibel (DMus. 5, 1, 27); Wie ich .. um mich her nach einer Gattin sann. G. 13, 320; Über die Innerlichkeiten des Menschen zu s. und zu spinnen. 24, 178 etc.
d) mit abhäng. Kasus, nam. sächl. Fw. und Ew. als Obj.: Was [worauf] sinnt ihr? W. 11, 146 etc.; Was er sinnt, ist Schrecken. Uhland 444, auch: Was sinnst du mir, | o König, schweigend in der tiefsten Seele? Ist es Verderben? G. 13, 79 [was hast du gegen mich vor?] etc.; Sinnst du auch [auf] nichts Gefährliches? Sch. 532a etc.; seltner: Ob ich Irdisches denk’ und sinne. G. 4, 5, obschon Irdisches mein Denken und S. beschäftigt etc.; Wir .. s. | ach! ein frohes Wiedersehn. V. 4, 78, hoffend etc. (s. 2); auch: [Auf] Rache, Verderben, verderbende Täuschung (Pyrker 72) etc. s., so nam. im Partic.: Fluch- (V. Od. 1, 235), unheil- (Ov. 2, 146), tod- (Pyrker 84), rache-, ränke-s–d etc. (s. g); vereinzelt mit Genit.: Wer fröhlich singt, mag nicht des Sterbens s. [denken, s. 2]. Grün Sch. 156 etc. und mit Dat.: Wo einsam ich | nachhängen kann und s. meinem Kummer. Schlegel Sh. 7, 350, statt nach-s. (s. d.).
e) refl. mit Angabe des Erfolgs: Ich würde mich zu Schanden s. L. 8, 10 etc.; Versonnen und versunken ist in Bewunderung | mein Geist, seit er sich tief in Gottes Wunder sann [s–d versenkte]. Rückert 2, 480 etc.
f) adjekt. Partic. Präs., s. a; d; auch: von S. zeugend, z. B.: Die s–den Runzeln. G. 9, 185; Mit s–dem Haupt. Sch. 70a etc.
g) Dazu (s. d): Du Ränkesinner! B. 148b, Ränke-S–der etc.
2) (s. 1) verallgemeint = denken (s. 1d: G. 4, 5; V. 4, 78; Grün), nam. (schwachformig auch =
1) schwzr. etc.: Bis, ganz verloren in Anschaun, | Dieser .. Nichts sah, Nichts sinnte, noch wahrnahm. Baggesen 1, 55; Ich darf nicht mehr an Vreneli s. .. Und doch habe ich auch während der Geschichte mit Elisimehr an Vreneli gesinnet als an Elisi Gotthelf U. 1, 319; Bald hatte das Mädchen nicht Zeit ge habt, recht daran zu s.; bald hatte es eben daran gesinnet und gefunden, es sei etc. 352; 253; 316; 317; Sie sinneten vielleicht noch manchmal an mich, wenn an Das nicht gesinnet wird und für Jenes nicht gesorget, sie würden vielleicht denken etc. G. 75; 56; 228; 237; 371; 409; [Wo] man mehr ausgiebt, als man gesinnet. Sch. 160, gedacht, erwartet etc. und so im verneinten adjekt. Partic.: Ungesinnt = unerwartet, unverhofft. 15; 17; 99; 160; 372 u. o. 3) das Partic. Präter. mit sein in Bed. eines Präs. (vgl. meinen 2a), und zwar:
a) mit Jnfin. und zu = Sinns oder Willens sein (gewillt sein oder wollen); im Sinne haben, Etwas zu thun, gw. starkformig: Ich bin gesonnen, das Geschäft aufzugeben etc.; Ich bin nicht gesonnen, | in meiner Diener Schuld zu stehn. Sch. 277a etc., auch mit Das (einen Jnfin. mit zu ersetzend): „Sie wollen mich | doch nicht ermorden?“ .. Das bin | ich sehr gesonnen. 292a etc., ferner zuw. mit personif. Subj.: Das Meer schien ja gesonnen, | einzuschlurfen den unzähl’gen | Schwarm etc. Schlegel Span. 2, 19; zuw. auch (vgl.
b) schwachformig: Wie er nicht gesinnt sei, ihm nachzugeben. G. 16, 331; Ihm zu begegnen gesinnt. 5, 109; Gleichgesinnt mit mir, | auf fremdem Strand sich anzubauen. Sch. 37a etc., vgl. b und: Da er .. sein .. Alter zu verschleißen gesinnet [war? oder Jmpf. gedachte]. Stumpf 214a und: Gegen die Schwelle bewegte sich eilig Hephästos, | auf die Arbeit gesinnt. G. 5, 99, dessen Sinn auf die Arbeit gerichtet war. b) mit Angabe des Wie, gw. schwachformig: So und so gesinn(e)t sein, im Behaben und Verhalten von der angegebnen Sinnesart (Gesinnung) sein, z. B.: Also gesinnt. V. Od. 1, 118; 17, 403 etc.; Anders gesinnt. W. 9, 246; Gesinnt, wie er. G. 20, 165; Ich bin in gemeinen Sachen gesinnet wie ihr. Luther 5, 42b; W. 16, 70 etc.; Man hört doch, wie sie gesinnt sein mögen. G. 35, 93; V. Il. 2, 192 etc. (veralt.: Weß die Leute gesinnet gewest. Luther SW. 63, 53) und: Wie bist noch gegen mich gesinnt? B. 14a; G. 13, 188 u. o., seltner: Wie ich zu dir gesinnt bin. 154; Wie ich für ihn gesinnt bin. Sch. 355a etc.; ferner mit Bstw., nam. Adverb., mehr oder minder verschmelzend, (was nam. bei der Steigrung hervortritt, vergl.: Der liberalgesinnte ste Mann von der Welt. Forster Br. 1, 376 und: Der liberalst gesinnte; Die wohlgesinnt esten Gemüther. JvMüller 6, 148; Die Best- gefinnten und selten mit Doppelsteigrung: Die Bestge- sinntest en. Rahel 1, 244 etc.), z. B. in Bezug auf politische Parteinahme: Sei nicht .. französisch, auch nicht österreichisch gesinnt, sondern als [Grau-] Bündner rein bündnerisch und nichts Anders. Zschokke 8, 30; Antifreischärlerisch gesinnt. Kohl A. 1, 272; Aristokratisch, demokratisch, liberal, reaktionär, royalistisch gesinnt, vgl.: Die eifrigsten Königs- gesinnten. Ense T. 4, 184 etc. (dagegen: Der Königlichgesinnte. Sch. 332a, wie ein König etc.) und (s. u.): Gut-, schlechtgesinnt, versch. je nach dem Standpunkt, von dem aus die politische Gefinnung beurtheilt wird etc., außerdem z. B. (alphab. nach dem Bstw., vgl. Zsstzg. von sinnig): Abgesinnt .. ist dir das Volk. Sch. 600a, abgeneigt; feindlich gesinnt (selten); Die [kirchlich] Anders gesinnten. G. 27, 430; Arggesinnt (V. Od. 4, 822; 17, 596 etc.); Mit eigengesinnter Kühnheit. Ense D. 2, 18; Eiserngesinnt. Pyrker 289; Mehr gehemmt .. durch falsche .. Einwirkung der Sinnesverwandten als durch den Widerstand der Entgegengesinnten. G. 22, 380; Ernster (26, 260); erhaben- (Pyrker 110), falsch- (Sch. 493b), feig- (Pyrker 85), feind- (Ense D. 6, 391; Fleming 604; WHumboldt 3, 77; Schlegel Sh. 8, 12), feindlich (Sch. 360b), fest- (Pyrker 221), frei- (G. 6, 34; Platen 4, 175); frisch- und froh- (Cham. 3, 200), froh- und leicht- (G. 8, 17), fromm- (25, 171) gesinnt; Die Gattin, die einst er, die gleichgesinnte, sich wählet. G. 5, 42; Mit wahrhaft Gleichgesinnten ..; mit eigentlich Widergesinnten versucht man umsonst, Einigkeit zu halten. 3, 250 etc.; Grausam (Pyrker 163), groß- (V. Od. 4, 143 etc.), gut- (G. 13, 350, s. o.), hämisch (Gutzkow R. 3, 189), hart- (V. Od. 11, 322), hell- (Keller gH. 1, 114), hoch- (G. 13, 233; V. Od. 5, 1; W. Luc. 5, 9 etc.), hold- (G. 6, 368; V. 3, 82), klein- (39, 84), königlich (s. o.), kühn (G. 13, 196), leicht- (Hartmann Pet. 188, s. o.: froh-), liberal- (s. v.), liebes- (G. 14, 254), list- (6, 244), mild- (Meißner Sanders, deutsches Wörterb. II, Gd. 89), muthig- (Pyrker 221), niedrig- (Ense T. 4, 384), vhantastisch- (G. 21, 236), redlich (Pyrker 220), sanft- (WHumboldt 3, 98), schädlich- (V. Od. 1, 52), schäferlich- (Immermann Card. 20), schlecht- (s. v.), stolz- (Pyrker 215), tapfer- (27), treu- (Sch. 819b), trüb- (G. 13, 183), übel- (Sch. 973b), wankend- (G. 5, 105), wider- (s. v.: gleich-) oder wid- rig- (G. 3, 82), zart- und wohl- (22, 80 etc., s. v.) gesinnt etc. Dazu als Fortbild. z. B.: Gut- (Volksz. 8, 75; 9, 272 etc.), Übel- (W. 14, 61 etc.), Wohl- (32, 4) gesinntheit etc. 4) mundartl. (schwachformig) tr.: Fässer s., eichen (s. d. und Sinne). Zsstzg. vgl. die von denken, grübeln etc., z. B.: Án-: Einem Etwas a., an Sinnen (s. d. 3g) sein, anmuthen (s. d. 1), z. B. bloß: ihn darum ersuchen. G. 15, 75 etc., zumeist: etwas Einem schwer Fallendes, Unstatthaftes, Ungebührliches von Einem verlangen, z. B. 30, 222; Sch. 421a; 536b; W. 23, 414 etc. (Ansinnete statt ansönne. Kant 5, 116), daneben: an-ge-s. Görres V. 4; 32 (a. 96); zu-s. Schm.; Das A. [Begehren etc.]. G. 22, 211; W. 9, 245 etc.; Die Ansinnungen. Ense D. 6, 505 etc. sinnend ausfindig machen, er-s.: Dem Mädchen sinnst du harte Prüfung aus. G. 13, 253; 74 etc.; Vertheidiger a. V. Od. 16, 256 (er-s. 261); Trug- a–d. Th. 24, 13; Der Entwurf war wohl ausgesonnen. W. 5, 126; Der ausgesonnenste Entwurf. 1, 238 etc.; Das A. Luther 1, 147b etc.
Aūs-: Be-:
1) tr.: (veralt.)
a) ers. HSachs G. 2, 78 etc., s. L. 5, 308; 8, 309 etc.
b) sinnend erwägen: Fleming 320 etc.; Luther 6, 531b etc.; Hippel 8, 217, gw. (2—7) refl., so (ineinandergreifend):
2) seine Sinne sammelnd, zu sich, zum Bewusstsein seiner selbst und seiner Lage („zur Besinnung“) kommen: Ap. 12, 12 (Jmpf. besinnet, vgl. Eß: besann); Cham. 4, 157; 26; G. 13, 223; Sch. 350a etc.; Sich wieder- (393a), rück- (Lenau Sav. 150) b.; Sich von einem Schlage b. Sch. 361b, sich erholend; Sich an Jemandes Staunen b. König Kl. 1, 139, dadurch zu sich gebracht werden etc.; Sich auf sich selbst b. Fichte 8, 73 etc.; ugw. mit Genit.: Sich seiner (Claudius 7, 79), sich der Wunde (Simrock N. 923) b. etc.
3) seine Sinne sammelnd auf etwas Einem Entfallnes und dadurch ins Gedächtnis Zurückzurufendes richten, allein oder mit auf; abhäng. Satz: Ich besinne mich fortwährend auf den Namen; wie er heißt etc.
4) durch B. (3) Etwas wirklich ins Gedächtnis zurückrufen: Eben besinne ich mich auf den Namen; wie er heißt etc. (vgl. 6), auch mit Genit. König Jer. 3, 133; Pfefel Pr. 10, 6; W. 12, 60 etc., häufiger ent-s. (s. d. und vgl. 5).
5) Ich be- (oder ent-) sinne mich, allein, mit Genit. oder abhäng. Satz: Etwas ist mir in der Erinnrung (erinnerlich, bewusst): Ihre Majestät | b. sich vielleicht noch jenes Vorfalls. Sch. 272b; Ich besinne mich sehr wohl, daß du es gesagt hast; es gehört zu haben etc.; Seit Menschen sich b. L. 1, 4, seit Menschengedenken; Von 50 Jahren her kann ich mich noch wohl b. B. 295b; Gotthelf Sch. 64 etc.
6) Ich besinne mich, es fällt mir Etwas ein, ich werde mir Dessen bewusst, sei es (s. 4) als Ergebnis des Nachsinnens oder ohne dies, in welchem letztern Fall ent-s. unüblich; Kam sie auf mich zu, | schnell, als besänne sie sich erst [, daß es sich so schicke etc.]. Sch. 338a etc.; mit abhäng. Satz: G. 40, 261 etc.; mit Genit.: Cham. 4, 215; König Jer. 2, 225; Kl. 3, 183; L. 2, 239; W. 1, 2; 14, 17; 10, 29 etc.; auch in Bezug auf einen zu fassenden Entschluß (s. 7b): Sich eines Andern (Sch. 218a), Bessern (364b; W. 21, 121), Nützlichern (Cham. 4, 218) etc.; sich anders (297) b. etc.
7) sich sammelnd über Etwas nachsinnen, nachdenken, es bedenken etc., z. B.:
a) zuw. in Bezug auf Vergangnes: Indem aber Petrus sich „besinnet“ [Impf.] über dem Gesichte. Ap. 10, 19 = als P. noch im Nachdenken über die Erscheinung war. Eß; Er besann sich auf seine ganze Führung (s. 3) und nun sah er klar ein, warum etc. Stilling 3, 98 etc.; Du gabst nichts Schriftliches; besinn dich aber, | wie weit du mündlich gingst. Sch. 361a; 337a etc.
b) nam. oft in Bezug auf etwas zu Thundes, wobei (s. bedenken 3) oft der Begriff des schwankenden Zögerns hervortritt: B. Sie sich nicht so lange; Er besinnt sich beim Schachspiel auf jeden Zug; wie er ob er so oder so ziehn soll; Da greif’ ich, ohne mich zu b., zu; Daß der König sich fünf Jahre besänne, ehe er ihn wieder losließe. G. 28, 317; Wäre ich an deiner Stelle, ich besönne mich nicht zweimal. Gotthelf U. 2, 307; Ein Sprichw.: Während der Weise sich besinnt [überlegend zögert], besinnt sich auch der Narr [anders, s. 6]. Heine Verm. 1, 311 etc. (s. besonnen, Schluß).
8) intr. oder vielmehr mit Fortfall des sich (s. d. †):
a) im Partic. Präs.: Nicht forschend, nicht lange b–d. Pyrker 109 (s. 7b).
b) im Infin.: Lassen (s. d. 8) Sie mich doch b.! z. B. zu 2; 3; 7 und nam.:
c) substantiv., vgl.: Sich b. [7b] | vor Beginnen | macht gewinnen. Schottel 1136a, überlegtes Handeln; Was macht gewinnen? | nicht lange b. [7b]. G. 4, 40, rasches Handeln; Da gilt auch kein langes B. 1, 184; Ohne viel Besinnen s. 23, 212 (s. S; bleiben 8 etc.); Auch ist hier kein B–s. 24, 3, keine Zeit zu langer Uberlegung, sich zu sammeln und (s. 2): Doch trennet mich von jeglichem B. | Sonettenwuth etc. G. 1, 11, sie lässt mich nicht zu mir selbst kommen (gw. Besinnung, s. 9a).
9) (s. 8c) Besinnung:
a) nam. oft zu 2: Die Besinnung [das klare Bewusstsein seiner selbst] verlieren, Einem nehmen (G. 5, 8), rauben (Sch. 58b), umnebeln (Rückert Mak. 1, 109) etc.; Einen außer Athem und Besinnung bringen. Gutzkow R. 7, 484; Ohne Besinnung (besinnungslos) sein; Wieder zur Besinnung erwachen. Sch. 873b; Die Stunde der Besinnung wird auch dir noch schlagen. Gutzkow Lenz 111; In Momenten der aufdämmernden Besinnung. Tieck A. 2, 82 etc.; Den flüchtigen Helden zur Schmach und Wieder- besinnung. Pyrker 102, um sie wieder zu sich selbst zu bringen.
b) (s. 6) In der Besinnung auf diesen letztern Umstand. Danzel 297; War im Begriff, Etwas zu sagen, als eine plötzliche Besinnung es auf seinen Lippen zurückhielt. W. 27, 252 etc.
c) (s. 7a) Was ich mir vermittels eines kleinen Grades von Besinnung [Nachdenken] selbst sagen konnte. 22, 57 etc.
d) (s. 7b) Nach der Möglichkeit einer Besinnung sich umsehend. G. 19, 398, seine Gedanken in Ruhe zu sammeln etc., auch: Nach einer (18, 224), nach einer kurzen (HKleist E. 1, 5; W. 18, 191) Besinnung, Überlegung, Zögrung; Wie er stutzt . ., in Besinnung steht. König Kl. 3, 290 etc.
e) (s. 5) Dumpfer Besinnungen [Erinnerungen] voll. V. 10) [3] Partic. Perfekt.:
a) = bedacht (s. d. und 9a): Mit besonnenem Sinn. G. 4, 20; Wer ist . . zugleich .. sinnlos und besonnen? Sch. 565b; 536b; 277a; W. 34, 301 etc.; Wohl- besonnen. G. 6, 368; Sch. 492b; W. 11, 115 etc.; auch: Schnell (19, 335); plötzlich (Sch. 433b); kurz (Hebel 3, 489) besonnen, entschlossen. Daneben (oberd.): Wäre nicht sein Gegner schnell besinnt, | den kleinen Gott mit Küssen zu ersticken. W. 3, 196 etc.; Die Natur .. bildet jedes Blatt aufs fleißigste, besinnteste [mit dem größten Bedacht etc.] aus. Lavater Phys. 4, 1, 10.
b) Ggstz.: Eine jugendliche unbesonnene Hitze. G. 9, 266; 5, 8; Sich blind und unbesonnen in die Schlinge gestürzt. Sch. 733a; 269a; Alle, die Unbesonnenen, folgten. V. Od. 9, 257 = Die Andern all seind unbesinnt hineingangen. Schaidenreißer 43a, so auch: 38b [9, 361]; HSachs G. 1, 123; Stumpf 164b etc.
c) (s. a) Meine Besonnenheit ist schon weg. G. 16, 304; 4, 225; 18, 198; Logau (L. 5, 308); Sch. G. 2, 141; W. 23, 185; 318 etc.
d) (s. b) Durch ihre eigene Unbesonnenheit. 32, 344 etc. und = unbesonnene Handlung, z. B. in Mz.: G. 17, 297; Sch. 1078b u. o. I. Durch-, II. Dúrch- (s. durchdenken): Er .. durchsinnt, durchseufzt die lange Nacht. Cronegk 2, 199; Charlotte sann alle Mittel durch. G. 15, 295; Die ganze Nacht durchsánn Ludwig, welche Vorschläge man ihm machen würde. Lewald GsN. 2, 58; Er sann die Bescheide der Kunst durch. V. Bion 1, 2 etc.
Ent-:
1) tr.: vralt., schwachformig: der Sinne, Besinnung berauben, z.B. Partic.: entsinn(e) t. Lohenstein Ros. 65; HSachs G. 1, 147; Scultetus (L. 8, 293) etc.; noch Hippel 8, 113 (vgl. 2: Kant).
2) refl. = be-s. 4; 5 (vgl. 6): Wenn Sie sich noch des Hofballs e. Sch. 196b; Von dem | ich nie gehört zu haben mich entsinne. 288b u. v., vergl.: Wenn Jemand glaubt, Etwas im Gedächtnis zu haben, aber es nicht zum Bewufftsein bringen kann, so sagt er, er könne es nicht e. (nicht: „sich e.“; denn Das bedeutet soviel als sich sinnlos machen). Kant Anthr. 92, wo die eingeklammerte Bem. (vergl.
1) nicht zum heutigen Sprachgebrauch stimmt. Er-:
1) aus-s. (s. d.): Sinne, Phantasie! .. nie 139 ersinnst du alle Reize dieser Flora. Forster Jt. 1, 107; 219; Ich sann, ein Jedes über-s–d .., | sann und sann, bis ich das Ein’ ersonnen. Talvj 2, 41 u. v.; Schlau- (B. 208b), wohl- (V. Od. 9, 414) ersonnen etc. (Ersinnete. Gotthelf G. 32; Partic.: ersinnet. 262; U. 2, 217 etc.)
a) mit ethisch. Dat.: Ich ersinne mir ein Meisterstück. Forster It. 2, 12; Die Qualen . ., die Rhadamant sich ersinnt. G. 1, 308 [für Andre] etc.
b) refl. = pass.: Wo sich der kühne Schlachtgedank’ ersinnt. HKleist Hmt. 246 etc.
c) Doppelzsstzg.: Etwas aus-e. Canitz 283 etc.; sich (s. a) G. 4, 183; Kompert Böhm. 384; Böses dem Volke. V. Ar. 3, 33.
d) Einer neuen Lust Er- sinner. Stolberg Sch. 1, 131 etc.
2) zuw. = sich ent-s., erinnern, z. B. intr.: Dieser Fremde .. sah Jemandem gleich, nur daß ich nicht e. kann, wem. Holtei ObB. 1, 23 etc.; refl.: Ich ersinnete mich alles Dessen. Philander 1, 278. Fórt-: weiter finnen. Freiligrath SW. 5, 160. Ge-: im Partic., s. [3a; b], außerdem nur noch selten: Groß und edel zu g. [denken, gesinnt sein]. Kosegarten Rh. 3, 250; An-g., s. an-s.; im subst. Infin.: Wenn ihr .. für sie .. Haß empfindet, | ihr ein so kränkendes G. ihr verschweigt. Nicolai 6, 193; gw.: Gesinnung: die Art, wie Jemand gesinnt ist: Gesinnungen sind selten liberal, weil die Gesinnung unmittelbar aus der Pers., ihren nächsten Beziehungen und Bedürfnissen hervorgeht. G. 3, 187; [Wieland] spielte gern mit seinen Meinungen, aber niemals mit seinen Gesinnungen. 27, 40; 17, 33 etc.; Eine Gesinnung (subjektives Princip der Maximen). Kant Rel. 32 etc.; Helden- (Pyrker 102); Natur- (G. 21, 228); Volks- (32, 133; Sch. 666a); Zeit- (G. 22, 186; 33, 139) Gesinnung etc. Hín- u. hêr-: sinnend nach allen Seiten hin den Geist wenden etc. Hinēīn- refl.: sich sinnend hineinversetzen, in Etwas. Raumer Päd. 3, 1, 64. Hinter-, refl. (schwachformig, obrd.): durch unaufhörliches Sinnen und Denken an Etwas verrückt werden. Auerbach D. 4, 317; Ed. 60; Gotthelf G. 29 (1); Sch. 8; 120; 2, 6; Scherr Gr. 1, 64 etc.; Hintersinnet sein. Auerbach D. 4, 315 etc. Nāch-: sinnend nachdenken: N.; über Etwas n. oder mit Dat.: Als wenn sie einem großen Streich nachsänne. G. 9, 42; 12, 7; 13, 309; Kl. Od. 1, 80; „Du sinnest nach?“ Wahrlich nicht Dem, was ich .. zu antworten. L. 10, 277 etc. (Der Sache nachgesinnet. Gotthelf U. 1, 177; Sie sinnete nach. Sch. 39). Tīēf-, intr. (schwachformig, selten): sich dem Tiefsinn (Melancholie) hingeben etc.: Nachtigallen .. sangen nicht, tiefsinnten nur und zogen | lange Seufzer etc. KSchmidt (Matthisson A. 9, 179). Uber-, tr.: sinnend überdenken: Der .. die eingelaufnen Schulden .. in schweren Ziffern übersann. Gellert 1, 142; Platen 5, 286; Bist du der Mond, weil du mit großem Auge | die Welt in klaren Nächten übersinnest? [sinnend überschwebst]. 2, 18 etc. (s. er-s. 1). Um-: Er sann unruhig im Geist um. V. Il. 2, 3 etc., vergl.: Sinn umher .., ob etc. Od. 15, 166; Als er Dieses im Geist umhersann. Jl. 10, 507 etc., s. hin- und her-s. Ver-, refl.: 1) sich sinnend vertiefen, versenken etc.: Sie fand nicht Zeit, sich tiefer zu v. Diefenbach N. 1, 267; Versinnt | sich in Gedanken etc. LSchefer Laienbr. 504; Rom. 5, 222; Rückert 2, 494 etc., auch: Versonnen und versunken ist in Bewunderung | mein Geist. 480 etc. 2) mit Genit.: sich einer Sache (zu Jemand) versehen: Er hat sich versonnen | des Besten von ihnen. 4, 197; Simrock Gudr. 425.
3) sich be-s.: Ehe Diese sich versannen der Wehr’ in ihrer Noth. Rückert 3, 486; Als ich umsah und mich versann. HSachs G. 2, 55 etc., dazu: „Unversunnen“ [unbesonnen]. Luther SW. 64, 398; „Unversunnenheit“. HSachs G. 1, 115. Vōr-: z. B. Dem Unheil v. [sinnend vorbaun]. Schweinichen 2, 52. Zer-, refl.: Wir z. uns über Hieroglyphen. Auerbach V. (61) 140, auch: sich den Kopf z., sinnend zerbrechen etc. Zū-: s. an-s. Zurück-: an Vergangnes denkend. Nicolai 8, 246. Zusámmen-, tr.: Märchen aus lauter bekannten Gegenständen z. G. 22, 211 (s. zusammen 2) etc.
~enthum, n., –(e)s; 0:
das Sinnliche (s. d.) in seiner Gesammtheit, der Materialismus. Stahr Weim. 215; 221.
~īēren, intr. (haben):
(Volksspr.) sinnend denken. Gartenl. 9, 447b; Höfer Bar. 1, 23; Steub DTr. 3, 31 etc.
~ig, a. (~igkeit, f.); 1) s. Sinn 3k. 2) verständig. G. 25, 177; 5, 78; V. Od. 15, 41; 23, 10 etc. 3) (nach)sinnend, in Sinnen vertieft:
S. saß ich da im Düstern. Müllner 2, 12; G. 6, 92; V. 2, 125; 3, 217 etc.
4) von tiefem, das Ganze durchwaltendem Sinn zeugend: Die s–ste Tragödie seiner Jugend, den Dr. Faust. Guhrauer Less. 1, 133; G. 2, 349; 27, 296 (vergl. 5); Platen 2, 26.
5) v. zart anmuthendem Sinne, vgl. sinnvoll (s. sinnreich 2): So s., so empfindend, so schwebend dort Alles war, so sinnlich, verständig, so derb ist Alles hier. Gervinus Lit. 3, 236; Wo das S–e ins Läppische [überschlägt]. Heine Lut. 2, 191; Der Geist meißelte eine ahnende S–keit in den Stein. 1, 238 etc.
6) in (leicht zu mehrenden) Zsstzg.: mit so und so beschaffnem Sinn oder den Zsstzgn. von Sinn (s. d. und sinnen 3b) entsprechend, wonach es im Allgm. keiner Erklärung weiter und bei der Häufigk. der meisten kaum eines Beleges bedarf, z. B.: Áb-: nicht recht bei Sinnen etc. (vergl. un-s.): A–e Phantasie. V. Ant. 1, 345; A–keit. Schedel 278b. Āber-: ab-s. Áfter-: ab-s. SClara EfA. 1, 167. Árg-: V. 2, 132. Árm-: Je reich-s–er Vernunft, je a–er Verstand. Luther 1, 92a. Blȫd-: B. . . B–keit. Kant 10, 12 etc. Dóppel- (vgl. zwei-, mehrdeutig): G. 13, 26; Sch. 374b; W. HB. 2, 241 etc.; D–keiten. IP. 14, 79. Dúmm-: G. Stein 1, 360. Dúmpf-: 47; Dau- mer2,126.—Edel-: Hungari 1, 353. Eīgen-: E. wie ein beinerner Esel (Gotthelf Sch. 393), ein altes Kutschenpferd (Hackländer Stillfr. 2, 177) etc.; Halsstarrig, verstockt, e. G. 39, 295; Von e–em Lieben | wird er in die Öde fortgetrieben. 4, 19; 15, 229 etc.; Ihre E–keit, daß sie nicht haben wollen Andere folgen. Luther 1, 156b; Mendelssohn 4, 1, 574 etc.; Alle seine kleinsten .. Schwächen, E–keiten auszuforschen. Engel 1, 146. Eng-: Ense T. 6, 71. Fēīn-: 2, 316; Devrient 2, 257 etc. Flátter-: Platen 2, 57. Frēī-: G. 18, 95; 33, 63 etc.; F–keit. König Kl. 2, 207. Frēīheits-: Gervinus Lit. 5, 388. Frōh-: Platen 2, 189. Fünf-: Dies f–e Wesen! [d. Mensch]. FMüller F. 40. Glēīch-: z. B. (s. Gleichsinn 2): Ein g–er Sonderling. V. Ant. 2, 271 etc. und: Der Geognost nennt diesen .. steilen Absturz den wider-s–en zum Unterschied von dem in der Richtung des Fallens vorlaufenden geneigteren g–en Abhang. Burmeister Gsch. 172. G(e)rād-: G. 24, 180; 25, 20; 33, 235. Grōb-: Ense D. 2, 119, vgl. grobsinnlich. Grōß-: G–keit. 5, 280; G. Schwegler (46) 63 etc. Grǖbel-: Zelter 3, 308. Hálb-: nur zur Hälfte seinen (Menschen-) Sinn habend oder in solcher Weise; dumm: Ist jetzt| nicht bloß wahn-s., sondern über-s., | un-s., wider-s., tief-, blöd-s. | und gar dabei h. Baggesen 3, 64. Hínter-: verrückt. Leb. 3, 34 (s. hintersinnen). Hōch-: hochstrebend, stolz etc.: H–e Plane. G. 33, 227; H. eigenwillige Vasallen. Sch. 456b etc. Jrr-: Irr- und wirr-s–e Gedankensprünge. Gutzkow 3, 3; J–er Pöbel. Pla- ten 2, 255 etc. Jǟh-: übereilt etc. V. Ar. 1, 46 (Gach-s. Wurstisen Basl. 471). Kált-: W. 3, 43; 4, 198; 5, 177 etc.; K–keit. 6, 60; 62; 77; 13, 476 etc., auch: Bis ich ihn durch allerlei kleine K–keiten nöthigte etc. Gellert 4, 259. Klēīn-: G. 14, 148; Heine Reis. 4, 127. Klūg-: Sanders Kütr. 129. Kúrz-: G. 32, 139; W. 16, 144; 23, 157; 24, 33 etc. Lēīcht-: G. Zelt. 5, 140 (s. leichtfertig); Das Läppische oder mit einem höflicheren Ausdruck das L–e. Kant SchE. 90; Sch. 792a etc.; L–keit. Möser Ph. 4, 70 etc.; L–keiten. Ense T. 3, 199 etc. Dazu: (schwzr.) Verleichtsinnigen, tr., vgl.: wahrlos, ruchlos 1, z. B.: Mit der Laterne in den Stall. . . Es sind schon zu viele Häuser verleichtsinnigt worden. Gotthelf U. 1, 4 etc. Mêhr-: z. B.: Eine m–e Gesellschaft. G. Reinh. 78, in der sich viele versch. Sinnesrichtungen geltend machen. Múrr-: Heine Lut. 1, 239; Seume Sp. 11. Nāch-: nachdenklich, nachsinnend: Vor Athen’s n–en Männern. V. Ar. 1, 46 (= Bei den besonnern Athenern. W. 34, 301). Récht-: rechtschaffen. Rēīch-: s. arm-s. Rēīn-: R–keit. Herrig 24, 439. Ríng-: (schwzr.) leicht-s. L. 6, 32; Stalder 2, 278. Sácht-: bedächtig: Dem s–en deutschen Leser mögen einige der swiftischen Bilder zu kühn .. scheinen. FHJacobi 1, 313. Sánft-: Gryphius Fr. 468. Schárf-: G. 22, 6; 378; Der scharf-, tief- und viel-s–e Oken. JP. Lev. 680; Sind witzige Ähnlichkeiten so wahr als sch–e. Fat. 2, 297; Sch–e Beobachtung. W. 34, 111 etc.; Über-sch. HB. 1, 201 etc.; Sch–keit. L. 3, 127; W. 2, 50 etc. Schmúck-: (niederd.) hübsch bedächtig; sachte. JGMüller Lind. 3, 105. Schwách-: z. B.: Sch–er Alter! Sch. 402b; Alte Vetteln. .. Sch–e Geschöpfe. W. Luc. 6, 415 etc. Schwêr-: (vergl. schwermüthig) G. 33, 97. Sklāven-: 30, 425. Stāāts-: Sinn für Staatsleben habend, politisch: In einem st–en Volke. Gervinus Lt. 5, 363. Stárr-: G. 12, 186; 20, 189; 21, 204 etc. Strāhl-: (ugw.) Ein so mystisch weit-st–es Ganze. G. 27, 476, wohl: dessen Sinn weithin strahlt. Stúmpf-: (vergl. schwach-, blöd-s.) Platen 4, 107; Als St–er ein Gegenstand des demüthigenden Mitleidens und dann als Wahn-s–er ihres Entsetzens. Steffens Malk. 1, 394; W. 32, 210. Thāt-: Dessen Sinn auf die That gerichtet ist (vgl. thatkräftig). Gervinus Lit. 5, 390. Tīēf-:
1) s. Tiefsinn 1, z.B.: Könnt ihr nicht geistreich sein, weil ihr t. seid? Börne 2, 32; SClara EfA. 1, 42; Wenn ein Spruch t. ist, so schwimmt der Sinn nicht oben auf. Claudius 4, 2; Engel 1, 89; Kl. Od. 2, 63; L. 12, 95; Tieck A. 1, 258; Wernike R. 158 etc., s. scharf-s.; spottend: Die „Tiepsinnigen“, Diebwilligen . . Herren. Luther 6, 121a etc. Dazu: Dessen T–keit die Welt aus mehr als einer Schrift kennt. L. 5, 42; Die Sprache der heiligen Schrift .. durch affektierte T–keiten verunstaltet. 6, 17.
2) s. Tiefsinn 2, z. B.: Die Erzählung .. macht ihn nicht entzückt, sondern t. Abbt 2, 69; Möser Ph. 1, 284; T. wie ein Reeder, dessen Schiff der .. Ocean .. verschlungen. Musäus M. 2, 79; Ramler F. 3, 26; Rahel 2, 527; Versank in ein t–es Hinbrüten. Tieck A. 2, 41; V. 4, 7; W. 4, 159 etc.; T–keit. 29, 24; L. 1, 291 etc. Tóll-: Zu einer so t–en Wahl. W. 21, 173 etc. Trǖb-: Cham. 3, 287; T–en Wahn. G. 10, 298 etc.; T–keit. 20, 32 etc.; T–keiten, die kein innerer Gedanke und keine Hilfereichung von außen besiegen kann. Auerbach Leb. 2, 285. Uber-: von übergewöhnlicher (übermenschlicher) Sinnesschärfe etc.: Ja, ü. ist der Vicekönig, er hört das Gras wachsen. Börne 1, 196, auch = übergeschnappt (s. halb-s.). Un-: (vgl. toll etc.): 5. Mos. 28, 34; Toll, rasend und un-s. Agricola 485; Claudius 4, 124; Sch. 108b etc.; Jenes beinahe u–e Treiben. G. 22, 375; In sinnlosen, ja u–en Klängen. 33, 313; 24, 200 etc.; Indeß .. wildes Gebüsch .. wie un-s. [im Übermaß etc.] von Blüthen glänzt. 23, 338 etc.; Die 3 „u–en Tag“ vor dem Eingang der Fasten. Franck (Wackern. 3, 338²), s. Spindler V. 1, 326; 2, 115; Schm.; U–keit. Kant Anthr. 143; L. 4, 241 etc.; U–keiten. 126; Hegel 17, 576 etc. Vīēl-: s. scharf-s.; Wackenroder Kl. 115 etc. Vólks-: volksthümlich. Gervinus Lit. 3, 166. Wāhn-: Eine Halb-w–e. G. 16, 339; Der spiel-w–en Gattin. Rückert N. 73; W–e Träume. Sch. 702a; Vor Freuden halb w. W. 9, 278 etc.; W–keit. 13, 142; 31, 533 etc.; Die W–keiten eines Donquixote. Heine Reis. 4, 118 etc. Wánkel-: Wie w. regt sich’s im Gemüthe! G. 2, 94. Wīder- (widersinn isch): 1) (s. Widersinn 1) widergesinnt; feindlich, sich widersetzend etc.: Ihr seid w–e rohe Leute. G. 7, 222; In diesem Sinne hatte sich der Geist des Jünglings gehalten, zu Freude seines Meisters ..; w. tadelt er nunmehr, was der Jüngling vollbracht. 31, 93; Rede, mit der er den Beitritt der w–en Provinzen bewirkte. H. Ph. 10, 274; Sie lauren auf glückliche Verbindung zwischen den aller-w–sten Übellauten. Mendelssohn Ph. 1, 21 etc.; Widersinn’sche Kinder. Brockes 9, 546; Eros, der sich .. an ungleichen und widersinnischen Verbindungen belustigt. W. 23, 2; Luc. 6, 229 etc.; Die Einigung und W–keit der Kreaturen. Wackern. 3, 614⁵ etc. 2) (s. 1; Widersinn 3): dem als Norm Geltenden, dem Gewöhnlichen zuwiderlaufend oder entgegengesetzt: Das Haar w. [gegen den Strich] kämmen; Gang fällt widersinnisch, wenn er erstlich eine kleine Ecke seiger fällt, hernachmals donlegig. Jablonsky 364b (s. gleich-s.); W. Gehörn. Döbel 1, 6b; Laube Br. 301 etc.; Nicht auf Mosis, sondern widersinnischer Meinung. Wackern. 3, 475 ¹³, grade entgegengesetzt; Widersinnisch [ironisch]: die Verstörer heißt er Hüter. Luther SW. 64, 133; Ein Orakel, welches durch den Ausgang gar widersinnisch will erklärt werden. Weise Jak. 209 etc.; Es gehet hie Alles widersinnisch zu (s. 3). Luther 6, 346b; Leute, die sich weit leichter in großes Unglück als in großes Glück zu finden wissen. Ich muß wohl eine von diesen widersinnischen Personen sein. W. 23, 33; 401 etc.
3) (s. 2; Widersinn 2): absurd. Engel 8, 212; L. 12, 92; W. 18, 266; 25, 60; 33, 13 etc.; Widersinnisch. 19, 255; 269 ff.; 22, 16; 24, 126 etc.; Die Abgeschmacktheit und W–keit der Leute. Forster Br. 2, 607; An einer solchen W–keit Theil nehmen. Mügge Erb. 2, 81; W–keiten. W. 13, 19 etc. Wírbel- (obrd.): rappelköpfisch. Auerbach Barf. 244; Gotthelf Sch. 10; 279; U. 2, 93 etc., vgl.: wipfel-s. Stalder; wirr-s., s. irr-s. Wōhl-: wohlgesinnt: Sich w. und tüchtig beweisen. G. 33, 114. Zārt-: Z–keit und Feinfühligkeit. König Jer. 2, 161 u. ä. m.
~igen, tr.:
s. leichtsinnig.
~lich, a.:
1) in das Gebiet der Sinne fallend, ihnen angehörig, eignend, und: durch sie bestimmt, mit versch. Nü- ancen, nam.:
a) in Bezug auf die lebhafte Fühlbarkeit der Wahrnehmung (vgl.: sinnenfällig, anschaulich etc.): Einen Gegenstand .. durch natürliche Zeichen vor die s–e Empfindung bringen. Engel 4, 300; 111; Die s–e Vorstellung Dessen, was etc. Forster A. 1, 133; So schließen wir mit einem s–en Gleichnis, nachdem wir Etwas, das nicht in die Sinne fallen kann, durch eine über-s–e Gleichnisrede begreiflich zu machen gesucht. G. 39, 154; Ein s. gutes, aber doch nur gemeines Gewahrwerden etc. 12; Wo mir Das, was ich sonst nur innerlich zu bilden pflegte, wirklich und s. entgegentrat. 22, 217; Dient der Reim, den Schluß des Verses s–er zu machen. Mendelssohn 4, 1, 232; 256; Als wollte sie sich ihres Triumphs recht s. versichern. Sch. 871b etc. ) Wir unterscheiden und erkennen vermittels dieser S–keit [des Gesichts] | der Körper äußerliches Wesen. Brockes 9, 211; Deßhalb hat die Haut an ihr selbst keine S–keit [Empfindung]. Eppendorf 221; Lieder von mehr S–keit und Belebtheit. Gervinus Lit. 3, 254; Unsre Altväter hätten, begabt mit großer S–keit [Sinnenschärfe etc.], vortrefflich gesehen. G. 25, 26; 29, 335; 39, 154; Diese Dinge liegen nur als S–keiten [sinnl. wahrnehmbar] in unserm Kreise. H. R. 9, 252; Ph. 3, 14; Diese Versetzung .. aus den S–keiten einer blühenden Handelsstadt in eine Felsenburg. Thümmel 4, 183 etc.; vralt.: Das gesunde Wasser zu erkennen durch dreierlei „Sinnlichheyt“, nämlich am Gesicht, Geschmack und Geruch. Ryff Sp. 80b. 8) Ggstz.: Der nichts Un-S–es in der Phantasie, sondern nur Das für möglich hält, was in die äußern Sinne fällt. Gervinus Lit. 338 etc.
b) in Bezug auf den Sinnengenuß, und hier oft (s. Sinn 4) entgegengesetzt dem Geistigen, Sittlichen (s. d. 3a, vgl. materiell 3): Ein s–er Mensch. Forster Br. 1, 422; Die s–e Lust. Garve Pfl. 1, 249; Die Absonderung des S–en vom Sittlichen, die .. die liebenden und begehrenden Empfindungen spaltet etc. G. 22, 160; 378; Den ganzen Menschen, nicht den s–en nur. Gutzkow R. 6, 28; Diese Zeiten, die man zu den einfachsten, geistig- sten des Christenthums hat umprägen wollen, sind die s–sten, materiellsten. Immermann M. 3, 397; König Jer. 2, 228; „Jmmer schlug mein Herz für dich nur.“ Aber s. und verrucht. Platen 4, 152; W. 34, 105 etc. c) [Gott,] Geber der S–keit, Schöpfer der Lust. Brockes 1, 41; Seine [Anakreon’s] erhöhete S–keit ..; die sittliche S–keit [Wieland’s]. G. 27, 423; Ophelia’s ganzes Wesen schwebt in reifer süßer S–keit. 16, 296; Es verschwinden die thörichten S–keiten, die Rücksichten auf den Augenblick. JvMüller 6, 250; Sch. 1106a; W. 4, 56; 29, 35; Die irdischen Freuden, die S–keiten. Zimmermann Eins. 83; 43 etc. 8) Die un-s–e (platonische) Liebe etc. 2) in Zsstzg., entsprechend denen von sinnen (s. d.):
a) passiv.
b) aktiv. Zsstzg. (vgl. zu 1 die von sinnig), z.B.: Be- [2b]: So stumpf und un-b. [ohne Besinnung]. Höfer Hausbl. (56) 1, 33. Er- [2a]: erdenklich: Mendelssohn Ph. 1, 74; W. 8, 268; HB. 2, 46 etc. Fünf- (s. fünfsinnig): IP. 36, 128. Grōb- [1]: G–e Verirrungen. Scherr Bl. 1, 231 etc. Hōch- [1]: In h–er Sphäre. G. 30, 445. Nāch- [2b]: nachsinnend; von Nachfinnen zeugend: N. grübeln. Heine Sal. 1, 196; Olearius Reis. 369b; Nichts ist so .. n. als die Antwort, die etc. Sanson 27b. übers Gebiet des Sinnlichen (der Sinnenwelt) hinausgehnd (vgl. metaphysisch): Ein sinnliches Bild des Ü–en. Fichte 7, 317; Das Außerweltliche, das Ü–e. G. 27, 445; 22, 399; 39, 154; Du ü–er, sinnlicher [1b] Freier. 11, 154; Sch. 1111b etc. Wīder- (veraltend): widersinnig, z. B. = absurd. Thümmel 2, 265 etc.; = feindlich etc.: W–e Urtheile. Zinkgräf 1, II etc.
Ǖber-:
~lichen, tr.:
in Zstzg.: Ent- (selten): unsinnlich machen: Sich e. Hippel 9, 58; Entsinnlichung der Körperwelt. FHJacobi 5, 193; Magnetische Entsinnlicher (Désorganiseurs). V. Georg. 295. Ver-: sinnlich machen und refl. werden:
1) sinnlich (s. d. 1a) wahrnehmbar machen (s. ver- anschaulichen). G. 19, 173; Platen 6, 72; Sch. 1236b; Thümmel 2, 195 etc.; Die fabelhafte Wiedergeburt des Vogel Phönix versinnlichte sich hier vor meinen Augen. 7, 85 etc.; Versinnlichung. G. 26, 292 etc.
2) refl.: sinnlich (s. d. 1b), genußsüchtig werden. Kohl A. 2, 41 (selten).
~ling, m., –(e)s; –e:
sinnlicher Mensch. Seume Gd. 134.
~theit, f.:
s. sinnen 3b.