Faksimile 0266 | Seite 1088
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Geseufz seufzen Geseufzer
Gesēūfz, n., –es; 0:
wiederholtes oder anhaltendes Seufzen. V. 2, 73; Od. 24, 416 etc.; Mit Ach-G. Sh. 2, 301 etc.
Sēūfz~en: 1) intr. (haben):
langsam und tief den Athem tönend einziehn und ausstoßen (s. Bock D. 109) als Ausdruck der Herzensbeschwerde, Betrübnis, des Bangens, Sehnens etc. (vgl. ächzen, stöhnen): S., wie die Tauben. Nah. 2, 7 etc.; Das S. des Gefangnen. Ps. 102, 21 etc.; S–de Liebhaber. G. 17, 253 etc.; Nach (23, 70; Rabner 4, 12; W. 26, 23 etc.) oder um (1, 218; Hagedorn 1, 141) Etwas oder Jemand s., schmerzlich verlangend, sehnend; Über Jemand oder Etwas s., klagend, beschwert dadurch (2. Mos. 2, 23 etc., vgl.: Deß seufzet der Ort. V. H. 2, 271 etc.); Unter einem Druck (Sch. 776b) etc. s.; Vor Angst (Weish. 5, 3), Überlust (Rudolphi NGd. 218) s.; In Jemandes Klage [einstimmend] s. Nicolai 6, 23 etc.; Zu Gott. (empor-) s.; Seufzet nicht wider einander! Jak. 5, 9 [„ Presset einander keine Seufzer aus“. Eß].
a) Auch von Nicht-Pers., theils als Ausdr. der Klage (personif.), theils nach der Ahnlichkeit des Tons, z. B. von Tauben (s. o. Nah. 2, 7), Nachtigallen (Rudolphi NGd. 218), Vieh (Joel 1, 18) etc., von einem Wagen (Börne 2, 85) etc.; Man schreibt, es s. Pult und Pressen. Cronegk 2, 265; Wie Binsen s. welk | die Segel. Freiligrath 1, 343; Krane(n) s. Kürnberger Am. 23; Girren und s. Flöten und Geigen. Prutz Mus. 1, 4; Wie Dem, der glücklich ist, die ganze Schöpfung lächelt, | seufzt Jenem Zephyr selbst. W. 12, 230; 11, 182; 26, 72 etc. 2) tr., z. B.: Einen Seufzer s. Rabner Br. 78; W. 1, 177; 15, 83 etc.; Himmlischen Odem seufz’ ich dir [hauch’ ich s–d]. Freiligrath Ven. 17; Hab ich . . ihren Nam[en] .. geseufzt. Geßner 3, 126; Die .. Flöte seufzt klagende Töne. H. 11, 469; W. 10, 199 etc., ferner: Einem die Ohren (s. d. 8a) voll s.; Den Schläfer wach s. Tiedge 2, 78; Einen zu Tode s. Möser Ph. 3, 51 etc. (s. 3). 3) refl.: (s. 2) Sich müde s. Jer. 45, 3 etc.; Wie seufzest [sehnst s–d] du dich immerfort aufs Land! W. HB. 1, 195 etc. Zsstzg. (vgl. die von ächzen etc.), z. B.: Āūf-: Vor Leid (Rückert N. 103), bang (V. 3, 36), schwer (Sch. 624a) a. etc.
Aūs-:
1) [1] zu Ende.
2) [2] Ein Wort etc. a. (G. 22, 235; König Fam. 1, 69), seufzend ausrufen; Liebesqual a. (Rückert Erb. 1, 106); Den Odem a. [seufzend aushauchen]. Leisewitz Jul. 101; So gewaltig diese Klänge auch das Gewaltigste a. und ausbluten. Heine Lut. 2, 6 etc. Be-, tr.: seufzend bejammern. L. 10, 131; V. 4, 145 etc. I. Durch-: Er.. durchseufzt die lange Nacht. Cronegk 2, 199; Matthisson A. 11, 8; Durchseufzt er .. des Lebens .. Rest. Uz 1, 33 etc., s. II. II. Dúrch-: s. I: Die durchgeseufzten Nächte. Haller 49 etc. Empōr-: auf-s. WHumboldt 3, 51. Entgêgen-: Der Ruh (Thümmel 7, 139), dem letzten Augenblick (W. 20, 267) e. Er-:
1) [1] auf-s.: Tief e. Tob. 3, 1; Über Etwas e. Forster A. 1, 411; W. 35, 189 u. o.
a) [1a] Es erseufzt der Wald (Mager 2, 88⁴), der Mast (V. H. 1, 43); der Karren von Erzen (Zachariä 2, 262); unter einer Last der Tisch (VWeber 2, 8), der Grund (B. 150b) etc.
b) dichterisch: Sie e. [unter] eurem Drange. Uhland Ernst 39 etc.
c) Doppelzsstzg.: So vielfältig erseufzt im Innersten nun Agamemnon | tief aus dem Herzen empor. V. Il. 10, 9.
2) [2] tr. (s. heran-, herbei-s., ersehnen):
a) Etwas e., danach seufzen, z. B.: Nach buntem Tande seufzt das thörichte Geschlecht | und auch erseufzten Tand genießt es niemals recht (s. b). Uz 1, 22; Brich doch an, erseufzter Tag! 2, 218; W. 20, 215; 25, 278; 26, 26 u. o.
b) durch Seufzen erlangen: Die .. der verlorne Mann | vom Schicksal nicht e. kann. B. 68a etc. Hín- etc.: z. B. intr.: seufzend hinwandeln. Geßner 3, 167 etc.; tr.: Nächte und Tage h. [ver-s.]. V. Od. 13, 338; 16, 39 etc.; Wenn sie [Philomele] verschwindende Triller hinseufzt. Zachariä 2, 287; Er seufzte seine Seele zu den Zelten der Griechen hin. Schlegel Kaufm. 5, 1, sich hinsehnend etc.; Das ganze Bild ist wie hingeseufzt [hingehaucht] auf die Leinwand. Heine Reis. 3, 214 etc. Einen heran-s., z. B. Jmmermann M. 1, 196 (wie er-s. 2b). Was ist Das .., das aus meinem Busen heraufseufzt? Geßner 3, 97 (s. auf-s.); Den Morgen herauf- (Fouqué Dr. 1, 73), die Mitternacht herbei- (W. 20, 298) s. (s. er-s. 2a) etc. Wir seufzen .. | vom Glück nicht Viel heraus [s. er-s. 2b]. Langbein 2, 273; Die eigne Sehnsucht in Einen hinein-s. [ihm einhauchen]. Gutzkow R. 2, 44 etc. s. nachklagen: 1) nach Jemandes Vorgange seufzen. Spindler V. 1, 61; V. Il. 24, 776 etc.; Der Hain .. seufzt ihre Klagen . . nach. Uz 2, 81 etc. 2) Dem entrißnen Gatten n. Creuz 1, 44 etc. Eine Zeit v., mit Seufzen verbringen. W. 1, 172; 11, 42 etc.; Einen Schmerz v., ihm in Seufzern Luft machen, z. B. Mundt Rob. 2, 60 etc., auch: in Versen etc. W. HB. 2, 205 etc.; Verseufze nicht aus deiner Brust | den Athem, der gemacht zur Lust. Oehlenschläger Gd. 169, in Seufzern aushauchen; Der Geist eines schmachtenden Liebhabers verseufzet sich in lächerlicher Qual, geht gleichsam ganz in Seufzern auf. W. 12, 330 etc. z. B.: Einem Etwas v., so daß er es hört etc., auch als Ggstz. zu nach-s. 1 etc. z. B. [2]: Sie seufzt ihr Halstuch weg. Pfeffel Pr. 3, 168. (selten) wehklagen. Droysen A. 3, 109 etc. seufzend zurücksehnen [2] und z. B. [3]: Was seufzt ihr euch zurück ins sonst’ge Paradies? Platen 2, 58 etc.
Nāch-: Ver-: Vōr-: Wég-: Wēh-: Zurück-:
~er, m., –s; uv.:
s. Ächzer: 1) Jemand, der seufzt (weibl. S–in), z. B.: Jch bin kein verliebter S. Babo Otto 55; Mit Bleumouranten, dem S. W. 15, 180; 228 etc. 2) gw.: der Laut oder die Laute, worin man seufzend dem Herzen Luft macht: Ein lauter, tiefer, langer etc., stiller, verhaltner S.; Der letzte S. eines Sterbenden etc.; Ein S–chen. W. 1, 177; 3, 14 etc.; Ein schnalzend S–lein an deine Buhle. Uhland 177 etc.; Er zieht . .. aus tiefer Brust | den längsten S. hervor, der je geseufzet worden. W. 15, 83; 5, 239 etc.
a) auch der Ggstd. des Seufzens: Sie werden der ewige S. der Sterbenden sein. Kretschmann 5, 146; Heine Rom. 243; Sch. 116b etc., vgl. (veralt.): Rothe S., Name einer sächs. Scheidemünze (die sechs Pfennig gelten sollte, aber nur zwei werth war).
b) Zsstzg. z. B.: Abschieds-S. Göckingk Lieb. 91; Ahnungs-S. Tiedge 2, 146; Flammen-S. Matthisson 167; Herzens-S. Shakespeare 6, 122; Ein geschöpfter Ruhe-S. H. R. 9, 67; Stoß-S. W. 13, 163 etc. (s. Stoßgebet); Er begleitete seine Worte mit einem langgehaltenen Vierviertel-S. Börne 2, 180; Wehmuths-S. KMayer 167; In Wollust- S–n schwimmen. W. 20, 287 etc., seltner mit Vors. (s. seufzen, Zsstzg.), z. B.: Mit manchem gen Himmel gerichteten Auf-S. Gutzkow Z. 4, 5; Die Vor-S., die dort und da stöhnten. G. 140, die vorangehnden S. etc.
Anm. Seufzen, ahd. süftōn, siuftön, mhd. siuften, siufzen, s. Graff 6, 173; Schm. 3, 204; 206 und: Er rede mit den Augen, | mit Seufen ohne Ziel. SDach (ge- ändert: Seufzern. WhMüller B. 5, 54), vgl.: Das sind die unaussprechlichen Seufftzen [Seufzer], davon S. Paulus Röm. 8, [26] redet. Joh. Arndt (Wackern. 3, 541¹¹), Sanders, deutsches Wörterb. II. so auch: Mit unaussprechlichen Seufzen. Büchner Konkord. 1651 (aber bei Luther: Mit unaussprechlichem Seufzen), s. mhd. siufze, m. Ungeseufer statt Ungeziefer (s. d.), z. B. Eppendorf 47.