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Schwarm
Schwárm, m., –(e)s; Schwärme; Schwärmchen, lein; -:
1) eine wild und schwirrend (brausend) sich durch einander bewegende dichte Menge, Gewimmel:
a) eig. und zunächst von Bienen, nam. von einer aus dem Mutterstock ausziehnden Bienenkolonie: So sumsen dichte Schwärme Bienen aus | dem hohlen Felsen immer mehr und mehr | hervor und schwirren etc. B. 150b = V. Il. 2, 88; Ländl. 4, 747 ff. etc., auch in sinngemäßer Fügung (s. Haufe 1; Dutzend, Anm.): Ein Sch. von Bienen sumsete ihrer [st. seiner] Schöpferin nach. H. Ph. 10, 167 etc.; best.: Bienen-Sch. Richt. 14, 8; G. 6, 22; Heinse A. 1, 29 etc. (auch s. b bildl.: Der Bienen-Sch. der Leute. Rückert Mak. 2, 48, die dichte Schar; Der Bienen-Sch. der Grillen. Göckingk 1, 278 etc.); Immen-Sch. Fischart B. 43b etc., ferner z. B. (s. Kirsten Kat. 41 ff.): Doppel-Sch., eine Vereinigung mehrerer Schwärme; Haupt-Sch. Kosegarten D. 1, 160; Heide- Sch., von Heidebienen oder = Jungfern-Sch., ein von dem Vor-Sch. noch im selben Sommer ausziehnder; Hunger- oder Noth-Sch., der aus Mangel auszieht, um sich bei andern Bienen einzubetteln. Lenz Nat. 3, 336; Kunst-Sch., ein abgetrommelter oder abgetriebner (Abtreibling, vrsch. Ableger c); Nach-Sch., ein auf den ersten (oder Vor-)Sch. noch im selben Sommer folgender; Singe-Sch., Vor-Sch. mit einer noch unbefruchteten Mutterbiene (die schon vor dem Auszug im Stock ein Tüten oder Singen hören lässt); Vor-Sch., s. Nach-Sch. etc.
b) (s. a) ähnlich von andern schwirrenden Insekten, z. B. von Wespen. L. 136; Fliegen. B. 200b etc., auch (vgl. Schar): Bremsen-Sch. (z. B. bildl. Fouqué D. 1, 294 etc.); Fliegen- (Lenau A. 124 etc.); Motten- (V. 3, 11); Mücken- (z. B. bildl.: der Höflinge. W. 10, 268); Wespen- (20, 169) Sch. etc.; von andern Thieren, z. B.: Ein Sch. Vögel. Döbel 1, 75b; Nachtigallen. Kinkel E. 31; geschwänzter Gäste [Katzen]. Lichtwer 32 etc.; Dohlen- (Stahr Jt. 1, 401); Elephanten- (Platen 4, 317), Krähen- (Rückert Rost. 28a) Sch. etc.; oft von einer dichten Schar Pers. (vrsch.
c) etc. bildl. (s. a: Richt. 14, 8): Erschuf ihnen die liebe Sonne aus dem Aas des Unterdrückers einen Sch. von kleinen Tyrannen. G. 14, 158 etc., ferner z. B.: Ganze Kolonien, Züge, Schwärme, Wolken (wie man es nennen will) von Künstlern und Handwerkern. 31, 250; Wenn er den bunten Sch. der Menschen flieht. 13, 102; 107; Der Sch. jener Gespenster. 22, 389; Dem tapfern Sch–e. Platen 6, 17; Bewaffnete Scharen . .; andre Schwärme. 1040a etc.; Aus den Inseln .. ergossen sich diese neuen Barbarenschwärme. Sch. 1039a; Centauren-Sch. Wackern. 2, 924²⁶; Er geckt im Narren- Sch. (vgl. 2). V. Sh. 3, 178; Von Plänklerschwärmen umgeben. Ense D. 2, 242; Im Soldaten-Sch. Cham. 3, 260; Dem Zug nachkreiset ein Volks-Sch. Sonnenberg D. 1, 468 etc., zuw. auch: ein dichtes Gewimmel von (mehr oder minder belebt gedachten) Dingen: Welcher Sch. von Übeln in diesen .. Worten eingeschlossen ist. Forster V. 93; Zum Glücke fang’ ich noch | keinen Sch. von Grillen. Göckingk Lieb. 69 etc.; Nach seinem Tode den Anekdötchen-Sch., der dem Namen eines großen Mannes wie der Wurm der Verwesung nachkriecht. Kretschmann 5, 384; Daß mich mit ihren Stichen | eigne Sorgenschwärm’ umschwirren. Tiedge Ep. 1, 52; Ein wundersames Gemenge von Sternschwärmen. Humboldt K. 1, 88; Wasser-Sch., s. Schwärmer 3. c) (s. a) bildl. in Bezug auf die dem Weisel nachfolgende Menge (Anhang): Der Eine wird ein Phantast auf eigene Hand, aber der Andere ein Schwärmer, der Sch. macht und fanatisiert. Gervinus Lit. 5, 273; L. 11, 465; V. 4, 66; Um Sch. zu gewinnen, muß man mitzuschwärmen scheinen. Ant. 2, 238 etc. 2) (s. 1) Saus (s. d. 1b) und Braus (s. d.); rauschende, wild lärmende Lustbarkeit: Auszuruhn | von diesem langen Fastnachts-Sch–e. W. 12, 48; Hat sie im Hause Reigen-Sch. WhMüller 1, 225 etc. 3) (mundartl.) Etwas, das den Geist schwärmen (s. d. 3) macht, ihn durch falsche Einbildungen aus dem Gleis bringt etc.: Einen Sch. [oder Wurm, s. auch Strich] haben, bekommen; Der Schwarm steigt ihm in den Kopf. Adelung (s. 1a; Grille 2 etc.). 4) (s. 3) weidm.: Der Leithund bekommt den Sch., schwärmt (s. d. 1c) plötzlich.
Anm. Ahd. suar(a)m., mhd. swarm, auch Schwurm (s. u.). Schm.; Das Geschwärm (s. d.) oder: Das unzählige Unziefer Gewürm und Geschwürm der Bücher. Luther 1, XVIII; 5, 283b; 6, 219b; SW. 26, 23; 63, 137 etc.; Bremengeschwürm und Wespengetos. Fischart B. I; Büchergeschwürm. Jahn M. 253 etc., wie neben schwärmen schwirmen, schwürmen. Schm.; Fischart B. 265b; 266a etc.; vgl.: Wie Das klippt und klappt und schwirbelt [tost, lärmt]. Eichendorf Ph. 14; Es hat ihm im Kopf geschwirbelt [gewirbelt etc.]. Lewald Leb. 3, 58 etc.; Da hat er mit seinen Schwarbeleien den Wirbelkopf des Mädchens noch wirbliger gemacht. Scherr Sch. 2, 220; Bl. 2, 234 [wirblige Reden etc., vgl. auch Schwabbelei]; schwurbeln. Schm.; Der Schwirbel, Schwurbel, das Geschwurbel. ebd. = Sch. 1; 3, auch = Taumel (wie Schwurm) und Wirbel, ahd. suarb, suirbil (Graff 6, 897), s. niedrd. swarmen und swarven, herumschwärmen (Brem. W. 4, 1115), dazu seemännisch Schwerver = Schwalker (s. Schwalbe, Anm.), wie obrd. (s. Schm. 3, 536) = Sch. sich auch Schwalm und Schwalk findet (so daß viell. die Schwalbe als der umherschwärmende Vogel benannt ist), Grundbed. der Ton, s. schwirren und niedrd. swiren, schwärmen, von fliegenden Insekten etc. (s. 1) und nam. von Zechbrüdern (s. 2), niedrd. swierbroer, vgl. swier, Festgelag und Schmausreigen, Trinklied. V. 2, 208; Myth. 1, 113 und: Das schwirrige Leben. L. 13, 353, schwärmendes, in Saus und Braus.