Faksimile 0214 | Seite 1036
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Schwär Schwäre Schwären schwären
Schwǟr: 1) m., –(e)s; –e; –chen, lein; -. ~e, f.; –n. ~en, m., –s; uv.:
eine von darunter sich zusammenziehndem Eiter entstehnde Erhöhung der Haut; übrtr.: das Übel, der Sitz des Übels etc.: Satan .. schlug Hiob mit bösen „Schweren“. Hiob 2, 7; Luk. 16, 20 ff.; Sie erwähnen .. der span. Ereignisse. Wie gewaltsam ist seit jener Zeit der Sch–en aufgebrochen. G. Reinh. 178; Daß sie den räudigsten Bettlern die Sch–en und den Grind leckte. Heine Lut. 1, 86; Durch das Reiben auf der Erde „Schweren“ bekommen. Heeren 1, 756; Ein giftiger Sch. L. 1, 93; Streicht Gift auf seinen Sch. Lichtwer 185; Solche kluge Balbierer, die den „Schweren“ lieber ausreißen denn heilen wollen. Luther 6, 163b; Wo ich unwissend deinen „Schweren“ und Grind traf [den faulen Fleck]. 1, 360b; Wo der „Schweren“ säße. Olearius Ros. 107a; Auch ging hinweg die böse Sch.’ Overbeck; Leckt’ | ihm seine Sch–e der Hund. Schwab 432; Daß du .. die Sch–chen übersalbst. V. Ar. 1, 160; W. Att. 2, 1, 91 etc.; Einem den Sch. aufstechen. (übrtr.) Günther 418; Schweinichen 2, 322 etc.; Die Welt muß solche Leute leiden, als ihre rechte Pestilenz, „Blutschweren“, etc. Luther 6, 149a; 1, 415b etc.; Schwärig, a.: voller Sch–en. Freiligrath SW. 4, 194. 2) n., –(e)s; –e: nam. in Zsstzg.: Ge- = 1, aber auch von Eiterungen im Innern: Fischart Garg. 14; Ein G. im Leibe. L. 7, 282; Neid und Mißgunst sei ein „Geschwer“ das die Wahrheit allenthalben her wie einen Eiter zusammenziehe. Zinkgräf 1, 307; Ryff Th. 55; Das sorglich „Halsgeschwer“. 50 etc., heute zumeist: Geschwür (s. d. und Zsstzg.).
~en, schwor (schwur); schwöre (schwüre); geschworen; (schwiert) intr. (haben):
Eiteransammlung erzeugen, (sein): sich mit Eiter füllen etc.: Der Splitter im Finger schwärt (schwiert); der Finger schwärt vom Splitter; Der Splitter hat —, der Finger ist geschworen; Der Splitter ist (oder hat sich) heraus geschworen, ist durch die Eiterung her- aus gekommen: Daß dein Leib anfähet zu „schweeren“ und eitern. Luther 5, 383b; Jeder Stich damit schwärt. IP. Sieb. 7; Er träufelt in den Eingang meines Ohrs | das sch–de Getränk. Schlegel Haml. 1, 5; Krank an sch–der Wunde. V. Il. 2, 723; Der sch–den Schlund. Georg. 3, 508 etc.; übrtr.: Noch schwäret sein krankes Herz. Ramler 42 etc. Zsstzg. z. B.: Der Nagel ist ihm abgeschworen [abgegangen]; Eh die Gelenk’ an-sch–d das heilige Feuer hinwegfraß. V. Georg. 3, 566; Ein Splitter aus- (oder heraus-)sch. lassen; Unterschworne und übertünchte Familien-Vhe. G. Zelt. 4, 436 (s. unterköthig); Daß das Auge verschwärt, die Haare ausfallen. Vogt Oc. 1, 137; Verjauchung, Verschwärung, d. i. das Zerstörtwerden eines in seiner Ernährung beeinträchtigten Gewebes durch Jauche. Bock D. 232; Daß sich die Fettdrüsen verhärten oder zusch. [verschließen]. Winkell 1, 367 etc. Nbnf.: Klinger ist wie ein Splitter im Fleisch, er schwürt und wird sich herausschwüren. G. Lav. 21, vgl.: Spate 1988.
Anm. Ahd. suëran, mhd. swërn, schmerzen, dazu ahd. suëro, gasuër, mhd. swër, geswër, Schmerz, Geschwür; ferner ahd. suërag, mhd. suirec, voller Schwären, (ge)- schwürig, (übrtr.) empfindlich und danach nhd. schwierig, das in der Bed. sich näher an das zumselben Stamm gehörige schwer schließt, ahd. suâri, mhd. swære etc., s. Schm. 3, 546; Graff 6, 888 ff.; Wackern. Gl. 516, der hierher auch rechnet: Schwarte, mhd. swarte und wahrscheinlicher: Sorge, goth. saurga, ahd. s(u)orga, mhd. sorge, vgl. (s. Graff 6, 267 ff.) ahd. sêr, Schmerz, dazu sero, schmerzlich, woraus nhd. sehr hervorgegangen; sêra— gön, sêrón, versehren; sêr(a)wên, serben etc. Die Schreibw. mit „ä“ statt „e“ durchgedrungen zur Unterscheid. von schweretc. (s. o.), ähnlich wie „ö“ statt „e“ in schwören, ahd. suerjan, mhd. swern (s. Graff 6, 893; Schm. 3, 547; Wackern. Gl. 516), das im Impf. und Partic. doch wieder mit schweren zusammenfällt, weßhalb von diesem diese Formen wenig im Gebrauch sind.