Faksimile 0211 | Seite 1033
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Schwamm
Schwámm, m., –(e)s; Schwämme; Schwämmchen, lein; -:
Bez. einiger sehr poröser, weicher, lappiger Körper, nam.:
1) Sch., best. Meer-, See-, Bade- oder Wasch-Sch., Spongia, ein Meererzeugnis, das z. B. zum Ab- und Aufwischen, Waschen, Baden etc. benutzt wird, oft auch bildl., übertr. —, s. Oken 3, 212, wo die Meerschwämme als Pflanzen zu der Zunft der Holzmoose gestellt sind (dazu: Bad-, Augen-, Trompeten- und Pfeifen-Sch., vgl. als andre Gattungen: Süßwasserschwämme, Spongilla, dazu: Bach- und Teich-Sch. —; und: Fächer-, Filz-, Knoten-, Schildschwämme), dagegen: Andre Systematiker haben die Schwämme, den Wasch- und Fuß-Sch., noch neuerlich zu den Thieren gezogen. Ehrenberg (Mager 2, 362¹⁰); Unsere gw. Schwämme sind nichts Anderes als die zelligen Behausungen von Polypen. .. Die großlöcherigen, harten braunen Schwämme ..führen den Namen [Pferde- oder] Roß-Sch. Karmarsch 3, 188 etc.; Füllete einen Sch. mit Essig. Mark. 15, 36 etc.; Gleich einem Sch. durchnetzt. Pfeffel Pr. 8, 179; Volger EE. 218 etc.; Daß er den warmen Strahl der Sonne angeschluckt wie ein Sch. Möricke N. 152 etc.; Finanzminister, einer jener großen Schwämme, die den Schweiß des Volkes abtrocknen, um ihn einzusaugen. Börne 1, 221; Schlegel Haml. 4, 2; Dgl. Geld-Egel und Batzen-Sch–en [s. Anm.]. SClara EfA. 1, 126 (s. Blutsauger 2b); Die Tische | .. mit Wasser und lockeren Schwämmen zu säubern. V. Od. 22, 438 etc.; Mit dem Sch. über Alles hinfahren, was bisher auf die Tafel der Menschheit verzeichnet worden war. G. 39, 129; Rückert 2, 472; Thümmel 2, 177 etc.; Statt des Herzens ein Sch. im Busen [ohne Gefühl]. G. 1, 270. S. auch 2b. Ferner nach der Ahnlichkeit in der Konsistenz (der schwammigen Beschaffenheit): 2) = Pilz (s. d.), z. B.: Trüffel, Schwämme etc. Brockes 9, 154; Über Nacht geschossene Schwämme. G. 31, 4; Schwämmlein, welche aus der Erde herauswachsen. Rockenphil. 2, 175 etc. Dazu, wie bei Pilz (s. d.) sehr zahlreiche Zsstzgn. (vielfach schwankend); wir erwähnen hier nur:
a) Erd-Sch. (V. 1, 183; W. 33, 283 etc.) oder -Pilz (Oken 3, 146), Agaricus, aus der Erde aufschießend (vgl. übertr.: Erdenschwämme, die des Schattens der Kaiserseiche nicht werth sind. Lichtenberg 3, 302), so: Eßbare, giftige Schwämme und z. B.: Birken- Sch., gew. unter Birken wachsend (vergl. b und Birkling); Blut-Sch., von rother Farbe (versch. b); Gartenschwämme (Champignons). Rumohr Kochk. 157 etc.
b) Baum-Sch., Polyporus, auf Bäumen wachsend und danach z. B.: Birken-Sch. (versch. a); Buchen-Sch. etc., s.: Der Buchenpilz .. dient zum Stillen der Blutflüsse, vorzüglich aber zur Verfertigung des Zunders, wozu man indessen [auch] die meisten [andern] Baumpilze Sanders, deutsches Wörterb. II. nimmt. Oken 3, 132 etc.; Reiß da vom Baume diesen Sch. | und leg’ ihn auf die Wunde. G. 7, 243; Als er einen .. schnell Feuer fangenden, aber häßlich dunstenden Sch. .. aufschlug. . . Jch nannte dieses Präparat Basedow’schen Stink-Sch. 22, 209 etc.; übertr.: Bin ja nur ein armer Sch., | bin ja nur ein Zunder etc. Daumer 1, 58 etc. Zsstzg.: Feuer- od. Zunder-Sch. Karmarsch 3, 738 etc. (vgl. 3) und zur chirurgischen Anwendung (wozu seltner auch s. 1 der Bade-Sch. dient): Blut-Sch. [blutstillend]. Falke Th. 1, 139a; HSachs 1, 467c; übertr. IP. 17, 19 etc. (versch. a und 4); Preß-Sch., d. i. Feuer-Sch., welcher derb zusammengepreßt und in Walzenform gebracht worden ist, dient zu chirurgischen Erweiterungen, z. B. bei Fisteln. Falke 2, 212 etc.
c) (s. b) Haus-Sch., Polyporus destructor, s. Oken 3, 134; Wie an einem Hause, dessen Holz der Sch. zerfressen hat, nur eine Strebe weggenommen zu werden braucht, um etc. Spielhagen Pr. 7, 42 etc.; übertr.: Unterdessen kroch der Haus-Sch. des Herabkommens durch die Wände der Weberhäuser. D Mus. 1, 2, 52 etc. 3) nach Analogie von Feuer-Sch. (s. 2b), z. B.: Platin .. in höchst fein vertheiltem Zustand. .. Möglichst gut zündender Platin-Sch. Karmarsch 2, 857 etc.; auch: von den im Hohofen schmelzenden Eisenstücken: Gelangt nun endlich der Eisen-Sch. bei der hohen im Gestelle herrschenden Temperatur mit ebenfalls weißglühender Kohle in Berührung, so etc. 1, 576 etc., s. auch: Wann den Docht verglimmende Schwämmchen umwuchsen. V. Ländl. 3, 35 mit Anm.: „die dunkeln Auswüchse des Dochtes“. 172 (s. 2). 4) (s. 2b) Arzn.: mehr oder minder sch.-ähnliche Auswüchse und Wucherungen im menschl. und thierischen Körper, nam.: Schwämmchen, Mund- und bei Thieren (Falke 2, 104) Maulschwämmchen, Aphthae, zumal bei Säuglingen; ferner: Blutgefäß- (1, 135b) od. Blut- (139) Sch. (versch. 2a; b), eine blutgefüllte Geschwulst aus krankhaften Zellen; Glied-Sch. (344), Geschwulst in den größern Gelenken, nam. Knien: Auf Erbsen knien, so daß sich Glied-Sch. in die Gelenke setzte. Devrient 2, 328 etc. 5) eine Art Flechte, Lichen aphthosus, als heilkräftig gegen den Mund-Sch. (s. 4). Adelung. 6) Pferd.: s. Kastanie 1b. 7) bursch.; Volksspr.: Der ganze Sch. etc., wie Geschichte 2 (s. d.), wohl zu 2a, vgl.: Die ganze Pastete, Prost-Mahlzeit etc.
Anm. Goth. svamms, ahd. suam, mhd. swam, Nbnf. Schwammen, m., Schm.; Dreierlei „Mör Schwammen“ (1). Eppendorf 129, Art eines Schwammens (2a). Ryff Th. 31; Der Schwumm (2b). Stumpf 607a; (1) Zwingli 2, 17; Rebmann 122 etc. Stamm: schwimmen, goth., ahd. suimman, mhd. swimmen, faktit. schwemmen, ahd. suamjan, mhd. swemmen; dazu wohl auch (vgl. schweben) schwiemen etc., ahd. suiman, mhd. swîmen, sweimen (s. Schm. 3, 536; Graff 6, 879); ferner: Sumpf, ahd., mhd. sunft (und Sund, altn. sund).