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schraubbar Schraube schrauben Schrauberei schraubig
Schrāūb~bar, a.:
was zu schrauben (s. d. und Zsstzg.) ist.
~e, f.; –n; Schräubchen, lein; –n-:
1) ein Cylinder mit erhaben eingeschnittnen gleich weit von einander abstehnden Windungen oder Gängen, die s. g. Spindel, gw. in einer Mutter (s. d. 2g), der s. g. Binnen-Sch., sich bewegend; auch: Spindel und Mutter zusammen; eig. und bildl.: Lasten mittels der Sch. bewegen; Die Sch. der Presse anziehn, zu- und wieder aufdrehn; Etwas mit einer Sch. befestigen; Archimedische Sch., s. Wasser-Sch. etc.; sprchw.: Ein Dito (s. d.) mit messingnen (oder Stahl-)Sch–n etc.; In der Maschine ist eine Sch. losgegangen; Jrgendwie in der Welt ist eine Sch. losgegangen. Gerstäcker Äq. 2, 85; Keine Sch. war mehr in Ordnung, am Wagen nicht und im Kopf nicht. Gutzkow R. 4, 245; Der Wahnsinn . ., denn daß eine Sch. in seinem Kopf wackelt, mögen Sie mir glauben. Holtei ObB. 1, 306 etc.; So kommt ein vollständiges Bild eines edlen lebendigen Kreises zu Stande, einer Sch. ohne Ende (s. d. 2c, vgl. Schnecke 2f), die in das Nächste eingreift und so das Fernste bewegt. G. 32, 338 etc.; Die Sch–en | an Hand und Fuß. W. 20, 87, das ihre Bewegung Hemmende etc.; Nichts als Wendungen und Sch–n. W. 12, 42, unbestimmte Reden etc.; Etwas steht auf Sch–n, nicht fest; schwankend; Seine Worte auf Sch–n stellen, so daß kein fester Verlaß darauf ist (s. schrauben 3); Denen .., | die Ehr und Recht setzen auf Sch–n. Rollenhagen Fr. 429 etc., auch: Er meint, der Wirth woll nur auf Sch–n | ihm setzen den verwirrten Kopf. Hagenbach (Echterm. 150), ihn aufziehn; Ohne Absicht, ohne Sch. | das trauliche, gutlaunige Geschwätz. W. 12, 131 etc., s. schrauben 2. Zsstzg. z. B. nach dem Stoff: Eisen-, Holz-, Messing-, Stahl-Sch. etc., außerdem nam. nach dem Wo und Wie der Sch., zuw. auch übrtr., leicht zu verstehn nach folg. Bsp.: Bein-Sch., s. Folter-Sch.; Binnen- Sch., Sch–n-Mutter; Block-Sch., Zugwinde; Daum- Sch–n an- (Gutzkow R. 3, 246), Einem auf- (L. 12, 532) setzen, Etwas von ihm zu erpressen, s. Folter-Sch. und: spanische Stiefel; Feder-Sch., Schraubstock, die Schlagfeder des Gewehrschlosses zurückzubiegen etc.; Flügel- Sch. mit Flügeln an beiden Seiten der zu drehnden Mutter; Folter-Sch., Foltergeräth, so: Bein-, Daum-, Hand-Sch. etc., vgl. auch: Durch angesetzte Frage-Sch–n irgend ein Geständnis aus mir foltern zu wollen. Tieck N. 5, 311 etc.; Kamm-Sch., ein Eisen zur Befestigung des Wollkamms. Karmarsch 3, 632; Klemm-Sch., Etwas festzuklemmen. 1, 686; z. B.: um die Pulsader zuzuschrauben. Stilling 4, 132; Koker-Sch., in einem Koker (s. d. 2b); Der Neid quetscht ihren Ruhm mit seiner Läster-Sch. Eünther 511 (vgl. Folter-Sch.); Die Studel- Sch. . ., die Nuß-Sch. Auerbach Volksk. (61) 19, s. Nuß 5f; Pistol-Sch–n. Freytag B. 2, 122; Preß-Sch., an einer Presse; s. auch 2; Der Lauf der Büchse ist am hintern Ende durch die Schwanz-Sch. geschlossen. Karmarsch 2, 77; Die gw. Schwanz-Sch.; die Kammer-Schwanz-Sch.; die Patent-Schwanz-Sch. 80 etc.; Zwischen den Spitzen- Sch–n. 732; Die Entfernung der Walzen von einander kann durch Stell-Sch–n reguliert [gestellt] werden. 1, 747; Stock-Sch., eines Sch–n-Stocks (s. d.); Studel-Sch. (s. o.: Nuß-Sch. und Studel); Trommel-Sch., zum Spannen der Trommel etc., s. auch 2; Wand-Sch., in die Wand zu schraubender Haken etc.; Archimedische Wasser-Sch. (oder -Schnecke), Maschine zum Heben von Wasser, bestehnd aus einem nach Art eines Schraubengangs um eine schiefliegende Spindel gewundnen Kanal; Zug-Sch., Etwas zusammenzuziehn etc. 2) etwas Sch–n-Ahnliches, z. B.: Sein über der Stirn zu einer sog. Sch. gewundenes Haar. OLudwig Himm. 4 etc., nam. eine Gatt. Schnecken, Turbo, dazu (s. Nemnich, vgl. 1) z. B.: Doppel-, Links-, Moos-, Preß-, Trommel-Sch., auch = Murex aluco etc.
~en, tr., auch o. Obj., schrob, schröbe; geschroben, und schwachformig:
1) eine Schraube drehn und: dadurch eine best. Wirkung erzeugen: Etwas fest, fester, loser etc.; in die Höhe etc.; an, auf Etwas; die Theile von, aus einander sch. etc.; Er schraubte die Zwinge von der Stockflöte. Auerbach Leb. 1, 6; Aus einander geschraubt und wieder zusammengeschraubt. Karmarsch 1, 70; Auf der Grundplatte festgeschroben. 2, 65; Hob .. mit geschrobenem Zuge den Stöpfel | einer Flasch’. V. 1, 88 etc. Bildl. (s. 2): Die Seite des Luther’schen Gebäudes, die ein wenig gesunken war, weit über den Wasserpaß hinaus sch. L. 10, 130 etc.; Von einem französischen Tragödienschreiber auf Stelzen geschraubt. Sch. 106b; Seelen auf die Folter sch. 200a etc.
2) (s. 1) übrtr. in Bezug theils auf die Wirkung, theils (s. e und
3) auf das Gewundne der Schraube, z. B.:
a) Wenn man, wie Kinder, uns noch an den Schultisch schraubt. Körner 270a, fest hält, fesselt; Thümmel 5, 193 etc.
b) mit drängender Gewalt bewegen: Was zieht mich hin- aus? | und windet und schraubt mich | aus Zimmer und Haus? G. 1, 72; Welch Gezeug | mich schraubt von meinem Platz in eurer Gunst. V. Sh. 2, 390 etc.
c) (s. b und drehen 1d; e) langsam und unmerklich bewegen, nam. refl. (s. Schm. 3, 507): Sich von ihnen abgeschrauft [entfernt]. SClara EfA. 2, 792; Wir schraubten uns bald los. Meißner St. 48; Er schraubt allmählich sich hinzu, so leis’ er kann. W. 12, 119 etc., doch auch: Er schraubte .. den Hut vom Kopf ab [nahm ihn langsam grüßend ab]. IP. 1, 11 etc., vgl.: Eh sie zu sich selber kam, | gelang es ihm, den Arm um ihren Leib zu sch. 11, 208, langsam, aber fest zu schlingen etc.
d) Etwas künstlich, mit Windungen zu Stande bringen: Auslegungen, welche die . . Kirch darüber erfunden und fein artlich darzu geschraubt hat. Fischart B. 71a, vgl. f und nam. 3.
e) in eine den gewöhnlichen, natürlichen Vhen nicht entsprechende Höhe hinauftreiben (s. 3b): Schlechte Leute werden .. angepriesen und in die Höhe geschraubt. FKMoser Herr 264; Gern in solche Höhe hätt’ ich meine Phantasie geschraubt. Platen 4, 125 etc., nam. oft von Preissteigrungen: Der Kartoffelmangel und die neue Miß- ernte schraubten die Preise zu furchtbarer Höhe. Waldau N. 2, 192; Nun fängt er an mich wieder in die Höhe zu treiben und auf gewohnte Art zu sch. Gutzkow Lenz 6 etc., vgl.: Einen sch. (Hackländer Hdl. 2, 138 etc.), um sein Geld sch. (W. Luc. 6, 430 etc.), es ihm übertölpelnd abpressen etc., s. f und: Geld heraus-sch. Prutz Mus. 3, 69.
f) Einen sch. = ihn aufziehn (Beides wohl hergenommen vom Foltern, vgl. vexieren, drillen 2 etc.) in wirklicher oder vermeinter geistiger Überlegenheit ihn zum Ggstd. des Spotts machen: Das Sch. ist eine uralte Lust bei den Menschen, wenn Mehre bei ’nander sind und Einer dünkt sich klüger als der Andre. Alexis H. 1, 1, 112; G. 11, 89; L. 1, 119; W. 15, 157; 22, 60 etc., vgl. (s. d): Er ging niemals direkt zu Werke, sondern schraubte nur mit Bezügen, Anspielungen etc. . . auf die Mängel hin, die er zu rügen gedachte. G. 20, 149. 3) im adjekt. Partic. pass. (s. 2d), z. B.:
a) (s. 2e) Sie hemmten den reinen Fluß der Lebenslehre, um die Wasser zu ihrer ersten Höhe zu dämmen. .. Es konnte diese geschraubte Kraft Nichts als dunkle Ahnungen hervordrängen. G. 14, 272 etc.
b) Die gerechte Sache | hat künstlich schlauer Wendung nicht vonnöthen. . . Was ich zu sagen habe, kurz und ungeschraubt. Sch. 240b; Redet schlüpfrig und, wie man zu Hofe sagt, mit geschraubeten [vgl.: auf Schrauben gestellten] Worten. Luther SW. 61, 109; Lady (geschraubt): Mühe um die Klientin oder Patronin? Sch. 203b etc., nam. (vgl. a und 2c): sich gleichsam auf Stelzen bewegend, affektiert etc. (s. auf-sch. 2): Den geschraubt-platten Dialog. G. 16, 327; Geschraubte Phrasen. Platen 3, 109; Prutz GschTh. 321 etc. Ugw.: Stücke, die Martial selbst nicht geschraubter [künstlicher, mit feinrer Wendung] und spitzer hätte machen können. L. 8, 514.
4) Dazu (s. nam. 3b): Mit eben diesem Eifer hasst er Mystik, Geschraubtheit, Verworrenheit. Sch. (Stahr Weim. 419); Frei von lächerlicher Eitelkeit und Geschraubtheit. Seydelmann 298 etc.; Der Beweis ist .. zu beschuldigen .. einer unnützen gequälten Geschrobenheit, die nur dazu dient, die äußere Gestalt eines Beweises hervorzubringen. Hegel Log. 227; HVoß IP. 101 etc. Zsstzg. im eig. Sinn (vgl. die von drehn) kaum der Erwähnung bedürftig, z. B.: Áb-: So wird der Kopf ab- und an dessen Stelle der Schlauch angeschroben. Karmarsch 1, 771 etc.; s. [1c]. Án-: s. ab-sch.; Le Kain wählt die Stelzen, worauf wir ihn einherschreiten sehen, nicht selbst; sie werden von fremder Hand ihm angeschroben. Engel 8, 180; Wie Tantalus .. bewegungslos am Boden angeschraubet [2a]. W. 12, 216; 20, 215 etc. Āūf-:
1) schraubend auf Etwas befestigen: Auf diesem Fußstücke sind 2 .. Kästen aufgeschraubt. Karmarsch 2, 67; Ein Cylinder, auf welchen der .. Deckel aufgeschroben wird. Mit- scherlich 2, 2, 72 etc.
2) in die Höhe schrauben, z. B. eig.: Das Haus a. Gartenl. 9, 678b etc. und übrtr. [2e]: Daß sich eine tüchtige Kraft zu ungeheuerlichem Titanenthum aufschraubte. Auerbach Leb. 1, 245; Aufgeschraubte Lustigkeit. Gutzkow 3, 77; Stahr Par. 2, 234; Meine Neugier auf-zu-sch. W. 20, 41; Daß ich den schlichten Stil .. dem aufgeschraubten weit vorziehe. 35, 105 etc.; Die Aufschraubungen des Militäretats. Volksz. 15, 82.
3) die Schraube öffnen (Ggstz.: zu-sch.). Musäus M. 2, 125 etc. Āūs-:
1) s. Ggstz. ein-sch. 2) Die Schraube hat sich ausgeschraubt, ausgedreht. Dúrch-: z. B. [2c]: Sich d., durchwinden. Lohenstein A. 1, 940. Eīn-: schraubend in Etwas befestigen, hineinbringen etc., eig. G. 25, 93 etc.; übrtr.: Seine Gründe .. in gekünstelte Antithesen e. W. 13, 14; IP. Fat. 1, 42 etc. Empōr-: hinauf-sch. Gutzkow R. 4, 297; Platen 4, 189 etc. Er-: z. B. [2d]: Zusammengesetzt, erschroben, verschroben. Immermann M. 4, 246. Hín- etc.: s. [2f; 2e; 2c], ferner z. B.: Etwas (oder Einen) hinan- (Thümmel 6, 133), hinauf- (Engel 7, 204; Haug EpSp. 69; W. 24, 9 etc., s. auf-sch. 2), hinein- (32, 158), herunter- (Immermann M. 1, 5) sch. etc. Lōs- [1; 2c]. Nīēder-: herunter-sch. Rück-: zurück-sch.: Durch Vor- und R. der Muttern. Karmarsch 2, 362. Über-: s. überspannen: Sie überschraubt, sie erschlafft Saiten. IP. 1, XXV; Überschraubte Autoreneitelkeit. Auerbach Dicht. 1, 194; 199; Überschraubtheit und Unnatur. Leb. 1, 148. Um-:
1) schraubend umgestalten, z. B. übrtr.: Dicht. 2, 13 etc.
2) schraubend umdrehn. Ver-:
1) schraubend verschließen: Karmarsch 2, 85; 3, 30; Rückert BE. 98 etc.
2) s. verdrehen, eig. und übrtr.: Es verdrehend, verschiebend und v–d. Fichte 6, 379; Herz, | dessen Einfalt noch kein Wahn verschraubte. Kosegarten Po. 1, 88; Zelter 1, 212 etc.; bes. pass. Partic.: Ihre verschränkten und verschraubten Glieder. L. 6, 233; Möricke N. 94; W. 24, 102 etc., häufiger: An Geist verschroben. Fichte 6, 471; Forster Br. 2, 139; G. 2, 303; W. 35, 96 u. o. Dazu: Unverkünstelte und unverschrobene Menschen. 24, 8 etc.; Die wunderlichen Verschrobenheiten jener Jugend. Gervinus Lit. 5, 679; G. 15, 220; Prutz GschTh. 321 u. v. Vōr-:
1) schraubend vor Etwas befestigen. Karmarsch 2, 83.
2) durch Schrauben nach vorn bewegen. 362 (s. rück-sch.). Zū-: s. auf-sch. 3. Zurück-: s. Ggstz. vor-sch. 2 und rück-sch., auch bildl.: Z. in den Zustand der Vergangenheit. Auerbach SchV. 88; Cham. 3, 102 etc. Zusámmen-: schraubend zusammensetzen. Kohl E. 2, 279 etc.; zusammenpressen, eig. und übrtr. G. 29, 221; W. 11, 16 etc.
~erēī, f.; –en:
das Schrauben (s. d., nam. 2f, auch Ge- schraube): Durch Ernst oder Sch–en. L. 1, 234; Musäus Ph. 4, 241 etc.; Chikanierung . . und Daumen-Sch. Tieck NK. 4, 321.
~ig, a.:
mit Schrauben versehn etc.: Eine zwei-sch–e Zugpresse. Guhl 2, 237.
Anm. Erst nhd. nachweisbar, doch s. altn. scryfa, schrauben; russ. mypyūь (schtschurup) Schraube etc. (s. auch Diez 613). Bei Ältern und mundartl. Schraufe etc.; Geschrau fft Griff. Franck LastK. 3b etc.