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Schnitt
Schnitt, m., –(e)s; –e; –chen, lein; -:
1) das Schneiden, z. B.: Mein Nachbar, im Begriff einen Pudding zu zerschneiden, blieb im Sch. behangen. Zschokke 8, 382 etc., s. die folg. hierhergehörigen oder sich eng anschließenden Anwendungen: 2) (s. 1) das Schneiden (oder Scheren) des Tuchs mit der Schere; das (Be-)Schneiden der Bäume und bes.: der Reben (mit vielen Arten, z. B. Bock-Sch. Bronner 21; 45; Kopf-Sch. Schmarda 1, 10 etc.), nam. das Schneiden mit der Sichel etc. bei der Ernte: Vorbereiten | der zweiten Ernte Sch. Freiligrath SW. 1, 312 etc.
a) = Ernte: Eine erste Ernte von Blättern [der Indigpflanzel. Nach. . 2 Monaten kann ein zweiter .. Sch. vorgenommen werden. Karmarsch 2, 297; Es war kurz vor dem Sch. [Getreide-Ernte]. Kompert Böhm. 55; Zu der Zeit des Sch–s. Schaidenreißer 36b etc.; Getreide-, Hafer-, Heu-, Korn-, Rocken-, Weizen-Sch. etc.
b) übrtr. vgl. Geld schneiden (s. d. 1) —: Einen (guten, prächtigen etc.) oder seinen Sch. (bei Etwas) machen, übermäßig Geld dabei verdienen (frz. faire ses orges). Gotthelf G. 185; U. 2, 105; Langbein 2, 177; W. HB. 1, 53 u. o. 3) das Auseinanderschneiden, z. B.: So wird der Knoten (s. d. 2) wohl sich ohne Sch. entschlingen. W. 11, 231; Fragen .. durch einen kühnen Sch. auflösen. 7, 179 etc., nam. (s. schneiden 1c) von Verwundungen:
a) unabsichtl.: Einem oder sich beim Barbieren einen Sch. in die Backe geben etc.
b) absichtl., aber (vgl.
c) ohne planmäßig durch das Schneiden zu bewirkenden Zweck: Einem einen Sch. versetzen, z. B. im Zorn oder bei einem Messerduell, wie dies nam. bei Matrosen unter dem Namen Sch. üblich ist. c) (vgl. b) insonderheit von chirurg. Operationen: Der Wundarzt macht einen Sch., nimmt den Sch. vor; Lieber einen frischen Sch. durch das Geschwür, als daß es unter sich eitere. Leisewitz Jul. 12 etc.; Bruch-, Stein-, Wurm- etc.; Schwein-Sch. etc., s. Bruch-Schneider etc., s. u.: Zsstzg., nam. auch Kaiser- Sch. 4) (s. 3) in Bezug auf die durch oder wie durch Schneiden entstandnen Vertiefungen; Tische und Bänke in der Schule durch Sch–e ruinieren etc.; Sch–e [Striche und Schraffierungen, im Ggstz. der Punkte] in der Platte des Kupferstechers etc. (vgl. Holz- Sch.); Den Lohn, den sie dem Künstler [Steinschneider] für den Sch. entrichteten. L. 8, 63 (vgl. 5e); Sch–e (oder Furchen) auf dem Acker, in der Handfläche etc. (s. Ein-Sch.). 5) die durch Schneiden gegebne Gestalt, Form etc., z. B.:
a) Facon von Kleidungsstücken (s. Zu-Sch. und b): In Kleidern, gleicher Farbe, gleichen Sch–s. G. 24, 269; 18, 180; Der Sch. der Hauben. Waldau N. 2, 154 etc.; Nach dem neuesten, nach dem vorjährigen Sch. etc. So auch: das papierne Muster (s. d. 4) solches Sch–s, z. B.: Taufkleid. Hierzu der Sch. No. 17. Bazar 9, 97 etc. In beiden Bedd. Zsstzg.: Hauben-, Hemden-, Jacken-, Kleider-, Mäntel-, Taillen-Sch. etc.
b) übrtr. (s. a): Daß die Natur den Stoff wirkt und das System Nichts als der Sch. des Stoffs. G. 32, 48; Ein Lied von neustem Sch. 11, 86; Nach einem andern Sch. ist Gretchen auferzogen. Müllner 5, 136; Die alten Philosophen pflegten sich in den Mantel der Tugend einzuhüllen; nach diesem Sch. haben die neuern Schriftsteller sich allerlei Mäntel verfertigt. Musäus Ph. 3, 179; Hat Alles einen großen Sch. [geht groß her]. Sch. 322b; Kein Bel-Esprit nach damaligem Sch. W. HB. 1, 35 etc.
c) (s. schneiden 1b): Der Sch. (oder Belauf, s. d.) eines Schiffs; Das Schiff hat einen feinen Sch., ist scharf gebaut etc.
d) s. c, in Bezug auf Physiognomie: Eine Nase von feinem, von griech. Sch. etc.; Den Sch. ihres Gesichts. Heine Verm. 1, 18; Das Gesicht, in Sch. und Ausdruck schäfig. Scherr Bl. 1, 228; Edelfein von Gesichts-Sch. 2, 159; Einen katholischen National- und Familien-Sch. G. Stein 2, 188 etc.
e) Steinschleif.: Die Formen, welche man den Edelsteinen zu geben pflegt ..: Der Brillant- Sch., der Treppen-Sch. .., der mugliche [s. d.] Sch. etc.
f) Stempelschn. etc.: Lettern von gleichem Sch. u. ä. m. 6) eine durch Abschneiden erzeugte Fläche, z. B.:
a) Buchbind.: der beschnittne Rand eines Buchs: Den bestvergüldten Sch. Hagedorn 3, 160; Bücher mit Gold-Sch. [vergoldetem] etc.
b) Gärtn.: Ein Reis in den Sch. okulieren etc.
c) Math.: Der Sch. eines Kegels (s. d. 7k) oder Kegel-Sch. 7) ein abgeschnittnes Stück, z. B.: Kein Sch–chen Papier. Pruz E. 3, 284 etc., vgl. Schnitz 1, nam. von Speisen, z.B.: Legte er sich einen neuen Sch. Braten vor. Lewald W. 1, 16; Lauter Sch–chen Fleisch. Schlegel Sh. 8, 160 etc.; Die bekannten Ochsen- Sch–e (beefsteaks) der Engländer. Rumohr Kochk. 37; Der Pfaffen-Sch. an einem Gänsebraten. OLudwig Th. 1, 483, das Leckerste, das Bruststück, vgl.: Pfaffenbißlein. Fischart Garg. 160a etc. Auch von abgeschnittnen Scheiben Brot, Semmel etc., häufiger: Schnitte f. (s. d. und Zsstzg.); Englischer Sch. (s. Sch.-Kuchen) etc. 8) eine Art Hasardspiel, wobei der Bankier durch eine verwendet hineingeschobne Karte das Spiel Karten in 2Theile theilt (schneidet), vgl. 9. 9) (s. 8) die Hälfte des gw. Trinkmaßes: Einen Sch. Meißner Ausbruch. Genast 2, 39 etc. 10) = Aufschneiderei. Adelung.
Zsstzg. z. B. mit Vors., s. die entsprech. von schneiden, und mit Bstw., s. 2; 2a; 3c; 5a; d; e; 6a; 7 etc., außerdem z. B. nach dem schneidenden Werkzeug, z. B.: Messer-Sch.; Abgeschnitten mit einem Scheren-Sch. Gutzkow R. 8, 363; Sichel-Sch. [2]; Feil-Sch–e [4], z. B. in Münzen st. der Rändelung. Belli Frankf. 6, 32 etc.; ferner nach Richtung und Gestalt des Schnitts, z. B.: Den Wellen-, den Kleen-, den Haupt-, den Zahn-, den Stufen- und den Quer- Sch. IP. Siebenk. 3; Man macht einen Ring-Sch. Oken 2, 222 etc.; bei Wundärzten: Kreuz-Sch. Falke Th. 2, 44; Längen-, Quer-, Bogen-, T-Sch–e. 289 etc.; ferner nach dem geschnittnen Obj., z. B.: Bauch- (1, 106); (Harn-) Blasen- (125); Gebärmutter-Sch. 312 etc., vgl.: O tiefer Seelen-Sch.! Günther 1027; Sanders, deutsches Wörterb. II. Baum-Sch. [2]; Bücher-Sch. [6a] etc. Danach und nach den folg. Bsp. leicht zu mehren und zu verstehn: Áb-: 1) [1] (ugw.): Ich danke jenem Naturweisen für diesen kühnen A. der Fabel [daß er die Fabel weggeschnitten]. H. Ph. 4, 320 etc., s. An-Sch. 2) [7]: eig. (s. 3; 4): Daß der Schneider nicht den kleinsten A. in die Hölle warf. Musäus M. 2, 48; A–lein in den Blechfabriken etc., s. Abschnitzel etc. 3) (s. 2) Math.: der von einer (nam. durch eine Kurve) begrenzten Fläche durch eine schneidende Grade oder von einem Körper durch eine schneidende Ebne abgeschnittne Theil (Segment), bes.: Kreis-, Kugel-A. So auch bei Münzen: der den Fuß bildende kleine Kreis-A. etc. 4) ein in sich abgeschloßner, abgegrenzter Theil eines Ganzen und —: das ihn Abgrenzende, z. B.: Etwas zerfällt in mehrere A–e, z. B. in der Musik (s. Lobe 90); im Festungsb. etc.; Die A–e [z. B. Kapitel etc.] eines Buchs; A–e [s. Epochen] in der Weltgeschichte, z. B. Kriegk 1, 3 etc.; Des jetzigen Zeit-A–es ersten Tragiker. Platen 4, 178 etc.; Ich habe [durch den Tod meines Sohns] keinen A., sondern einen Durch-Sch. meines Daseins erlebt. IP. HV. 132 etc.; Durch den A. des Sinns und des Verses. V. Ländl. 4, 564; Cäsur oder [Vers-]A. Wackern. 3, 635¹²; 2, 550³ etc. (vgl. Ein-Sch.). 5) die Stelle, wo Etwas abgeschnitten ist: Das Haupt der Meduse in dem herrlichsten Karneol .. Ein unter dem A. des Halses angebrachtes N. G. 25, 210 etc. 6) (Bauk.) im Fries der toskan. Ordnung vorstehnde Theile, einen abgeschnittnen Balkenkopf vorstellend, s. Sulzer 1, 10. 7) selten = Kontrast, Abstich. Jris 3, 99 (s. abschneiden 2b).
An-:
1) (s. anschneiden 2) Anrechnung, nam. (Bergb.): An- und Ab-Sch. Frisch etc.; Mit der Bergpredigt und dem A. beschäftigt. G. 40, 210 etc.; oft übrtr. Mathesius Sar. 17a; 20b etc.
2) = Auf-Sch. 1. Aūf-:
1) A. (An-Sch.), das beim Anschneiden (s. d. 1) eines Brotlaibs abgeschnittne Stück (Rockenphil. 3, 87) und die Schnittfläche (2, 284).
2) ein Schnitt, wodurch Etwas geöffnet ist, Schlitz, nam. in Orgelpfeifen. 3) s. Schnitz 2. Aūs-:
1) s. ausschneiden 4: Ihre Waaren im A. verkaufen. Börne 4, 196 etc., en détail. 2) das Herausschneiden eines Stücks aus Etwas; die dadurch entstandne Lücke und zuw.: das herausgeschnittne Stück übrtr. auf Ahnliches: Mit ziemlich freiem A. des fliegenden Kleids. Polko NN. 20; Mantel mit rundem Hals-A. Guhl 2, 226 etc.; A., Mauerlücke zur Fensteröffnung etc.; A. des Fußbodens im Zimmer. IP. 22, 54; Der ganze Tag war als ein A. aus dem klaren Mond gehoben. 13, 112 etc.; Kreis-A., (Sektor) ein Theil des Kreises, begrenzt von 2 Halbmessern und dem zwischenliegenden Kreisbogen; Kugel-A., der durch Umdrehung des halben Kreis-A–s um den halbierenden Radius entstehnde Kugeltheil etc. Bóck-:
1) B., Bilgen-, Bilsen-, Bilweiß-, Durch-Sch., ein Strich, auf dem man in Getreidefeldern die Halme in der Mitte wie abgeschnitten findet, wahrsch. von Rehen herrührend, nach dem Volksglauben aber vom Teufel oder ihm verbündeten „Durchschnittlern“, s. Schm. 3, 498 etc.; Panzer Bair. Sag. 1, 241 etc.
2) [2]. Dúrch-:
1) s. Bock-Sch. 1.
2) D., eine Maschine, mittels welcher in Blech Löcher ausgeschnitten oder durchgestoßen werden etc. Karmarsch 1, 561; 793; 2, 337 etc.
3) das Durchschneiden und die Stelle desselben, auch übrtr., s. Ab-Sch. 4. Selten von einem bloßen Hindurchgehn, wodurch keine Trennung der Theile entsteht: Er machte den D. des Gartens. G. 17, 179 (vgl. 5).
4) ein Riß (s. d. 3), eine Zeichnung von Etwas, wie es erscheinen würde, wenn es mitten durchgeschnitten wäre, s. Bau-, Grundriß; Figuren, deren erste den Farbkessel im Quer-Sch., die letztere im Längen- D. darstellt. Karmarsch 1, 743. Ugw. = Profil eines Gesichts, s. L. 5, 314.
5) zuw. = Durchmesser: Von ¹ Elle im D. G. 28, 75; Kant 8, 287.
6) das mittlere Ergebnis, wenn Eins ins Andre gerechnet (s. d. 1e) wird (vgl. Mittel 1c): Im D. [oder durchschnittlich]. G. 29, 359; 37, 174; W. 17, 89 etc. = im D. genommen. 14, 67; 21, 3; 23, 410 etc. Eīn-:
1) [2a] Ernte, Ernte-Ertrag. Kosegarten Rh. 2, 82; Zöllner Reis. 343 etc.
2) ein Schnitt in Etwas und: eine durch (oder wie) durch Einschneiden erzeugte Vertiefung (vgl. Kerbe, Kerb-Sch.): E–e und Zähne in den Blättern etc.; Berg- (Kohl A. 1, 37), Thal- (Gerstäcker Äq. 3, 210) E. Fêhl-. Hólz-: eine in Holz geschnittene Zeichnung und —: der Abdruck davon. G. 21, 102; IP. Lev. 70; Die H–e grobe Nach-Sch–e [Nachbildungen] der Basler [Ausgabel. Zarncke Br. 237a. Kāīser-:
1) (Arzn.) eine Operation, wodurch ein Kind aus der Mutter Leib herausgeschnitten wird. Stilling 4, 43 etc., s. Schnittling 5.
2) (Schneid.) die Längsnaht am Rücken des Rocks, durch deren Aufschnitt er in der Weite ausgelassen wird. Kêgel- [6c]: s. Littrow 569; vgl. Schatten-Sch. Kérb-: Kerbe: Um einen K. heruntergedrängt. G. 29, 268 etc., auch: Kerf-Sch. Schwab V. 1, 351. Nāch-: s. Holz-, Vor-Sch. Quêr-: s. o., auch: Durch-Sch. 4. Sǟgen-: Die Breite des S–s. Karmarsch 3, 22. Schátten-: z.B. der Durchschnitt des kegelförmigen Erdschattens. Littrow 213 etc.; ferner; ausgeschnittner Schattenriß (s. d.). IP. 7, 66. Um-: der Umriß von etwas Umschnittnem: Wo sie den U. der Haare darnach untersuchten. Böttiger Sab. 332. Ver-: z. B. Da diese Stühle weniger V. verursachen. Volksz. 10, 169, nicht so viel dabei zu schneiden ist. Vōr-: z. B.:
1) [2a] das Recht, die Schnitter zum Schneiden des Getreides vor Andern zu verwenden; auch, in Bezug aufs Heuen = Vormahd., Ggstz.: Nach-Sch.
2) Der Göttin V. schneide nun. Droysen A. 1, 93, das erste Stück, das vom Opfer abgeschnitten, der Göttin gebührt etc. Wég-: Der W. des Kopfes. JP. Tit. 16. Zū-: die Art und Weise, wie Etwas zugeschnitten (s. d.) ist, eig. von Kleidern z. B. G. 15, 85 etc. und oft übrtr. [5b]: Ense D. 5, 282; Daß wir auf Frankreich warten müssen, das ist einmal der Z. der neuern Geschichte. T. 6, 398; Sich aus dem einmal angenommenen Z. einer deutschen Reichsstadt hinausträumen. Forster A. 1, 271; Ich machte meinen Z. [Anschlag etc.] ein wenig zu groß. G. 19, 56; 22, 186; Der Z. aller besondern Theile. W. 34, 103; Mit Köpfen von diesem Z. Luc. 3, 200.