Schnabel
Schnābel, m., –s; Schnäbel; Schnäbelchen, ein; -:
1) eig.: der hornartige Vogelmund, zerfallend in Ober- und Unter-Sch., s. das Folg., nam. 3. — 2) bei Älteren auch (nach lat. rostrum) von vorragenden Mundtheilen andrer Thiere, z. B. vom Elephantenrüssel. Th. 27; 41 etc.; vom Mund des Nilpferds. 61; des Delphins. 103; von den Fang- armen des Polypen. 118 etc., — heute gw. nur noch von dem Saugrüssel der Jnsekten, z. B. Sch., Saug- Sch. 5, 1532 ff. — 3) vom menschl. Mund, z. B.:
a) in Bezug auf das zimperlich gezierte Spitzen (s. 4): Wie sie lacht, nicht so platschig zum Ausschütten und nicht so spitzig zum Schnäbelchen-Machen. Barf. 173; Das Mädchen tauchte bloß das Schnäbelchen in den Becher und blickte schüchtern etc. 4, 1468¹⁴ etc. (vgl. h); aber auch ohne solchen Bezug, übrtr. scherzh. (vgl. als Bez. von Pers.: loser Vogel, Zeisig etc., s. Gauch 2; Kauz 2 etc.) oder verächtl. (vgl. Rüssel 1; Schnauze etc.), z. B.:
b) sprichw.: Wie Einem der Sch. gewachsen ist — nach seiner natürl. Weise — z.B. singen H. 235 etc.); diskurieren E. 156); sprechen Kön. 42); Wir sollen bauen, wie uns der Sch. gewachsen ist; jedes Zeitalter hat seine eigene Art. Bl. 1, 421 etc. —
c) in Bezug auf die helle, grün-gelbe Farbe des Sch–s bei jungen Vögeln von jungen unerfahrnen Pers.: Du bist noch zu viel gel um den Sch., daß du alte Schälk fromm solltest machen. Erst im 40sten Jahre fällt dem Schwaben das Gelbe vom Sch. 3, 211 etc. (s. 1894); Der noch etwas grüne Sch. | gab jeder Silbe Ton und Kraft. 166 etc., auch: Wahrheit .., | die gelben Schnäbeln keineswegs behagt. 12, 90 etc., häufiger: Gelb-Sch. (s. d., vgl. Grün-, Klug-, Rapp-Sch., frz. bec jaune, blanc-bec etc.). —
d) Etwas ist für Jemandes Sch. (gerecht). Zelt. 1, 281; 426 etc.; mundet seinem Sch. 4, 79; Worin manch Stutzer gnug | für seinen Sch. fände. 20b, was ihm wohl schmecken, behagen würde, vgl.: Sich nach Schnauz und Sch. richten. 2, 212 etc.; Sch.-Weide, schnabelieren etc., ferner eig., in Bezug auf Trank und Speise: Wetzt lieber den Sch. als den Sabel. 324b; Mit Bier seinen Sch. abwaschen. 3, 760³⁵ etc. —
e) Die Schnäbel weit aufsperren. Luc. 3, 182, wie hungrige Nestlinge; Mit offnen Schnäbeln seine Worte aufhaschen. 24, 65 etc. —
f) Den Sch. halten [schweigen]. Hann. 124; Schmj. 67; Der das Schnäbelchen nicht leicht 5 Minuten still stand. Lind. 2, 198; Ihr gabt ihm Eins auf den gelehrten Sch., daß er still ward. E. 1, 82 etc., vgl.: Dein Schneppebberle. D. 4, 85. —
g) Die Zigeunerin, die ihren Sch. so zum Ohr des Engels rückt [ihr Etwas ins Ohr flüsternd]. 11, 228; Die kurzen Stummelchen im Sch. [Pfeifen im Mund]. Lind. 1, 71 etc. —
h) (vgl.
a) iron. wie Fratze etc. von einem feinen Gesicht: 29, 259; Auch bildet sich der Gauch | auf seinen Sch. | nicht wenig ein. 11, 63 etc. — 4) Bez. sch. -ähnlicher Theile an Etwas, spitzer Hervorragungen etc., z. B.: Sch. der Schreibfeder, die (die Dinte in sich aufnehmende) gespaltne Spitze; Sch. einer Nägel(schmiede)maschine. 2, 735; Sch. an Gefäßen, zum Ausguß (s. d. 3, vgl. Sch.- Tasse etc.). 2, 157; 866, ähnl.: das vorragende Ende einer Dachrinne etc.; Sch. eines Blasebalgs (s. Düse), einer Destillationsblase; Sch. oder Schere (s. d. 3, vgl.: Sch.-Ring) eines Leiterwagens; Sch. [sch.-förmiges Mundstück] mancher Tonwerkzeuge (s. Sch.-Flöte); Sch. der sog. Sch.-Schuhe (s. d.), ähnl.: Flache [Schritt-Schuhe mit langen Schn abeln. 22, 253; Sch. eines Schiffs, z. B. 12, 165; 30, 299; 4, 216; N. 3, 8 etc., nam. bei den Schiffen der Alten, bei den heutigen Galeren etc., s. Galjon und Schiffs-Sch., wie übrh. die Zsstzg., statt deren oft das bloße Grundw. genügt, ferner: Bot.: Kiel (s. d. 4) einer Schmetterlingsblume; Würzelchen des Keims (Ggstz. Feder, s. d. 6). 2, 81 etc.; weidm.: ein gabelförmiges Holz, Hühnerhunden unter der Schnauze angebracht, damit sie nicht zu tief suchen. Br. 286; 1, 110 etc. — 5) ein Fisch, Oxyrhynchos: Schnepel oder Sch. 4, 78 etc. (s. auch Hornhecht), auch Schn äbel.
Anm. Ahd. snabul, mhd. snabel, wohl zunächst wie Schnauze (s. d.) die vorragende, Mund und Nase umfassende Gesichtspartie, s. Fistilier-Sch., scherzh. [3] = Nase. Lustredn. 252; Habichts-Sch. [Habichtsnase]. 9, 48 etc., vgl. schnieben, mhd. snieben, schnauben, mhd. snüben, schnaufen, mhd. snouwen; schnauden. G. 1, 66; 2, 91 etc., mhd. snouden (vgl. Schnodel); schnausen, schnauen. 3, 480; 2, 340; N. 35³ etc., mhd. snâwen, z. B. Einen an- schnauen. Post. 1, 31 etc. = anschnauzen (s. d.), vgl. schnäuzen, ahd. snûzon, mhd. sniuzen. Zunächst zu schnauben, schnaufen gehören schnaufeln, schnuffeln, schnüffeln etc.; schnobern, schnuppern etc.; schnupfen; der Schnupfen etc., so wie zu Schnabel z. B.: schnäbeln, schnabeln (schnabelieren); schnabb-, schnapp-eln, -ern, -en, — ver- allgemeint übrh. von kurzen, schnell zufahrenden Bewegungen, s. 3, 492, auch = straucheln, z. B.: Es schnabet wohl ein Pferd. 681 (mhd. snaben) —, dazu: schnapp!; Schnaps; Schnepper; Schnepfe (ahd. snepho, snepha); schnippen, schnipsen, Schnippe etc., s. nam. 3, 480; 492 ff. — Mz. o. Uml., s. 4: vgl. Gelb-Sch. 2. Soviele Schnabels. 3, 22.
Zsstzg.. mit allen Vogelnamen, z. B.: Elephantenrüssel und Truthahnsschnäbel. Tieck N. 1, 168 etc. — theilw. [4] zur Bez. von Dingen ähnlicher Form, s. u., ferner nam. m. Ew. zur Bez. eines Wesens, zunächst eines Vogels (s. Schnäbler) nach der Beschaffenheit des Sch–s etc., leicht zu mehren nach folg. Bsp.: Ánker- [4]: Spitze der Ankerhand (Anken-Spitze, -Pünte; Papagei-Sch.). — Blēīch- [3h]: Was ist Das für ein B., für ein Milchgesicht? Keller gH. 1, 395. —
Blūt-: Loxia sanguinirostris. —
Brēīt-: Platyrhynchus. —
Díck-: Loxia. —
Dóppel-: z.B. des Doppeladlers im Wappen etc. — Eīsen- [4]: eiserner. JP. 36, 167. —
Enten-:
1) [1]. —
2) [4]: z. B.:
a) Haken am Fuhrmannssattel zum Anhängen der Zügel. —
b) Art Schnabelschuh. —
c) gußeiserner Rahm, worin die Schütze eines Schußgerinnes bewegt wird. —
d) Art Meerscheide, Solen anatinus. —
Gélb-: 1) Name von Vögeln, Aquila pygargus; Ispida etc. —
2) [3c]. 6, 294 ff.; 18, 208 etc.; Die Gelbschnäbel. M. 3, 80 etc.; Mz. uv.: Die jungen G. Sh. 6, 263 etc.; daneben: Geel-Sch., -Schnäbel. E. 72; 328; Rh. 2, 291; FrWerth. 50; Merck 2, 72 etc., dazu: Gelbschnabelei der sancta juventus. Zelt. 6, 99; Der noch gelbschnablichten Jugend. 1, 129 etc. und mit Uml.: H. 1, 1, 331; 13, 248; Luc. 1, 211 etc. — Grínd-: s. Saatkrähe. — Grǖín-:
1) Art Kiebitz etc. —
2) = Gelb-Sch. 2: R. 3, 62; gH. 2, 249; GG. 183 etc., dazu: Die Grünschnäblerei der Führer. 3, 8 etc. — Höcker- [1]: höckriger. Th. 70. — Hōhl-: s. Löffler 2. — Hórn-: Buceros (s. Nashorn 2), z. B. Schopf-H. B. coronatus. — Káppen-: Musophaga. — Kêgel-: kegelförmig. 7, 17, ähnl. Kolben-Sch., ebd. etc., vgl. Kegelschnäbler etc. — Kéllen-: Eurylaemus. — Klūg-: (vgl. Gelb-Sch. 2) Klügling. GG. 89 (Klug-Schnacker, -Scheißer etc.). — Kólben-: s. Kegel-Sch. — Krān- [4]: der obre Balken eines Drehkrans. — Krānich- [4]: 1) Kran- Sch. — 2) Pflanzengatt. Pelargonium, ähnl.: Reiher-Sch. Erodium; Storch-Sch. Geranium etc. — Krēūz-: Loxia curvirostra (s. Grünitz, Kreinitz, Tannenpapagei etc.): Der Waldmann unterscheidet sie nach ihrem Gesang als Kipper, Witzer, Tripper und Sapper. Unt. 2, 2, 105a etc.; Band-K. L. leucoptera etc. Übrtr. auf Pers. der Kirche (s. Kreuz 2b; Pfaff 2f), z. B.: Der K. .., die Kirchbäuerin. Leb. 1, 271 etc. — Krúmm-:
1) Kreuz-; Schabbel-Sch.; Doppelschnepfe etc. —
2) Art Hering, Clupea sima. — Lä́ster- [3]: Lästermaul (s. d.): Du L.! V. 2, 395. — Náckt-: s. Saatkrähe. — Öber- [1]. — Papagēī(en)-:
1) [1]. —
2) [4] s. 1:
a) Art Tulpe. —
b) Art versteinerter Zwiebelmuschel. —
c) der gestreifte Hornfisch etc. —
Pflūg-: 1) Flamingo. — 2) [4] Pflugnase. — Plátt-: P., Plattschnäbler, die Vogelgattung Todus. — Rāben-:
1) [1]. —
2) [4], s. 1:
a) ein Knochen der Schulter. 492 (R.-Fortsatz. 4, 26 etc.). —
b) Art Zange der Wundärzte. —
c) Nahthaken der Kalfatrer. —
d) Art Hufeisen für Pferde mit Stelzfüßen etc. —
e) Art Schnabelgefäß, nam. in Zuckersiedereien. —
f) die knotige Nadelschnecke etc. — (niedrd.) vorlauter Gelb-Sch. 2: Junger R. 3, 739²², vgl.: schnabelschnell. — s. Kranich-Sch. — Name verschiedner Vögel, vgl. Blut-Sch. — Sāūg- [2]. — Recurvirostra, nam. R. avosetta, auch: Stachel-, Über-, Verkehrt-, schwarzweißer Krumm-Sch. — Chionis. — Schíffs- [4]: GR. 2, 114 etc. — Schnécken- [4]: eine Vorragung an der Schnecke (s. d.) einer Taschenuhr (Schneckenschnauze). — s. Storch-Sch. 2e. — Schūh- [4]: Als die Ritter ihre langen Schuhschnäbel abschnitten. 4, 828²³ etc. — Tangara jacapa. — Stángen- [4]: schnabelförmige Vorragung an einer Stange, z. B. beim Perkussionsschloß. 2, 83. — s. Schabbel-Sch. — Xenops. —
Rápp-: Rēīher-: Rōth-: Schábbel-: Schēīden-: Schnépfen-: Sílber-: Stáchel-: Stēīg-: Stórch-: 1) [1]. —
2) [4] z. B.:
a) s. Kranich-Sch. 2. —
b) = Kran. — c) St. . ., um Zeichnungen nach beliebigem Vh. zu vergrößern oder zu verkleinern. 3, 422; 3, 125; 25, 172; Ph. 1, 12 etc., s. Affe 2. — d) Art Zange mit langen spitzen Kneipen. — e) vrsch. Leistenschnecken Murex haustellum (Schöpfer-, Schnepfen-Sch.) etc. — s. Schabbel-Sch. — Unter- [1]. — s. Schabbel-Sch., nam. Rhynchops. — z. B. die Sippschaft der Schnepfen. — mit einem Einschnitt da, wo sich Zwischen- und Oberkiefer verbindet etc.
Über-: Verkêhrt-: Wēīch-: Zāhn-: Work in progress
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