Faksimile 0156 | Seite 978
Faksimile 0156 | Seite 978
schmiegen
Schmīēgen: 1) zumeist refl., doch auch tr.; intr. (haben):
in geschmeidiger Windung drückend biegen und so bewegen, vgl. ducken etc.:
a) ohne abhäng. Verhältnisse: Sich sch. und biegen (s. d. 6). Thümmel 3, 43; 63 etc.; Ich machte mich zu gering, | will mich aber nicht weiter sch. G. 2, 224; [Der Hund] winselte, schmiegte sich. Gutzkow R. 2, 8 etc. und ohne sich (s. d. †) im subst. Jnfin. (s. m.): Dieses Sch. und Biegen. G. 17, 23; Prutz W. 135 etc.; Bürger sind Füchse zum Schleichen und „Schmügen“. Logau 2, 5, 14 etc. und im Partic.: Bleibe doch in Neckarbuchten sch–d. G. 6, 107 etc.; Geschmiegt [geduckt] sind Alle, wie scheue Hund’ um den Löwen. V. Il. 5, 476 etc.
b) mit Dat.: sch–d sich anbequemen etc. (s. f)ꝛ Als sein Vaterland dem türkischen Joche sich wieder sch. mußte. 33, 315; Verwehrt ihr, meinem Willen euch zu sch. Cham. 4, 162; V. Od. 13, 310; Weil er [der jamb. Vers] dem Wechselgespräch sich schmieget. H. 2, 358 etc. Ferner mit abhäng. Präp.:
c) Das Kind schmiegte (den Kopf oder) sich an den Vater. G. 25, 256; Sein Söhnchen, in der Finsternis an ihn geschmiegt, fragte etc. 23, 217; 11, 203; Die Schmeichelei | schmiegt sich vergebens künstlich an dein Ohr. 13, 96; Mieder, das sich an ihre .. Weiche schmiegte. Pfeffel Pr. 10, 148; V. Il. 1, 512 etc.
d) Durch die Teppichwand sich sch. [schlüpfen]. W. 12, 126 etc.
e) Ich schmiegte [drückte etc.] sie in meinen Arm. Spindler J. 1, 243; Ins kühle Gras ein heißes Antlitz sch. Meißner Gd. 35 etc.; Sich in eine Ecke sch.; Die Decke ist so kurz, daß man sich drein „schmigen“ muß. Jes. 28, 20; Er schmiegte sich in keine dieser Lagen. Ense Gal. 2, 117; Die Verhältnisse, die sonst sich freundlich in ein- ander schmiegten. G. 18, 219; JGJacobi 3, 140 etc.; In sich selbst [zusammen etc.] geschmieget. W. 10, 37; 20, 198; 29, 37 etc.
f) Sich nach Jemandes Willen, nach Etwas sch. (und biegen). W. 12, 211; Thümmel 4, 191 etc., s. b; ferner: Wenn der Vogel .. Hals und Schnabel .. nach den Fischlein schmiegte. G. 2, 211, nach den zu verzehrenden hinbog etc.
g) Jch schmiegte [bog] mich quer über die Ecke des Wagens. Thümmel 4, 218.
h) Der Epheu schmiegt die Zweige oder sich um die Ulme; Der .. Strom, der um die Stadt .. die schimmernden Fluthen schmiegt. Grün Ritt.; Schmiegte sich die schlanke Gestalt um ihn. FSchlegel Luc. 130; V. Od. 23, 32 (vgl.: Umher ihm geschmiegt, wehklaget sie. 8, 527); Die .. Arme dicht um ihre Knie geschmiegt. W. 11, 241 etc.
i) Unter ihn [den Schild] schmiegt’ er sich ganz. V. Jl. 13, 408; Lag dann drunter geschmiegt. Od. 14, 354; So schmiegte sie sich unter ihr Schicksal. W. 7, 175; Gutzkow R. 9, 219 etc. k) Sich vor Einem oder Etwas [Dat.] sch., in Anerkennung v. Dessen Macht beugen etc. Schlegel Sh. 7, 186; Shakespeare 6, 248; Weichmann 1, 17 etc.; dagegen rein örtl.: Es schmiegten sich beide [Löwen] | vor den Wagen. G. 1, 279, als Gespann.
1) Sich Einem zur Seite (5, 16), zu seinen Füßen (W. 15, 207) sch. etc.; seltner: Als Land und See zur Sperr geschmieget. Ausw. d. Lied. 18, sich der Kontinentalsperre unterwürsig gebeugt. m) Schmiegung, das Sch., z. B. Forser It. 1, 119; v. Sh. 2, 193 etc.
2) Bauk. etc.: schiefe Winkel mit der Schmiege (s. d.) messen, sie danach bestimmen etc.; Sparren an einander sch. oder an-sch.; Ab-sch., s. ab-tragen, -fasen, -schrägen.
Anm. Mhd. smiegen, mit starker Abwandl., vergl. Impf.: schmog. HSachs G. 1, 89; 186 etc.; Partic.: geschmogen. Ders. (Wackern. 2, 105 ⁰), oft auch a. = klein, schmächtig. Schm. 3, 466; Schwäb. W. 472. In sch. ver- einen sich die Begriffe des Sich-klein-Machens (vergl. ahd. smahi, s. Schmach, Anm.), der geschmeidigen Glätte (s. schmeicheln, vergl. Brem. W. 4, 864; Kant Anthr. 236) und der heiml. Zurückgezogenheit (vgl. gr. μνzóς, s. Wackern. Gl. 485). Dazu vgl. bucken, bücken zu biegen etc. Sie schmuckt sich wie ein Schildkrott unter die Schal. Fischart B. 36b; Luther Post. 1, 65; Ich schmucket mich eng in einander. Schaidenreißer 39b; Stumpf 613a; Schmuck und ducke vor mir! V. Sh. 3, 426; Wackern. 2, 104²³; 121²⁰; Sollt .. euch heimlich schmücken | und still im Nest zusammenrücken. 43¹¹ etc. (s. schmuggeln etc.). Dann auch nach Wackern., tr. in der Bed.: verhüllen, umkleiden (z. B.: Ihre Schande vor dem gemeinen Mann zu decken und schmucken. 3, 112²⁰; Wie das grüne Gras die Erde deckt und schmuckt. 115 ¹⁶; 195²⁴), woraus die schon hier hervorbrechende heute gew. Bed. von schmücken hervorgegangen: schön kleiden, zieren, doch vgl. auch Schm. 3, 465; ahd. smechar, geschmackvoll, elegant, schön.
Zsstzg., nam. zu 1, z. B.: Áb- [2].
Án-:
1) [1c]: Sich a. (Einem od. an Einen, z. B. ihren Ideen. W. 35, 82; an meine Jdeen. 17, 93 u. o.), auch: Ich schmiegte mich an [drückte mich dicht an die Wand]. G. 5, 160 etc. Ohne sich, z. B.: Schmeichl’ es ihm ab durch A. Rückert Mak. 2, 177 etc.; Doch ist sie so a–d. G. 17, 46; Mit sanft a–der Umarmung. Sch. 514b etc.; Sie geht, ihm schmachtend angeschmieget. Nicolai 6, 199; Platen 2, 113 etc. und tr.: Ich lag | mit angeschmiegtem blassem Angesicht | an seiner Brust. Gleim 6, 51 etc.; Den Liedern schickliche Weisen an-zu-sch. G. 32, 142; Ense D. 5, 390; W. 12, 35 etc.; selten: Was .. des Meeres laue Welle | jemals Zärtlichkeit an meinen Busen angeschmiegt. G. 7, 238, was a–d sie in mir von zärtlichen Empfindungen erregt hat.
2) [2].
3) Angeschmogen Silber, s. Anm. und anschmauchen. Āūf-: Sie hing mir am Arm und schmiegte sich .. zu meinem Antlitz auf [empor]. Gutzkow 3, 107; Geßner 1, 218. Dúrch-: Sich d. (hindurch-sch.), schmiegend hindurchwinden. G. 9, 203; 39, 5 etc. Eīn-:
1) hinein-sch.: Mich hielt in Bande der Lust Myrtale eingeschmiegt. V. H. 1, 85; Gd. 4, 17; 36 etc., nam. refl. Arnim 53; V. 3, 28 etc., auch = sich einschmeicheln (insinuieren). Rückert 1, 391 etc.
2) sich (in sich selbst) zusammen-sch., sich einkrümmen: In Demuth eingeschmiegt. Boie (Matthisson A. 8, 131); V. 3, 83; Il. 20, 168 etc. Empōr-: s. auf-sch. Ent-: schmiegend sich entwinden. Hín- etc.: In die blühenden Gräser hingeschmiegt. Fouqué 8, 24; W. 20, 259 etc.; Sich herab- (Mager 2, 160¹⁰), hinab- (V. Il. 5, 254), hinan- (Gutzkow R. 6, 28), herauf- (G. 12, 18), hinauf- (Börne 5, 254), in Etwas hinein- (Forster A. 1, 168; Nicolai 6, 197; V. Il. 19, 25; W. 11, 251 etc.) sch., auch: Wie süß er schläft, wie sanft in sich hineingeschmiegt! ESchulze 3, 258 (s. ein-sch. 2); Sich herum-sch. G. 20, 226 etc. Nāch-: Daß sie sich in allen Krümmungen und Wendungen seiner Laune geschickt ihm nach-zu-sch. .. wußte. Engel 12, 53. Um-: eng anschmiegend umschlingen: Wie sich ein Geist umschmiegt mit goldner Kette. Fouqué Gd. 212; Grün Ritt. 28; Von der Schwester Arm umschmiegt. Kosegarten D. 1, 31 U. V.; Wie eine Goldspang’ eng den Frauenarm umschmiegt | .. so mit den Armen eng umschmiegten sich die Beiden. Rückert Rost. 100a etc. Unter-: Daß er sich einer fremden Natur nicht leicht an-sch., viel schwerer noch ihr unt. konnte. Arndt E. 149; Wie schlank untergeschmiegt dem schwellenden Busen der Leib! FAWolf Lit. An. 2, 504. Vorbēī-: An jedem Hügel schmiegt sie [die Fluth] sich vorbei. G. 12, 234. Zū-: sich an-sch. Ade- lung. Zurück-: Sein Haupt ins abgeworfne Joch (W. 28, 21); sich als Sklaven in die gewohnten Bande (27, 12) z. Zusámmen-: ein-sch. 2: Höfer Hausbl. (56) 1, 127 etc.