Faksimile 0144 | Seite 966
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Schlurf Schlürf schlurfbar Schlurfen
Schlúrf, Schlürf, m., –(e)s; –e; –chen, lein:
Schluck, Nippe 2: Von dem Wein ein Schlürfchen thun. Droysen A. 2, 199.
~bar, a.:
so daß es geschlürft werden kann: Die Eier .. schlurfbar herausgehoben [aus der Asche]. G. 25, 51 etc.
~en (o. Uml. mit * bez.):
1) intr. (haben, sein):
a) schlarfen (s. d.): In fremde Schuhe sch. [sch–d schlüpfen]. Droysen A. 2, 388; Einen sch–den Schritt. Hackländer Hdl. 1, 111; 117; Die ärmlichen Schuhe schlurften auf dem Pflaster. Nam. 1, 25*; Immermann M. 2, 271*; Pantoffeln und kamen geschlurft. Prutz Mus. 1, 63*; E. 1, 59*; Sch–den Tritts. Scherr Sch. 3, 191; Schücking Sph. 155 etc., vgl.: schlorren. Gutzkow Z. 1, 244; R. 1, 310; 8, 58; Auf- und ab- (1, 105), und nieder (Immermann M. 1, 62) schlorren; An- (Gutzkow R. 1, 144), herunter- (7, 254) geschlorrt kommen.
b) (s. a und
2) von ähnl. Tönen: Sangen .. so näselnd, so sch–d. Heine Reis. 4, 35; Ein Bach .., der mit gebrochnen Güssen | sich schlurfend durch den Wald verlor. Witthof (H. R. 9, 349)* etc., s. her-sch. 2. 2) tr. od. o. Obj., intr. (haben): eine Flüssigkeit mit hörbarem Einathmen langsam in sich saugen (s. Bock Diagn. 109, vgl. schliefern. Mathesius Sar. 188; schlufern. Schm.), danach verallgemeint, vgl. saugen, nippen etc.:
a) mit Obj.: Getränke sch.; gierig sch.; in sich sch. etc.; Wenn es [das Lied von der Väter Thaten] .. der Jüngling mit dem Ton der Harfe schlürft [gierig hört]. G. 13, 29; Schlürfte Sorbet und Abendkühle und Musik. Heine Reis. 3, 150; Lasset uns heut | noch sch. die Neige der köstlichen Zeit. Sch. 330a; M. 2, 237; Daß der Mensch, zum Trunk geladen, | .. schlurfe seinen Tod (s. c). Schlegel Span. 2, 138*; Charybdis .. schlurft das dunkle Gewässer. Sie .. schlurfet (s. d) .. dreimal. V. Od. 12, 104*; Dich [Freude] schlurft’ ich, hatt’ ich Wein, im Weine, | dich zog ich auch im Wasser ein. Weiße Lyr. 218; Den Kuß, den er mit heißen Zügen | aus ihren .. Lippen schlürft. W. 11, 157; 193 etc.
b) zuw. mit (Theil-) Genit. statt Obj.: Schlürften ambrosischen Thaus. Kosegarten D. 2, 124; Rh. 3, 42; Po. 2, 362 etc.
c) mit Angabe der Wirkung: Schlürfete | sich satt der gierentbrannte Leu am Königsblut. WHumboldt 3, 60 etc., s. a: Schlegel.
d) ohne Obj.: Doch schlürft es und schlampft es aufs beste. G. 1, 180; Nur im Sch. genieße du Das und koste nicht tiefer. 302; Nur noch sch–d kosten, was er sonst mit vollen Zügen eingesogen. 16, 166; 2, 70 etc.; Wie schlürfte das Leckermaul! Münchhausen 98; Platen 1, 177; Der sch–den Wurzel | zackige Fäserchen tränkt sie. V. Ov. 2, 358 etc.; Wie schlorft das Schwein | und schluckt das Öl der Trauben ein! Lichtwer 55. Zsstzg. meist mehrdeutig zu 1a (vgl. die von Zeitw. der Bewegung, wie gehn etc.) und 2 (vgl. die von trinken etc.), z. B.: Ab-:
1) [1a].
2) [2] Die Krême des Lebens will mit Bewusstsein abgeschlürft sein. Mügge Ad. 111; W. Luc. 4, 45 etc. Án-:
1) [1a] s. anschlurren.
2) [2]. Āūf-: nam. [2]: Jeden Tag mit Gier etwas Neues a. Gutzkow R. 3, 164. Āūs-[2]: Den letzten Tropfen(G. 12, 13), den Jrrthum aus vollen Bechern (17, 263), den bittern Kelch (27, 106), den Gifttrank (Sch. 132a), den Becher der reinen Wollust (W. 7, 72) a. etc.; Den Todesbecher für Jemand ausschlurfen. Göckingk 3, 187“ etc. Be- [2]: Etwas b., davon schlürfen. Dahêr- [1a]: Hartmann Unst. 2, 206. Davón- [1a]: Hackländer Hdl. 2, 23. Eīn- [2]: Die einschl u rfende Zunge. Engel 7, 205*; Ein Lichtstrom, den ich begierigst einschlürfe. Forster Br. 1, 73; Schlürfst aus dumpfem Moos .. | wie eine Kröte Nahrung ein. G. 11, 143; Nicolai 4, 12; Das Meer schien .. gesonnen, | einzuschl urfen den .. Schwarm. Schlegel Span. 2, 19*; Daß . . Charybdis .. einschlürfe die Fluth. V. Ov. 2, 10; Charybdis . ., einschlurfend die salzige Woge. Od. 12, 236* ff.; 431* etc. Einhêr-:
1) [1a]: Spindler J. 1, 131. Ent-:
1) [1a].
2) [2] Blumen .. | e. den Bächen Leben und Duft. Kosegarten Rh. 3, 85. Fórt-: hinweg-sch. Hêr- etc.:
1) [1a] Während er in Pantoffeln .. herschlurfte. Schücking Mark. 1, 194*; Langsam schlurfte das Gefährt über die Straße hin. HSmidt Devr. 272*; Hinaus- (Hackländer Stillfr. 1, 43), herbei- (Prutz E. 2, 371“), hernieder- (Hungari 1, 588), herum- (G. 6, 349 ), hinunter- (Prutz E. 1, 104 ), hinweg- (346*) sch. etc.
2) [1b] Das Wasser .. | sank und schlurft’ hinweg in Wirbeln. Freiligrath H. 232 etc.
3) [2] Etwas hinab- (W. 9, 286), hinein- (26), her- unter- (G. 16, 300; 17, 43), hinunter- (Musäus M. 1, 36) sch. etc. Unter-: hinunter-sch., z. B.: [Ströme,] die .. untergeschlürft sich verlieren. V. Ov. 1, 4. Ver- [2]: schlürfend verschlucken etc.: Die Wellen des allgemeinen Lebens verschlürften meine Sonderseele. Goltz 3, 81; 79; Längst verschlürft im Strudel der Brandung wäre | wohl mein Fahrzeug. Matthisson 220; Salis 125 etc., auch refl. [s. 1h]: Eintönig rollt vom Brunnenrohr | der Wasserstrang, der sich verschlürft. 41 etc. Vorǖber- [1a]: Gartenl. 10, 775a. Wég-: hinweg-sch., z. B. [2]: Möricke N. 33 etc. Zurück-:
1) [1a] Sie schlurfte in den Thurm zurück. Prutz Mus. 3, 377*.
2) [2] War sie noch nicht so klostertoll, | um Das, was ihrem Herz entquoll, | aus Heiligkeit zurück-zu-sch. Thümmel Kil. 11.