Schloss
Schlóss, n., –es; Schlösser (–e, –er); Schlößchen, lein (Schlösselein. G. 1, 156), Mz.:
Schlösserchen, lein; -: (s. schließen und 3, 459):
1) eine mittels eines Schlüssels zu schließende und zu öffnende Vorrichtung (best. Schlüssel-Sch. V. 1, 193), mit sehr versch. Einrichtung, s. 116ff. und Zsstzg.: Hinter Sch. und Riegel (s. d. 1); Mit Schlossen und starken Riegeln. 3, 53²⁶); Etwas unter Sch. und Siegel legen. 7, 58 etc.; Deutsches, französisches 10, 206) Sch.; Das Schloß auf-, zuschließen; Das Sch. an einer Thür, vor einem Kasten etc.; Als die Thür in das Sch. fiel. Ab. 7 etc.; Ein Sch. an oder vor Etwas hängen, legen, vorlegen 11, 213 etc.), übrtr.: Ein Sch. an seinen Mund legen etc. 21, 33; 6, 125b, so daß dieser sich nicht zum Sprechen öffnet. —
2) (s. 1) auch eine Vorrichtung, wodurch Etwas ohne Schlüssel verschlossen wird oder ist, z. B.: durch einschnappende, zuknipsende Federn (best. Knipp- Sch.), durch eingreifende Haken, Gewinde etc.: Sch. an Bügeltaschen, Brieftaschen, Portemonnaies, Arm-, Halsbändern, Gürteln etc.; Das Sch. zu-, aufdrücken etc.; Sch. an Büchern, s. Klausur 2 etc.; Die Thür [des Kutschwagens] ins Sch. zu werfen. 3, 20 etc., ferner z. B.: Bauk. = Schlußstein (s. d.); Bergb. = Schacht-Sch. (s. d.); Böttch.: die ineinandergreifenden Kerben der Enden eines Reifens etc.; Buchdr.: Sch. der Presse, Spindel und Tiegel verbindend, s. 1, 400; Gieß.: die das Verschieben durch Ineinandergreifen hindernden Hervorragungen und Vertiefungen in den Bestandstücken der Form, s. 2, 105 etc.; Orgelb.: Sch., Schlüssel, bewegl. Kästchen an einem Draht zum Verschluß der Pfeifenmündung etc.; Ziegelbr.: die das Gewölbe über dem Feuerloch des Brennofens schließende Reihe Mauersteine etc.; ferner (dichter.): Bienen, die ihr knetet | der Heimlichkeiten Sch. Cymb. 3, 2, Wachs zum Verschluß (Siegeln) der Briefe etc. (s. 3—5). —
3) (s. 2) schließende Theile des thierischen (und menschl.) Körpers, z. B.:
a) die scharnier- artige Verbindung der Schalen einer Muschel (s. d. 1). Gsch. 377; 5, 263 etc., untersch. nach der Lge als End-, Längs-, Mittel-, Seiten-Sch. —
b) bildl. (bibl.): Erschrecken dich deine Gedanken nicht, daß die Schlosse| an deinen Lenden aufgehen? 4, 539²²), vgl.: Die Bande seiner Hüfte lösten sich. 5, 6). —
c) (s. Sch.-Bein) die Beckenhöhle und dort befindl. Theile, s.: Sch.: das Becken, wodurch der Mastdarm geht. Br. 286; Sch. = Colon [Grimmdarm]; = Beckenhöhle; = Tasche oder Wurf [weibliche Scham] bei Thieren. Th. 2, 284; Die Blase liegt zw. dem Aftern und dem Schlößlein. 359a etc., vgl.: Sch., best. Jungfern-Sch. = Jungfernhaut (s. d.) und (wortspielend, s. 6a): Heut Nacht [in der Brautnacht] wird ein Schlößlein gefährdet sein. 376 etc. —
d) Pferd.: das Ende der Nase. (?). —
4) Schiff. (s. 2): Sch. (niedrd. Schlot), Schlüssel eines Bonnetts (s. d.), die durch einen Kettenstich die ganze Anreihung des Bonnetts befestigende letzte Kettenbucht. —
5) (s. 2) an Feuergewehren die mittels einer Feder bewegliche zum Abfeuern dienende Vorrichtung: Wie ein deutsches Sch. aufzuziehen. 17, 167, best. Feuer-, Gewehr-Sch. etc., s. Zsstzg. — 6):
a) umschloßnes und befestigtes Gebäu, Burg (s. d.): Mauren und Schlo sser. 245. —
b) dann auch, und so zumeist heute: Gebäude als Sitz und Wohnung von Fürsten, hohen Herren (s. Palast und Zsstzgn). —
c) zuw. auch (s. Dorf 2): Es sah das Sch. nicht ohne Schauer | ihn plötzlich in der tiefsten Trauer. 128, die Bewohnerschaft etc. —
d) Sprchw.: Schlösser (vgl. Haus 1) bauen (s. d. 5) auf Einen 4, 275; 1, 469 etc.), auf Etwas Sch. 241) etc.; Schlösser auf die Wellen 12, 186), gw.: in die Luft (s. d. 1c) oderLuft schlösser bauen, ähnlich auch: Spanische Schlösser E. 379; L. 410; Pr. 8, 139; Sag. 1, 139), vgl.: Ich .. besaß auch in Spanien manch luftiges Sch., | ich die Revenuen genoß. Rom. 124 etc.; Baun Tag und Nacht viel böhmische Schlösser | ins Blaue hinein. 11, 54 etc. —
e) übrtr. (s. a): Der Name des Herrn ist ein festes Sch.; der Gerechte läuft dahin und wird beschirmet. 18, 10; Dem Tod diesen ungebahnten Weg in das Sch. des Lebens zu bahnen. 113aetc.
Zsstzg. leicht zu verstehn und zu mehren (s. Spate), nam. zu 1; 2; 5, nach Dem, woran sich das Sch. befindet; ferner zu 6a vgl. die von Burg, Feste, zu 6b die von Palast etc., z. B.: Árm- [2]: G. 16, 23o, Schloß des Armbands, ähnlich: Hals(band)-Sch., Gürtel-Sch. etc. — Bérg- [6a]: Sch. 787b; W. 29, 133 etc., s. Felsen- Sch. —
Bólzen-: Vorlege-Sch. mit einem Bolzen st. Riegel (Stoß-Sch.). — Brāmah-[1]: Art Sicherheits-Sch., nach dem Erfinder, ähnl.: Chubb-Sch. (spr. Tschöbb). — Büchsen- [5]. —Būchstaben- [1]: Ring-, Mal- oder B. Karmarsch 3, 118, s. Kombinations-Sch. — Dēīch- [2]: Qualmdeich (s. d.) als Verschluß eines Deichbruchs etc. — End- [3a] etc. — Erb- [6a; b]: Stamm-Sch., -Sitz, z. B. übrtr.: Das E. höchster Lust [Himmel]. Gryphius 1, 98. — Fáll- [1]: das durch Zufallen (auch ohne Schlüssel) sich schließt. — Fēē(e)n- [6b]: Wir waren wie aus einem F. auf die platte Erde versetzt. G. 17, 160; Sch. 207a etc., ähnl.: Wunder-, Zauber-Sch. — Félsen- [6a]: Platen 1, 216 etc. — Fēūer-, Flínten- [5]. — Ge- (vralt.):
1) [1]: EfA. 1, 285; 88a etc. —
2) [6]: 27b; EfA. 1, 311; V. 462. — Grénz- [6a]: 364a. — Gríff- [5]: größtentheils im Kolbengriff liegend. — Gürtel- [2]: s. Arm-Sch. — Hänge- [5]: das angehängt wird (Vorlege-Sch.). — Hérz-: Art Brautgürtel. 28, 31. — Hóchzeit- [6b]: Es flimmern die Lampen im H. 330b. — Jāgd- [6b]: Nobl. 2, 244. — Júngfern- [3c]. — Kássen- [1]. — Kásten- [1]:
1) zum Verschluß eines Kastens. — 2) dessen Theile in einem Blechkasten liegen. — Kérker- [1]: Das K. | klirrt. 1, 22. — Kétten-: z. B.:
1) [1] die Kette eines Gefangnen verschließend etc. —
2) [2] Verschluß einer Arm-, Halskette etc. —
3) [5] Feuer-Sch. mit Kette, ähnl. Walzen-Sch. etc. — Knípp- [2]. — Kóffer- [1]. — Kombinatiōns- [1]: Kombinationsschlösser, welche eine Anzahl verschiebbarer oder sonst beweglicher Theile enthalten, die erst ganz genau in eine voraus bestimmte, veränderte Stellung gebracht werden müssen, damit der Riegel sich bewegen lässt. Diese Zurechtstellung .. geschieht bei den Buchstaben- schlössern durch Drehen von Ringen oder Scheiben etc. 3, 118. — Kóppel- [2]: K., Kuppel-Sch., die Metallplatte an der Hirschfängerkuppel. Br. 286. — Kúnst- [1]: künstlich eingerichtetes. GR. 2, 207. — Lāden- [1]. — Lánd-:
1) [6a] vgl. Landhaus. — 2) (Schiff.) ein von Bergen umschloßner und vor Winden geschützter Hafen (Landslot). — Lä́ngs- [3a]. — Lúft- [6d]: Die Kinder der Hoffnung, die Luftschlösser betrogener Väter. 210a. — Lúnten- [5]: Setzte an die Stelle des bis dahin üblichen L–es das deutsche Rad-Sch. für das kleine Gewehr. 3, 315 etc. — Lúst- [6b]: Gal. 4, 7 etc. — Māl-: s. Buchstaben- Sch. — Mittel- [3a]. — Mórd- [6b]: Schloß als Schauplatz des Mordes. Bl. 2, 85, s. Raub- Sch. — Perkussiōns- [5]: s. Perkussion. — Pistōlen- [5]. — Rād- [5]: s. Lunten-Sch. — Rāūb- [6a]: Schloß eines Raubritters etc., s. Mord-Sch. — Rīēsen- [6b]:
1) von Riesen bewohntes. — 2) riesiges. Bl. 1, 221. — Ríng-: s. Buchstaben-Sch. — Schácht- [2]: (Bergb.) ein Schachtkranz, der durch Eingreifen der vorspringenden Köpfe ins Gestein vor dem Niedersinken bewahrt ist. — Schīēbladen- [1]: Sch. oder Schrank-Sch. 3, 123. — Schlüssel- [1]. — Schrāūben- [1]: Art Vorlege-Sch. mit einem schraubenmutterähnl. Schlüssel. — Sēīten- [3a]. — Sícherheits- [1]: besondre Sicherheit gewährend. 3, 116. — Stámm- [6a; b]: (s. Erb-Sch.) W. 1, 3. — Stéch- [5]: Die Büchse hat das St., die Flinte und Pistole den Abzug [s. d. und Stecher]. 3, 352. — Stēīn- [5]: Da die Steinschlösser .. durch die Perkussionsschlösser verdrängt sind. 2, 81, s. Flintenstein. — Stōß-: Bolzen-Sch. — Thǘr- [1]. — Ver-: ein verschloßner, durch Verschließung verwahrter Raum und: die Verschließung, s. Verschluß (eig. u. übrtr.: Die Biene | verachtet ihr dumpfes V. 4, 103; Gesperrt .. in ein gediegnes V. Ov. 1, 198; 243; 2, 60; Starker Pforten V. H. 1, 199 etc.; Unter der Erde | in einem Fels-V. Morg. 1, 58; Im Speer-V. [„In der Speere Verschließ“. Od. 1, 127; Aus dem Weīn-V. H. 1, 232; Winter-V. Gd. 4, 68. — Vōrlege- [1]: Hänge-Sch. — Wáld- [6b]: M. 1, 3. — Wálzen-: s. Ketten-Sch. 3. — Wúnder-, Zāūber-: s. Feen-Sch. etc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.