Faksimile 0131 | Seite 954
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Schlenke schlenkeln Schlenker ~rig ~erig schlenken schlenkern
Schlénk~e, f.; –n:
(mundartl.)
1) Pflanzenname, Leontodon taraxacum, Kettenblume. Hebel 8, 70 (deren Stiele die Kinder zu Ketten „schlingen“). 2) Wasserrinne. Jahn M. 125.
~eln, intr., tr.:
schlenkern (s. d.): „Schlänkelte“ auf dem Stuhle sitzend mit den zierlichen Beinen. Gutzkow Z. 1, 189, s. Schm. 3, 453; Schlenkel, Schlankel, Schlankerl (Scherr Nem. 1, 210) = Schlingel etc.; schlankelhaft (Hackländer Tag. 1, 192; 2, 164), ohne gesetztes Wesen, sich in Bewegung und Benehmen gern gehn lassend etc.
~er: 1) f.; –n:
(veralt.) Schleuder. Eppendorf37; Ryf Th. 205 etc.; „Schling(en)“. Schm.
2) n., –s; 0: in Zsstzg.: Ge-: das Schlenkern, Geschlotter: Wen dauert dein G. [o Pferd,] | wenn dir der Muskel dorrt? Beck Arm. 91 etc.
~(e)rig~(e)rig, a.:
schlenkelnd, schlotterig: Der Pulcinell ist ein sch–er Kerl. Waldau N. 1, 59.
~en, tr., intr.:
schlenkern (s. d.): Auf! schlenkt das Bein! [tanzend] Droysen A. 3, 390 etc.
~ern, tr., intr. (haben):
Etwas oder sich in heftigem Wurf (schnellend, schleudernd) bewegen:
1) tr. mit Angabe der Ortsverändrung (des Woher, Wohin etc.): Er schlenkerte [,,schleuderte“ Eß] das Thier ins Feuer. Ap. 28, 5; Die Stiefeln von den Füßen (Auerbach D. 1, 203), Etwas in einen Winkel (Freiligrath 2, 161), auf die Schulter (Spindler V. 2, 312), die Faust drohend vorwärts in die Luft (Immermann M. 3, 294), die Finger durch die Luft (ügge NLeb. 1, 92) sch. etc.
2) (s. 1) ohne Orts- angabe:
a) tr.: Die Füße [tanzend] sch. Auerbach D. 13; Schücking HdZ. 1, 65 etc.; Die Arme (unruhig) sch. Ruppius GG. 28; Tieck NKr. 4, 79 etc.; [Wenn sich ein Schiff] durch der wilden Wellen Macht | .. würde sch. lassen müssen. Brockes 2, 59; Sie hängt sich an die Brückenbänder | und schlenkert ob des Stromes Fluth | den Leib. .. Wilder schlenkert sich das Kind. Reithard 330; 364 etc.
b) mit ,,mit“ statt Obj.: Mit den Armen (G. 23, 53; Ruppius GG. 29 etc.), Fingern (Riemer G. 1, 415), mit dem Sack (Alexis H. 1, 1, 120) sch. etc.
3) intr.: sich schleudernd, schlotternd etc. bewegen: Die Arme schlenkerten, die Augen wackelten. Tieck N. 4, 25; G. 14, 159 etc.; Das heftige Sch. des Schiffes. Jversen 147a; Scherr Bl. 2, 350 etc., gw.: schlingern. Bobrik etc.; Die Masten schlingerten hin und her. Gartenl. 10, 436b etc. Auch mit persönl. Subj. fast = schlendern (s. d., mit haben oder sein), nam. in Zsstzg. Leicht zu mehrende und zu verstehnde Zsstzgn: Sie tanzte . ., als wollte sie die Beine sich aussch. [1; ausrenken etc.]. Arnim 61; Da schlenkerte ein vergnügt grinsender Feldlümmel daher [3]. Keller gH. 4, 416; Wenn wir erst möglich geworden sind, dann sch. und schwenkeln wir uns schon wieder die paar Jahre durch. Volksz. 10, 210, bringen uns sch–d und schwankend durch; Er schlenkerte neben seiner Gattin her [3]. Gutzkow R. 1, 330; Der Bediente schlenkert sanft hin und her. Hackländer Skl. 1, 7; Reithard 336 etc.; Den Säbel (Gerstäcker Mon. 1, 22), den Kolben (Gerhard W. 1, 281) hin- und hersch. [1]; Das Hintertheil (W. Luc. 6, 24), mit den Füßen (Hackländer Nam. 1, 294) hin- und her-sch. [2]; Ein Rattenschwanz schlenkert .. heraus [3]. Hammer RH. 319; Die Gänse .. schlenkerten ihn [den Lehm] mit den Füßen behend in die Mulden hinein [1]. Droysen A. 1, 369; Tagediebe, die in Wäldern herum-sch. [3]. Dorow 1, 91; Lasset das Schurzfell durch die Löwenhaut hervor-sch. [3]. Gryphius Sq. 4 etc.; Wenn nicht die alten Hemmketten Alles um schlenkerten [3; sch–d umgäben]. Volksz. 7, 294; Ich schlenkere umher [3]. Börne Par. 1, 240 etc.; Er schlenkerte die müden Glieder dem Stalle zu [1]. Gutzkow R. 1, 150 = Er schlenkerte dem Stall zu [3] etc.
Anm. Schwzr. etc. schlenggen (Gotthelf G. 372), faktit. zu schlingen (s. d.). Stalder etc., vgl.: Wenn ein, feuriger Drache sich durch den Schornstein .. hinunter schlengerte. Stilling 2, 11.