Faksimile 0131 | Seite 954
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Schlender schlendern Schlendrian
Schlénd~er, m., –s; uv.:
1) die in denkträger Gemächlichkeitsliebe immer unverändert fortgeführte alte Weise (Schlendrian): Mit dem ersten Ausdruck zufrieden, den herkömmlicher Sch. ihm zuwirft. Kolbe Bel. 38; 42; W. 11, 54 etc.
2) Art schleppenden Frauenkleids (Adrienne). Gotter 1, 40; Langbein 1, 167; Spindler V. 2, 34 etc.; Zachariä Hint. 63 etc.; Schlen ter. 68; V. 2, 13; 187 (s. Schlumper 1).
~ern, intr. (haben, sein, s. flattern, Anm. etc.):
lässig und gemächlich sich einherbewegen, eig. und übertr.: Den Weg sch–d und mit Behaglichkeit zurücklegen. G. 15, 66; In ein unbestimmtes Sch. gerathen. 16, 166; Das schlendert wie die Schnecken! Sch. 520b; Sch. wir | ein wenig in den Garten. V. 3, 94 etc.; auch: Seinen Weg (4, 33) oder seines Weges (Th. 8, 71) sch.; Wir schlenderten .. mannigfalt’gen Gang. G. 31, 178; Schlendert nicht ein solches Leben | gar artig und gemächlich seinen Gang? B. 20a etc. und zuw. refl. mit Angabe des Erfolgs: Sich müde sch.; Nicht darin lin Staatsämtern] .. schlendre man sich feist! V. 3, 191 etc. Zsstzg. wie bei allen Zeitw. der Bewegung, z. B.: Wir schlenderten eine hübsche Partie ab. Seume Sp. 421; In dem Cypressengang mit ihr auf- und ab-zu-sch. W. 23, 55; Den Weg gleichgültig daher-sch. L. 10, 131; Wie unvermerkt doch schlendert | die liebe Zeit dahin! V. 3, 189; Weise, die ohne Anmaßung .. ihr Leben durch-sch. Thümmel 2, 14; Mit wie schlottrigen Socken am Fuß er die Bühne durchschlendert. V. H. 2, 323; W. 19, 207 etc.; Einher-sch. 21, 193; Ihren Weg (L. 8, 318) oder: auf ihren alten Wegen (G. Br. 265b) fort-sch.; Her-sch. G. 19, 39 etc.; In einem halbthätigen Müßiggang hin-sch. 15, 102; 16, 260 etc.; Im Thal hinab-sch. 19, 45; Herangeschlendert kommen. W. 34, 256; Ich schlenderte so das Thal herauf. G. 34, 237; Schlenderte zur Hausthüre heraus. 16, 154; Hinaus-sch. Kohl Pet. 1, 126; Schlugen einen Seitenweg ein, um die Theaterstunde herbei-zu-sch. König Jer. 1, 362; Durch die Welt sorglos hindurch-zu-sch. W. 5, 247; Herum-sch. 9, 9 etc.; Wir sch., wo Natur | vorangeht, mit. 10, 91; Ich schlentre mit. Hagedorn 1, 90; Da er, noch ein Knabe, den Mädels so nachschlenderte. Sch. 104a; Thümmel 3, 32 etc.; Umher-sch. Burmeister gB. 2, 227 etc.; Die schöne Zeit, sie ist verschlendert. Heine Rom. 125; B. 70 etc.; Schlenderte man keinen Lustort vorbei, ohne etc. G. 21, 216; So schlenderte dann der Tag vorbei. W. 10, 169; Vorüber- sch. 11, 36; So schlendert’ er in Geistes Ruh | mit ihnen einem Städtchen zu. G. 2, 225; Gutzkow R. 8, 30; Zurück-sch. etc.
~riān, m., –(e)s; –e, –s:
= Schlender 1 (s. Grobian, Anm.): Ich war in einen handwerksmäßigen Sch. gerathen. G. 16, 314; Ging es leider nur immer nach dem alten Sch. fort. 17, 213; 19, 20; 20, 174 etc.; Den alten Schul-Sch. Musäus Ph. 1, 72 etc.; Bei ihrem Schlentrian, bei ihrem Bocksbeutel bleiben. Schuppius (Wackern. 3, 734¹¹); „Schlenterjan.“ Dieses ist ein gewisser enger und unebener Weg, worin .. ein Esel in des andern Fußtapfen treten muß etc. Wernicke R. 84. Dazu: Stets wird dabei .. geschlendriant. Gartenl. 9, 263b etc.; Stationär und schlendrianisch. G. 33, 126; Zelt. 1, 265 etc.; Daß Alles in Trägheit und Schlendrianismus versinkt. Diesterweg Jahrb. 1, 69 etc.
Anm. S. Brem. W. 4, 820 ff.; Schm. 3, 450 und mhd. z. B.: ich lendere hin mit gemache. Renner 6017 etc., vgl. schlenkern; schlenzen u. schwzr. schlenggen. Stalder; Den „Schlenttrianum“ treiben. Brant N. 110a ¹⁶³, Kunstgriff (als der oft angewandte?).